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Besondere Bedeutung in „Poor Things“: Darum ist der Filmanfang schwarz-weiß

Besondere Bedeutung in „Poor Things“: Darum ist der Filmanfang schwarz-weiß
© MAGO / ZUMA Press

„Poor Things“ sticht unter anderem durch seine Farbpracht hervor. Warum der Filmanfang schwarz-weiß ist und was der Übergang zu Farbe bedeutet, erklären wir hier.

Ab sofort könnt ihr mit „Poor Things“ das neueste Meisterwerk von Filmemacher Yorgos Lanthimos („The Favourite“) auch im Stream sehen. Der Film über die frankensteinartige Wiederbelebung der jungen Bella Baxter (Emma Stone), der auf dem Roman von Alasdair Gray basiert, geht zu Recht als vierfacher Sieger bei den Oscars 2024 hervor. Unter seine visuelle Vielfalt verleiht dem Film eine ganze besondere Wirkung und macht „Poor Things“ zu einem großartigen Kinohighlight.

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Nach Sichtung des Films oder einem ersten Einblick durch den Trailer wundern sich vielleicht einige über die Schwarz-Weiß-Szenen, die sich nicht nur über den Trailer, sondern den gesamten Filmanfang von „Poor Things“ erstrecken. Dabei handelt es sich nicht nur um ein stilistisches Mittel, hinter dem Übergang von Schwarz-Weiß zu Farbe verbirgt sich eine besondere Bedeutung. Allerdings sorgten die Schwarz-Weiß-Szenen auch für Probleme am Set.

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Warum der Anfang von „Poor Things“ schwarz-weiß ist und der Übergang zur plötzlichen Farbvielfalt eine besondere Rolle für die Geschichte spielt, obwohl der Film eigentlich gar nicht in schwarz-weiß gedreht werden sollte, erklären wir euch hier. Das geht natürlich nicht ohne ein paar leichte Spoiler zum grundlegenden Handlungsverlauf.

Falls ihr noch nicht reingeschaut habt, könnt ihr direkt hier den Trailer zu „Poor Things“ sehen:

Warum ist der Anfang von „Poor Things“ schwarz-weiß?

Yorgos Lanthimos‘ neuestes Meisterwerk ist sicherlich einer der farbenfrohesten Kinofilme der letzten Jahre und stellt an vielen Stellen gar das quietsch-pinke „Barbie“ in den Schatten. Trotz der leuchtenden Farbpalette an den verschiedenen Orten auf Bella Baxters (Emma Stone) Weltreise, beginnt „Poor Things“ gänzlich farblos. Rund die ersten 30 Minuten des Film sind in Schwarz-Weiß gedreht. Der Übergang zu Farbe versinnbildlicht Bellas Entdeckung der Welt und ihre persönliche Entwicklung und Selbstfindung auf dem Weg.

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„Poor Things“ beginnt in Godwin Baxters (Willem Dafoes) Haus in London, wobei die Schwarz-Weiß-Gestaltung Bellas anfänglich kindliche und begrenzte Perspektive kurz nach ihrer Wiederbelebung verdeutlichen soll. Im Laufe ihrer Entwicklung wächst ihr Durst nach Wissen und Erfahrungen in der Welt, was sie schließlich dazu bringt, mit Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) durchzubrennen. Der Film wechselt von Schwarz-Weiß zu Farbe, als Bella ihre vertraute Umgebung verlässt und von Lissabon aus die Welt zu entdecken beginnt.

Diese Bedeutung steckt hinter der Farbgebung von „Poor Things“

Dieser Übergang wirkt auf der Leinwand fast wie eine Art Zaubertrick, der auf unerklärliche Weise fasziniert und noch aufmerksamer zusehen lässt. Gleichzeitig spielt die Farbgestaltung eine besondere Rolle, um die Entwicklung der Geschichte und deren Botschaft zu vermitteln. Anfangs befindet Bella sich in ihrem Londoner Haus, einem skurrilen und seltsamen Ort voller unpassender Dekoration und Seltsamkeiten wie Godwins behelfsmäßigen Vorrichtungen und unkonventionellen Haustieren. Bald jedoch wagt sie sich in die reale Welt und reist von Lissabon nach Alexandria und schließlich Paris. Mit Bellas Augen erscheinen diese Orte zunächst als schillernde und farbenfrohe neue Welten, bevor sie sich langsam in eine düstere und dunkle Umgebung verwandeln, wenn die harte Realität der realen Welt Einzug hält.

„Poor Things“ wechselt quasi von Schwarz-Weiß zu Farbe, als Bellas Verständnis der Welt tiefer wird. So wie Bella sich verändert, so verändert sich auch das Design des Films. Das Aussehen ganzer Städte passt sich ihrem wachsenden Bewusstsein an (via Vogue). Metaphorisch gesehen sind die Dinge für Bella fortan nicht mehr nur schwarz und weiß und sie erkennt, dass das Leben vielfältig und facettenreich ist. Jede Umgebung spiegelt wider, wo Bella sich auf ihrer emanzipatorischen Reise befindet und wie sie im Laufe der Zeit die Sicht auf ihre Umwelt und sich selbst verändert.

Das „Poor Things“-Set war eigentlich auf Farbe ausgelegt

Inszenatorisch wirkt es einleuchtend, diesen Stilbruch zur Verbildlichung von Bellas Entwicklung zu nutzen. Angesichts der fantasievollen Kulissen stellt sich trotzdem die Frage, ob „Poor Things“ seine Wirkung von Anfang an mit der vollen Farbpalette nicht besser hätte entfalten können. Zumindest den Set-Designer*innen waren von Yorgos Lanthimos‘ Entscheidung, den ersten Teil des Films in Schwarz-Weiß zu drehen, ziemlich überrascht, wie James Price und Shona Heath, die für das Szenenbild von „Poor Things“ verantwortlich waren, im Interview mit ScreenRant verrieten.

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Laut den Set-Designer*innen habe das Team erst neun Tage vor Drehbeginn von Lanthimos‘ Plänen in Bezug auf die ausführlichen Schwarz-Weiß-Szenen erfahren. Ursprünglich seien sie davon ausgegangen, dass lediglich einzelne (Flashback-)Sequenzen schwarz-weiß gefilmt werden würden. Im oben erwähnten Interview mit ScreenRant erklärte Shona Heath auch, dass einige besondere Details in Schwarz-Weiß nicht richtig zur Geltung kamen, weil die Sets eigentlich für Farbe konzipiert waren, größere Änderungen aber durch die kurzfristige Planänderungen nicht möglich waren.

„Zu diesem Zeitpunkt konnten wir nichts dagegen tun. Wir konnten es nicht durch etwas ersetzen, das in Schwarz-Weiß besser funktioniert. […] Wir haben einige der sehr schönen Details […] mit wirklich erstaunlichen Färbungen und Schattierungen verloren.“

James Price fügt in diesem Zusammenhang jedoch hinzu, dass die Kulissen grundlegend auch in Schwarz-Weiß gut funktionierte, mit einer besonderen Ausnahme:

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„Ich glaube, wir hätten nur bei Bellas Schlafzimmer eine andere Wahl getroffen, wenn wir das gewusst hätten. Und die gefärbten Vorhänge, über deren Verlust sich Shona [Heath] so ärgert, waren in Bellas Zimmer, und sie sahen wirklich unglaublich toll aus.“

Wäre „Poor Things“ komplett in Farbe also vielleicht noch besser geworden? Im Vergleich zu den in Schwarz-Weiß gezeigten Ausschnitten am Anfang von „Poor Things“ sehen die Setfotos von Godwins Haus tatsächlich deutlich farbenfroher aus, als man sie sich anhand des Ausgangsmaterials vielleicht vorstellen kann. Neben großartigen schauspielerischen Leistungen von Emma Stone, Willem Dafoe und Mark Ruffalo brilliert „Poor Things“ auch durch seine fabelhaften, visuell überwältigenden Szenenbilder und Kostüme, durch die man regelrecht in den Film eingesogen wird und die ihre volle Pracht wohl erst in Farbe entfalten können. In Schwarz-Weiß wirkt die eigene Perspektive quasi ebenso eingeschränkt wie die der infantilen Bella Baxter, aber vielleicht ist das auch schlicht Teil des unbestreitbaren Reizes, den Yorgos Lanthimos‘ faszinierendes Filmwerk ausübt.

„Poor Things“ ist eines der größten Kino-Highlights 2024. Wie gut kennt ihr euch mit den anderen neuen Filmen des Jahres aus? Testet euer Kinowissen im Quiz:

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