„Poor Things“ brillierte zu Recht bei den Oscars. Zwar lohnt sich ein Kinobesuch allemal, ab sofort könnt ihr euch von dem Film allerdings auch im Heimkino im Stream unterhalten lassen.
Als „Poor Things“ im vergangenen September seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierte, rechneten einige Filmkritiker*innen bereits damit, dass das Werk von Yorgos Lanthimos in der Preisverleihungssaison ein großer Erfolg werden würde. Und wie sich dies nun bewahrheitete: Nach zahlreichen anderen Auszeichnungen, unter anderem bei den Golden Globes und den British Academy Awards (BAFTA), durfte sich das Sci-Fi-Meisterwerk über vier Oscar-Auszeichnungen bei insgesamt elf Nominierungen freuen. Neben Erfolgen in den Kategorien Bestes Kostümdesign, Bestes Make-up und Frisuren sowie Bestes Produktionsdesign siegte „Poor Things“ zudem in einer der großen vier Kategorien: Der Oscar für die Beste Schauspielerin ging an Emma Stone – wohlverdientermaßen. Welche Filme außerdem bei den Oscars absahnten, verrät euch dieses Video:
„Poor Things“ handelt von Bella Baxter (Emma Stone), einer jungen Frau, die von dem unorthodoxen Wissenschaftler Godwin „God“ Baxter (Willem Dafoe) wieder zum Leben erweckt wird. Als der aufdringliche Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) auftaucht, wird die neugierige Bella aus ihrem gewohnten Umfeld in London herausgerissen und begibt sich mit Duncan auf eine abenteuerlichen Reise durch die Kontinente. Dabei stellt sie fest, dass sie keine Kenntnis vom Leben außerhalb ihres Zuhauses und somit auch keine Kenntnis von den Vorstellungen und Vorschriften der Gesellschaft hat. Allerdings kommt ihr dies zugute: Befreit von den Vorurteilen ihrer Zeit, lebt sie ihr Leben endlich frei und so, wie sie es will.
Obwohl „Poor Things“ noch in einigen Kinos läuft, ist Lanthimos‘ Werk nun ab sofort auf Disney+ als Stream verfügbar. Falls ihr dem Film noch keine Chance gegeben haben solltet, verraten wir euch hier, warum ihr dies unbedingt nachholen solltet. Es folgen Kritiken unserer Redakteurinnen Eileen, Celina und Lucie.
Eileen: „Poor Things“ alias einer meiner neuen Lieblingsfilme!
„Poor Things“ ist für mich jetzt schon das Film-Highlight des Jahres. Das letzte Mal, als ich das Kino so begeistert verlassen habe, war wahrscheinlich, als ich „Little Women“ Anfang 2020 zum ersten Mal im Kino gesehen habe (und das soll schon etwas heißen, da „Little Women“ mein absoluter Lieblingsfilm ist). Mittlerweile habe ich „Poor Things“ dreimal im Kino gesehen und plane schon, dem Film alsbaldig einen vierten Kinobesuch abzustatten.
Erst kurz bevor ich „Poor Things“ zum ersten Mal schaute, führte ich mir Yorgos Lanthimos bisherige Filme zu Gemüt, die mich auch alle sehr gut unterhalten konnten – „Poor Things“ stellt jedoch seine anderen Werke für mich in den Schatten. Ich habe mich absichtlich nur wenig zu dem Film im Vorhinein informiert und wusste neben der Besetzung eigentlich nur, dass das Werk an Mary Shellys „Frankenstein“ angelehnt sein soll (dazugeschrieben: „Frankenstein“-Inszenierungen holen mich seit jeher ab). Für mein Unwissen war ich im Nachhinein unheimlich dankbar, da der Film mich auf jeder Ebene positiv überraschte.
So etwas wie „Poor Things“ habe ich bisher noch nicht gesehen: angefangen bei den wunderschönen Szenenbildern, durch welche man regelrecht in den Film eingesogen wird, bis hin zur Handlung selbst. Durch meine Ahnungslosigkeit habe ich nicht damit gerechnet, dass der Film von der sexuellen Befreiungsgeschichte einer jungen Frau handeln wird. Dies wurde unglaublich raffiniert umgesetzt – wenn auch an vielen Stellen skurril, was allerdings nur zu der Einzigartigkeit des Filmes beiträgt.
An dieser Stelle muss auch die schauspielerische Leistung von Emma Stone in der Rolle der Protagonistin Bella Baxter hervorgehoben werden. Neben der Bizarrheit der Figur brachte Stone für mich besonders die liebenswerten Seiten von Bella zum Vorschein und sie schaffte es, die Entwicklung der Figur von einer neugierigen, teils unbeholfenen zu einer intelligenten, selbstsicheren Frau darzustellen. Fortan wird sich „La La Land“ (ebenfalls einer meiner absoluten Lieblingsfilme) mit „Poor Things“ meine Lieblingsdarbietung von Stone teilen müssen. Den Oscar hat sie auf jeden Fall absolut verdient!
Mein Loblied könnte zu einem mehrseitigen Essay ausufern. Ich habe keinen einzigen Kritikpunkt, außer dass der Film nach 141 Minuten zu Ende war. Letztendlich verließ ich das Kino immer mit einem großen Schmunzeln. Egal ob noch im Kino oder im Stream – ich kann euch nur wärmstens empfehlen, „Poor Things“ eine Chance zu geben!
Celina: „Poor Things“ ist schon jetzt einer der besten Filme 2024
„Poor Things“ ist einer dieser seltenen Filme, die einen sprachlos zurücklassen und über die man gleichzeitig unbedingt sprechen möchte. Yorgos Lanthimos‘ neuester Film ist ein immersives Meisterwerk. Verstörend und faszinierend ist „Poor Things“ nicht nur visuell, sondern auch auf inhaltlicher und emotionaler Ebene beeindruckend und zutiefst bewegend und wirkte noch lange nach dem Kinobesuch nach.
„Poor Things“ wird ein absolutes Jahreshighlight im Kinojahr 2024 und gewann nun zu Recht seine Oscars. Der Film brilliert nicht nur durch die grandiosen schauspielerischen Leistungen von Emma Stone, Willem Dafoe und Mark Ruffalo, sondern ist durch seine farbenfrohen und fabelhaften Kulissen und Kostüme auch visuell überwältigend und unterlegt mit einer Filmmusik (komponiert von Jerskin Fendrix; beispielsweise im Stream bei Amazon Music und Spotify), die unter die Haut geht.
Trotz künstlerischer Bilderbuchkulisse und fantastischer Handlung wirkt Lanthimos‘ Werk lebensecht und nahbar. „Poor Things“ ist schwer zu beschreiben, denn der Film ist verrückt und vielschichtig und bietet so viel, dass man an mancher Stelle gar nicht so recht weiß, was man davon halten soll, gleichzeitig aber trotzdem mitgerissen wird. Bisher habe ich noch keinen Film gesehen, der ebenso eigenartig und andersartig wie rührend und unterhaltsam ist. „Poor Things“ handelt von den „Höhepunkten“ (Wortspiel beabsichtigt) und Abgründen des Lebens und hinterfragt, was es bedeutet, ein Mensch (und eine Frau) zu sein, zu leben, zu wachsen und seinen Platz in der Welt und sich selbst zu finden. Dabei geht es um Mitgefühl und Grausamkeit, Extravaganz und Elend, Euphorie und Verzweiflung, Freiheit und Selbstbestimmung.
Vermutlich finde ich am Ende doch nicht die richtigen Adjektive, um „Poor Things“ gebührend zu beschreiben. Deshalb will ich es zum Ende meiner Lobeshymne einfach bei einer euphorischen Streaming- und Filmempfehlung belassen für alle, die Emma Stone in ihrer bisher großartigsten Rolle sehen und einen einzigartigen Film erleben möchten. So skurril und gewagt, wie Lanthimos‘ fast schon philosophische Schöpfung (die ursprünglich dem Geist von Alasdair Gray entsprang) ist, wird der Film sicherlich nicht allen gefallen, aber das macht einen Teil seiner Besonderheit aus. Letztendlich ist „Poor Things“ alles andere als Mainstream, hat aber dennoch das Zeug zum ganz großen Blockbuster.
Lucie: Emma Stone brilliert in diesem fantasievollen Abenteuer
„Poor Things“ ist ein kunterbunter Trip und nach diesem das Kino zu verlassen, fühlte sich für mich an wie eine außerkörperliche Erfahrung. Über zwei Stunden hinweg Emma Stones grandiose Performance als Bella Baxter zu verfolgen, die auf eigene Faust beginnt, eine ihr völlig unbekannte Welt mit all ihren vielversprechenden Wundern und düsteren Abgründen zu erkunden, hat mir großen Spaß bereitet.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Yorgos Lanthimos‘ starbesetztes Leinwandabenteuer wie so viele andere als Paradebeispiel für feministischen Film und eine sexuelle Befreiungsgeschichte verorten will, nichtsdestotrotz besticht „Poor Things“ mit einem atemberaubenden Kostümdesign und Soundtrack, sowie tiefgreifenden Themen rund um gesellschaftliche Normen, Beziehungen und weibliche Selbstbestimmtheit, verpackt in Szenen voll fantasievoller und lebhafter Unbeschwertheit. Ich werde mir „Poor Things“ definitiv noch einmal ansehen und kann nur wärmstens empfehlen, einen Kinobesuch für diese farbenfrohe Ode an das Leben einzuplanen.
Neben seinem Start im Stream ist „Poor Things“ außerdem ab dem 5. April auf Blu-ray und DVD für die Heimkinosammlung erhältlich. Das Medium eurer Wahl könnt ihr hier auf Amazon vorbestellen.
„Poor Things“ ist eines von vielen Kino-Highlights des neuen Jahres. Wie gut kennt ihr euch bereits mit den anderen aus? Testet euer Wissen mit diesem Quiz: