"Prince of Persia: Der Sand der Zeit" basiert auf einer äußerst erfolgreichen Videospiel-Serie, die zuletzt vom französischen Publisher Ubisoft herausgebracht wurde. Der erste Teil, "Price of Persia" aus dem Jahr 1989, wurde von Jordan Mechner und dem Entwicklerstudio Brøderbund kreiert und gilt als Meilenstein des Jump-and-Run-Genres. In über einem Dutzend Fortsetzungen hat sich die Reihe inzwischen vom zweidimensionalen Sidescroller zum opulenten 3D-Abenteuer entwickelt, das zuletzt mit innovativer Cell-Shading-Grafik von sich Reden machte. Das Spielprinzip unter der immer ausgefeilteren Optik ist allerdings seit den späten 1980ern annähernd gleich geblieben: die Hauptfigur, jener Prinz von Persien, muss sich seine akrobatischen Fähigkeiten zu Nutze machen, um wie der Name des Genres ja schon Nahe legt springend und rennend sein Ziel zu erreichen. Und dementsprechend präsentiert sich auch Jake Gyllenhaal als Prinz Dastan in Mike Newells neuem Kinofilm von seiner athletischen Seite.
Dabei macht er seinem virtuellen Vorbild tatsächlich alle Ehre. Videospieladaptionen haben ja gemeinhin einen relativ schlechten Ruf, und wer "Blood Rayne", "Alone in the Dark" oder die "Resident Evil"-Filme kennt, weiß auch, warum. "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" ist wesentlich besser als die Genannten, immerhin. Der Film ist ein actionreiches Hochglanz-Spektakel mit jeder Menge Special Effects, gewürzt mit einer Portion Humor und der obligatorischen Romanze. Ein kurzweiliges Stück Unterhaltung und bei weitem kein schlechter Film aber auch kein besonders guter. Hollywood-Mainstream eben. Immerhin.
Aber eigentlich war das ja auch nicht anders zu erwarten. Schließlich ist "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" nicht das neuste Werk von Uwe Boll, sondern der aktuelle Disney-Film, produziert von keinem geringeren als Jerry Bruckheimer und inszeniert von "Harry Potter"-Regisseur Mike Newell.
Die Hauptrolle ausgerechnet mit Jake Gyllenhaal zu besetzen, klingt zunächst zumindest gewagt. Denn der hatte zuletzt mit der Darstellung von weitaus sensibleren Figuren in wesentlich tiefsinnigeren Filmen geglänzt, als schwuler Cowboy in "Brokeback Mountain" etwa oder als "Donnie Darko". Trotzdem stehen ihm der durchtrainierte Körper, die wilden, langen Haare und der Dreitagebart ganz gut. Auch seine Kollegen am Set Bond-Girl Gemma Arterton als Prinzessin Tamina oder Alfred Molina als opportunistischer Scheich Amar machen ihre Sache recht anständig. Und Ben Kingsley kann als Nizam wieder einmal zeigen, was für ein großartiger Schauspieler er ist gut, dass er sich nach seinem unterirdischen Auftritt in Uwe Bolls "Blood Rayne" nochmal an eine Videospielverfilmung gewagt hat.
Wobei man diesem Film seine Vorlage gar nicht unbedingt anmerkt. Was einerseits von Vorteil sein könnte, wenn man an die bereits erwähnten Videospielverfilmungen denkt, aber andererseits auch heißen soll, dass der Film es nicht schafft, sich von der großen Masse abzuheben, wie es die hervorragenden "Prince of Persia"-Spiele immer getan haben. Ja, es geht um diesen persischen Prinzen, der in den Spielen allerdings nie Dastan hieß. Und geht es um jenen magischen Dolch, der in der "Sands of Time"-Trilogie bestehend aus den Games "Prince of Persia: The Sands of Time", "Prince of Persia: Warrior Within" und "Prince of Persia: The Two Thrones" eine wichtige Rolle spielt. Aber eigentlich liegt Mike Newells Film nicht das Videospiel zu Grunde, sondern die Ideen, die einst auch Jordan Mechner zu seinem Jump-and-Run-Klassiker inspiriert hatten: ein Held, der mit seinen überdurchschnittlichen körperlichen Fähigkeiten und seinem Mut das Zeug zum Mythos hat, und ein exotisches Setting voller Mysterien und Magie.
Gedreht wurde "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" nicht im Iran, sondern in Marokko. Die Auswahl der Drehorte, das Setdesign und die Kostüme tragen dann auch ihren Teil zum exotischen Ambiente des Films bei. Und Jake Gyllenhaal springt und rennt und klettert reichlich, ganz wie es sich für die Verfilmung eines Jump-and-Run-Spiels gehört. Aber spätestens, seit die Sportart Parkour sich immer größerer Popularität erfreut, ist das ja auch kein alleiniges Merkmal von Jump-and-Run-Spielen, geschweige denn von "Prince of Persia".
Zwei Szenen gibt es dann aber doch, über die Gamer sich besonders freuen dürften. Die eine ist ein direktes Zitat aus den "Prince of Persia"-Spielen: als Dastan sich einen Weg überlegt, um während der Belagerung von Alamut das Osttor zu öffnen, fährt die Kamera in einer schnellen Fahrt die Stationen ab, die ihn zum Toröffnungsmechanismus führen. Die zweite Szene ist einem anderen Videospiel entliehen, das ebenfalls von Ubisoft vermarktet wird und auch einen höchst agilen Helden hat: wie in "Assassin´s Creed" fährt die Kamera einmal um Dastan herum, als der auf einem hohen Punkt auf der Stadtmauer von Alamut steht. Anschließend springt er wagemutig in die Tiefe. Ein "Leap of Faith", denk man da, wenn man die Vorlage kennt, und fragt sich vielleicht, wann denn endlich dieses Spiel verfilmt wird.
Fazit: Besser als die meisten Videospielverfilmungen, aber unterm Strich nur durchschnittliche Hollywood-Action vor einem exotischen Setting, gewürzt mit einer Prise Humor und einer Romanze.