Im Rahmen der Deutschlandpremiere von „Priscilla“ durften wir uns mit Regisseurin Sofia Coppola für ein Interview im Adlon einfinden. Was die 52-jährige Filmschaffende zu der Literaturverfilmung zu erzählen hatte, erfahrt ihr hier.
In „Priscilla“ gewährt euch Sofia Coppola einen Einblick in das ungewöhnliche Leben von Priscilla Presley (Cailee Spaeny), während ihr Ehemann Elvis (Jacob Elordi) zu einem unvergesslichen Phänomen der Popkultur avanciert und in die Annalen der Musikgeschichte eingeht. Welche Herausforderungen bei der Produktion aufkamen, wie der Film entstanden ist und was Sofia Coppola zu der Kritik von Elvis‘ verstorbener Tochter Lisa Marie Presley zu sagen hatte, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Im vergangenen Jahr flimmerte mit „Elvis“ weltweit ein Biopic über die Kinoleinwände, das das Leben von einer der größten Ikonen der Musikgeschichte schildert. Mit „Priscilla“ hat sich Regisseurin Sofia Coppola jüngst ebenfalls einem Film gewidmet, in dem Elvis eine gravierende Rolle spielt, doch in dem eine andere Figur im Mittelpunkt steht und zwar seine Ehefrau Priscilla Presley. Und genau das ist der spannende Aspekt des Film. Während wir die Elvis-Erfolgsgeschichte bereits in zahlreichen Variationen gesehen haben (von John Carpenters TV-Version mit Kurt Russel bis hin zu Baz Luhrmanns protzigen Leinwandspektakel), erzählt „Priscilla“ die Geschichte aus einer gänzlich anderen Perspektive – und wahrlich nur aus dieser einen Perspektive, was für Sofia Coppola ein wichtiger Aspekt war:
„Ich habe mich wirklich auf Priscilla und ihre Geschichte konzentriert, deshalb habe ich nicht mit anderen Leuten gesprochen. Meine Recherche bestand größtenteils aus dem Buch, Gesprächen mit Priscilla, den Fotos aus der Zeit und es gibt eine Menge Home-Videos, die man auf YouTube findet, die dir einen Eindruck von den beiden zusammen vermitteln. Ich wollte wirklich ihre Perspektive einnehmen, deshalb habe ich alles aus dem Buch genommen und mich bei Fragen an Priscilla gewandt, um Details zu klären oder zu erfahren, was sie zu jener Zeit gefühlt und gedacht hat.“
Bei dem erwähnten Buch handelt es sich um die Biografie „Elvis and Me“, das Sofia Coppola zu der Filmadaption inspirierte (und das bereits für den 1988 erschienen Fernsehfilm „Elvis und ich“ als Vorlage diente). Uns interessierte dabei besonders, wie sie entschieden hat, welche Momente aus dem Leben von Priscilla in dem Film dargestellt werden sollen und welche nicht. Die Regisseurin und Drehbuchautorin erklärte uns daraufhin:
„Das ist immer eine interessante Frage, wenn man ein Buch adaptiert. Ich bin [die Geschichte] durchgegangen und hab nach Momenten gesucht, die am meisten herausstechen, einzigartig sind und einen berühren. Dann habe ich diese Momente genommen und geschaut, wie wir sie zusammenfügen können, um ihre Geschichte zu erzählen.“
Wenn ihr sehen möchtet, was die echte Priscilla Presley zu einigen Szenen aus dem Film zu erzählen hat, dann lohnt sich ein Blick in das folgende Video:
Die Herausforderungen bei der Produktion von „Priscilla“
Aufgrund des geringen Budgets von rund 20 Millionen US-Dollar wurden die Filmschaffenden mit einigen Herausforderungen konfrontiert, doch laut Sofia Coppola hat dieser Umstand dazu geführt, dass die einzelnen Departments mehr Kreativität an den Tag gelegt und einfallsreiche Lösungen für auftretende Probleme gefunden haben. Eine Szene hat es allerdings nicht in den Film geschafft, wie uns die Filmemacherin verriet:
„Es gab eine Szene, die ich gern gehabt hätte, die wir aber nicht drehen konnten, in der sie im achten Monat schwanger ist und mit Elvis und seinen Jungs Motorrad fährt. Ich hätte diese Szene gern gehabt, es war zu schwierig, sie umzusetzen, aber ich glaube, sie hätte sehr deutlich gezeigt, wie [Priscilla] immer versucht hat, mit den Männern mitzuhalten und witzig zu sein, egal was kommt.“
Außerdem haben wir Sofia Coppola gefragt, was die größte Herausforderung ist, wenn es darum geht, ikonische Persönlichkeiten wie Priscilla und Elvis zu porträtieren. Eine Frage, auf die die Regisseurin unmittelbar eine klare Antwort hatte:
„Ich würde sagen das Casting, denn [Priscilla und Elvis] sind so berühmt und man muss Leute finden, die sich transformieren können, damit das Publikum vergisst, dass es nicht die wahren Menschen sind und die Zuschauer*innen nicht die ganze Zeit versuchen, zu erkennen, dass es nicht [Elvis und Priscilla] sind.“
Neben dem niedrigen Budget sowie der richtigen Entscheidung hinsichtlich der Besetzung gab es zudem eine weitere Herausforderung, die sich schon recht früh abzeichnete. Denn Elvis Presley Enterprises, das Unternehmen, das für die Rechte jeglicher Elvis-bezogenen Produkte und Unternehmen verantwortlich ist, hatte sich gegen den Film ausgesprochen und den Filmschaffenden die Verwendung der Elvis-Songs verweigert. Für „Priscilla“ hat Sofia Coppola schließlich Tracks von Phoenix, der Band ihres Ehemannes, sowie zeitgenössische Musik und Cover-Songs verwendet, was enorm zu dem einzigartigen Charakter des Films beiträgt.
Doch nicht nur Elvis Presley Enterprises, sondern auch Lisa Marie Presley, die Tochter von Elvis, hatte vor ihrem Tod am 12. Januar 2023 Kritik an dem Film geäußert. Sie hatte das Drehbuch vor dem Start der 30-tägigen Dreharbeiten gelesen und es als laut Variety in einer E-Mail an Sofia Coppola als „rachsüchtig“ und „verächtlich“ beschrieben:
„Mein Vater kommt nur als manipulatives Raubtier rüber. Als seine Tochter lese ich dies und sehe in dieser Figur nichts von meinem Vater. Ich lese dies nicht und sehe die Perspektive meiner Mutter auf meinen Vater. Ich lese das und sehe deine schockierend rachsüchtige und verächtliche Perspektive und ich verstehe nicht, warum?“
Sofia Coppola ging es laut eigener Aussage jedoch keineswegs um die Diffamierung einer Musikikone, sondern um die Darstellung einer außergewöhnlichen Beziehung zwischen zwei komplexen Menschen. Auf die Frage, wie sie mit diesen Vorwürfen umgeht und ob sie die Kritik für gerechtfertigt hält, hat Sofia Coppola wie folgt geantwortet:
„Sie hat den Film nicht gesehen, ich wünschte sie hätte ihn sehen können. Sie war besorgt wegen der Darstellung ihres Vaters, was ich nachvollziehen kann, aber ich habe eng mit Priscilla und ihrem Buch zusammengearbeitet, um ihre Geschichte zu vermitteln und sie hat es verdient, dass ihre Geschichte erzählt wird. Wir kennen [Priscilla] nicht, aber wir wissen so viel über [Elvis]. Ich dachte, es ist eine spannende Geschichte, von der wir etwas lernen können.“
Wenn ihr euch selbst ein Bild von „Priscilla“ machen möchtet, könnt ihr euch den Film ab dem 4. Januar 2024 in eurem Lichtspielhaus des Vertrauens ansehen. Einige Kinos, wie etwa der Delphi Filmpalast in Berlin oder die City Kinos in München, bieten bereits am 31. Dezember 2023 Preview-Vorstellungen an, sodass ihr euch den Film bereits einige Tage vor dem offiziellen Kinostart ansehen könnt.
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