Wer sich einen Tanzfilm anschaut, weiß, was ihn erwartet: jede Menge aufwendig choreografierter Schritte und atemberaubender Moves. Doch was geschieht, wenn Filmcharaktere sich ganz unvermittelt der Musik hingeben? Wenn ein Premierminister plötzlich die Hüften schwingt? Oder ein kleines Mädchen zu einem völlig unpassenden Song abgeht? Die Antwort ist: Magie!
Wir haben die 11 schönsten, charmantesten und überraschendsten Tanzszenen für euch zusammengestellt, die nicht aus Musikfilmen stammen. Also: Let’s dance … oder sowas Ähnliches!
Platz 11: Der Stepptanz in „Hail, Caesar!“ (2016)
Es ist gemeinhin bekannt, dass Channing Tatum tanzen kann. Immerhin hat er es in „Step Up“ und der „Magic Mike“-Reihe mehrfach bewiesen. In „Hail, Caesar!“ kommen allerdings auch diejenigen in den Genuss seiner Künste, die Musikfilme sonst meiden.
Im Steppschritt und Matrosenkostüm tanzt sich Tatum in dem Film durch eine perfekt choreografierte Szene. Dabei ist der Song „No Dames“ (zu Deutsch; „Keine Frauen“) zu hören – und genau das zeigt sich schon bald auch in den Dance Moves. Sie sind so herrlich schmutzig, dass der Zuschauer nur lachen kann.
Platz 10: Der postkoitale Freudentanz in „(500) Days of Summer“ (2009)
Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist verliebt und die ganze Welt soll es wissen. Nach dem Sex mit seiner Angebeteten Summer groovt er sich durch Los Angeles und sowohl Passanten als auch Cartoon-Vögel stimmen in seinen fröhlichen Tanz mit ein. Es ist das pure Glück, das er herauslässt – und von dem er noch nicht weiß, dass es bald enden wird.
In der Ära der Flashmobs liefert uns „(500) Days of Summer“ einen kollektiven Freudentanz, der kaum mehr Spaß machen könnte.
Platz 9: Die Bibiliotheksparty in „Breakfast Club – Der Frühstücksclub“ (1985)
Andrew, John, Allison, Brian und Claire müssen am Wochenende nachsitzen. Anfangs misstrauen die fünf grundverschiedenen Teenager einander. Allerdings ändert sich das, als sie nach einigen Joints und gehörigem Abrocken beginnen, über ihre Probleme zu reden.
Der Tanz zeigt nicht nur, wie verschieden die fünf Mitglieder des „Breakfast Club“ sind (jeder hat seine eigenen Moves). Er verdeutlicht auch, dass wer ausgelassen miteinander tanzt, einander nicht hassen kann.
Platz 8: Das Bollywood-Happy-End von „Slumdog Millionär“ (2008)
Jeder, der „Slumdog Millionär“ gesehen hat, weiß, dass der Film nicht viel mit dem klassischen indischen Kino gemein hat, obwohl er in Mumbai spielt. Nichtsdestotrotz ließ es sich Regisseur Danny Boyle nicht nehmen, ans Ende seiner Saga über das entbehrungsreiche Leben eines jungen Inders eine klassische Bollywood-Szene zu setzen. In der fröhlichen Abschluss-Sequenz tanzen sich Latika (Freida Pinto) und Jamal (Dev Patel) frei von all dem, was sie durchleben mussten.
Ein echtes Happy End auf Indisch! Da macht es gar nichts aus, dass der Hauptdarsteller etwas steif wirkt.
Platz 7: Das Ballett-Trio aus „Romy & Michele“ (1997)
Ein bisschen Sterbender Schwan, ein paar gymnastische Übungen und jede Menge Bewegungen, die sich einfach nicht zuordnen lassen: Romy und Michele bescheren uns einen Ausdruckstanz, der skurriler und bewegender kaum sein könnte.
An der Seite von Sandy (Alan Cumming) und zu „Time After Time“ zelebrieren die beiden Frauen ihre Freundschaft und das Außenseiter-Dasein. Wunderbar seltsam!
Platz 6: Der Unterhosen-Rock in „Lockere Geschäfte“ (1983)
Vielfach zitiert und immer noch unschlagbar: Tom Cruise feiert seine sturmfreie Bude in „Lockere Geschäfte“ tanzend und ohne Hose – und setzt damit den Ton für die Komödie, in der er aus seinem Elternhaus kurzerhand ein Bordell macht.
Platz 5: Der Tanz der Emotionen in „Silver Linings“ (2012)
Etwas unbeholfen, dafür aber mit all ihrem Herzblut tanzen Pat (Bradley Cooper) und Tiffany (Jennifer Lawrence) in „Silver Linings“. Kein Wunder, denn es steht viel auf dem Spiel: Sie müssen bei einem Tanzwettbewerb mindestens 5 von 10 Punkten erreichen, um eine Wette zu gewinnen und so das Restaurant von Pats Vaters zu retten.
Ihr Auftritt sorgt dabei für jede Menge Emotionen – am Rande der Tanzfläche und vor dem Bildschirm: Anspannung empfindet der Zuschauer, Hoffnung, Freude, Scham – und schließlich Erleichterung, dass Pat und Tiffany sich nach einer hochpeinlichen Hebefigur doch wieder fangen. Es ist das ganze Repertoire menschlicher Gefühle, das diese Szene zu etwas ganz Besonderem macht.
Platz 4: Die Nerd Moves in „Napoleon Dynamite“ (2003)
Napoleon Dynamite ist ein echter Außenseiter – aber loyal bis in die Spitzen seiner Minipli. Um seinen einzigen Freund Pedro bei der Wahl zum Schulpräsidenten zu unterstützen, tritt er unvorbereitet auf die große Schulbühne und liefert eine grandiose Tanzshow ab, die irgendwo zwischen super nerdig und arschcool rangiert. Sie endet in Standing Ovations. Zu Recht.
Platz 3: Der Travolta-Twist in „Pulp Fiction“ (1994)
Er ist ein echter Klassiker, der Twist von Uma Thurman und John Travolta in „Pulp Fiction“. Warum? Zum einen, weil er Hüftenschwinger John Travolta auf die Leinwand zurückbrachte, nachdem wir ihn längst vergessen hatten. Zum anderen, weil er so unvermittelt kommt, das wir uns fragen: Dürfen Auftragskiller und Gangsterboss-Braut das überhaupt, so unschuldig tanzen?
Quentin Tarantino behauptet im Übrigen, die überraschende Szene hätte schon im Skript gestanden, bevor Travolta überhaupt gecastet worden war. Das glauben wir ihm gern.
Platz 2: Der Hüftschwung des Premiers in „Tatsächlich … Liebe“ (2003)
Was tut ein Premierminister nach einer schwerwiegenden politischen Entscheidung? Ist doch klar, tanzen! In „Tatsächlich … Liebe“ schwingt Hugh Grant erst charmant (und ohne jedes Rhythmusgefühl) die Hüften und ist dann noch charmanter peinlich berührt, als er dabei von seiner Assistentin erwischt wird. Großes Kino!
Platz 1: Der nicht ganz angemessene Tanz in „Little Miss Sunshine“
Es ist Olives großer Moment: Wochenlang hat die Kleine für die Misswahl trainiert und jetzt tanzt sie mit vollem Elan – allerdings zu einem schmutzigen Song, Striptease inklusive. Dass das niemandem gefällt, ist klar. Die Veranstalter wollen Olives Auftritt schnellstmöglich beenden. Doch ihr Vater bringt es nicht übers Herz, sie von der Bühne zu zerren – und tanzt stattdessen mit ihr. Schon bald gesellen sich auch Olives Onkel und ihr Bruder hinzu. Zum ersten Mal sind die Hoovers tatsächlich eine Familie.
„Little Miss Sunshine“ macht mit seinem großen Finale alles richtig: Olives Performance ist zugleich grandios komisch und unglaublich tragisch, versteht das kleine Mädchen doch offensichtlich nicht, warum das Publikum in Scharen den Saal verlässt. Zudem übt die Szene Kritik an Misswahlen, bei denen es scheinbar okay ist, kleine Mädchen zu sexualisieren – aber nur bis zu einem gewissen Grad.