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„Chaos im Netz“: Interview mit Jacob Frey „Ein paar Sekunden können Wochen dauern“

„Chaos im Netz“: Interview mit Jacob Frey „Ein paar Sekunden können Wochen dauern“

Wir waren im Zuge einer Pressekonferenz zu „Ralph reichts 2: Chaos im Netz“ in den Walt Disney Animation Studios zu Gast und haben die Filmemacher getroffen. Zum Team gehört auch der deutsche Animator Jacob Frey, der in L.A. lebt und für die Charaktere zuständig ist. Im Interview erzählte er uns, wie er zu seinem Traumjob gekommen ist und wie es so ist, bei Disney zu arbeiten.

Steckbrief

Jacob Frey ist 34 Jahre alt, Charakter-Animator und arbeitet seit 2014 bei Disney. Er kommt ursprünglich aus Hilden, in der Nähe von Düsseldorf, und hat seinen festen Wohnsitz in Los Angeles. Vor „Chaos im Netz“ wirkte er an den Disneyfilmen „Zoomania“ (2017) und „Vaiana“ (2016) mit.

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Wie bist du auf die Idee gekommen, Animator zu werden? 

Jacob Frey: Das erste Mal für möglich gehalten habe ich es, als ich „Findet Nemo“ (2003) im Kino gesehen habe. Das war der Wendepunkt für mich, wo ich wirklich angefangen habe, zu recherchieren, wie man Animation lernen kann. Ich bin dann auf die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg gestoßen, die sehr renommiert in diesem Bereich ist. Hab dann sehr viel Zeit und Arbeit in die Bewerbung gesteckt und wurde genommen, was an sich nicht so leicht ist. Dort habe ich dann an vielen Projekten mitgewirkt und mein Wissen vertieft, um am Ende des Studiums Disney-Qualität produzieren zu können.

Danach habe ich mich beim Disney Talents-Programm beworben, das Absolventen von der Filmhochschule die Möglichkeit gibt, ein 12-monatiges Praktikum zu machen. Bin nach drei Monaten befördert worden und konnte an „Zoomania“ (2016), meinem ersten Disney-Film mitarbeiten, wo ich einen der Hauptcharaktere animiert habe. Kurz gesagt: Es war sehr viel Arbeit!

Gibt es einen Rat, den du Leuten geben kannst, die selbst in die Branche einsteigen wollen?

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Jacob Frey: Es ist sehr wichtig, sich aus ganzem Herzen für Animation zu begeistern. Es kostet unheimlich viel Zeit. Ein paar Sekunden können Wochen dauern. Das merkt man sehr früh, wenn man in dem Bereich arbeitet. Man muss wirklich geduldig sein. Am Anfang hat man Vorstellungen, wie dies und das umgesetzt werden soll, aber am Computer ist das nicht immer möglich. Man muss sich auf eine sehr lange Lernphase einstellen, in der man sein Auge trainiert. Ich habe 2007 mit dem Studium begonnen und bin seit 2014 bei Disney. Das heißt, es hat sieben Jahre gedauert und das ist schon sehr schnell.

Heißt das, dass man auch viel in seiner Freizeit an seinen Fähigkeiten arbeiten muss?

Jacob Frey: Ja, ich habe unglaublich viel Zeit in meine eigenen Projekte gesteckt. Teilweise habe ich mir noch spätabends Tutorials von Programmen im Bett angeschaut, bei denen ich fast eingeschlafen bin. Das Feld ist sehr umfangreich und man muss viel Zeit investieren, um das Handwerk zu lernen. Deswegen ist Begeisterung so wichtig. Nur so bist du bereit dazu, das zu tun.

Was machst du genau als Charakter-Animator?

Jacob Frey: Ein Charakter-Animator ist dafür zuständig, die Charaktere zum Leben zu erwecken. Ich mache mir Gedanken, wie Emotionen dargestellt werden oder wie sich die Charaktere verhalten und das von Shot zu Shot. Der Arbeitsprozess sieht folgendermaßen aus: Ich setze mich mit den Regisseuren zusammen und sie erklären mir, wo wir uns gerade im Film befinden und was der emotionale Anker innerhalb der Szene ist.

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Zurück an meinem Arbeitsplatz versuche ich mir das alles nochmal zu vergegenwärtigen. Ich spiele mir die Szene oft selbst vor dem Spiegel vor. Danach setze ich mich vor den Computer und mache einen ersten Entwurf, wo ich meine Ideen in groben Zügen zum Bildschirm bringe. Manchmal gefällt es ihnen, manchmal nicht. Wenn nicht, muss ich mich hinsetzen und eine neue Version entwickeln. Das ist ein ständiges Hin und Zurück zwischen den Regisseuren, Vorgesetzten und den Heads of Animation.

Und was passiert, wenn ihr euch auf eine Idee festgelegt habt?

Jacob Frey: Ab einem gewissen Zeitpunkt sind die erzählerischen Sachen alle geklärt und dann geht es nur noch ums Technische, um die Qualität der Animation, die natürlich so hoch sein muss wie möglich. Man stellt sich die Frage: Gibt es da noch irgendetwas, was man verbessern könnte? Wenn man mit einem Shot fertig ist, geht es gleich an den nächsten. Gibt ja über tausende in einem Film.

Es kann schon sehr frustrierend sein, wenn man lange an einem Shot arbeitet und seine Idee verwirklicht und der Entwurf von den Regisseuren abgelehnt wird. Da fällt es einem natürlich schwer, alles komplett neu zu machen. Dann kann man schnell ins Fettnäpfchen treten, wo man sich denkt, dass die Arbeit umsonst gewesen wäre. Aber jedes Mal, wenn ich die Szene nochmal überarbeitete, war ich danach fast beschämt, was ich am Anfang abgeliefert habe. Von daher ist es unheimlich cool zu sehen, dass sich die Arbeit im Endeffekt auszahlt.

Und was sind die Dinge, die du besonders bei Disney magst?

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Toll finde ich, dass ich mit absoluten Legenden zusammenarbeite. Zum Beispiel mit den Animatoren von „Arielle, die Meerjungfrau“ und dem Mann, der den Dschinni in „Aladdin“ animierte. Für jemanden, der Animationsfilme liebt, ist das natürlich überwältigend. Wenn man aus Deutschland kommt und dann auf einmal neben diesen Legenden steht und die deinen Namen kennen oder sogar Karikaturen von dir zeichnen. Das ist schon ein fantastisches Erlebnis.

„Chaos im Netz“ kommt am 21. November 2018 in die amerikanischen und am 24. Januar 2019 in die deutschen Kinos. Hier findet ihr die Termine in eurer Nähe.

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