Redacted: Dieser Film dreht sich um amerikanische Soldaten im Irak-Krieg, wobei die Berichterstattung in den modernen Medien im Zentrum steht.
Irak, 2006. Der Alltag im stark umkämpften Samarra gleicht in nichts dem Bild, das die Kriegsberichterstatter vor Ort in den Medien entwerfen. Die Einheimischen leiden nicht nur unter den gewaltbereiten Aufständischen, sondern auch unter der aggressiven Brutalität der amerikanischen...
Handlung und Hintergrund
Ein Schwadron amerikanischer Soldaten im irakischen Samarra, die dort an einem unsicheren Kontrollpunkt stationiert sind. Sie erleben den Krieg völlig anders als die Medien, die vor Ort sind, um von dem Konflikt zu berichten, und die Einheimischen, die unter den amerikanischen Besatzern ebenso zu leiden haben wie unter den jederzeit zur Gewalt bereiten Aufständischen. Für alle beteiligten Gruppen kommt es zu einem finalen, schrecklichen Ereignis.
Irgendwo im Irak an einem amerikanischen Kontrollposten an der Stadtausfahrt vertreiben sich die jungen Männer der Alpha-Kompanie die Langeweile beim Wacheschieben im besseren Falle mit Amateurfilmerei und im schlechteren, in dem sie minderjährige irakische Schülerinnen besonders ausführlicher Leibesvisitationen unterziehen. Als Gerüchte von Vergewaltigung und Mord durch GIs die Runde machen, spitzt sich die Sicherheitslage zu und es kommt zu einer offiziellen Untersuchung.
Im Irak ziehen kriminelle Ausschreitungen amerikanischer Soldaten Terror, Medientrubel und interne Untersuchungen nach sich. Eperimetelles Golfkriegsdrama von Hollywoodveteran Brian De Palma.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Mark Cuban,
- Jason Kliot,
- Simone Urdl,
- Joana Vicente,
- Todd Wagner,
- Jennifer Weiss
Darsteller
- Kel O'Neill,
- Ty Jones,
- Daniel Sherman,
- Izzy Diaz,
- Rob Devaney,
- Patrick Carroll,
- Mike Figueroa,
- Paul O'Brien
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Im Juli 2006 wurde in Samarra im Irak eine 15jährige von US-Soldaten vergewaltigt und zusammen mit ihrer Familie ermordet. Diese wahre Geschichte steht im Mittelpunkt des Films, der die Umstände des schrecklichen Verbrechens nachvollzieht. Die frustrierten, angespannten Soldaten einerseits, die wütenden und gedemütigten Iraker andererseits eröffnen eine Gewaltspirale, die kaum je enden kann. Ein Blick mitten hinein in einen Krieg ist das, der unweigerlich alle Beteiligten zu Monstern macht.
Das alles wäre durchaus engagiert und aller Ehren wert, dieses Plädoyer gegen Krieg anhand eines kleinen, im großen Krieg an sich ganz unbedeutenden Ereignisses. Doch Brian De Palma geht noch einen Schritt weiter und macht damit den Film nicht nur wichtig, sondern großartig. Er inszeniert nämlich nicht direkt, sondern über vorgefundenes Material, eine Sekundärerzählung also, ein Dokudrama, dessen Primärmaterial freilich ebenfalls inszeniert ist.
Da ist das Videotagebuch des GIs Salazar, der sich damit bei einer Filmschule bewerben will. Da sind Überwachungskameramaterial, Berichte des irakischen Fernsehens, Internetclips der Terroristen, die ihre Taten dokumentieren, Videoblogs und ein französischer Dokumentarfilm mit Kunstanspruch. Aus diesem angeblich echten Dokumaterial baut De Palma seinen Film zusammen. Und niemals mit dem Anspruch, als Pseudodokumentarfilm authentischer zu erscheinen.
Nein, im Gegenteil: Die vielfältigen Bildquellen, die vielen Perspektiven verdeutlichen vor allem den Verlust jeder Wahrheit, die es im Krieg geben kann. Die GIs führen sich vor Salazars Videokamera wie kleine Kinder oder pubertäre Jungs auf, die französische Dokumentation filmt am Checkpoint des Bataillons und manipuliert dabei ganz suggestiv etwa mit einem symbolischen Schweißtropfen, der in Detailaufnahme wie eine Träne die Wange eines der Wachsoldaten herunterrinnt, mit Händels Sarabande auf dem Soundtrack.
Jedes Bild zeigt nur eine, nie die ganze Wahrheit, und eine Wirklichkeit kann medial kaum zu erfassen sein. Das ist kein Hollywoodfilm, sagt Salazar am Anfang seines Videotagebuches, hier wird alles gezeigt, wie es ist, ohne dass am Ende alles einen großen Sinn ergibt. Doch auch diese Aussage straft De Palme Lügen, denn er montiert aus dem Dokumentarmaterial eben doch eine dramaturgisch geschickt aufbereitete Geschichte, in der aus den verschiedenen Quellen Spannungsmomente gewonnen werden und das am Ende eben doch eine Aussage hat, einen Sinn ergibt: der Krieg als Monster, der die Wahrheit auffrisst. Dass Redacted der US-Euphemismus für zensiert seine Botschaft von der Manipulierbarkeit von Bildern und durch Bilder wiederum manipulatorisch inszeniert, ist kein Widerspruch, sondern eine Bestätigung der These.
Fazit: Raffinierter Film über den Krieg und die verlorene Wahrheit, der einem wahren Fall im Irakkrieg mittels pseudodokumentarischen Materials nachgeht.
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