Das Beste kommt zum Schluss, heißt es ja so schön. Bei Filmen müsste man oftmals sagen: Das Trauma kommt zum Schluss. Denn in der Fülle von Werken mit Happy Ends gibt es solche, die genau damit brechen und den Zuschauer auf einem absoluten Tiefpunkt mit seinen Gedanken alleine lassen. Diesen niederschmetternden Filmen wenden wir uns in der folgenden Liste zu und da wir auf die Enden eingehen, gilt ab hier: Spoiler-Warnung!
Requiem for a Dream
Gut einen halbe Stunde lang lullt einen Darren Aronofsky mit seinem Drama ein, wobei die trügerische Sicherheit allenfalls von düsteren Andeutungen durchbrochen wird. Was dann beginnt, kann wohl getrost als einer der heftigsten Höllenritte der Kinogeschichte bezeichnet werden, der einen noch lange beschäftigen dürfte. Der Zuschauer wird dabei in eine Sog-Wirkung gezogen, die sich selbst wie ein schlechter Trip anfühlt: Das Hinsehen tut weh, aber man kann sich den schrecklichen Einzelschicksalen einfach nicht entziehen. Sara wird in einer Psychiatrie mit Elektroschocks um die letzen Reste ihres Verstandes gebracht. Ihr Sohn Harry wird gefangen genommen und sein durch Drogenkonsum infizierter Arm muss amputiert werden. Marion prostituiert sich endgültig für Heroin, was zu einer der verstörendsten Einstellungen des Films führt. Wer ein Happy End sucht, ist hier definitiv fehl am Platz.
Million Dollar Baby
Die Wendung von „Million Dollar Baby“ ging in die Popkultur ein und dürfte damit sicherlich so manchem verraten worden sein. Selbst mit Vorwissen ist das Sportlerdrama von Clint Eastwood aber definitiv eine Sichtung wert, auch wenn diese einen wohl kaum ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Die Geschichte der armen Kellnerin Maggie, die vom mürrischen Boxtrainer Frankie groß rausgebracht wird, beginnt wie ein klassischer Sportfilm – bis sie sich bei einem Kampf den Halswirbel bricht. Von da an ist Maggie ans Krankenbett gefesselt und versucht ihren ehemaligen Trainer davon zu überzeugen, sie von ihrer ausweglosen Lage zu befreien. Nachdem sie sich bei einem Suizidversuch die Zunge verbeißt, lenkt Frankie schließlich ein und beendet das Leben von Maggie. Nicht gerade leichter Stoff…
Oldboy
Park Chan-wook brachte 2003 mit dem südkoreanischen Film ein visuelles Meisterwerk heraus, das einen aber auch inhaltlich noch eine Weile beschäftigen dürfte. Nachdem Oh Dae-su von Unbekannten entführt und für 15 Jahre lang eingesperrt wurde, macht er sich auf die Suche nach seinem Peiniger. Als er diesem zu einem letzten Showdown gegenübertritt, muss er feststellen, dass er von seinem Widersacher die ganze Zeit über manipuliert wurde. Oh Dae-su erfährt schließlich, dass er unwissentlich mit seiner eigenen Tochter geschlafen hat und um diese Information vor ihr geheim zu halten, schneidet er sich als Akt der Reue vor seinem Peiniger die Zunge ab. Die Wendung selbst, die grausame Konsequenz und das ambivalente Ende von „Oldboy“ bringen den Film zurecht regelmäßig auf all die Listen mit den größten Film-Twists aller Zeiten.
Der Nebel
Basierend auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King erschien 2007 der Film „Der Nebel“, dessen Ende seitdem für hitzige Diskussionen sorgt. Ein undurchdringlicher Nebel schließt eine Kleinstadt ein, deren Einwohner in der Dunstglocke von unheimlichen Wesen angegriffen werden. Zum Ende des Films schafft es eine Gruppe von vier Erwachsenen und einem Kind scheinbar, mit dem Auto zu fliehen, allerdings geht ihnen mitten im Nebel das Benzin aus. Die Erwachsenen beschließen, dass sie lieber einen schnellen Tod sterben wollen, weswegen sie der Protagonist David erschießt. Da für seinen Sohn und sich selbst nur eine Patrone übrigbleibt, erschießt David sein Kind und verlässt anschließend das Auto, um von den Monstern getötet zu werden. Bevor das jedoch geschieht, rückt das Militär plötzlich durch den Nebel an, und schlägt die Monster zurück. Im Wissen, seinen Sohn und die anderen unnötig getötet zu haben, bricht David schreiend zusammen.
Irreversible
Gaspar Noés Werk wird bis heute aufgrund seiner langen, unerträglichen Vergewaltigungsszene zu Beginn des Films kontrovers diskutiert. Dieser Auftakt hat bereits gute Chancen, den Zuschauer enorm zu belasten, das Ende schlägt in diese Kerbe allerdings noch einmal gehörig hinein. „Irreversible“ ist nämlich in umgekehrter Chronologie angeordnet, weswegen der Film mit einer fröhlichen Aufnahme im Park endet. Sobald im Anschluss der Abspann rollt, wird der Zuschauer mit seinem Wissen alleine gelassen, was alles auf Alex im weiteren Verlauf der Geschichte wartet und dies dürfte ein mehr als flaues Gefühl im Magen hinterlassen.
The Descent – Abgrund des Grauens
Im Jahre 2005 erregte dieser Horrorfilm viel Aufmerksamkeit, was mit Sicherheit auch am deprimierenden Ende liegt. Eine Gruppe von sechs befreundeten Frauen macht bei einer Höhlenexpedition unfreiwillige Bekanntschaft mit aggressiven Wesen namens Crawlern. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel in den dunklen, engen Höhlen, in dem die Frauen deutlich unterlegen scheinen. Zum Ende kann Sarah scheinbar als einzige aus dem Tunnelsystem fliehen und gelangt zum sicheren Auto – wo sie feststellen muss, dass all dies nur ein Traum war und sie noch immer in den Höhlen liegt. Der Film entlässt uns mit der einsamen Sarah, die die sich nahenden Crawler hört…
Eden Lake
Auch dieser Horrorfilm mit Michael Fassbender spielt auf grausame Art mit den Erwartungen der Zuschauer. Wer hier bis zuletzt auf ein gerechtes Ende hofft, wird letztlich bitter enttäuscht. Steve und Jenny geraten bei einem Ausflug in die Provinz in einen Streit mit einer Jugendbande, in dessen Verlauf Steve gefesselt und zu Tode gefoltert wird. Jenny gelingt die Flucht, bei der sie selbst jedoch schwer verletzt wird. Mit letzter Kraft gelingt es ihr, sich auf eine Gartenparty zu schleppen, in der Hoffnung, Hilfe von den Anwesenden zu erhalten. Wie sich herausstellt, gehört das Haus jedoch den Eltern der Jugendliche, die Jenny und Steve gefoltert haben und dieser unglückliche Zufall kostet letztlich auch Jenny das Leben.
Memento
Nach „Irreversible“ der zweite Film unserer Liste, der rückwärts erzählt wird. Christopher Nolans großer Durchbruch als Regisseur hat den Status als Geheimtipp schon lange überwunden, woran der Schluss seinen Anteil haben dürfte. Darin erfährt der unter Gedächtnisverlust leidende Leonard, dass er den Mörder seiner Frau bereits vor etlicher Zeit getötet und es einfach vergessen hat. Seine Hoffnung, sich wenigstens an dieses Ereignis erinnern zu können, wird damit zerstört – doch mit dieser persönlichen Tragödie hört „Memento“ nicht auf. In einem Paradebeispiel für den Selbstbetrug des Menschen beschließt Leonard, seine Spuren zum vermeintlichen Killer zu fälschen. Durch seinen Gedächtnisverlust vergisst er dies sofort und beginnt, seinen einzigen verbliebenen Verbündeten Teddy aus niederen Motiven zu jagen und zu töten. Ein wahrlich bitteres Ende für diesen modernen film noir, der den Zuschauer mit einigen trüben Gedanken alleine lässt.
Funny Games
Michael Hanekes kontroverser Thriller ist über den gesamten Film hinweg keine leichte Kost, immerhin überspitzt er die Darstellung von Gewalt bewusst auf ein unerträgliches Maß. Im Finale wird der Zuschauer jedoch mit einer bitteren Erkenntnis entlassen. Nachdem die beiden Eindringline Peter und Paul eine gesamte Familie gequält und auf brutale Art ermordet haben, gehen sie im Anschluss an ihre sadistischen Taten zu den Nachbarn der getöteten Familie. Was genau dort passiert, lässt der Film zwar offen, aber es wird stark angedeutet, dass sie ihre kranken Spiele bei der nächsten Familie wiederholen und ihre Gewalt damit kein Ende gefunden hat, auch wenn der Film zu Ende ist.
Buried – Lebend begraben
Der spanische Thriller „Buried – Lebend begraben“ ist vermutlich kein Film, den man zum Einschlafen ansehen sollte. 91 Minuten folgt der Zuschauer darin dem Überlebenskampf von Paul Conroy, der alleine in einem Sarg unter der Erde erwacht. Über sein Handy kann er Kontakt zu einem Rettungstrupp herstellen, der Paul zum Ende hin sagt, sie haben seinen Sarg gefunden und würden ihn retten. Während die Truppe mit dem Graben beginnt, rinnt unaufhörlich Sand in den Sarg, der Paul zu ersticken droht. Als kaum noch Luft vorhanden ist, erfährt er über das Telefon, dass der Rettungstrupp den falschen Sarg ausgegraben hat. Mit den Worten „Es tut mir leid, Paul. Es tut mir so leid.“ endet „Buried – Lebend begraben“ und entlässt den Zuschauer in den Abspann.