Russian Ark: Auf wundersame Weise findet sich ein zeitgenössischer russischer Filmemacher in der St. Petersburger Eremitage des frühen 18. Jahrhunderts wieder. Er trifft auf einen zynischen französischen Diplomaten aus dem 19. Jahrhundert, mit dem er sich auf eine aufregende Reise durch den Palast und die turbulente Geschichte Russlands begibt.
Während der Marquis (Sergey Dreiden) und der Filmemacher die prachtvollen Korridore...
Handlung und Hintergrund
Zwei Zeitreisende begegnen sich in der Eremitage zu St. Petersburg, um gemeinsam 33 Räume zu durchwandeln, in denen am Beispiel verschiedener historischer Episoden 300 Jahre russischer Geschichte zwischen Katharina der Großen und der Oktoberrevolution lebendig werden. So begegnet man Peter dem Großen, wohnt glanzvollen Bällen bei, studiert zeitgenössische Kunst, nimmt mit der letzten Zarenfamilie ein ebensolches gemeinsames Frühstück ein und entdeckt bisweilen gar Verbotenes.
Russische Geschichte und die Rolle des Landes als Mittler zwischen Europa und Asien stehen im Mittelpunkt dieser handwerklich nichts weniger als brillanten, ohne einen einzigen Schnitt (!) entstandenen „Magical History Tour“.
Der französische Russlandreisende Marquis de Custine wandelt durch die Säle der Eremitage und trifft dabei auf die Historie des Winterpalasts: die Familie des letzten Zaren Nikolaus II. erlebt den letzten Ball vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und begegnet zuletzt Regisseur Alexander Sokurov.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Jens Meurer,
- Andrej Derjabin,
- Karsten Stöter
Darsteller
- Sergej Dreiden,
- Maria Kusnetsowa,
- Leonid Mozgowoi,
- Mikhail Piotrowski,
- David Giorgobiani,
- Alexander Chaban,
- Lew Jelisejew,
- Oleg Khmelnitskj,
- Alla Osipenko,
- Artem Strelnikow,
- Tamara Kurenkowa,
- Maxim Sergejew,
- Natalia Nikulenko,
- Elena Rufanowa,
- Elena Spiridonowa,
- Julij Zhurin,
- Swetlana Swirko,
- Konstantin Anisimow,
- Aleksei Barabash,
- Ilja Schakunow,
- Alexander Kulikow,
- Anna Aleksahina,
- Wladimir Baranow,
- Boris Smolkin,
- Alexander Razbasch
Drehbuch
- Alexander Sokurow,
- Anatoli Nikiforow,
- Boris Khaimsky,
- Swetlana Proskurina
Musik
Kamera
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Our Daily Free Stream: Alexander Sokurov - Russian Ark (engl. subt.). Jede Rezension von Russian Ark beginnt mit Sokurovs Methode, diesen Wahnsinn inszenieren (oder sollte man präzisieren: begleiten) zu können: Drei Jahrhunderte russischer Geschichte in der Eremitage. 96 Minuten ohne Schnitt, gedreht in einer einzigen kontinuierlichen, digitalen Steadycam-Aufnahme vom Kameramann Tillmann Büttner. Durch den "One Take" wird es möglich, in einem Fluss zu erzählen, so dass wir uns unwillkürlich mit der Stimme aus dem Off identifizieren. Das Handeln der auftretenden Figuren verliert sich dagegen meist in Andeutungen. Es ist auch schlicht unmöglich, alle auftretenden Gestalten (in Originalkostümen) zuzuordnen: Peter, der Grosse, Zar Nikolaus, Katharina... Wie ein Fragment werden hier die historischen Ereignisse inszeniert - und wer würde nicht behaupten, dass auch unser historisches Wissen nur lückenhaft sei? Obwohl wir alles in einem Cut erleben, geht es wohl trotzdem weniger um die Einheit von Zeit und Raum - eher stolpern wir durch die Geschichte. Schliesslich trifft unsere Stimme aus dem Off noch auf einen heruntergekommenen Marquise aus dem 19. Jahrhundert, der fortan mit ihr polemisiert: Es geht um Petersburg als einzige europäische Stadt, Russlands Unfähigkeit, sich dem Westen anzuschliessen oder den lieblosen Umgang des Landes mit der Kunst. Die 70jährige Soviet-Herrschaft wird übrigens einfach übersprungen. Nur die Gegenwart taucht auf und wird verkörpert vom Museums-Direktor. Das grosse Finale stellt eine Ballnacht während des Monarchenfests 1913 dar und mit den Tanzenden entfernt sich die Kamera vom Geschehen. Ich denke, den meisten Zuschauern wird es ergehen wie mir und vollkommen ausreichen, Russian Ark als originelle und wunderschöne Idee anzusehen. Böse Zungen mögen hinterfragen, ob Russian Ark uns überhaupt interessieren würde, wäre der Film nicht in einem Take gedreht? Schliesslich erfahren die einzelnen Szenen keine Steigerung, keine Inszenierung in diesem Sinne und kommen auch nicht auf den Punkt. Russian Ark nicht mehr als eine Tour De Force? Für mich aber reicht es aus, den Film als das stehen zu lassen, was er ist: Eine Sammlung von Bildern und Gedanken. Eine schöne Möglichkeit, abzuschweifen, wenn das furchtbare Schicksal Russlands auf ausgelassene Tanz-Szenen trifft - fast ironisch anmutend. In diesem Sinne ist es genauso relevant, was Sokurov nicht zeigt (wir aber doch alle wissen): Die Barbarei der Soviet-Herrschaft - Und ist es nicht genau das, was uns allen sofort einfällt, wenn wir an Russland denken? Russian Ark ist kein Stück Politik, sondern ein filmischer Tagtraum. mehr auf cinegeek.de
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Russian Ark Kritik
Russian Ark: Auf wundersame Weise findet sich ein zeitgenössischer russischer Filmemacher in der St. Petersburger Eremitage des frühen 18. Jahrhunderts wieder. Er trifft auf einen zynischen französischen Diplomaten aus dem 19. Jahrhundert, mit dem er sich auf eine aufregende Reise durch den Palast und die turbulente Geschichte Russlands begibt.
Während der Marquis (Sergey Dreiden) und der Filmemacher die prachtvollen Korridore und Salons der Eremitage erkunden, sind sie Zeuge erstaunlicher Szenen aus 300 Jahren zaristischem Russland: Peter der Große peitscht einen seiner Generäle aus; Katharina die Große (Maria Kuznetsova) hetzt während der Proben zu ihrem eigenen Theaterstück umher; die Familie des letzten Zaren sitzt unbeirrt von der heranrollenden Revolution gemeinsam am Tisch und diniert; Hunderte von Gästen tanzen Walzer beim letzten großen königlichen Ball von 1913?
Der ununterbrochene Zug durch die Räume der Eremitage entfaltet sich zu einer einzigartigen Zeitreise, während sich gleichzeitig ein leidenschaftlicher Disput zwischen den beiden Männern aus unterschiedlichen Epochen entwickelt. Den französischen Marquis verbindet eine westliche Hass-Liebe mit Russland. Der moderne russische Filmemacher hinterfragt die wechselvolle Vergangenheit seines Landes und dessen Beziehungen zum heutigen Europa. Die beiden sticheln sich gegenseitig und teilen gleichzeitig ihr Erstaunen über die wundersamen Begegnungen während ihrer Reise durch die Geschichte. Die Eremitage ist wie eine Arche, die auf liebevolle Weise Russlands Kunst und Geschichte bewahrt.
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