Der neueste Horrorschocker aus dem „SAW“-Franchise ist ab sofort in den Kinos zu sehen. Doch kann er nach „SAW: Spiral“ und „Jigsaw“ überzeugen?
„SAW“ war einst der Durchbruch von Regisseur James Wan und Drehbuchautor Leigh Whannell, die seit 2004 in Hollywood viel erlebt haben. Das „SAW“-Franchise zählt nun dank „SAW X“ zehn Filme im Horrorfranchise – bereits die beiden letzten Filme „Jigsaw“ und „SAW: Spiral“ konnten die horroraffinen Fans des Franchise jedoch weniger gut überzeugen.
Zum Kinostart am 30. November 2023 von „SAW X“ will man sich auf die Stärken des Franchise zurückbesinnen und entsendet DEN Bösewicht des Franchise, John Kramer (Tobin Bell), auf sein wohl persönlichstes „Todesspiel“. Zur Erinnerung: Eigentlich starb John Kramer bereits im Film „SAW 3“ (2006). Seine Lehrlinge (unter anderen Shawnee Smith und Costas Mandylor) führten seine Mission fort, sodass uns nun der insgesamt zehnte Teil mit „SAW X“ in den Kinos erwartet. Genau genommen müsste der aktuelle Kinofilm jedoch „SAW 1 ½“ lauten, spielt die Handlung nun zwischen Teil 1 und Teil 2.
Wir haben den neusten Film bereits gesehen und verraten euch, mit welchen zwei Premieren das Franchise überraschen kann. Obacht: Für eine dieser Premieren müssen wir einen Handlungsstrang vom Ende des Films aufgreifen! Spoilerwarnung!
Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen.
Überraschung Nummer 1: John Kramer, der Held
Die Handlung setzt nach dem ersten „SAW“-Film an. John ist sterbenskrank und erfährt in einer Selbsthilfegruppe von einer wundersamen wie aggressiven Heilmethode, bei der sein Hirntumor mittels Operation und Medikamentencocktail ausgemerzt werden soll. Statt wie sonst üblich erleben wir John Kramer nicht mehr von der Seitenlinie. Hier werden große Einblicke in seine Gefühlswelt dargestellt – wir sehen, wie er sich an Ort und Stelle Fallen für seine Mitmenschen ausdenkt.
Er reist nach Mexiko, um an der bahnbrechenden Studie von Cecilia Pederson (Synnøve Macody Lund) teilzunehmen. Bevor er dort ankommt, wird eine große Geldsumme gezahlt. Die OP in einem abgelegenen Haus verläuft gut, der Heilungsprozess beginnt – also Ende gut, alles gut? Mitnichten. John Kramer findet heraus, dass er einem Betrug auf dem Leim gegangen ist, zum Profit der Betrüger. Er will den Scharlatanen zumindest die Chance zum Überleben geben – und entsinnt seine tödlichen Fallen unter der mexikanischen Sonne.
Eingefleischte „Saw“-Fans erfahren hier mehr über John Kramers Entwicklungen der Todesfallen als in jedem anderen Teil bislang. Doch das nicht genug – John Kramer wird uns hier gar als Held dargestellt. Eine Inszenierung, die überrascht – und nicht immer funktioniert. Wenn sich der Showdown zwischen ihm und Pederson abzeichnet, ist man zwar auf Johns Seite, aber bei einem Abziehbildbösewicht wie Pederson bleibt einem auch schlicht keine andere Wahl. Werden diese Menschen aus ihren Fehlern lernen? Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering. Stattdessen nutzt John die Todesspiele, um die wahren Charakterzüge seiner Peiniger zu offenbaren und sie mit einem fiesen Lächeln in den Tod zu verabschieden.
Wollt ihr den Spoiler-Part überspringen, könnt ihr nun ganz schnell weiterscrollen und nach der Puppe wieder weiterlesen. Oder euch über die richtige Reihenfolge der Horrorreihe informieren:
Überraschung Nummer 2: Das Kind in der Todesfalle
Für diese Überraschung müssen wir leider einen Part vom Ende des Films vorwegnehmen. In der letzten großen Falle des Films wird John gemeinsam mit einem Kind in eine Waterboarding-Apparatur gesteckt. Die Idee: Nur einer kann überleben, während der andere kopfüber eine Blutdusche erhält. Das Kind Carlos ist vielleicht höchstens zehn-zwölf Jahre alt und wurde von Pederson obschon seines „unschuldigen“ Charakters für diese Falle auserkoren.
Leider ist diese Wahl für mich sehr geschmacklos. Eigentlich waren Amanda und John für diese Falle vorgesehen, mit Carlos sollte John vor die unmögliche Wahl gestellt werden, ein unschuldiges Leben zu opfern, um sein Leben zu erhalten. Es ist eine traurige, aber geschmacklose Premiere im Franchise ein unschuldiges Kind in eine solche Apparatur zu stecken. Und nebenbei hat es auch wenig mit dem Kern des Franchise zu tun. Normalerweise folgen auf zweifelhafte Taten die mitunter tödlichen Konsequenzen – oder zumindest eine wiederentdeckte Wertschätzung des Lebens. Hier ist eine Person schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort – und wird gleich mal für ein Leben lang traumatisiert. Da kippt nicht nur die Stimmung im Kinosaal, die Meinung zum sonst soliden Horrorstreifen erhält einen faden Beigeschmack. Popcornkino? Fehlanzeige.
Rückbesinnung auf die Stärken des Franchise
Nach dem Totalausfall „Saw: Spiral“, dass auch Chris Rock und Samuel L. Jackson nicht retten konnten, und dem mäßig überzeugenden „Jigsaw“, besinnt sich „Saw X“ trotz der fragwürdigen letzten großen Falle auf die Stärken des Franchise zurück. Weg von Trittbettfahrern und sadistischen Lehrlingen, zurück zu John Kramer.
Hätte es diese Geschichte benötigt? Vielleicht nicht. Macht sie dennoch größtenteils Spaß und überrascht? Ja, nicht nur dank der beiden Premieren im Franchise. Dank Tobin Bell und Shawnee Smith ist man endlich wieder in bekannten Horrorgefilden, die Fallen überzeugen und haben Erinnerungscharakter.
Regisseur Kevin Greutert, der im Franchise immerhin den sechsten und siebten Teil inszeniert hat, liefert mit „SAW X“ einen Eintrag, der nicht viele Vorkenntnisse benötigt. Man merkt dem Film regelrecht an, dass Greutert bei „Jigsaw“ und „Spiral“ keinen Spaß empfand und das Bild des „Saw“-Franchise für das Publikum wieder geradebiegen wollte. Sollte dies also der letzte Film im Franchise sein, können Fans mit einem besseren Gefühl den Kinosaal verlassen als bei den beiden Vorgängern.
Insgesamt kommt „SAW X“ im Ranking innerhalb der „Saw“-Reihe nicht an die ersten drei Teile heran, schließt aber sehr wohl an die anderen beiden Greutert-Filme Teil 6 und 7 an und ist ZUM GLÜCK erheblich besser als es noch zuletzt „Spiral“ war.
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