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Schuld sind immer die Anderen: Ben bekommt im idyllisch gelegenen „Waldhaus“ die einmalige Chance auf einen Neuanfang. Als einer von sieben jugendlichen Straftätern soll er in der familiären Gemeinschaft soziale Kompetenz erlernen und Geborgenheit erfahren. Doch als er auf seine Hausmutter Eva trifft, ist er geschockt: Sie ist eines seiner Opfer. Sein brutaler Überfall auf sie wurde nie aufgeklärt. Während Ben alles versucht, um in der Gruppe...

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Handlung und Hintergrund

Ben hat sich in ein Netz aus Kriminalität und Gewalt verstrickt und landet dafür im Jugendknast. Einzig der Sozialarbeiter Niklas setzt sich für ihn ein und ermöglicht ihm einen Neuanfang in einer Einrichtung des freien Vollzugs namens „Waldhaus“. Dort soll er in einer kleinen Gruppe mit anderen Straftätern unter strengen Regeln wieder lernen, in einer sozialen Gemeinschaft zu leben. Als er dort Eva, Niklas‘ Ehefrau und Hausmutter des Projekts, kennen lernt, stellt er entsetzt fest, dass sie eines seiner früheren Opfer ist.

Der junge Ben ist nach verschiedenen Gewalttaten im Jugendknast gelandet. Durch den Sozialarbeiter Niklas erhält er die Möglichkeit, an einem Projekt des offenen Strafvollzugs in einem Waldhaus teilzunehmen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Ben, sich den strengen Regeln des Alltags dort unterzuordnen. Dann trifft die Hausmutter Eva ein, in der Ben das Opfer eines von ihm maskiert verübten Raubüberfalls erkennt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Lars-Gunnar Lotz
Produzent
  • Franziska Specht,
  • Matthias Drescher,
  • Philipp Knauss,
  • Sebastian Sawetzki,
  • Manuel Challal
Darsteller
  • Edin Hasanovic,
  • Julia Brendler,
  • Marc Ben Puch,
  • Pit Bukowski,
  • Alexander Becht,
  • Natalia Rudziewicz,
  • Aram Arami,
  • Kais Setti,
  • Oliver Konietzny,
  • Levi Harrison,
  • Julianna Götz,
  • Benjamin Erdmann,
  • Joachim Foerster,
  • Hassan Charour,
  • Attila Borlan
Drehbuch
  • Anna Praßler
Musik
  • Sea + Air
Kamera
  • Jan Prahl
Schnitt
  • Julia Böhm
Casting
  • Karen Wendland

Kritikerrezensionen

    1. Auf der Suche nach dem Ethos des Individuums, macht es sich der Film "Schuld sind immer die Anderen" keinesfalls so leicht, wie der Titel andeutet. In einer Gesellschaft, in der Verantwortung übernehmen oft mit Schwäche verwechselt wird, verwischen die moralischen Grenzen. Politiker und Personen des öffentlichen Interesses verbringen viel Zeit damit zu dementieren - wer zu seinen Fehlern steht, kann nur verlieren.

      Der Vergleich scheint weit gegriffen, doch bricht man die Handlung von "Schuld sind immer die Anderen" auf die wesentliche Frage herunter, geht es darum, ob der Protagonist Verantwortung für sein Handeln übernimmt oder nicht.

      Der Film stellt zwei Charaktere gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ben, als notorischer Straftäter, mit ungehemmten Aggressionen und einem mangelnden Weitblick. Eva, die Pädagogin, selbst Opfer einer Gewalttat, die trotz aller Bemühungen mit dem Geschehenen nicht abschließen kann.

      So interessant diese Konstellation auch ist, die Filmemacher setzen beim Publikum viel Gutmütigkeit voraus. Bei manchen Wendungen und Komplikationen sind die Schrauben zu fest angezogen, an anderen Stellen klaffen logische Lücken. Warum nutzt Ben nicht die erstbeste Möglichkeit um zu fliehen? Wie groß ist die Chance, dass diese beiden tatsächlich aufeinander treffen? Und warum fallen die eben noch vielschichtigen Charaktere oft in Klischees ab?

      In einer frühen Szene wird Eva gefragt, ob sie das Erlebte verarbeiten kann. "Ich würde versuchen zu verzeihen", ist ihre Antwort. Es ist eben dieser Versuch, dessen Durchführbarkeit in all seiner Härte, oftmals Fragen aufwirft. Obwohl Julia Brendler der Figur eine interessante Mischung aus Fragilität, innerer Stärke und Trotz verleiht, erscheint ihre Motivation oft dem Wunsch der Drehbuchautorin geschuldet und nicht einer logischen Charakterisierung. Natürlich braucht die Handlung eine Figur, die dem Täter nicht schnell verzeihen kann. Die Tat muss größere Konsequenzen haben, die Schuld des Täters nahezu unverzeihlich sein. Das ist dramaturgisch einwandfrei, nur hinterlässt es einen faden Beigeschmack, wenn die Intentionen der Filmemacher eine solch klare Spur auf der Leinwand hinterlassen. Der Film begibt sich oftmals auf eine gefährliche Gratwanderung zwischen aufrichtiger Charakterstudie und lästiger Moralpredigt. Dass er dabei nicht in letzteres abrutscht, verdankt er vor allem Edin Hasanovic.

      Der Jungdarsteller vermag es Ben zu einer authentischen Figur zu erwecken, deren moralischer Werdegang uns hoffen lässt. Und hier zeigt sich die Stärke des Filmes. Es geht nicht darum, zu zeigen, dass am Ende alles gut wird. Es geht nicht darum einen Menschen zu ändern, ihn auf wundersame Weise von all seinen Lastern zu heilen. Der Film zeigt einen jungen Mann, der gerade am Beginn steht, zu verstehen, welche Konsequenzen sein Handeln hat. Der das erste Mal darüber nachdenkt, wer eigentlich auf der anderen Seite steht. Dass es bei menschlicher Interaktion nicht nur darum geht, wer am Ende als Gewinner vom Platz geht. Und dass Gewinnen relativ ist. Schuld sind nicht immer nur die Anderen, manchmal muss man zu seinen Fehlern stehen.

      Fazit: "Schuld sind immer die Anderen"ist ein nicht immer komplett klischeefreies Sozialdrama, das vor allem durch seine Hauptdarsteller zu überzeugen weiß.
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    2. Schuld sind immer die Anderen: Ben bekommt im idyllisch gelegenen „Waldhaus“ die einmalige Chance auf einen Neuanfang. Als einer von sieben jugendlichen Straftätern soll er in der familiären Gemeinschaft soziale Kompetenz erlernen und Geborgenheit erfahren. Doch als er auf seine Hausmutter Eva trifft, ist er geschockt: Sie ist eines seiner Opfer. Sein brutaler Überfall auf sie wurde nie aufgeklärt. Während Ben alles versucht, um in der Gruppe nicht aufzufallen, wächst in Eva der Verdacht.

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      1. Im „Waldhaus“, einer idyllisch gelegenen Einrichtung des offenen Vollzugs, bekommt Ben gemeinsam mit einer Handvoll anderer jugendlicher Straftäter die einmalige Chance auf Resozialisierung jenseits karger Gefängnismauern. Raubüberfall, Diebstahl, Körperverletzung - diese Vergangenheit beginnt Ben mit jedem weiteren Tag in der familiären Gemeinschaft des Waldhauses zu hinterfragen, gar aufzuarbeiten. Er fasst Vertrauen zu den anderen Jungs, entwickelt Sympathien für die Betreuer, die von nun an seinen Alltag begleiten. Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes. Mit der Ankunft seiner Heimleiterin Eva holt ihn sein altes Leben schlagartig wieder ein. Was Eva anfänglich nicht ahnt, weiß Ben bereits beim ersten Blickkontakt: Sie ist eines seiner Opfer. Eine ausweglose Situation. Für beide. Es ist dieser Ausnahmesituation, den Lars-Gunnar Lotz‘ Debütfilm behandelt. Er beleuchtet dabei die intensiven Empfindungen von Opfern und Tätern gleichermaßen und realitätsgetreu. Edin Hasamovic als junger Mann, der in seinem jungen Leben schon so viele Fehler begangen hat, gelingt es, im Zuschauer Empathie und Mitgefühl zu wecken, und Julia Brendler als Eva verkörpert eine starke Frau, die so viel mehr ist als das Opfer einer grausamen Straftat. Ein authentischer und klug durchdachter Film und ein absoluter Glücksfall im deutschen Nachwuchsfilm.

        Jurybegründung:

        Statt im Gefängnis einzusitzen, soll ein jugendlicher Gewalttäter in einer von Sozialarbeitern betreuten Einrichtung soziale Kompetenz lernen und sich in diesem Rahmen mit seiner Schuld und dem Leiden seiner Opfer auseinandersetzen. Dieser Grundkonflikt wird dramaturgisch dadurch zugespitzt, dass eine seiner Betreuerinnen eines seiner Opfer ist. Er erkennt sie sofort, in ihr wächst nur langsam der Verdacht, der erst im letzten Akt zur Gewissheit wird. Dadurch wird eine Situation geschaffen, in der der junge Mann aus nächster Nähe beobachten kann, welche verheerenden Auswirkungen sein Überfall sowie seine Schläge und Tritte auf die Frau hatten. Diese war schwanger und hat ihr Kind verloren und unter diesem Verlust leiden sowohl sie wie auch ihr Freund, der als Sozialarbeiter im gleichen Heim arbeitet. Durch diese Erfahrungen entwickelt sich der Junge Mann soweit, dass er schließlich zu seiner Tat steht und sich bewusst den Konsequenzen stellt. Diese ganz andere Coming of age-Story bildet den Kern des Films und sie ist es auch, die am meisten bewegt. Edin Hasanovic gelingt es in der Hauptrolle, den weiten Bogen vom brutalen Schläger zum zu Empathie und Reue fähigen jungen Mann zu schlagen und diesen emotionellen Reifeprozess in jeder Phase glaubwürdig und mit großer Intensität zu vermitteln. Während er als Täter immer schwächer wird, wird das Opfer immer stärker und diese Entwicklung macht Julia Brendler mit einer ebenso inspirierten und komplexen schauspielerischen Leistung nachvollziehbar. Bis in die Nebenrollen ist SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN überzeugend besetzt und auch die Inszenierung ist aus einem Guss. Hierbei wurde große Sorgfalt darauf gelegt, zu zeigen, nach welchen Regeln eine sozialtherapeutische Einrichtung wie das „Waldhaus“ geführt wird, wie versucht wird, die jugendlichen Straftäter in dieser familienähnlichen Institution zu sozialer Kompetenz zu erziehen, und wie das soziale Geflecht aussieht, das sich zwischen den Jugendlichen und den Sozialarbeitern entwickelt. Lars Gunnar Lotz erzählt hier eine zugleich gesellschaftlich aktuelle wie spannende und bewegende Geschichte. Dieser positive Gesamteindruck wird nur durch ein paar Ungeschicklichkeiten im Drehbuch gemildert. So holpert die Dramaturgie manchmal ein wenig, doch davon abgesehen ist dies ein zugleich spannender und erstaunlich reifer Debutfilm.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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