Schwerkraft: Bankangestellter Frederick Feinermann führt ein scheinbar geordnetes, aber auch unerfülltes Leben, bis zu dem Tag, als sich ein bankrotter Kreditnehmer direkt vor ihm im Büro das Leben nimmt. Frederick wird die Bilder nicht mehr los und seine Psyche macht langsam eine Wandlung durch: er beginnt zu stehlen und die Arbeit zu vernachlässigen. Als er seinen alten Kumpel Vince, einen Ex-Knacki wiedertrifft, der wegen einer...
Handlung und Hintergrund
Am Anfang steht der Schock, den der angepasste Bankangestellte Frederik erleidet, als sich vor seinen Augen ein Kunde erschießt. Statt einfach so weiterzumachen, wie sein Chef ihm rät, bricht Frederick bei ihm ein. Doch er vergisst seine Kreditkarte dort. Sein Kumpel, Ganove Vince, soll ihm aus der Patsche helfen. Daraus entwickelt sich eine ganze Einbruchsserie. Nachts geht Frederick mit Vince auf Raubzug zu den Kunden, die er tagsüber bedient.
Am Anfang steht der Schock, den der angepasste Bankangestellte Frederik erleidet, als sich vor seinen Augen ein Kunde erschießt. Statt einfach so weiter zu machen, wie sein Chef ihm rät, bricht Frederick bei ihm ein. Doch er vergisst seine Kreditkarte dort. Sein Kumpel, Ganove Vince, soll ihm aus der Patsche helfen. Daraus entwickelt sich eine ganze Einbruchsserie. Nachts geht Frederick mit Vince auf Raubzug zu den Kunden, die er tagsüber bedient.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Alexander Bickenbach,
- Manuel Bickenbach
Darsteller
- Fabian Hinrichs,
- Jürgen Vogel,
- Nora von Waldstätten,
- Jule Böwe,
- Thorsten Merten,
- Jeroen Willems,
- Fahri Yardim,
- Eleonore Weisgerber
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Ob „Fight Club“ oder „American Beauty“: Die Geschichte vom Mann, der aus seinem erstickendem Leben und Alltag brachial und gegen jede Sitte ausbricht, bietet feinsten Kinostoff. Auch in Maximilian Erlenweins „Schwerkraft“, dem Gewinnerfilm des diesjährigen Max Ophüls Preises, ist es ein Genuss, zuzusehen, wie der großartig unterspielende Fabian Hinrichs als Frederick mit aufreizender Ruhe und stets immer ein wenige über sich selbst verwundert, sich selbst austestend, zum Rüpel im Anzug wird. Zuerst noch hilflos und täppisch, dann immer mutiger bis es schließlich nicht mehr lustig ist.
Aber weil das überaus lakonisch erzählt ist, „Schwerkraft“ überhaupt von einer lustvollen, freilich kunstvoll gestalteten „Maulfaulheit“ in Inszenierung und Dramaturgie gezeichnet ist, gerät das nicht moralisch oder tragisch. Es gibt fast surreale Momente, die tatsächlich – so wurde schon gelobt – bisweilen an die Filme der Coen-Brüder erinnern. Einer dieser staubtrockenen Höhepunkt: Wenn Frederick auf Vinces Geheiß im feinen Zwirn mit Skimaske und Baseballschläger auf eine Handvoll Skinheads losgeht.
Passend dazu auch Jürgen Vogel als wortkarger Vince, dieser harte Kerl, den eine unterkühlte und doch herzliche Zweckfreundschaft mit Frederick verbindet – der sein Bruder ist und zugleich das Gegenstück: Lauert bei Frederick der Psychopath stets schon unter der Oberfläche, sitzt hinter Vinces harter Schale ein tieftrauriger Kern.
Ein bisschen bleibt „Schwerkraft“ - auch wieder wie bei den Coen-Brüdern (und besonders ihrem aktuellen Film „A Serious Man“!) – in bester Weise offen, vor allem aber: egal. Was uns Erlenwein eigentlich sagen will, man weiß es nicht, obwohl mit den wohlgesetzten Punkten und Momenten des ausgeklügelten Drehbuchs eine tiefere Bedeutung wie zum Greifen nahe scheint. Womöglich gibt es keine, und das wäre freilich auf verdrehte Art die wahrste und pfiffigste Message des Films: Egal wie sehr man wütet, sich rächt und seinen Träumen nachläuft, so wie Frederick, der mit Nadine unbedingt nach Island will (wo man an Trolle glaubt!): Letztlich ist alles sinnlos.
So spielt „Schwerkraft“ mit seinen Figuren und dem Zuschauer, hat Spaß, macht Spaß, auch wenn sich der Film selbst ei allen Frechheiten kein Zucken im Mundwinkel erlaubt.
Leider holpert es drehbuchtechnisch dann doch, wird z.B. Vincens Freundin als Figur „verschenkt“ wie auch der geheimnisvolle Mann, dessen Kontoauszüge Frederick zu besorgen hat, gerade angesichts ihrer Bedeutung, die sie für Vince haben und dem Film dann doch eine tragische Note zumindest in der Nebenhandlung aufpropfen. Auch Nora von Waldstätten (beim Max Ophüls Preis 2010 als beste Nachwuchsdarstellerin gekürt) bekommt als Nadine nicht genug zu tun.
Vielleicht ist das aber gewollt, gesollt – wie der Hund, den Frederick dem russischen Hehler abgekauft, damit Vince nicht mit diesem über die Misshandlung des Tiers aneinandergerät. In jedem anderen Film wäre der Hund Sinnbild und Maskottchen geblieben. Hier wird er gleich wieder ausgesetzt. Ein großes und großartiges Achselzucken, ein Spiel mit den Konventionen.
„Schwerkraft“ ist denn auch ein stylisch geschickter und im Ton geglückter Ausnahmefilm, der das Zeug zu einem kleinen, leichten Kultfilm haben könnte.
Fazit: Stilsicherer und großartig besetzter, lakonisch-schräger und bisweilen leicht surrealer Ausnahmefilm, der Coen-Brüder-achselzuckend mit den Erzählkonventionen und der eigenen Sinnhaftigkeit (oder -losigkeit) spielt.
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