Schon jetzt wird „Scream“ von allen Seiten bejubelt. Warum mir gerade das Beste am Film auf die Nerven ging und ich nicht ganz in die Lobeshymnen einsteigen kann, lest ihr in meiner Kritik.
Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht notwendigerweise die aller kino.de-Redakteur*innen.
Nach zehn Jahren Pause dürfen sich Horror-Fans auf die Rückkehr von Ghostface freuen, denn seit dem 13. Januar läuft „Scream“, der fünfte Teil der Reihe, im Kino. Die Jahre des Slasher-Franchise sind ins Land gezogen, ein Grund mehr um sich Sorgen zu machen. Nachdem „Scream 4“ mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, stellte sich zu Recht die Frage, ob der jüngste Teil an die originalen Kultklassiker anknüpfen kann und das treue Publikum nicht enttäuscht. Erste Stimmen sagen eindeutig: Ja. Ich sage etwas weniger eindeutig: Jein.
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„Scream“: Größte Stärke gleichzeitig größte Schwäche
Seit Sidney Prescott (Neve Campbell) erstmals 1996 als Final Girl über die Leinwand hüpfte und um ihr Leben bangen musste, zeichnete sich die Horror-Reihe durch den cleveren Meta-Humor aus. Die Figuren wissen, dass gewisse Charaktereigenschaften und manchmal sogar bestimmte Sätze den Tod garantieren, sie kennen sich im Genre aus und sprechen aus, was Zuschauer*innen womöglich im selben Moment denken, wenn sie den Film sehen. Das macht die Horror-Reihe trotz grafischer Morde vor allem zu einem witzigen, unterhaltsamen Kinospaß, bei dem man sich ab und an erschreckt, aber auch viel lacht.
Egal wie gut die Filme sind, Fehler schleichen sich immer ein, auch bei diesen Horrorfilmen:
Der neue „Scream“ macht sich dank „Stab“ (dem Film im Film) die Metaebene ebenfalls zunutze – auch wenn es ursprünglich hieß, dass sie sich davon verabschieden – und geht dabei meiner Meinung nach einen Schritt zu weit. Zu Beginn schmunzelt man noch über Bemerkungen, etwa dass das jüngere Publikum dank Filmen wie „Hereditary“ und „Der Babadook“ sich eher für „gehobenen Horror“ mit mehr Tiefe als für stumpfe Jump-Scares oder Torture Porn interessiert. Auch der wiederkehrende Witz, in dem Sams (Melissa Barrera) Freund Richie (Jack Quaid) und Taras (Jenna Ortega) Freund*innen verdächtigt werden, die Ghostface-Killer zu sein, sorgte bei mir für einige Lacher. Insbesondere, wenn ich bei Richies Anblick nur an den gutherzigen Hughie aus „The Boys“ denken kann.
Wenn in einer Szene aber zum fünften Mal unter ominöser Musik eine Tür geschlossen wird und das Publikum lachen soll, weil der Killer sich nicht dahinter versteckt, frage ich mich, ob ich im falschen Saal gelandet bin und statt des neuen „Scream“-Films versehentlich eine „Scary Movie“-Fortsetzung gucke. Weil der Witz bis zur Unendlichkeit ausgedehnt wird, damit auch die Letzten verstanden haben, was die Macher*innen bezwecken wollen, ist er eben nicht mehr witzig. Dank Taras Freundin Mindy (Jasmin Savoy Brown, „The Leftovers“), die nicht nur ein Superfan des „Stab“-Franchise, sondern auch die Verwandte einer Original-Figur ist, tauchen solche gewollt lustigen Szenen leider viel zu oft auf. Weswegen ich mir die Frage stellen musste, ob es denn noch witzig und kreativ ist, sich über sinnfreies Verhalten von Figuren und schlecht durchdachte Fortsetzungen lustig zu machen, wenn man teilweise genau dieselben Fehler begeht. Nur weil man sie absichtlich begeht, heißt es ja noch lange nicht, dass sie aufgrund dessen besser sind…
Damit will ich nicht sagen, dass „Scream“ ein schlechter Film ist. Die knapp zwei Stunden haben mich durchaus unterhalten und die neuen Figuren wurden organisch mit den Original-Stars, gespielt von Neve Campbell, David Arquette und Courtney Cox, verbunden. Ich wünschte mir nur, dass sich der Film bei all den Meta-Witzen getraut hätte, sich noch mehr vom Original abzugrenzen, damit ich als Zuschauerin nicht das Gefühl habe, ich sehe denselben Film von 1996 nur neu angestrichen oder eben die ulkigere „Scary Movie“-Variante. Vielleicht wagt man bei „Scream 6“ einen größeren Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
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