Wie es sich für das Marvel Cinematic Universe (MCU) gehört, steckt auch „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ voller Anspielungen. Doch habt ihr diese 15 Easter Eggs bemerkt?
– Achtung: Es folgen Spoiler für „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“! –
Die Zehn Ringe
Zu Beginn von „Shang-Chi“ lernen wir die Organisation der Zehn Ringe und ihren Anführer Wenwu (Tony Leung) kennen. Im MCU stießen wir allerdings schon zuvor auf die Zehn Ringe und das sogar im allerersten Film: Mitglieder der Organisation waren es, die Tony Stark (Robert Downey Jr.) in Afghanistan entführten und damit seinen Wandel zu Iron Man anstießen. In „Iron Man 3“ spielten die Zehn Ringe scheinbar erneut eine Rolle, aber dazu kommen wir noch.
Fu Manchu war gestern
Der Vater-Sohn-Konflikt in „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ orientiert sich eindeutig an der Comic-Geschichte des Marvel-Helden. Dort war Shang-Chi der Sohn von Fu Manchu und wuchs in dem Glauben auf, sein Vater sei ein Philanthrop. Nachdem er in etlichen Martial-Arts-Richtungen ausgebildet wurde, erhielt Shang-Chi von seinem Vater den Auftrag, einen Mann in London zu töten, der laut Fu Manchu den Weltfrieden gefährde. Dies war natürlich eine Lüge, Shang-Chi erfuhr aber erst nach dem Mord von der wahren Natur seines Vaters und wandte sich anschließend gegen ihn.
Im MCU ging die Rolle an Shang-Chis Vater allerdings nicht an Fu Manchu, sondern an den extra für den Film geschaffenen Charakter Wenwu. Das hat zwei gute Gründe: Zum einen wurde Fu Manchu aufgrund der stereotypen und rassistischen Darstellung stark kritisiert, weswegen ihn die Marvel-Comics auch mehr oder weniger fallenließen, indem sie ihn 2010 in Zheng Zu umbenannten. Zum anderen konnte das MCU in Wenwu neben Shang-Chis Vater auch die Rolle des Mandarin unterbringen, der eigentlich typischerweise ein Iron-Man-Bösewicht ist, aber ebenfalls wegen seiner Darstellung in der Kritik steht, was der Film ja auch ansprach (dazu gleich mehr).
Der Blip zieht weiter seine Kreise
Das Ende von „Avengers: Infinity War“ lässt die MCU-Welt verständlicherweise weiterhin nicht zur Ruhe kommen. Wenn Shaun alias Shang-Chi (Simu Liu) morgens auf dem Weg zu Katy (Awkwafina) ist, kann man ein Poster entdecken, das Hilfe für Leute anbietet, die wegen des Blip (so wird das Verschwinden der Hälfte der Bevölkerung genannt) an Depressionen leiden. Dass diese Tragödie galaktischen Ausmaßes aber auch die gegenteilige Wirkung entfalten kann, erfuhren wir am Abend zuvor: Beim Treffen mit einer alten Freundin erzählt diese Shang-Chi und Katy, dass sie ihr Leben auf die Reihe bekommen hat und erfolgreich wurde, eben weil die Hälfte der Menschheit verschwunden ist. Dadurch wurde ihr vor Augen geführt, dass ihr Leben von einer Sekunde auf die andere vorbei sein kann.
Habt ihr den Streamer wiedererkannt?
Einer der witzigsten Momente, weil er derart aus dem Nichts kam, geht auf die Kappe von Klev (Zach Cherry). So heißt der junge Mann, der im Bus anfängt, den Kampf zwischen Shang-Chi und den Schergen seines Vaters zu streamen und völlig ruhig seinen Zuschauer*innen erklärt, dass er die unterschiedlichen Moves der Kämpfer bewerten werde. Dies ist tatsächlich nicht das erste Mal, dass wir Klev im MCU gesehen haben: In „Spider-Man: Homecoming“ ist er ein Verkäufer an einem Imbissstand, der Spider-Man (Tom Holland) am Anfang dazu auffordert, oben auf einer Häuserecke einen Backflip zu machen. Spider-Man kommt dem direkt nach, was Klev mit einem Freudenschrei belohnt.
Extremis
In dem Untergrundkampfring von Xialing (Meng’er Zhang) sehen wir im Hintergrund auch einige Kämpfe hinter Glaswänden, die auf einem niedrigeren Niveau stattfinden, wie Jon Jon (Ronny Chieng) erklärt. Einer der Kämpfer hat aber offensichtlich übernatürliche Fähigkeiten, denn seine Haut leuchtet auffallend rötlich. MCU-Fans werden dieses Leuchten sicherlich wiedererkennen: In „Iron Man 3“ lernten wir es als fortgeschrittene Form der Genmanipulation kennen, auch bekannt als Extremis. Dadurch können selbst abgetrennte Gliedmaßen in kurzer Zeit nachwachsen und die Personen sind insgesamt physisch stärker und können eine enorme Hitze absondern. Die Behandlung war aber eben nicht ohne Tücken, denn bei einigen führte Extremis zu einem instabilen Zustand, der in einer unkontrollierten, gewaltigen Explosion endete. Drücken wir dem unbekannten Kämpfer in „Shang-Chi“ also die Daumen.
Abomination vs. Wong
Schon im Vorfeld sorgte der Kampf für Aufsehen, den sich Shang-Chi vor seinem eigenen Gang in die Hauptkampfarena seiner Schwester ansehen durfte: Abomination vs. Wong. Abomination hört eigentlich auf den Namen Emil Blonsky, weswegen Wong ihn auch mit „Emil“ anredet. Zuletzt sahen wir ihn in „Der unglaubliche Hulk“ aus dem Jahre 2008. Am jetzigen Auftritt in „Shang-Chi“ war tatsächlich erneut der damalige Darsteller Tim Roth beteiligt, der in der kommenden Marvel-Serie „She-Hulk“ ebenfalls wieder in die Rolle des einstigen Bösewichts schlüpft. „Einstigen“, denn anscheinend hat Abomination neben einem veränderten Aussehen auch eine entspanntere Persönlichkeit erhalten. Warum sonst sollte Wong (Benedict Wong), den wir ja als Mentoren von Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) kennengelernt haben, Abomination trainieren? Wie es dazu kam, erfahren wir womöglich in „She-Hulk“.
Trevor Slattery ist zurück
Eine weitere Erinnerung an „Iron Man 3“ beschert uns der wohl größte FC-Liverpool-Fan im MCU: Trevor Slattery (Ben Kinglsey). Der britische Schauspieler gab sich in dem Marvel-Film als Terrorist Mandarin und Anführer der Zehn Ringe aus. Das kommentiert Wenwu jetzt entsprechend verächtlich, denn die ignoranten Weißen aus dem Westen haben ihren gefürchteten Terroristen nach einem Hähnchengericht benannt.
Trevor Slattery entpuppte sich bereits in „Iron Man 3“ als Witzfigur, die in dem Marvel-One-Shot „All Hail the King“ schon 2014 von einem Handlanger des Originals entführt wurde. In „Shang-Chi“ stoßen wir erneut auf Slattery, der sich als Shakespeare-Darsteller/Hofnarr vor seiner Hinrichtung gerettet hatte.
Der wahre Terrorist
Trevor Slattery erklärt seine Mandarin-Geschichte anschließend auch Shang-Chi und Co. Dabei reflektiert er, dass er von einem Mann dafür engagiert wurde, für die BBC einen Terroristen zu spielen. Dieser Mann entpuppte sich dann aber wiederum selbst als Terrorist. Auch wenn sein Name nicht fällt, wissen Marvel-Fans natürlich, wer hier gemeint ist: Aldrich Killian (Guy Pearce), der Bösewicht aus „Iron Man 3“, der mit seinen Extremis-Soldat*innen Tony Stark das Leben schwermachte.
Ta Lo
Die mystische Welt Ta Lo gibt es tatsächlich auch in den Marvel-Comics. Dort wird es als eines der Götterreiche bezeichnet, zu denen beispielsweise auch Asgard mit seinen nordischen Gottheiten gehört. Es handelt sich dabei um eine kleine Dimension, die nur über begrenzten und nicht unendlichen Raum verfügt und die nah bei der Erde liegen soll. In China gibt es zudem ein interdimensionales Portal, das Ta Lo mit der Erde verbindet. Klingt soweit alles relativ vertraut, wenn wir die Version in „Shang-Chi“ betrachten und die Parallelen enden hier noch nicht: Das Ta Lo in den Comics ist zudem das Zuhause der Xian, einem gottähnlichen Volk, das die Welt vor Eindringlingen beschützt. Die übermenschlichen Kräfte der Bewohner*innen von Ta Lo im MCU könnten darauf hindeuten, dass wir es auch hier mit den Xian zu tun bekamen. Zumal die Fauna der Comic-Welt der aus dem Film gleicht: Fenghuang, die wie Phönixe aussehen, die löwenähnlichen Pixiu und auch die Qilin, die Trevor Slattery als komische Pferde bezeichnete, trafen wir dort ebenfalls im MCU an. Ganz zu schweigen von den Drachen, die es in der Comic-Version ebenfalls in Ta Lo gibt.
Dweller-in-Darkness
Der große Bösewicht von „Shang-Chi and the Legend of the Rings“ existiert ebenfalls in den Marvel-Comics, allerdings gibt es einige entscheidende Unterschiede zur Film-Version. In der Vorlage zieht der Dweller-in-Darkness seine Macht aus der Angst von Lebewesen, er kann diese Furcht in ihnen hervorrufen und wird dadurch stärker, wodurch er wiederum mehr Angst verursachen kann. Zudem erschuf er zwar seinerseits andere Kreaturen, diese stehlen aber nicht die Seelen von Menschen, wie im MCU, sondern erschaffen mit Illusionen ihrerseits mehr Angst. Zudem kann der Comic-Dweller Menschen, die unter seinem Einfluss sterben, in übermenschlich starke Schatten verwandeln, die jedoch durch Licht zerstört werden können.
Auch in seiner Darstellung unterscheidet er sich durchaus, da der Dweller-in-Darkness in den Comics eher eine humanoide Körperform hat, während er im Film einer Bestie gleicht. Zudem bekamen es bislang Thor und Doctor Strange mit dem Comic-Dweller zu tun, während Shang-Chi ihn dort noch nicht bekämpfen musste.
Son-Goku lässt grüßen
„Dragon Ball“ ist jetzt offiziell Teil des MCU! Während Katy und Shang-Chi am Ende des Films ihre Erlebnisse ihren zwei ungläubigen Freunden wiedergeben, beschreibt Katy die siegreiche Aktion von Shang-Chi gegen den Dweller-in-Darkness als „Kamehame-Ha“. Dabei handelt es sich natürlich um die berühmteste Kampftechnik der „Dragon Ball“-Reihe, die vor allem mit dem Protagonisten Son-Goku in Verbindung gebracht wird. Ursprünglich lernte der sie vom Herrn der Schildkröten alias Muten-Roshi und inzwischen beherrschen etliche Figuren das Kamehame Ha – unter anderem auch Shang-Chi. Mehr oder weniger…
Der Avengers-Rat
In der Post-Credit-Szene sehen wir Bruce Banner (Mark Ruffalo) und Captain Marvel (Brie Larson) wieder, die sich per Hologramm in die Beratschlagung mit Wong über den Ursprung der Zehn Ringe schalten. Diese Runde erinnert stark an einen ähnlichen Rat in „Avengers: Endgame“. Dort versuchte Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) die Avengers offensichtlich am Leben zu erhalten, auch wenn die Held*innen-Truppe durch den Blip dezimiert worden war. In der damaligen Runde beratschlagten Rocket Raccoon (Bradley Cooper / Sean Gunn), War Machine (Don Cheadle), Okoye (Danai Gurira) und erneut Captain Marvel ebenfalls via Hologramm über etwaige Krisen. Schön, dass diese anscheinend von Natasha ins Leben gerufenen Runden auch nach ihrem Ableben fortgeführt werden.
Easter-Egg-Feuerwerk
Während die Runde über den Ursprung der Zehn Ringe spekuliert, werden gleich etliche Anspielungen in den Raum geworfen. Zum einen seien die Ringe nicht aus Vibranium, wobei es sich um das seltene und extrem wertvolle Metall aus Wakanda handelt, aus dem beispielsweise der Schild von Captain America besteht.
Bruce Banner wirft Chitaurie-Technologie in den Raum. Die Chitaurie waren die Alien-Krieger, die in Thanos‘ Auftrag und unter Lokis Führung in „Marvel’s The Avengers“ 2012 New York angriffen.
Durch Captain Marvel fallen wiederum die Kree als Easter Egg. Dieses Alien-Volk kontrollierte sie unter Vortäuschung falscher Tatsachen in „Captain Marvel“. Zu den kriegerischen Kree gehören unter anderem Ronan (Lee Pace), bekannt aus „Guardians of the Galaxy“, und Yon-Rogg (Jude Law), Captain Marvels vermeintlicher Lehrmeister und späterer Gegner.
Auch Wong beteiligt sich an der Anspielungsflut, indem er erwähnt, dass das Signal, das die Zehn Ringe aussenden, bis nach Kamar-Taj zu spüren gewesen sei. Kamar-Taj ist die Trainingsstätte der Zauber*innen, wo auch Doctor Strange in seinem gleichnamigen Solo-Film ausgebildet wurde.
Was ist mit Bruce und dem Hulk passiert?
Manche waren sicherlich sofort verblüfft, bei einigen hat es vielleicht kurz gedauert, um zu merken, dass in der Post-Credit-Szene etwas nicht stimmt: Bruce Banner ist wieder ein Mensch! In „Avengers: Endgame“ war es noch eine der großen Überraschungen nach dem Zeitsprung gewesen, dass Bruce und der Hulk ihre Differenzen ausgeräumt hatten, weswegen sie als sogenannter Smart Hulk Körper und Geist teilten. Das Ergebnis war, dass Bruce seinen Verstand in Hulk-Form behielt. Warum er jetzt plötzlich wieder ein Mensch ist, bleibt allerdings unklar.
Eventuell hat es etwas mit einem weiteren Easter Egg bei seinem Auftritt zu tun: der Armschlinge. Nach „Avengers: Endgame“ wurde bereits angekündigt, dass der Schnipser mit den Infinity-Steinen bleibende Spuren am Hulk hinterlassen werde und dies ist offensichtlich der Fall, denn Bruces rechter Arm befindet sich weiterhin in einer Schlinge. Ob der Hulk aber wirklich wegen dieses Schadens den Rückzug angetreten und Bruce seinen Körper überlassen hat, muss die Zukunft zeigen.
Es gab da eine Idee…
Nach dem Treffen mit dem Avengers-Rat heißt Wong Shang-Chi und Katy in der Welt der Superheld*innen willkommen. Dabei erklärt er ihnen, dass sie nach ihrem Solo-Abenteuer jetzt ein Teil einer viel größeren Welt seien. Das spiegelt die Post-Credit-Szene aus „Iron Man“ wider, in der Nick Fury (Samuel L. Jackson) Tony Stark genau dasselbe mitteilte.
Die Szene passt aber natürlich wunderbar auch als Metakommentar zum Leben von Hauptdarsteller Simu Liu. Er war bislang ein eher unbekannter Schauspieler, von dem die meisten Leute vermutlich nie gehört hatten. Dank der Hauptrolle in „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ ist er selbst nun Teil einer viel größeren Welt, nämlich des MCU, und sein Leben wird sich durch die dadurch erhaltene Aufmerksamkeit garantiert fundamental verändern.