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Manbiki kazoku: Hirokazu Kore-edas mit der Goldenen Palme von Cannes gekröntes Drama um eine Familie, die sich mit Diebstählen durchschlägt — bis ein neuer Kopf hinzukommt.

Handlung und Hintergrund

Obwohl Osamu Shibata (Lily Franky) Vollzeit auf dem Bau arbeitet, verdient er gemeinsam mit seiner Frau, der Industriewäscherin Nobuyo (Sakura Ando), nicht genug, um die Familie über die Runden zu bringen. Nach der Arbeit nimmt Osamu den Sohn Shota (Jyo Kairi) mit in den Supermarkt, wo sie das Nötigste klauen. Zu Hause warten bereits die Teenager-Tochter Aki (Mayu Matsuoka) und die alte Großmutter Hatsue (Kiki Kilin). Noch ein Familienmitglied wäre zu viel — müsste man meinen.

Denn als Osamu auf dem Weg zum Supermarkt die junge und durchgefrorene Yuri (Sasaki Miyu) entdeckt, beschließt er kurzerhand, sie mit nach Hause zu nehmen. Zuerst will er sie nur waschen und ihr etwas zu Essen geben. Als Osamu und Nobuyo jedoch die Narben einer schlimmen Misshandlung an Yuri entdecken, nehmen sie das elternlose Kind bei sich auf. Yuri wird von der großen Familie behandelt, als hätte sie schon immer dazugehört. Ein unerwarteter Zufall bringt das ganze Familiengefüge jedoch durcheinander.

„Shoplifters - Familienbande“ — Hintergründe

Fünf Anläufe hat Regisseur Hirokazu Kore-eda gebraucht, dann ist ihm mit dem eigenwilligen und humorvollen Familiendrama „Shoplifters - Familienbande“ die Sensation gelungen — im Jahr 2018 erhielt er die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes. „Shoplifters“ erzählt von einer ganz besonderen Patchwork-Familie, die konstant am Existenzminium entlangschrammt und deshalb auch auf kleine Diebstähle angewiesen ist, um über die Runden zu kommen.

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Wie schon in seinen vorherigen Filmen „Vater und Sohn“, der im Jahr 2013 den Preis der Jury von Cannes erhielt, und „Unsere kleine Schwester“, der im Jahr 2015 für die Goldene Palme nominiert war, erzählt Kore-eda erneut, was es überhaupt bedeutet, eine Familie zu sein. Warmherzig, augenzwinkernd, originell und dramatisch zugleich wirft er einen Blick auf die marginalisierte Unterschicht der Gesellschaft. Bei der Oscarverleihung 2019 hat „Shoplifters - Familienbande“ eine Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film erhalten.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Hirokazu Kore-eda
Produzent
  • Takashi Ishihara,
  • Yasuhito Nakae,
  • Tom Yoda,
  • Kaoru Matsuzaki,
  • Hijiri Taguchi,
  • Akihiko Yose
Darsteller
  • Rirî Furankî,
  • Sakura Ando,
  • Mayu Matsuoka,
  • Kirin Kiki,
  • Jyo Kairi,
  • Miyu Sasaki,
  • Kengo Kora,
  • Chizuru Ikewaki,
  • Sosuke Ikematsu
Drehbuch
  • Hirokazu Kore-eda
Musik
  • Haruomi Hosono
Kamera
  • Ryuto Kondo
Schnitt
  • Hirokazu Kore-eda
Casting
  • Toshie Tabata

Kritikerrezensionen

  • Shoplifters - Familienbande: Hirokazu Kore-edas mit der Goldenen Palme von Cannes gekröntes Drama um eine Familie, die sich mit Diebstählen durchschlägt — bis ein neuer Kopf hinzukommt.

    Starkes, erschütterndes Drama des japanischen Cannes-Stammgasts Hirokazu Kore-eda, der im Wettbewerb zuletzt 2015 mit „Unsere kleine Schwester“ vertreten gewesen war.

    „Shoplifters“ greift die Grundidee von „Vater und Sohn“ auf, der 2013 den Jurypreis gewann und dem damaligen Jurypräsidenten Steven Spielberg so gut gefiel, dass er sich die amerikanischen Remakerechte sicherte. Wieder beschäftigt Kore-eda die Frage, was Familie bedeutet, was es heißt, ein Vater oder eine Mutter zu sein: Ist es eine Frage der Biologie oder einfach eine Frage der Liebe? Anders als bei dem etwas konstruiert wirkenden „Vater und Sohn“ ist dieser Themenkomplex hier aber nur der Ausgangspunkt für ein noch viel komplexeres Gebilde, das sich dem Zuschauer in seiner ganzen tragischen Tragweite erst nach und nach erschließt.

    Zunächst erlebt man also eine japanische Familie, die am Existenzminimum lebt, obwohl der Vater Vollzeit auf dem Bau arbeitet und die Mutter Geld in einer Industriewäscherei verdient. Um über die Runden zu kommen, geht der Vater mit seinem etwa zehnjährigen Sohn auf kleinere Raubzüge in Supermärkten, die sie perfekt aufeinander abgestimmt souverän und ohne moralische Bedenken durchziehen. Als sie in der bitteren Kälte ein frierendes und offenbar misshandeltes Mädchen auf einem Balkon entdecken, nehmen sie es mit nach Hause und lassen es, auch weil sich die leibliche Mutter nicht weiter um das Verschwinden ihres Kindes sorgt, bei sich in ihrem winzigen Wohnraum bleiben,b ehandeln es mit großer Liebe und Zuneigung wie ein Familienmitglied. Nach und nach werden Risse in der Fassade erkennbar, denn offenbar ist eben mit Ausnahme des liebevollen und rücksichtsvollen Umgangs miteinander nichts so, wie es zunächst scheint. Mehr zu verraten, hieße den Spaß an dem Film zu schmälern. Aber man kann sagen, dass Kore-eda seinen mit Fehlern behafteten Hauptfiguren mit großer Menschlichkeit und Verständnis für ihre Schwächen und Fehler begegnet: Er beurteilt sie nicht - oder besser: nur nach dem, wie sie miteinander umgehen. Und das macht diesen am Ende so erschütternden Film zu einem großen und nachhaltigen Erlebnis. ts.
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