In der Redaktion von kino.de sind wir natürlich auch in der Videospiel-Szene bewandert. Zusammen mit dem Redakteur Johannes Repp von Giga Games haben wir überlegt, welche Spiele eine Verfilmung verdienen. Wir wollen aber nicht über die grauenhaften Videospielverfilmungen da draußen sprechen, wie „Super Mario Bros.“ von 1993, sondern über die Spiele, bei denen sich ein Film oder eine Serie wirklich gut anbieten würden. Bei Giga Games findet ihr das Gegenstück, also welche Filme und Serien unbedingt in ein Spiel verwandelt werden müssten.
„The Last of Us“
Fangen wir an mit „The Last of Us“, der 2013 einen neuen Meilenstein im Survival-Action-Genre setzte. Der Parasit „Kernkeule“ verseuchte die Menschheit und machte sie zum Feind für den eher stets miesgelaunten Joel. Schon am Anfang trifft er auf das Mädchen Ellie, die ihm erst eher zur Last fällt, ihm jedoch später immer mehr ans Herz wächst. Das Zusammenspiel von ständiger Angst, dem Kampf ums Überleben und diese immer stärker werdenden Freundschaft zwischen beiden sorgt für eine gleichzeitig spannende wie emotionale Atmosphäre in dem Spiel, weswegen wir sehr interessiert wären, wie ein Film dazu aussehen würde. Das Spiel bietet selbst schon eine so großartige Geschichte, dass man an ihr nichts mehr schleifen müsste. Um der Atmosphäre des Spiels gerecht zu werden, müsste man jedoch viel Wert auf den Cast legen. Und nein, Til Schweiger und seine Tochter Emma wollen wir da nicht sehen.
„BioShock“
Der vorrangige Ego-Shooter „BioShock“ spielt in der Stadt Rapture, die unter Wasser gebaut wurde. Obwohl die Stadt für die Freiheit der Menschen stehen sollte, kommt es schließlich doch zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern, die mehr und mehr vom Wahnsinn befallen wurden. Tatsächlich gab es schon mal Pläne für eine Verfilmung von Gore Verbinski, die jedoch zu stark ins Geld gingen. Vielleicht könnte man aber auch einen Film derartig gestalten, dass wir auf das Utopia selbst eingehen: Wie wurde die Stadt überhaupt erbaut und welche Ziele hat man damit genau verfolgt, bis daraus ein Dystopia wurde? Das wäre definitiv ein spannendes Prequel zum Spiel. Und wäre nicht sogar Luc Besson („Das fünfte Element“, „Valerian“) für die Darstellung der Stadt perfekt geeignet?
„Life Is Strange“
„Life Is Strange“ zählt wohl zu den beliebtesten Episodenspiele der letzten Jahre. Wir erleben nicht nur die eigene persönliche Entwicklung von Max Caulfield, sondern auch das Wiederaufblühen der einstigen Freundschaft mit Chloe Price. All das ist verbunden mit der plötzlichen Superkraft von Max, dass sie die Zeit manipulieren kann. All diese verschiedenen Themen könnten niemals einen einzigen Film gepackt werden, vielmehr könnten wir uns dafür sogar eine Serie vorstellen. In dieser hätte man die Zeit, sich voll und ganz mit Max und den Personen um sie herum auseinanderzusetzen, aber auch das Thema der Superkraft in seinem ganzen katastrophalen Ausmaß zu zeigen.
„The Last Guardian“
Man nehme Studio Ghibli, die Geschichte von „The Last Guardian“ und heraus kommt einer der schönsten japanischen Zeichentrickfilme, den wir wohl bisher gesehen hätten. „The Last Guardian“ ist ein kleines sowohl wunderschönes als auch trauriges Spiel, dass von der Freundschaft eines Jungen mit einem mythischen geflügelten Wesen erzählt, das wieder zurück zu seiner Familie will. Das Spiel nutzt vor allem die Atmosphäre und zeigt die nonverbalen Mittel, mit denen wir mit dem Wesen kommunizieren können. Auch in dem Zeichentrickfilm könnte das in der Form dargestellt werden. Wir haben ja schon in „Die rote Schildkröte“ gesehen, dass derartige Filme funktionieren, also warum nicht auch bei „The Last Guardian“?
„Silent Hill: The Room“
Ja, zu „Silent Hill“ gibt es schon mehrere Verfilmungen. In dem Film von 2006 hat Christophe Gans schon gute Arbeit geleistet und passend zu dem Spiel auch eigene Elemente klug miteinfließen lassen. Über die Filmfortsetzung wollen an dieser Stelle nicht reden, wir tun so, als hätte sie nicht existiert. Aber die „Silent Hill“-Spielreihe bietet so viele großartige andere Teile, die wir nicht vergessen dürfen. Der vierte Teil, „Silent Hill: The Room“ spielt noch einmal mehr mit dem Psycho-Horror-Genre. Plötzlich gefangen in seiner eigenen Wohnung, findet Henry Townshend überraschend einen Zugang in eine andere Welt, ein gewohntes „Silent Hill“-Thema. Verwirrt durch die verschiedenen Realitäten, verliert Henry langsam aber sicher den Verstand. Ein Film dazu wäre definitiv ein spannender Horrorfilm, der sogar Elemente des Kammerspiels miteinflechten könnte. Der Horror würde somit nicht nur in der anderen Welt stattfinden, sondern auch in der eigenen Wohnung, aus der es kein Entkommen gibt. Ein mehr als passender Schauspieler für diese Rolle wäre vielleicht Christian Bale. Als Meister der Method-Actings könnte er die zwiegespaltene Rolle des Henry perfekt verkörpern. Wir würden uns auf jeden Fall freuen, generell mal wieder etwas von Konami zu hören, ob als Film oder als Spiel, eine hübsche Spiel-Collection wäre vielleicht auch gar nicht so abwegig.
„Fallout 76“
„Fallout 76“ war der nunmehr fünfte Teil der Spiel-Reihe, der 2018 erschien. In jedem Teil wird das Überleben in einer Dystopie dargestellt, wobei das Rollenspiel-Genre bedient wird. In „Fallout 76“ handelt es sich um das postnukleare Amerika im Jahre 2102, das vor 25 Jahren von einer Atombombe zerstört wurde. Da es sich um ein Online-Spiel handelt, wäre eine Verfilmung auch wieder als Serie denkbar. In mehreren Staffeln könnte man ausgiebig über den Wiederaufbau, aber auch den Überlebenskampf des Einzelnen und der Gruppe in den Blick nehmen und somit eine atmosphärische Dystopie erschaffen.
„Detroit: Become Human“
Eigentlich ist es wirklich unfair, da „Detroit: Become Human“ ja schon ein interaktiver Film ist. Aber da es offiziell ein Spiel ist, lassen wir es uns nicht nehmen, das Spiel hier mitaufzunehmen. Das Spiel beschreibt das Zusammenleben von Robotern und Menschen, dass schließlich irgendwann ausartet, wobei die ganze Geschichte aus der Sicht der Androiden erzählt wird und nicht sie der Grund für den Aufstand sind. Aufgrund des Spielverlaufs, der auf den verschiedenen Entscheidungen des Spielers aufbaut, wäre auch hier eine Serie denkbar, die vielleicht die unterschiedlichen Spielverläufe je nach Entscheidung aufgreift. Auf jeden Fall würden wir in einer Verfilmung nicht auf den charmanten Jesse Williams verzichten wollen, der bereits im Videospiel Pate stand.
„Deponia“
Die Spielreihe „Deponia“ handelt von dem chaotischen und egozentrischen Rufus, der von dem Mülldeponie-Planeten zu dem Planeten Elysium aufbrechen will, um ein schöneres Leben zu führen. Während er diesen Weg verfolgt, erfährt er jedoch mehr und mehr von verschiedenen Intrigen, die auf die Kosten von Deponia gehen könnten. Das Spiel ist ein Point-and-Click-Adventure im Zeichtrick-Stil und wäre als eine Serie denkbar, ebenfalls im Zeichentrickstil, in der die verschiedenen Missionen und Missgeschicke von Rufus und seinen Freunden erzählt werden. Dass solche Serien funktionieren, sehen wir ja aktuell an „Disenchantment“. Mit seinem ganz eigenen, aber unübertreffbaren Humor könnte „Deponia“ wirklich Erfolg haben.
„Resident Evil 7“
Um den Titel „Resident Evil“ scheint es niemals still zu werden. Man kennt die Filme mit Milla Jovovich, in der sie in der Rolle der Alice ohne jegliche Erinnerung aufwacht und sich schließlich gegen infizierte Untote beweisen muss. Diese actiongeladene Film-Reihe basiert auf der gleichnamigen Videospielreihe, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Gerade mit dem zuletzt erschienenen siebten Videospiel konnte Capcom die Spielreihe wieder mehr in Richtung Horror lenken. Eine Verfilmung dieses Teils müsste ebenfalls auf weniger Action, sondern ebenso mehr auf das Psycho-Horror-Genre setzen. Eine Geschichte, in der ein Mann auf der Suche nach seiner Frau in die Fänge einer blutrünstigen Familie gerät, die von einem Virus besessen ist, würde jedem Horrorfan einen Schauer über den Rücken jagen und der zuletzt eingestaubten Filmreihe neue Akzente verpassen.
„God of War“
Es ist wohl eine der legendärsten Spielreihen aller Zeiten: Mit „God of War“ wurde eine Fantasy-Action-Spielreihe erschaffen, bei der jeder einzelne Teil stets sehnlichst erwartet wird. Jeder Teil berichtet von Kratos, der sich jeweils verschiedenen Mythologien gegenübersieht: Während er in den ersten drei Teilen gegen die verschiedensten griechischen Götter und Titanen kämpfen muss, steht er im vierten Teil den nordischen Göttern gegenüber. Auch für eine derartige Verfilmung wäre eine Serie denkbar, in der er in den verschiedenen Folgen zum Beispiel die Geschichten der einzelnen Götter aufgegriffen werden, gegen die Kratos dann am Ende antritt. Genug Material gäbe es ja bei der Fülle an Mythen sowieso.
„Iron Harvest 1920+“
Die Vorgeschichte zu „Iron Harvest 1920+“ ist sehr interessant: Der polnische Künstler Jakub Różalski hat eine Reihe von Bildern veröffentlicht, in denen er den polnisch-russischen Krieg thematisiert, der von 1919-1921 andauerte. Jedoch stellte er in seinen Bildern einen Kampf zwischen Landleben und futuristische Moderne, in Form von riesigen roboterartigen Wesen namens Mechs, dar. Diese Bilder wurden als Grundlage für das Spiel „Iron Harvest 1920+“ genommen, um damit ein etwas anderes Kriegsspiel zu konstruieren. Auch hier wäre ein Film wahrscheinlich zu knapp, um die Tragweite eines derartigen Gedankenexperiments zu wagen, das wahrscheinlich gar nicht mehr in so weiter Ferne gerückt zu sein scheint. Mit einer Serie könnte man beide Parteien betrachten: Die Menschen der Unterschicht, die an ihre Arbeit und ihren Traditionen gewöhnt sind, und andererseits die maschinenartigen Gegner, die das Leben dieser Menschen ein Ende setzen wollen. Es wäre definitiv eine spannende Dystopie.
„Portal“
Ja, auch so ein Spiel-Klassiker wie „Portal“ darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Das Spielprinzip ist einfach: Dein Charakter befindet sich in einer Simulation, in der er verschiedene Rätsel lösen musst. Du hast eine Schusswaffe zur Hilfe, das Portale erschafft. Mittels dieser musst du die Rätsel lösen, weil du sonst mit deinem Leben bezahlen musst. Während dessen kommunizierst du die ganze Zeit mit einer Künstlichen Intelligenz, die dich mit der Zeit auch immer mehr psychisch manipulieren will. Klingt nach einem grandiosen Film? Finden wir auch! Gerade in der heutigen Zeit, in der KIs immer greifbarer werden, würde sich eine Verfilmung des Spiels mehr als anbieten, die zeigt, wie derartige Roboter Einfluss auf die menschliche Psyche haben. Auch hier könnten wir uns sogar ein spannendes Kammerspiel vorstellen, in dem man immer mehr den eigenen psychischen Verfall des Protagonisten beobachten kann.
„Just Cause“
Wenn man gefragt wird, wie man „Just Cause“ beschreiben würde, reichen wohl drei Wörter: Militär, Schießereien, völlige Zerstörung (okay, es sind vier Wörter). Mit seinem Charakter Rico kämpft man sich in den verschiedenen Teilen immer wieder durch verschiedene Krisengebiete, in denen der Staat bzw. das Militär den großen Widersacher darstellen. Wer könnte also eine Verfilmung davon übernehmen? Ganz klar: Michael Bay. Der „Transformers“-Regisseur besitzt ein Händchen für das Action-Genre. Auch wenn man an ihn gern kritisiert, dass es sehr oberflächliche Filme sind, die wirklich nur auf viele Explosionen setzen — Für eine „Just Cause“-Verfilmung wäre er der Richtige, denn mehr bräuchte es nicht.
„A Normal Lost Phone“
Das „Lost Phone“-Genre schlägt immer mehr Wellen in der deutschen Gaming-Szene, wobei mit „A Normal Lost Phone“ der Anfang gemacht wurde. Das Prinzip ist recht einfach: Du findest ein Handy und musst mittels aller Messenger, Mail-Accounts, der vorhandenen Bilder und so weiter die Geschichte des ehemaligen Besitzers nachverfolgen, die schließlich immer emotionaler wird. Das Genre, wenn man es schon so beschreiben möchte, stammt aus der Indie-Spielszene. Eine Verfilmung davon wäre sowohl als Serie als auch als Film denkbar, aber als Serie vielleicht sogar spannender. Aufbauend auf den einzelnen Nachrichten zu den Freunden und der Familie des Vorbesitzers kann sich eine Geschichte erspinnen, die uns die vermisste Person nachvollziehbarer macht. Gerade als Film hat es ja schon mit „Searching“ überraschend gut funktioniert. Ein weiterer Film in diese Richtung oder eben eine Serie wäre also erfolgsversprechend, gerade weil unser Handy wirklich ein Teil unseres Lebens ist. Der russische Regisseur Timur Bekmambetov hat sich sogar zum Ziel gesetzt, fortan nur noch Filme à la „Searching“ oder „Profile“ umzusetzen, die sich ausschließlich auf Bildschirmen abspielen.
„Half-Life 2“
Kommen wir nun zu einem nostalgiegeladenen Spiel, dass uns in der Redaktion sehr am Herzen liegt: „Half-Life 2“. In „Half Life“ führte ein schiefgelaufenes Experiment in der Forschungsbasis Black Mesa dazu, dass sich Gordon Freeman plötzlich durch Horden bösartiger Kreaturen aus einer Parallelwelt durchkämpfen muss. Aber wir haben es auf den zweiten Teil abgesehen: Gordon wird in der von Aliens übernommenen Welt aus der Stasis aufgeweckt, um die Menschheit abermals zu retten. Um sich vor den Außerirdischen zu verstecken, schließt er sich einer Untergrundbewegung an, um sich so der Hauptbasis anzunähern. Dieses unglaublich atmosphärische Spiel, was auch gerade wegen seiner Spielmechanik ein Meilenstein war, hat definitiv eine Verfilmung verdient. Gerade weil die Fans schon seit vielen Jahren sehnlichst auf einen dritten Teil warten, könnte man vielleicht genau bei dieser Nachfrage ansetzen. Ein Film könnte die Geschichte von Gordon Freeman weitererzählen. Am Ende des zweiten Teils, als er seine Aufgabe vollendet hat, soll er wieder in die Stasis versetzt werden. Es wäre definitiv spannend zu sehen, was passiert, wenn er abermals aus dieser erwacht. Vielleicht konnte die finale Explosion doch nicht per Zeitstopp verhindert werden?