Am 23. August startete die lang erwartete „Slender Man“-Verfilmung in unseren Kinos. Weil die Figur dank Memes, Kurzclips und Videospielen zu den bekanntesten Horrorgestalten unserer Zeit zählt, war der Hype im Vorfeld riesig. Ist der Film vielleicht der Auftakt zu einer neuen Horror-Reihe?
Parallel zum deutschen Kinostart kam „Slender Man“ auch in vielen anderen Ländern in die Lichtspielhäuser. Sony Pictures wird in den nächsten Wochen die Einspielergebnisse beobachten und anhand derer entscheiden, ob sich ein Sequel lohnen wird. Derzeit ist es allerdings fraglich, ob „Slender Man 2“ jemals produziert wird, denn die Kritiken zum aktuellen Film fielen stellenweise verheerend aus. So hat „Slender Man“ aktuell eine Rotten Tomatoes-Wertung von gerade einmal 7%. Schlechter geht es eigentlich kaum.
Das Urteil des Publikums fällt etwas gnädiger aus, denn es spendiert dem Horrorfilm immerhin eine Wertung von 22%. Gut ist das aber noch lange nicht. Kritiker und Publikum werfen „Slender Man“ vor, einfallslos, langweilig, altmodisch und vor allen Dingen überhaupt nicht gruselig zu sein. Hält man sich vor Augen, wie groß das Potential der Figur eigentlich ist, hätte dies eigentlich nicht passieren dürfen.
Das Studio hasst seinen eigenen Film
Neben dem schwachen Drehbuch von David Birke („Elle“) haben vor allem interne Probleme dazu geführt, dass die „Slender Man“-Verfilmung qualitativ weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Als Anfang 2018 der erste Trailer erschien, wurde den Filmemachern und Sony Pictures lautstark vorgeworfen, aus einer Tragödie Profit schlagen zu wollen. Das geht zurück auf einen Zwischenfall aus dem Jahr 2014, bei dem zwei 12-jährige Mädchen versucht hatten, eine Mitschülerin umzubringen, weil sie damit den Slender Man besänftigen wollten. Der Vorfall wird in der Dokumentation „Beware the Slenderman“ ausführlich beleuchtet.
Sony reagierte panisch und ordnete an, den Film nur in wenigen Kinos zu zeigen, um allen weiteren Kontroversen aus dem Weg zu gehen. Die „Slender Man“-Produzenten versuchten daraufhin, ihren Film an Netflix und Amazon Video zu verkaufen, doch dort winkte man ab. Sony blieb Rechteinhaber und sorgte knapp vor Kinostart dafür, dass die Produktion nur stark geschnitten erschien. Die Eingriffe gehen so weit, dass die Zuschauer teilweise nicht mehr der Handlung folgen können. Das gab dem ohnehin unoriginellen Film schließlich den Rest.
Deshalb könnte „Slender Man 2“ trotzdem erscheinen
Waren Horror-Produktionen lange Zeit nur ein Nischenprodukt, reißen sich mittlerweile die Hollywood-Studios um erfolgversprechende Genre-Filme. Grund dafür ist die sehr hohe Gewinnspanne, die sich mit solchen Filmen erwirtschaften lässt. Ein Großteil der Produktionen hat ein überschaubares Budget, das oft in kurzer Zeit wieder eingespielt ist.
„Slender Man“ hat die preiswerte Summe von 10 Millionen Dollar gekostet, die allein in den USA schon innerhalb weniger Tage wieder eingespielt war. Seitdem macht der Horrorfilm Gewinne. Eine ebenso preiswerte Fortsetzung zu produzieren, kann sich für Sony also durchaus lohnen. Anhand von „Ouija“ kann man sehen, dass eine Fortsetzung eines misslungenen Films auch nicht unbedingt etwas schlechtes sein muss. Dessen Nachfolger „Ouija: Ursprung des Bösen“ ist nämlich bedeutend besser.