Sofia's Last Ambulance: Vielschichtige Dokumentation über den alltäglichen Wahnsinn in einem Krankenhaus der bulgarischen Hauptstadt.
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Handlung und Hintergrund
Bulgariens Hauptstadt Sofia: Tagtäglich versuchen der Arzt Krassi, die Krankenschwester Mila und der Notarztfahrer Plamen in der Ambulanz Leben zu retten. Sie haben sich ihrem Beruf verschrieben und müssen neben der schlechten Bezahlung, den extremen Arbeitszeiten und zahlreichen Überstunden auch noch gegen ein völlig verkommenes Gesundheitssystem ankämpfen. Korruption steht an der Tagesordnung und spielt sich allzu oft auf Kosten der Patienten ab.
Besetzung und Crew
Regisseur
Ilian Metev
Produzent
Lora Chenakova,
Ingmar Trost,
Sinisa Juricic,
Dimitar Gotchev
Darsteller
Krassimir Yordanov,
Mila Mikhailova,
Plamen Slavkov
Drehbuch
Ilian Metev
Kamera
Ilian Metev
Schnitt
Ilian Metev,
Betina Ip
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Die Arbeit von Notärzten und Rettungsdiensten ist an sich schon aufregend genug. In "Sofia's Last Ambulance" kann man zusätzlich erfahren, wie schwer es ein Rettungsteam in einem Land hat, in dem das Gesundheitswesen kollabiert. Der packende erste Langfilm des bulgarischen Regisseurs Ilian Metev erhielt neben Auszeichnungen auf internationalen Festivals auch schon viel Kritikerlob. Unter Verzicht auf Statements, Interviews und Kommentierung fängt er durch pure Beobachtung eine geballte Ladung Wirklichkeit ein.
In der bulgarischen Hauptstadt gab es vor 20 Jahren noch 140 Rettungsambulanzen. Und bei den 13 zurzeit der Dreharbeiten wird es nicht bleiben, wie die Gespräche von Mila, Krassimir und Plamen andeuten: Schon wieder haben zwei Kollegen gekündigt, weil sie anderswo mehr Geld verdienen. Auch für die Krankenschwester, den Arzt und den Fahrer reicht das magere Gehalt nicht aus: Sie müssen Sonderschichten einlegen oder nebenher etwas dazuverdienen. Bis einer der wenigen Krankenwagen beim Opfer eines Herzinfarkts eintrifft, kann es bis zu fünf Stunden dauern.
Die drei Protagonisten, denen die Kamera über die Schulter schaut, befinden sich stets auf der Fahrt ins Ungewisse. Trotz aller beruflichen Erfahrung lässt es sie nicht kalt, wenn sie zu einem jungen Mann gerufen werden, der seit 15 Jahren Drogen nimmt. Die 38-jährige Mila, die selbst eine Tochter hat, kümmert sich im Krankenwagen, der über die Schlaglöcher holpert, rührend um ein kleines Mädchen mit starken Schmerzen. Man fiebert mit dem Team mit, wenn es eine angegebene Adresse nicht findet oder an der Wohnungstür niemand öffnet. Am schlimmsten aber ist es, wenn die Einsatzzentrale mal wieder nicht antwortet.
Im ganzen Film sieht man keine Wunde, keinen der Kranken oder ihrer Angehörigen. Die Kamera bleibt auf die Gesichter der Rettungskräfte gerichtet, nur die Gespräche am Einsatzort sind zu hören. Die Wirklichkeit teilt sich ungemein spannend auf mehreren Ebenen mit, atmosphärisch wie auch in den Überlegungen der Helfer. So erreicht Metevs Film einen hohen Informationsgehalt allein durch das Miterleben und wirkt dabei selbst unprätentiös und mühelos.
Fazit: "Sofia's Last Ambulance ist ein spannender Dokumentarfilm, der ein bulgarisches Rettungsteam im täglichen Clinch mit den Mängeln des Gesundheitswesens beobachtet.
Sofia's Last Ambulance: Vielschichtige Dokumentation über den alltäglichen Wahnsinn in einem Krankenhaus der bulgarischen Hauptstadt.
Wie lässt sich ein derart belastender Alltag überhaupt aushalten, gerade wenn manche Gegebenheiten im bulgarischen Gesundheitssystem an Absurdität kaum zu übertreffen sind? Die sympathischen Protagonisten beweisen es: mit viel Humor und Idealismus. Die vielfach ausgezeichnete, facettenreiche Dokumentation zeigt anhand dreier perfekt ausgewählter, warmherziger Charaktere, was sich in einem der ärmsten Länder der EU abspielt und wie sanierungsbedürftig die Zustände vielerorts in Europa noch sind. Zutiefst menschlich und mitreißend.