Als Erstgeborener einer Familie von berühmten Konzertmusikern wurde auch von Amadeus Warnebring immer Großes erwartet. Doch Amadeus ist völlig unmusikalisch und Polizist geworden, um alles aus dem Weg zu räumen, was „Krach“ macht. Als dann aber sechs wild entschlossene Schlagzeuger in der Stadt auftauchen, die mit ihrer anarchischen Symphonie alle Bildungsbürger aus ihrem Dornröschenschlaf wecken wollen, muss Amadeus selbst zu rhythmisch harten Bandagen greifen. SOUND OF NOISE ist eine schrille Mischung aus Musikfilm, Krimi und Liebeskomödie, eine freche Satire auf die „brave“ Gesellschaft. Begonnen hat das irrwitzige Projekt als Clip im Internet. Das Ergebnis ist der Überraschungserfolg des Kinojahres in Schweden. Dreist und maßlos sind die Attacken der Musiker, die die Grenzen bis zur Provokation ausloten und manchmal auch überschreiten. Das subversive Musikkonzept der Rebellen steht dem bürgerlichen Establishment gegenüber und hat den Zuschauer schon bald auf seiner Seite. Die Montage erzeugt in Verbindung mit der energiegeladenen Musik ein wahnwitziges Tempo und mitreißenden Beat. Ein unwiderstehlich frecher Film, faszinierend schräg und schrill.
Jurybegründung:
„Diese Scheiß-Musik ist das Problem und es wird Zeit, zurückzuschlagen. Es wird endlich Zeit, größer zu denken“. So beginnt dieser Film und Stockholm wird der Ort sein, in dem nun eine ganze Serie merkwürdiger terroristischer Anschläge, die gleichzeitig schräge musikalische Performances sind, ihren Verlauf nimmt. Grundlage der Akteure ist dabei die eigens geschriebene, vierteilige Partitur eines konzeptionellen Musikstücks mit dem Namen „Music for One City and Six Drummers“. Als Tatorte dieser radikalen, völlig illegalen Aktionen dienen dabei u.a. eine Bank, ein Krankenhaus, ein Opernhaus und andere öffentliche Orte, als Signatur der musikalischen Serientäter findet sich an den Schauplätzen stets ein Metronom wieder. Ein musikalisch (selbst) vorbelasteter Polizist mit dem bezeichnenden Namen Amadeus Warnebring nimmt nun halb verwundert, halb irritiert die Ermittlungen auf, verfolgt bei seinen Untersuchungen aber auch ganz eigene Ziele, denn der musikalische Perfektionismus seiner Pianisten-Familie hat aus dem Mann einen fanatischen Musikhasser werden lassen …
Anarchisch, kraftvoll und temporeich: der schwedische Film SOUND OF NOISE verweist überaus erfrischend und auf sympathisch-schräge Art und Weise auf die Kraft der Musik und des Rhythmus. Die Möglichkeiten des Klangs, die Idee des Ausbruchs aus vorgegebenen Konventionen, ein ?Größer denken‘ in jeder Hinsicht, die Begeisterung für energetische Musik: SOUND OF NOISE begibt sich auf die Spur des Lauts, schafft Raum für Originalität, Unangepasstheit und die Freiheit des Künstlertums, schlägt aber auch gesellschaftskritische Töne an, sobald die etablierte Öffentlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes musikalisch auseinander genommen wird. Und das in der heutigen Zeit, die oftmals angepasst erscheint und gefühltermaßen nur noch selten Utopien für konkrete Veränderungen bereithält. Dass es hierbei politisch nicht gerade korrekt zugeht und die Bezeichnung von Musik-Terrorismus den Nagel auf den Kopf trifft, kommt dieser schlagenden Filmidee ausgesprochen zu Gute. Ganz nebenbei zeigt SOUND OF NOISE auch, dass es durchaus möglich ist, aus einem international erfolgreichen, preisgekrönten Kurzfilm (Grundlage des Films war „Music for one apartment and six drummers“) einen herausragenden Langfilm zu machen, der seine ursprüngliche Idee gekonnt erweitert und zu neuer Blüte führt. SOUND OF NOISE zeigt lustvoll, wie ein Entwurf gegen die Arroganz des herrschenden Kunst- und Kultur-Etablissements aussehen könnte - Performances, die den öffentlichen Raum als schwingende Spielwiese für ihre Experimente benutzen. Musik wirkt hier wie eine Katharsis, wie eine wilde Befreiung von der Normalität - als weitestgehender Aufbruch der Musiker einerseits, als Suche des Polizisten nach Ruhe andererseits. Denn auch er wünscht sich nicht sehnlicher als die Auslöschung des Lärms als „Geräusch der anderen“, damit etwas Neues, etwas Wahrhaftigeres entstehen kann. So stehen intensivste Aktionskunst und der einfache Wunsch nach Stille am Ende des Films als „Brothers in Arms“ beisammen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)