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Man Jeuk: Hinreißend verspielte Gaunerkomödie und liebevolle Hommage an Hongkong von genre-Meister Johnny To.

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Handlung und Hintergrund

Die schöne Chun-Lei setzt Profi-Taschendiebe um den erfahrenen und fotografiebegeisterten Kei auf den reichen Mr. Fu an, der den Schlüssel zum Safe besitzt, in dem ihr Pass lagert. Fu, früher selbst ein Dieb, aber inzwischen etwas eingerostet, fordert das Quartett heraus. Sie müssen zeigen, was sie drauf haben…

Gemeinsam mit seinen drei Kompagnons durchstreift der elegante Gauner und Hobbyphotograph Kei die Straßen Hongkongs nach Opfern für kleine Diebereien oder auf der Suche nach dem ungewöhnlichen Motiv. Als ihm die geheimnisvolle Chun-lei über den Weg läuft, entbrennt er in heftiger Liebe. Doch Chun-lei ist den Dieben nicht nur technisch ebenbürtig, sondern hütet auch ein gefährliches Geheimnis. Doch selbst gedungene Schläger und organisierte Gangster können das Quartett nicht von amourösen Nachstellungen abhalten.

Eine geheimnisvolle Schönheit verdreht vier Taschendieben aus Hongkong den Kopf in diesem eleganten, stilvollen Romantikthriller von Johnny To.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Johnnie To
Produzent
  • Daniel Lam
Darsteller
  • Simon Yam,
  • Kelly Lin,
  • Ka-Tung Lam,
  • Lo Hoi-pang,
  • Law Wing-cheong,
  • Kenneth Cheung,
  • Lo Chun-shun

Kritikerrezensionen

    1. Johnny To, der Filme ausspuckt wie ein Drache Feuer, hat diesmal keinen Actionthriller gedreht, es kommen keine Pistolen vor, und Rasanz und Thrill sind einer musikalischen Leichtigkeit gewichen. To ist ein Meister der cinematischen Mittel, der hier eine Gaunerkomödie vorlegt und als beinahe synästhetisches Erlebnis choreographiert. Der Anfang etwa, als Kei in seiner Wohnung seinen Anzug näht und ein Spatz durchs Fenster geflogen kommt: das ist mit seiner begleitenden Ohrwurm-Musik ein beschwingtes Ballett, charmant, elegant, witzig, tänzerisch. Damit ist der Ton, den der Film durchhält, gesetzt, und man würde sich nicht wundern, wenn einer der Protagonisten plötzlich sänge: „Dancing cheek to cheek“ beispielsweise…

      Ein Gaunerquartett steht im Mittelpunkt, vier fröhliche Gesellen, die zu viert auf dem Fahrrad fahren und mit Leichtigkeit Taschendiebereien durchführen – der titelgebende Spatz ist Hongkong-Slang für Taschendieb… Eine geheimnisvolle Frau flattert in ihr Leben, umgarnt sie einzeln, sie hat einen Plan: sie wird nämlich von Mr. Fu in einem goldenen Käfig gefangengehalten, immer nur kurz kann sie ihren Leibwächtern entkommen und frei durch ihr Leben flattern, dann muss sie zurück, obwohl sie doch längst schon flügge ist. Mr. Fu will ihre Liebe erzwingen, hat ihren Pass im Tresor eingeschlossen. Sie will die Vier verführen, ihre Papiere zu stehlen, die tapsen in ihre Falle, verfallen ihr und werden, ein kleiner, unerwünschter Nebeneffekt, von Chun Leis Bewachern zusammengeschlagen.

      Mit Raffinesse geht die Frau vor, mit Raffinesse winden sich die vier Ganoven aus der Zwickmühle, mit Raffinesse inszeniert To die Kabinettstückchen seiner Figuren, die die reine Freude am Kino enthalten. Vier in Gipsbein und mit Kopfverband verfolgen die Frau durch die Straßen der Stadt, in einem engen Aufzug zusammen mit einem Aquarium (!) bis hinauf aufs schwindelerregende Dach; als alte Matrone, dann als Krankenschwester verkleidet nähern sie sich an Mr. Fu an. Der Witz der Figuren, der Witz des Filmes ergänzen sich, und umso mehr zeigt sich leider, dass der zugrundeliegende Plot, die Figurenmotivationen eher dünn sind, zu konstruiert, zu kompliziert und doch zu simpel, um die meisterhaften Sequenzen fest genug miteinander zu verbinden. Der Plan der Frau erschließt sich nicht im Anschauen, und erst im Nachhinein, im Nachdenken über den Film, wird alles etwas klarer…

      Doch das Finale entschädigt für alles. Die vier Hauptprotagonisten und Mr. Fu mit seinen Männern nachts im Regen an Ampelkreuzungen, ein Duell um Chun Leis Pass: Blicke unter Regenschirmen (wie unter den Hüten eines Italowestern), Bewegungen wie im Tanz, Zeitlupe, schneller Zugriff, blitzende Rasiermesser auf den Zungen als Waffen – eine reine, wunderschöne Choreographie der Bewegungen, spannend und ganz relaxed zugleich. Und man meint, die Spatzen von den Dächern pfeifen zu hören: „Singin in the Rain“… Tun sie’s? Natürlich nicht. Aber in mir hat’s so geklungen…

      Fazit: Johnny To, Meister des Hongkong-Films, hat in seiner Gaunerkomödie die elegante Beschwingtheit des alten Hollywood wiederentdeckt – doch ganz und gar nicht altmodisch, vielmehr voll Witz und Tempo inszeniert er diesen Tanz ums Spatzennest.
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    2. Sparrow: Hinreißend verspielte Gaunerkomödie und liebevolle Hommage an Hongkong von genre-Meister Johnny To.

      Johnny To schafft mit einer hinreißend verspielten Gaunerkomödie und liebevollen Hommage an Hongkong einen Glücksfall purer filmischer Magie.

      „Man Jeuk“ (Sperling) ist Hongkong-Straßenslang für Taschendiebe. Vier aus der sympathisch gezeichneten Spezies der Pickpockets verfallen in Johnny Tos hinreißend verspielter Gaunerkomödie der wie ein Spatz auf hohen Hacken durch die Straßen irrenden schönen Chun Lei (Kelly Lin, „Fulltime Killer“). Sie setzt die Diebe auf den reichen Mr. Fu (Lo Hoi Pang, „PTU“) an, der den Schlüssel zum Safe besitzt, in dem ihr Pass lagert. Fu, früher selbst ein inzwischen etwas „rostig“ gewordener Dieb, fordert das Quartett um den erfahrenen Kei (Simon Yam) heraus. Sie müssen zeigen, was sie drauf haben…

      Johnny To ist immer für Überraschungen gut. Hat er bislang mit stilistisch außerordentlicher Vielfältigkeit das Gangster-Cop-Genre mit einem Meisterwerk nach dem anderen (von „Running Out of Time“ zu „Election“ und „Exiled“) beliefert, gönnt er sich mit „Man Jeuk“ einen Film, dessen Handlungsfaden dazu dient, das geliebte Hongkong, seine Straßen, Brücken und Häuser (vor allem die, die bald verschwinden werden) mit der Kamera einzufangen: To-Regular Simon Yam, den To als Cary Grant von Hongkong im weißen Leinenanzug inszeniert, streift glücklich mit dem Fahrrad durch die Stadt und nimmt als Marcel Proust der Migrantenmetropole mit einer alten Rolleiflex-Kamera die sich verlierende Zeit auf (die grandiosen Schwarzweißaufnahmen schmücken den Nachspann). Das hat die unerhörte Leichtigkeit der Nouvelle Vague, die Musikalität von Jacques Demy und den Farbenrausch von Wong Kar-Wai samt fröhlich schwirrenden Gastauftritten des frechsten Sperlings von Hongkong.

      Im Wettbewerb der Berlinale 2008 der mit Abstand schönste Film, auch wenn er nicht ausgezeichnet wurde, und ein Glücksfall purer filmischer Magie, mit herzenswarmem Humor unterfüttert, der gleich in der ersten Einstellung einen sich den Knopf annähenden Simon Yam präsentiert. Der Slow-Motion-Showdown der Pickpockets in nächtlichen Regengüssen mit Schirmen, Rasierklingen und Fingerfertigkeit ist schlicht - sensationell. ger.
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