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„Spider-Man: Homecoming“ Kritik: Der verlorene Marvel-Sohn kehrt triumphal zurück

„Spider-Man: Homecoming“ Kritik: Der verlorene Marvel-Sohn kehrt triumphal zurück
© Sony

Wie soll man im Jahre 2017 gegen die drohende Superhelden-Müdigkeit bestehen und das mit einem Protagonisten, der in kurzer Zeit im insgesamt sechsten Film vom dritten Schauspieler dargestellt wird? Der neueste Marvel-Streich „Spider-Man: Homecoming“ hat einige Baustellen zu beackern – und meistert dies mit Bravour.

VIDEO: Trailer zu „Spider-Man: Homecoming“


Nachdem sich Sony und Marvel über die Rechte für Spider-Man einigen konnten, durfte Tom Holland als Peter Parker schon in „The First Avenger: Civil War“ erstmals mit Iron Man (Robert Downey Jr.) und Captain America (Chris Evans) auf die Leinwand. Sein eigener Solo-Film ist selbstredend eine andere Hausnummer, der viele im Vorfeld kritisch, wenn nicht gar ablehnend gegenüberstehen.


Nach Tobey Maguire und Andrew Garfield ist Holland bereits der dritte Spider-Man dieses jungen Jahrtausends und den Satz „Mit großer Kraft folgt große Verantwortung“ kennen die meisten inzwischen zur Genüge. Marvel zog daraus die richtigen Schlüsse: Statt den Kakao ein drittes Mal aufzuwärmen, spart man sich die Vorgeschichte und konfrontiert uns gleich mit Peter Parker und seinem tristen Doppelleben.

Spider-Man, der Bankdrücker

Anders als die bisherigen Beiträge rückt „Spider-Man: Homecoming“ den Schulalltag ins Zentrum: Peter ist ein Nerd, der zusammen mit seinem einzigen Freund Ned (Jacob Batalon) als Außenseiter gilt, sein Mitschüler Flash (Tony Revolori) putzt ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit herunter und aus der Ferne schmachtet er Liz (Laura Harrier) an. So weit, so normal, wäre da nicht Peters geheime Identität als Spider-Man.

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Während er nach den Ereignissen des Civil War vergeblich auf einen Anruf von Tony Starks Bodyguard Happy (Jon Favreau) wartet, bekämpft er als Spider-Man Fahrraddiebe und weist Verirrten den Weg – bis er dem skrupellosen Waffenhehler Adrian Toomes (Michael Keaton) in die Quere kommt. Im Kampf gegen dessen mit Alientechnologie ausgerüstete Bande erhält Peter endlich seine Chance, sich zu beweisen, wobei er erst noch lernen muss, was einen Superhelden wirklich ausmacht.

Tom Holland behauptet sich gegen seine Vorgänger

„Spider-Man: Homecoming“ ist bereits der 16. Filme des Marvel Cinematic Universe (MCU) und es dürfte nicht nur der Popularität des Superhelden zu verdanken sein, dass der neueste Eintrag in der gefühlten Flut nicht untergeht. Denn obwohl sich die Handlung in den Geschehnissen des MCU einordnet und beispielsweise auf den Civil War anspielt, wurde Tom Holland die Möglichkeit gegeben, sich in einem eigenständig funktionierenden Film zu beweisen.

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Durch das Marketing im Vorfeld sollte man sich nicht täuschen lassen; auch wenn in jeden Trailer Iron Man zu sehen war, spielt Tony Stark kaum eine Rolle. Die Bühne gehört ganz Holland und der nutzt seine Chance auf beeindruckende Art. Die Marvel-Filme zeichnen sich stets durch ihren Humor aus, der teilweise sogar zu stark in den Vordergrund drängt und damit die nötige Tiefe der Handlung oftmals untergräbt. „Spider-Man: Homecoming“ hat auf dieses Dilemma dank einem glänzend aufgelegten Tom Holland und seiner Interpretation der Hauptfigur jedoch die perfekte Balance als Antwort gefunden.

VIDEO: Trailer zu „Spider-Man: Homecoming“

Stärker als seine beiden Vorgänger wird Peter Parker uns diesmal als extrem unsicherer Teenager präsentiert, der seinen Superkräften ambivalent gegenübersteht. Auf der einen Seite erlaubt er sich mit ihnen einige Scherze und tobt sich mehrmals aus, jedoch hadert er zugleich mit seinem Doppelleben und der Verantwortung, der er sich durchaus bewusst ist. Hollands Spider-Man reißt zwar mehr Witze, aber unter der Maske schimmert stets der ängstliche, überforderte Peter Parker durch und diese Zerrissenheit macht den Charakter menschlicher als zuvor.

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Vulture oder (Die gewohnten Schwächen der Marvel-Schurken)

Getragen wird dies von der Inszenierung des bislang eher unbekannten Regisseurs Jon Watts, mit dem Marvel eine passende Wahl getroffen hat. Seine Experimentierfreude wird bereits in den ersten Minuten des Films offenkundig und funktioniert im Kontext von „Spider-Man: Homecoming“, zumal er von der Erfahrung seiner bisherigen Filme zehren kann. Dank „Cop Car“ weiß er, wie man Kinder mit Macht in Extremsituationen empathisch darstellt und sein Horrorwerk „Clown“ war ihm beim Bösewicht Adrian Toomes alias Vulture sicherlich von Nutzen.

Womit wir bei einer bekannten Marvel-Schwäche sind: Die Antagonisten. Diesmal geht es glücklicherweise zur Abwechslung nicht um das Ende der Welt, weswegen der Kampf zwischen Spider-Man und Vulture eher wie ein Nachbarschaftsstreit um die Vorherrschaft in Queens anmutet. In die ganz große Riege der Superschurken kann Michael Keatons Figur trotzt des erfrischenden Ansatzes leider nicht aufsteigen, da ihm außer einigen sozialkritischen Tönen und einem durchaus nachvollziehbaren Motiv das nötige Alleinstellungsmerkmal fehlt.

Wer rastet, der rostet

Ohnehin übernehmen in „Spider-Man: Homecoming“ die Teenager das Kommando, neben Peter Parker zählen dessen Freund Ned und die soziophobische Michelle (Zendaya Coleman) zu den Highlights des Films. Tony Stark und selbst Tante May (Marisa Tomei) werden zu Stichwortgebern für die Wandlung des Protagonisten degradiert, was zumindest ein wenig Schade ist, denn beide bestechen durchaus mit ihrem Charme.

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Letztlich war es aber die richtige Entscheidung, dem Nachwuchs den nötigen Raum zur Entfaltung zu geben. Die Superhelden-Müdigkeit ist eine durchaus vorhandene Gefahr für Marvels Erfolg und nur mit neuen Ansätzen können sie diese eindämmen. „Spider-Man: Homecoming“ zu einer High-School-Komödie zu machen, war deswegen eine nötige Neuerung, die dank der überzeugenden Umsetzungen exzellente Chancen hat, beim Publikum einen Hit zu landen.

Kleiner Tipp zum Abschluss: Unbedingt bis zum Ende sitzen bleiben, es erwartet euch eine der besten Post-Credit-Scenes des MCU.

Fazit: „Spider-Man: Homecoming“ ist Marvel-Kino auf höchstem Niveau. Der Blockbuster besticht mit Humor und Liebe für seine Figuren, zusätzlich macht sich Tom Holland die Rolle des Spider-Man mit einer Glanzleistung zu eigen. Die üblichen Marvel-Schwächen beim Bösewicht und der Tragweite der Handlung sind weiterhin vorhanden, aber Kinogänger erwartet dennoch eine spaßige Achterbahnfahrt.

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