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Staatsdiener: Dokumentation über vier junge Polizeianwärter, die in Sachsen-Anhalt die Polizeischule durchlaufen.

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Handlung und Hintergrund

In ihrer Dokumentation „Staatsdiener“ befasst sich die Regisseurin Maria Wilke mit den angehenden Polizisten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Dazu konzentriert sie sich auf der Anwärter, die später einmal beschützen und dienen sollen. Gezeigt wird dabei die alltägliche Ausbildung, mit all ihren Komponenten, die von den jungen Anwärtern in unterschiedlicher Art und Weise alles abverlangt. Zu der Vorbereitung auf den späteren Beruf müssen die drei lernen, vernünftig mit einer Waffe umzugehen und sich notfalls auch in einer körperlichen Auseinandersetzung zu behaupten. Selbst diese eigentlich körperlichen Herausforderungen können zu einer mentalen Belastung werden, ist die Möglichkeit zu scheitern doch allgegenwärtig.

Doch auch geistig sind die drei Hauptpersonen der Dokumentation regelmäßig gefordert. Denn natürlich sollten sie die Gesetzte kennen, die sie später verteidigen und durchsetzten müssen und den Begriff „Staat“ korrekt definieren zu können, muss man ebenfalls erst einmal lernen. Die Dokumentation „Staatsdiener“ konzentriert sich allerdings nicht nur auf den theoretischen Aspekt der Ausbildung oder die Schaffung von handwerklichen Grundlagen.

Maria Wilke und ihr Kamerateam begleiten die drei Anwärter der Landespolizei Sachsen-Anhalt auch bei deren ersten praktischen Erfahrungen, wenn es heißt, auf Streife zu gehen. Und auch wenn die drei willens sind, sich später einmal für Recht und Ordnung einzusetzen, müssen sich die Frage stellen, ob sie dafür auch geschaffen sind. Denn grau ist alle Theorie und in der Praxis müssen sie feststellen, dass jede Ausbildung nur bedingt darauf vorbereiten kann. Selbst einfache Aufträge können sich dann als eine emotionale Zerreißprobe herausstellen, denn die Heranwachsenden müssen bereits mit Problemen umgehen, die auch Berufserfahrene nicht kalt lassen können. 

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Marie Wilke
Produzent
  • Matthias Miegel,
  • Dirk Engelhardt,
  • Andreas Banz,
  • Robert Thalheim
Drehbuch
  • Marie Wilke
Kamera
  • Alexander Gheorghiu
Schnitt
  • Marie Wilke,
  • Stefan Oliveira Pita,
  • Jan Soldat

Kritikerrezensionen

    1. Nach wie vor träumen manche junge Männer und Frauen vom Polizeiberuf. Was es bedeutet, zum Polizisten ausgebildet zu werden und wie groß der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist, wie hart die Realität aussehen kann, ist sicher schwer zu vermitteln und hat nichts mit den kindlichen Vorstellungen des Berufes des „Freund und Helfers“ zu tun. Marie Wilke begleitet in ihrem Debutfilm junge Polizeianwärter auf der Polizeischule und bei deren ersten praktischen Erfahrungen auf Streife. Dabei beobachtet die Regisseurin in erster Linie das Geschehen, ohne Sensationsgier und ohne das Leid oder die Aggressivität der Menschen auszustellen. Sie fokussiert sich ganz auf den Polizeinachwuchs. Die idealistischen jungen Polizisten reflektieren fast philosophisch das Geschehen, ihr Handeln und das ihrer älteren Kollegen, kritisieren und sprechen auch Ängste aus. Können sich diese jungen Staatsdiener ihre guten Vorsätze, ihr zwischenmenschliches Moral- und Wertesystem bewahren oder werden sie es nach Jahren der Praxiserfahrung zwangsläufig korrigieren müssen? Ein fokussiertes, sachliches und auch differenziertes Bild unserer künftigen „Helfer und Staatsdiener“. Ein gelungener Einblick in die Nachwuchsarbeit der Polizei und die Menschen unter den Uniformen.

      Jurybegründung:

      Der Film begleitet junge Menschen während ihres ersten Studienjahres an der Polizeischule und während ihres Praktikums in Sachsen-Anhalt. Er zeigt, wie sie in Theorie und Praxis lernen, sich für Recht und Gesetz einzusetzen, wie sie sich mit ihren eigenen Motivationen und Vorerfahrungen auseinandersetzen und wie schwer es ist, die neue Rolle in der Realität des polizeilichen Alltags zu behaupten. Im Mittelpunkt des Films steht Kathrin Cruz. Die junge Frau muss sich an der Fachhochschule nicht nur die Grundlagen polizeilicher Ermittlungen aneignen, den Polizeigriff und die Handhabung der Waffe trainieren, sondern in realistischen Rollenspielen auch den Umgang mit Delinquenten lernen: Wie trennt man Streithähne, wie stellt man einen Einbrecher? Anschließend gilt es, das Gelernte bei der Bereitschaftspolizei im Einsatz gegen Randalierer oder Hooligans anzuwenden und sich im nach wie vor männlich geprägten polizeilichen Umfeld durchzusetzen.
      Was macht einen guten Polizisten aus? Wie werden junge Menschen zu Staatsdienern? Die Langzeitbeobachtung von Marie Wilke vermittelt einen intimen Einblick in die Ausbildung junger Polizisten und in ihre Bewährungsproben im polizeilichen Alltag. Dabei konzentriert sie sich ganz auf das Erleben ihrer Protagonisten und verzichtet auf zusätzlichen Kommentar, Interviews oder Filmmusik. Die pure Beobachtung wirkt manchmal spröde, gewinnt aber gerade daraus ihren besonderen Charme. Die ausgezeichnete Kamera bleibt auch in schwierigen Situationen dicht bei den Protagonisten, ohne sie jemals bloßzustellen, sei es in angespannten Lerneinheiten oder bei unübersichtlichen Einsätzen. Gleichzeitig wahrt sie die nötige Distanz gegenüber den Menschen, mit denen sie es dabei zu tun bekommen. Keiner wird in diesem Film diskreditiert, aber viele Begegnungen erinnern in ihren desperaten Verhältnissen an Szenen aus einem Andreas Dresen-Film. In trostlosen Wohnbausiedlungen geht es immer wieder um nächtliche Ruhestörung, an Silvester kommt es zu einer Messerstecherei, und ein spärlich bekleideter Mann irrt in der Winterkälte umher. Mehrere dieser Szenen sind lang durchgehalten. Sie zeigen die Unsicherheit der Polizisten, sich im Einsatz angemessen zu verhalten, oder die Anspannung, als sie mit den Rettungssanitätern ein Treppenhaus hochsteigen und nicht wissen, was sie am Tatort erwartet.
      Der Film bringt dem Zuschauer den Beruf des Polizisten näher, entzaubert ihn aber auch. Man entwickelt zunehmend Respekt und Hochachtung vor den jungen Menschen, die tagaus tagein in den Niederungen des menschlichen Miteinander dem Gesetz zur Geltung verhelfen. Der Alltag eines Staatsdieners gestaltet sich wesentlich prosaischer als die feierliche Vereidigung vermuten lässt. Meist geht es um Deeskalation und Verständigung, und manchmal wirkt ein energisches Wort dabei Wunder. Die jungen Leute vertreten das Gewaltmonopol des Staates, aber in vielen Details wird überraschend deutlich, dass es sich darum handelt, das menschliche Zusammenleben zu regeln, und dass der Staat letztendlich für die Menschen da ist.
      Nicht zuletzt dokumentiert STAATSDIENER den Prozess des Erwachsenwerdens unter verschärften Bedingungen. Gerade am Beispiel der Hauptprotagonistin Kathrin Cruz, die im Laufe des Films immer mehr an Kontur gewinnt, wird deutlich, was es bedeutet, die Rolle der Polizistin einzunehmen und gleichzeitig eigene Überzeugungen zu bewahren und in das Handeln einzubringen.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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