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Stage Beauty: Puppenhaft angetan begeistert der bisexuelle Schauspieler Ned Kynaston Londons Publikum. Der Mime ist in den 1660er Jahren Englands beliebteste Leading Lady. Doch als König Charles II. das Frauenverbot am Theater aufhebt, fällt Ned tief. (Text: Lovefilm)

Handlung und Hintergrund

Im 17. Jahrhundert herrscht auf Englands Theaterbühnen striktes Frauenverbot, und der Schauspieler Ned Kynaston (Billy Crudup aus „Almost Famous„) ist mit seiner einnehmenden Optik die erste Wahl für Shakespeares Frauencharaktere. Irgendwann aber hat es King Charles (Rupert Everett) satt, ständig in dasselbe Antlitz zu blicken und öffnet die Bühnen auch für Darstellerinnen. Damit beginnt der Abstieg von Kynaston, während gleichzeitig seine junge Köstumschneiderin Maria (Claire Danes aus „Romeo & Julia„) dank der ihm abgeschauten Fertigkeiten zur gefragten Aktrice aufsteigt.

Robert De Niro

London um 1660: Ned Kynaston ist der Star der Theaterwelt, abonniert auf Frauenrollen, denn Frauen selbst war die Schauspielkunst seinerzeit untersagt. Sein Liebhaber wie seine weiblichen Fans schwärmen ausschließlich für den weiblichen Ned. Die Einzige, die Ned so liebt, wie er ist, ist seine Garderobiere Maria, die jedoch plötzlich für ihn zur Konkurrentin auf der Bühne wird.

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Puppenhaft angetan begeistert der bisexuelle Schauspieler Ned Kynaston Londons Publikum. Der Mime ist in den 1660er Jahren Englands beliebteste „Leading Lady“. Doch als König Charles II. das Frauenverbot am Theater aufhebt, fällt Ned tief. Innerhalb kürzester Zeit verliert er seinen Job an seine Garderobiere Maria, wird lebensgefährlich verprügelt, von seinem Liebhaber sitzen gelassen und landet in der Gosse. Ausgerechnet Maria hält noch zu ihm und überzeugt ihn, es doch einmal mit einer „echten“ Männerrolle zu versuchen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Richard Eyre
Produzent
  • James D. Stern,
  • Amir Malin,
  • Rachel Cohen,
  • Michael Kuhn,
  • Robert De Niro,
  • Jane Rosenthal,
  • Hardy Justice
Darsteller
  • Billy Crudup,
  • Claire Danes,
  • Rupert Everett,
  • Tom Wilkinson,
  • Ben Chaplin,
  • Hugh Bonneville,
  • Zoë Tapper,
  • Edward Fox,
  • Richard Griffiths,
  • Tom Hollander,
  • Clare Higgins,
  • Fenella Woolgar,
  • Alice Eve,
  • Mark Letheren,
  • Derek Hutchinson,
  • Stephen Marcus,
  • David Westhead,
  • Nick Barber,
  • Robin Dunn,
  • Isabella Calthorpe,
  • Hermione Gulliford,
  • Jack Kempton,
  • Madeleine Worrall,
  • Nancy Chandler
Drehbuch
  • Jeffrey Hatcher
Musik
  • George Fenton
Kamera
  • Andrew Dunn
Schnitt
  • Tariq Anwar
Casting
  • Celestia Fox

Kritikerrezensionen

    1. Die Othello-Aufführung sei ja sehr gut gewesen, sagt König Charles II., aber könnte das nächste Mal nicht etwas heiterer gespielt werden? Richard Eyre vermied es Gott sei Dank, „Stage Beauty“ heiterer zu gestalten, in der Form einer Klamotte à la „Charleys Tante“ oder auch „Viktor/Viktoria“, Verkleidungs- und Verwechslungsfarcen, die auf direktes Lachen zielen. „Stage Beauty“ ist keine Komödie, und doch ist es witzig, es ist kein Liebesdrama, und doch tragisch – beides ist nicht von außen aufgesetzt, sondern entwickelt sich aus den Figuren; und jede andere Strategie von Inszenierung oder Dramaturgie hätte die formale Strenge, die der Film birgt bei gleichzeitiger Freiheit des Spiels, die er gewährt, verletzt.

      „Othello“ ist eine Tragödie, und die Forderung nach heitererem Spiel meint eigentlich mehr Überraschungen in der Darstellung. Tatsächlich war um 1680 die Schauspielkunst streng formalisiert, mit genau bezeichneten Posen für die Darstellung einer Frau durch einen männlichen Schauspieler beispielsweise – in Trauer, in heftiger Bewegung, in Abwehrhaltung und so weiter. Die Kunst bestand nicht nur in der Darstellung einer Rolle, sondern darin, dass ein Mann diese Rolle als Frau spielen musste. Das Publikum hatte einen doppelten Blick: auf die dargestellte Frauenfigur und darauf, wie ein Mann diese Frau spielte.

      Ned Kynaston ist ein Star unter diesen Frauendarstelern, seine weiblichen Posen, seine hohe Stimme, seine Gestalt und seine Schönheit sind weit gerühmt.; tatsächlich bietet dieses stardom auch persönliche Vorteile, so kann Kynaston weiblichen Verehrern beweisen, dass er ein Mann ist, während einer Kutschfahrt wie bei Flaubert – doch ist diese Verehrung seines schwellenden Zepters, das er den Frauen bietet, für die nur möglich unter der Prämisse, das Kynastons Bühnenpersona die einer Frau ist.

      Neue Zeiten brechen an, Zeiten, in denen Frauen die weiblichen Rollen selbst spielen wollen, zunächst in – buchstäblich – underground-Theatern, in Kellerkneipen, dann auch öffentlich durch königliches Dekret. Charles II. hat Schauspielerinnen im Exil in Frankreich gesehen, und er setzt die weibliche Schauspielkunst in England durch. Maria, die Kynastons Garderobiere war, wird zum gefeierten Star, zur ersten Frau auf der Bühne – und Kynaston steigt ab zum Frauenimitator mit billigen Zoten vor johlendem Publikum.

      Eyres Film ist vor allem die Darstellung von Identitätssuche, darin seinem vorherigen Film, dem Alzheimer-Drama „Iris“, nicht unähnlich: Kynaston steckt in einer Identitätskrise, in der Ambivalent zwischen Schauspieler und Rolle, zwischen Mensch und Star, zwischen Mann und Frau – Ned hat einen Liebhaber, den Duke of Buckingham; und nach seinem schauspielerischem Abstieg erhält er von ihm den Todesstoß für ihre Beziehung, in einer Sauna wie in der Mordszene von Orson Welles’ „Othello“-Film…

      Kynaston verliert sich in der Sehnsucht nach seiner Desdemona-Rolle, nach der Schönheit des Todes als Frau, auf der Bühne. Und er verirrt sich in seiner sexuellen Orientierung, im Bett zusammen mit der jungfräulichen Maria zeigt er das Mann-Frau-Spiel der männlich-gleichgeschlechtlichen Liebe und kennt sich am Ende selbst nicht mehr aus, wer in welcher Stellung welche Rolle innehat.

      Die Ambivalenzen der Identität verlängern sich auf den Charakter des Films, der die Welt des London des 17. Jahrhunderts aufweckt, die gleichwohl wie gekünstelt wirkt, weil sie uns zu fremd ist – und dennoch nicht weniger berührt. Dabei greift der Film aus der Zeit, in der er spielt, voraus in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, wenn er in kühnem Sprung die Todesszene im Method-Acting-Stil durchspielt: ein reizvoller Kontrast zwischen dem naturalistischen Spiel auf der Bühne und dem steifen 1680er-Publikum in den Rängen. In dieser Szene, in ihrer Bühnenrolle, finden sich Kynaston und Maria, einander wie auch die eigene Identität.

      Der Film spart auch nicht an Witz, er zeigt eine höfische Gesellschaft, in der Wortspiele und ordinäre Zoten - am rechten Platz im rechten Maß wohlgemerkt – durchaus willkommen sind. „I had my fill with Desdemona“ sagt der Kynaston-Liebhaber; die Mätresse des Königs tritt als Winz- und Witzversion des Monarchs bei einem privaten Maskenspiel auf, während der König die Mätresse spielt – zu einer Zeit, als offiziell von ihm selbst verboten war, dass Männer Frauen spielen. Die außerordentlichen Dialoge in Oscar-Wilde-Tradition (freilich zwei Jahrhunderte vorher spielend) und die Souveränität des Theaterregisseurs Eyre, der die Schauspieler wie das Schauspielmilieu glänzend in Szene setzt, forcieren den aus den Figuren kommenden Witz – und gleichzeitig wird der Witz vom Blick der Kamera verstärkt, ohne in je zu zerbrechen: wie sonst könnte ein. Blowjob der Mätresse am König so dezent gezeigt werden wie durch das Schwanzwedeln der königlichen Schoßhunde?

      Fazit: Theaterdrama um Identitätssuche und stardom, um Geschlechterverwirrungen und den Aufbruch einer neuen Zeit – hervorragend gespielt, souverän inszeniert und mit großartigem Witz versehen.
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