Ahmed Best lautet der Name jenes Mannes, der für die „Star Wars“-Prequel-Trilogie in die Haut von Jar Jar Binks schlüpfte. Welchen verheerenden Einfluss diese Rolle auf sein Leben hatte, erklärte der Darsteller jüngst in einem Podcast.
Als „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ im Sommer 1999 in den Kinos startete, strömten die Fans voller Vorfreude in die Lichtspielhäuser, nur um dann mit großer Enttäuschung aus dem Saal zu stapfen. Mit einem Metascore von 51 Punkten sowie 51 % bei Rotten Tomatoes erweist sich der Auftakt der zweiten Trilogie als schlechtester „Star Wars“-Film der Hauptreihe.
Einer der größten Kritikpunkte an „Die dunkle Bedrohung“ war für viele Fans die neu eingeführte Figur Jar Jar Binks. Der tollpatschige Gungan wurde von dem US-amerikanischen Schauspieler und Synchronsprecher Ahmed Best verkörpert, der kürzlich im Podcast „The Redemption of Jar Jar Binks“ (via The Guardian) erzählt hat, wie er zu der Rolle gekommen ist und wie diese sein Leben verändert hat.
Entdeckt wurde der mittlerweile 49-jährige Künstler, als er in den 1990er-Jahren mit der Perkussion-Band Stomp auftrat. Eine Person aus dem Casting-Department machte Ahmed Best ein Angebot für ein Vorsprechen. Als der Musiker erfuhr, dass dieses auf der Skywalker Ranch von George Lucas stattfinden wird, konnte er die Situation kaum fassen. Er hielt die ganze Angelegenheit zunächst für einen Scherz.
Vor Ort sollte Best für eine Rolle vorsprechen, die später in „Die dunkle Bedrohung“ eingeführt werden sollte. Nach dem Casting erhielt der Darsteller eine Zusage für die (im wahrsten Sinne des Wortes) Verkörperung von Jar Jar Binks. Denn zunächst war für Ahmed Best beziehungsweise Jar Jar Binks kein Text vorgesehen. Nachdem er die Produktion jedoch überreden konnte, seine Rolle weiter auszubauen und mit Dialogen zu versehen, fand sich der Darsteller kurze Zeit später am Set mit einigen der größten Stars Hollywoods wieder. In anderen Worten: Der New Yorker Künstler, der aufgrund seines gewaltigen Faibles für das Franchise als kleiner Knirps selbstgemachte „Star Wars“-Klamotten trug, hatte es geschafft.
Bei Filmproduktionen muss alles sitzen und die Arbeit aller Beteiligten muss perfekt aufeinander abgestimmt sein, damit die Szenen problemlos im Kasten landen. Dass es am „Star Wars“-Set allerdings auch mal spaßig zugehen kann, beweisen euch die folgenden Outtakes:
Der Wendepunkt
Nachdem „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ in den Kinos angelaufen war, wendete sich allerdings das Blatt für Ahmed Best. Mit der Figur des Jar Jar Binks wurde zwar Filmgeschichte geschrieben, da zuvor noch nie eine Figur gänzlich durch CGI (Computer Generated Imagery) zum Leben und Sprechen gebracht wurde, doch das schien das Publikum wenig zu interessieren.
Stattdessen kreierten Leute im Internet Websites wie JarJarSucks.com und JarJarBinksMustDie.com, die sich gezielt der Diffamierung der Figur widmeten. Ab einem gewissen Zeitpunkt gab es eine Art Kollektiv aus Internetseiten, die alle miteinander verlinkt waren, sodass sich Jar-Jar-Binks-Hater*innen im Handumdrehen von einer Website zur nächsten klicken konnten.
Mit dem Aufkommen jener Seiten sowie den einhergehenden Berichterstattungen über den Jar-Jar-Binks-Hass eskalierte die Situation und als schließlich die Telefonnummer von Ahmed Best im Internet veröffentlicht wurde, landeten etliche Drohungen auf seinem Anrufbeantworter. Der Künstler kehrte zu Stomp zurück und wollte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Er erklärte:
„Es war schrecklich. An so einem Tiefpunkt war ich noch nie.“
Filmkritiker*innen sowie Medienwissenschaftler*innen warfen den Filmschaffenden zudem vor, mit Jar Jar Binks eine rassistisch beleidigende Figur geschaffen zu haben. Die Anschuldigungen besagten, dass durch die langen, an Dreadlocks erinnernden Ohren sowie die an ein erniedrigendes Pidgin-Englisch erinnernde Ausdrucksweise Jar Jar Binks alte Hollywood-Stereotype heraufbeschwöre.
– Achtung: Es folgen Spoiler zu „The Mandalorian“ Staffel 3 Folge 4! –
Die Beinahe-Tod-Erfahrung
Diese Vorwürfe stürzten Ahmed Best in eine Phase tiefer Verzweiflung, die in einem intendierten Suizidversuch gipfelte. Als US-Amerikaner, der überaus stolz auf seine afrikanischen Wurzeln ist und sich für die Rechte von Schwarzen Menschen einsetzt, hat ihn diese Unterstellung zutiefst gekränkt. In jener Phase der Verzweiflung begab sich der Darsteller an den Rand der Brooklyn Bridge, wo er zunächst den Gedanken verfolgte, sein Leben zu beenden. Als ihn ein Windstoß jedoch fast von der Brücke stieß, überkam Best ein Sinneswandel und mit der Entschlossenheit, weiterleben zu wollen, rannte er nach Hause.
Anschließend wirkte er in den zwei „Star Wars“-Sequels mit, in denen seine Rolle jedoch immer kleiner ausfiel. Ahmed Best zog nach Los Angeles, nahm an Martial-Arts-Trainings teil, ging zur Filmhochschule und widmete sich der Regie und der Produktion. Als er Jahre später mit seinem Sohn die Brooklyn Bridge überquerte, machte er ein Foto und tweetete, wie ihn der Hass beinahe in den Tod gestürzt hatte. Daraufhin haben sich zahlreiche Leute bei Best gemeldet und sich für ihre Äußerungen – seien sie von beleidigender oder auch nur humoristischer Natur gewesen – entschuldigt.
Zu einem späteren Zeitpunkt fand Ahmed Best außerdem wieder seinen Weg zurück in die weit, weit entfernte Galaxis. Für die Kinder-Gameshow „Star Wars: Jedi Temple Challenge“ durfte der Schauspieler zum grünen Lichtschwert greifen und den Jedi-Meister Kelleran Beq spielen. Schließlich tauchte die von Ahmed Best dargestellte Figur in der dritten Staffel von „The Mandalorian“ auf, wo der Jedi-Meister mit einer erstaunlichen Enthüllung die Herzen der Fans erobern konnte: Während der Order 66 war es niemand Geringeres als Kelleran Beq, der dem kleinen Grogu das Leben gerettet hat.
Showrunner Jon Favreau und sein Team von Autor*innen haben Ahmed Best demnach eine ehrenwerte Rückkehr beschert, die das Schicksal des einst so verhassten Mannes zum Guten wenden konnte. Und so wie Kelleran Beq seine Padawane behütet, behütet Ahmed Best nun seinen Sohn. Denn wie er an einer Stelle des Podcasts verriet, ist es sein Nachwuchs, der sich als sein Geschenk, um weiterzuleben, erwiesen hat. Mit dieser rührenden Aussage fragt man sich letztendlich: Wie konnte das Internet einen derart liebenswürdigen Menschen bloß derart hassen?
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Hilfsangebote: Bei Suizidgedanken ist die Telefonseelsorge eine wertvolle Anlaufstelle, die rund um die Uhr erreichbar ist und unter diesen Nummern schnelle Hilfe bietet – kostenlos und anonym: 0800-1110111 oder 0800-1110222. Auf der Website könnt ihr außerdem mit Seelsorger*innen chatten.
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