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Strajk - Die Heldin von Danzig: Polen zur Zeit der kommunistischen Herrschaft: Agnieszka ist nur 1,56 mgroß und arbeitet als Kranführerin in einer Werft in Danzig. Als sie Zeugin eines Unglücks mit 21 Toten wird, eindeutig verursacht durch katastrophale Arbeitsbedingungen auf der Werft, ist ihr Widerspruchsgeist geweckt. Lange dauert ihrKampf für mehr Rechte und die Zulassung einer freien Gewerkschaft.

Handlung und Hintergrund

An der Leninwerft 1980 müssen die Arbeiter unter katastrophalen, menschenverachtenden Bedingungen schuften. Für Kranführerin Agnieszka Kowalska (Katharina Thalbach) ist das Maß voll, als ein Kollege bei einem fahrlässig verursachten Unfall stirbt. Sie protestiert - und wird entlassen. Aus Solidarität gehen ihre Mitarbeiter unter Leitung von Mateusz (Andrzej Chyra) in den Streik. Die Fabrikleitung setzt auf schweres Geschütz und wiegelt Agnieszkas Sohn Krzystian (Wojciech Solarz) gegen sie auf. Agnieszka lässt sich aber nicht beirren.

Für seine eindringliche Chronik über die Solidarnosc erweitert Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel„) die realen Ereignisse um fiktive. Mit einer passionierten Mutter Courage zeichnet er den Anfang vom Ende des Politregimes in Polen nach.

Kranführerin Agnieszka will die stetigen Gängeleien auf der Leninwerft in Danzig nicht länger hinnehmen und setzt sich engagiert für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsplatz ein. Damit provoziert sie ihre Entlassung. Ihre Kollegen wollen diese Entscheidung nicht auf sich sitzen lassen und stellen ihre Solidarität mit der Kollegin unter Beweis, indem sie in Streik gehen. Die Aktion hat weit reichende Folgen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Volker Schlöndorff
Produzent
  • Wolfgang Plehn,
  • Prof. Jürgen Haase
Darsteller
  • Katharina Thalbach,
  • Dominique Horwitz,
  • Andrzej Chyra,
  • Andrzej Grabowski,
  • Dariusz Kowalski,
  • Ewa Telega,
  • Krzysztof Kiersznowski,
  • Maria Maj,
  • Henryk Golebiewski,
  • Marta Straszewska,
  • Barbara Kurzaj,
  • Wojciech Pszoniak,
  • Magdalena Smalara,
  • Wojciech Solarz,
  • Adam Trela
Drehbuch
  • Andreas Pflüger,
  • Sylke Rene Meyer
Musik
  • Jean Michel Jarre
Kamera
  • Andreas Höfer
Schnitt
  • Peter Przygodda,
  • Wanda Zeman
Casting
  • Ewa Brodzka

Kritikerrezensionen

    1. Altmeister Volker Schlöndorff lässt beim Betrachten von „Strajk – Die Heldin von Danzig“ keinen Zweifel aufkommen, wie sehr ihm sein Thema am Herzen liegt. Und dass er ihm ein Denkmal auch im Sinne der deutsch-polnischen Freundschaft, ja der europäischen Identitätsbildung setzen will. Nicht umsonst zieht seine Hauptdarstellerin Katharina Thalbach in der Schlussszene 25 Jahre nach den Ereignissen fast neckisch die Bilanz: „Die Mauer war gefallen, und Polen gehört nun zu Europa“. Es darf bezweifelt werden, ob die reale polnische Werftarbeiterin den Mauerfall in einen solchen Kontext einreihen würde.

      Und damit ist man mittendrin in den schleichenden Problemen des Films: Sein in ehrenwerter, auch sozialistischer Tradition stehender Gedanke der Völkerfreundschaft existiert, wegen anderer historischer Ereignisse, zwischen Polen und Deutschland eben noch nicht so ideal. Solidarnosc ist zudem Ausdruck einer patriotischen Identitätsfindung gewesen, die sich entscheidend aus dem katholischen Glauben und der Wahl eines Polen zum Papst speiste. Schlöndorffs Film verschweigt das nicht – auch Agnieszka betet und sieht sich auf fast magische Weise durch den Papst in ihrem Kampf bestätigt - , aber man kommt kaum umhin, in den Szenen mit Katharina Thalbach etwas bang an die Gefühle polnischer Zuschauer zu denken.

      Zumal für dieses Publikum der filmische Parforceritt durch die 20 Vorläuferjahre der Solidarnosc zu oberflächlich sein dürfte. Für Westler hingegen mag die Zusammenfassung durchaus sinnvoll sein, wie die Erhöhung der Fleischpreise, die unbezahlten Überstunden, die die Partei forderte, die sich drastisch verschlechternden Lebensbedingungen den Glauben der Menschen an den real existierenden Sozialismus radikal aushöhlten.

      Am Werdegang der Vorzeigearbeiterin Agnieszka hält Schlöndorff exemplarisch fest, dass es bis in die siebziger Jahre hinein in den Ländern des Ostblocks einen solchen Glauben durchaus gab. Doch dann erlebt Agnieszka, wie die Partei ihre Macht usurpiert, die Menschen nicht mehr ernstnimmt: Die Mittagspause soll zum Beispiel nicht länger als eine halbe Stunde dauern, aber dafür ist der Weg auf der Werft zur Kantine zu lang.

      Eine Unglück stuft die Werksleitung als menschliches Versagen ein und verweigert den Hinterbliebenen eine Entschädigung. Agnieszka wird beim Gewerkschaftsfunktionär vorstellig, der auch der Vater ihres Sohnes ist. Die Parteifunktionäre würden sie nur allzu gerne loswerden, doch fürchten sie ihr Ansehen bei den Arbeitern. Lech Walesa kommt auch vor, dargestellt von Andrzej Chyra. Über weite Strecken steht die Knochenarbeit auf der Werft wie in einem Industriefilm im Mittelpunkt, wirkt fast wie ein sozialistisches Denkmal für die Arbeiterklasse. Stahl, Schweiß und Tränen, Kälte und Entbehrung – und dazwischen diese tapfere Frau, die erst von ihrem Sohn richtig lesen lernt.

      Katharina Thalbach kommt auch aus dem Osten, doch spielt sie die Agnieszka mit einer provozierenden Demutshaltung, mit einer Piepsstimme, mit einer sich selbst entschuldigenden Naivität, die um Sympathie beim geneigten Zuschauer heischt: Seht, ich bin ja nur eine sehr kleine, arme Frau! Sozialistische Arbeiterinnen hat man sich irgendwie anders vorgestellt. Eine Frau aus Fleisch und Blut hätte wohl auch ein wenig subversiven Humor besessen, ihrer zum Kitsch geronnenen Stilisierung durch Katharina Thalbach bleibt so viel Lebendigkeit verwehrt.

      Fazit: Volker Schlöndorff verkitscht in guter Absicht die Entstehung der polnischen Solidarnosc.
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    2. Strajk - Die Heldin von Danzig: Polen zur Zeit der kommunistischen Herrschaft: Agnieszka ist nur 1,56 mgroß und arbeitet als Kranführerin in einer Werft in Danzig. Als sie Zeugin eines Unglücks mit 21 Toten wird, eindeutig verursacht durch katastrophale Arbeitsbedingungen auf der Werft, ist ihr Widerspruchsgeist geweckt. Lange dauert ihrKampf für mehr Rechte und die Zulassung einer freien Gewerkschaft.

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      1. Geschichte, anschaulich gemacht. Volker Schlöndorff ist und bleibt ein Filmregisseur, dessen Auge stets auch politischen Entwicklungen gilt und dessen Interessen sich von Landesgrenzen nicht einzäunen lassen. Schon „Der junge Törless“ (1965) zum Beispiel spielte im österreichischen Ungarn, „Der Fangschuss“ im Baltikum, „Die Stille vor dem Schuss“ überbrückte Ost- und Westdeutschland. „Strajk“ ist nach „Blechtrommel“ und „Unhold“ schon sein dritter Film in Polen.

        Souverän, mit großem Atem, voller lebensklugem Humor und mit einer klaren Haltung für Gerechtigkeit erzählt Volker Schlöndorff eine „Ballade nach historischen Ereignissen“, die Entstehung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc - aus der Perspektive einer Frau, der Kranführerin Agnieszka. Das ist privat und das ist politisch, in schönster dialektischer Verschränkung.

        Dokumentarisches und Fiktionales mischt sich in „Strajk“. Volker Schlöndorff, Produzent Jürgen Haase und die Drehbuchautoren Sylke Rene Meyer und Andreas Pflüger haben einen wahrhaft archimedischen Punkt gefunden: eine Geschichte, die Geschichte anschaulich und verständlich macht. Auf der Lenin-Werft in Danzig wuchs von den 60er bis zu den 80er Jahren jener Geist, der wesentlich mit dazu beitrug, dass Deutschland heute wiedervereinigt und der Kalte Krieg zu Ende ist. Polen war der Vorreiter für Freiheit und Demokratie im damals so genannten Ostblock.

        Schon die Titelsequenz lässt die cinematographische Kraft dieses Films spüren, die dynamische Musik Jean Michel Jarres gibt dabei, wie öfter noch im Film, den Puls der Filmerzählung vor. Eng am Boden folgt die Kamera einer Linie, metallisch hämmert es auf der Tonspur, der „Boden“ ist eine gigantische Stahlfläche und die Kamera kommt zur Ruhe bei einer vermummten Gestalt, die den Schutzhelm abnimmt. Es ist eine Frau, es ist die Protagonistin des Films, die sorgsam ihre Schweißnaht zieht, obwohl schon Feierabend ist.

        Katharina Thalbach verkörpert die „Heldin von Danzig“, zeigt sie eindringlich als ganz und gar normale Frau stur und starrköpfig, aufrecht und nicht korrumpierbar, aber auch überfordert und schwach. Grandios muss man diese darstellerische Leistung einer couragierten Mutter nennen. Fast 30 Jahre nach der „Blechtrommel“ ist also Katharina Thalbach wieder in Danzig angekommen, schenkt dem bewegenden Film ihr Herz.

        Exzellent ist das Zusammenspiel der deutschen und polnischen Schauspieler. Es scheint, in jedem von ihnen brennt das Feuer, diese Geschichte hier und heute, im zusammenwachsenden Eurpa, zu erzählen. Auch Ausstattung und Kamera tragen zum historischen Flair bei, gedreht wurde auf der Danziger Lenin-Werft.

        Es bereitet Vergnügen, dem Kinoerzähler Schlöndorff zuzuschauen, wie er Tempo und Stil wechselt, Timing für groteske und für seelentiefe Momente beweist. Unzeitgemäß im besten Sinne ist seine Inszenierung, den Klassikern des polnischen Kinos und den Filmen Andrzej Wajda verpflichtet, dabei zugleich modern und eigenständig.

        „Strajk - Die Heldin von Danzig“ wird so zu einer höchst unterhaltsamen filmischen Geschichtsstunde, fürs Kino geeignet - und auch für all die jungen Menschen, die den Freiheitskampf Osteuropas nur aus den Geschichtsbüchern kennen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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