Drogenfilme scheinen prädestiniert dafür, Kultfilme zu werden, wie wir an prominenten Beispielen wie „Fear and Loathing in Las Vegas“, „Scarface“ oder „Trainspotting“ sehen. Hier sind die besten deutschen und internationalen Drogenfilme, vom Thriller, Gangsterfilm, Melodram, Road-Movie, Komödie bis zum Biopic.
Im Gegensatz zum Kifferfilm, der das sorglose Leben im Dunst zelebriert, unterlegt von relaxten Reggae-Beats und blubbernder Bong, zeigt sich der Drogenfilm als der große Bruder, mit dem nicht immer zu Spaßen ist. Ebenso wie der Kriegsfilm haben wir es hier mit einem Genre zu tun, dass sein Gegenteil in sich trägt: Den Anti-Drogenfilm. Drogen bergen die Faszination des Unbekannten, Verbotenen, ihre Konsequenzen jedoch das blanke Grauen. Die Protagonisten werden schonungslos ihrem Verfall ausgesetzt und wir Zuschauer dem Ohnmachtsgefühl, das vorhersehbare Verderben nicht abwenden zu können. Das klassische Drogen-Melodram kommt oft als Coming-of-Age-Geschichte: Die (junge) Figur wächst in die Krise hinein, oder taumelt und fällt besser gesagt, bis die Erlösung kommt - oder nicht.
Doch auch das kann für den cinephilen Zuschauer schrecklich schön sein. Gerade in diesem dramatischen Genre scheinen der Kreativität der Filmemacher keine Grenzen gesetzt, den Rausch, die Halluzinationen, die Bewusstseinsstörungen und den Traumtaumel aus der Sicht des Süchtigen darzustellen. Die Protagonisten schaffen sich eine Parallelwelt abseits gesellschaftlicher Zwänge und ebenso spiegelt der Film die Regellosigkeit als Freiheit in der Form. In „Enter the Void“ zum Beispiel rutscht die Kamera in der extremen Egoperspektive an die Stelle des Kopfes der berauschten Hauptfigur, jedes Blinzeln ist eine Schwarzblende, bis wir mit ihr den Tod (oder die Halluzination dessen?) erleben.
Das Musiker- und Band-Biopic ist, je nach Lebensstil der realen Vorlagen, nicht vom Drogenfilm zu trennen und auch das Genre des Road-Movie beherbergt gerne mal Drogenkurriere, drogenaffine Bandmitglieder auf Tour oder delinquente Abhängige auf der Flucht.
Als erstes wollen wir uns jedoch an den Anfang des Drogenmilieus begeben: Die Drogenbosse in den Thrillern und Gangsterfilmen.
Die besten Drogenfilme aller Zeiten nach Genres
Thriller / Gangsterfilm
Scarface - USA 1983, Brian DePalma
Ein Klassiker unter den Gangsterfilmen: Die steile Karriere von Drogenboss Tony Montana (Al Pacino) im New Yorker Untergrund zeigt seinen Höhenflug vor dem Fall.
Traffic: Macht der Kartells - D/USA 2000, Steven Soderbergh
Mit vier Oscars ausgezeichneter Krimi mit Catherine Zeta-Jones, Benicio Del Toro und Michael Douglas.
Inherent Vice - USA 2014, Paul Thomas Anderson
Lässige Mischung aus Thriller und Hippie-Komödie im Coen-Stil: Joaquin Pheonix streunt als bekiffter Privatdetektiv im lässigen 70s Outfit durch das sonnige South Bay und verstrickt sich immer tiefer in skurrile Drogengeschäfte, wobei das wer-mit-wem und wer-gegen-wen im Dunst seiner Joints verschwimmt.
Pulp Fiction - USA 1994, Quentin Tarantion
Nicht nur für Drogenfilm-Fans ist diese Perle des 90er-Jahre-Kinos mit Uma Thurman, John Travolta, Samuel L. Jackson und Bruce Willis ein Muss.
Sicario - USA 2015, Denis Villeneuve
Ohne Limit - USA 2011, Neil Burger
Eine geheime Droge macht dem Bewusstsein alle Bereiche des Hirns zugänglich und verhilft seinem User so zum vollen Ausschöpfen seiner Intelligenz. Als Superhirn steht Autor Eddie Morra (Bradley Cooper) an der Spitze seines Erfolgs, doch die Schattenseiten der Abhängigkeit lassen nicht lange warten und stellen ihn vor existenzielle Fragen. Der Film wurde als Serie „Limitless“ weitergesponnen.
City of God - Brasilien 2003, Katia Lund & Fernando Meirelles
Für vier Oscars nominiertes, schonungsloses Porträt einer Favela von Rio de Janeiro, in der Drogenbanden die Regeln schreiben. Wer hier aufwächst, hat kaum eine Wahl zwischen Fressen und gefressen werden.
Melodramen und Anti-Drogenfilme - Krasse Trips, die man besser nur visuell und hypothetisch nachvollzieht
Requiem for a Dream - USA 2000, Darren Aronofsky
Während manche Drogenfilme mit ihren bunten Welten den ein oder anderen zur gefährlicher „Bewusstseinserweiterung“ reizen, führt dieser Anti-Drogen-Film meist zur umgekehrten Reaktion: Nie (wieder) Drogen! Beeindruckend, eklig, traurig, schockierend, beklemmend - dieser Film berührt die ganze Palette unserer Affekte!
Der Mann mit dem goldenen Arm - USA 1955, Otto Preminger
Einer der ersten Hollywood-Filme über Drogensucht zeigt Grooner-Legende Frank Sinatra als Ex-Junkie.
Leaving Las Vegas - F/USA 1995, Mike Figgis
Nicolas Cage hat für seine Darstellung als Alkoholiker einen Oscar bekommen.
Enter the Void - D/F/It 2009, Gaspar Noé
Ein Film wie ein Trip, der uns in den Körper eines Berauschten versetzt: Gefilmt aus der Perspektive eines Drogenabhängigen, der im Sterben liegt, erleben wir Tage und Nächte in Tokio als Strom der Bilder, in denen die Grenzen zwischen Halluzination und Wirklichkeit verschwimmen.
Trainspotting - GB 1996, Danny Boyle
Der kultige Drogenfilm mit Ewan McGregor bekam jüngst ein Sequel. Trainspotting 2 feierte auf der Berlinale 2017 Premiere und läuft nun in den deutschen Kinos.
Trainspotting 2
Spun - USA 2002, Jonas Ackerlund
Episodisch erzählte Tragikkomödie mit unter Anderem Brittany Murphy und Mickey Rourke.
Oslo, 31 August - Norwegen 2011, Joachim Trier
Kühl aber einfühlsam inszeniertes Suizid-Drama um einen jungen Mann auf Entzug, der den Drogen zwar entkommen ist, dafür allerdings den Preis einer Depression zahlt.
weitere Drogen-Dramen:
- Blow - USA 2001, Ted Demme
- Naked Lunch - Nakter Rausch - GB/Kanada 1992, David Cronenberg verfilmt William S. Borroughs surrealistischen Roman
- Unter Null
- Taking Woodstock
- Der dunkle Schirm
- 21 Gramm
- Maria voll der Gnade
- Studio 54
- Strange Days
- Dreizehn - USA 2003, Catherine Hardwicke
Drogen-Road Movies
Easy Rider - USA 1969, Dennis Hopper, FSK 16
Eine Ladung Drogen muss von Los Angeles nach New Orleans. Dennis Hopper und Peter Fonda als zwei langhaarige Drogen-Kuriere auf Motorädern sind Kult und der Streifen ein Meilenstein in der amerikanischen Filmgeschichte, der den ersten großen Erfolg des „New Hollywood“-Kinos markierte.
Fear and Loathing in Las Vegas - USA 1998, Terry Gilliam
Benicio Del Toro und Johnny Depps Road Trip unter der Regie von „Monty Python“-Mitbegründer Terry Gilliam.
On the Road - It/F/USA/Kanada/Brasilien 2011, Walter Salles
Verfilmung des gleichnamigen Romans von Beat-Autor Jack Kerouak. Kirsten Stewart, Sam Riley und Garrett Hedlund suchen von New York bis Mexiko nach dem schnellen Kick, aber auch nach einem Sinn in ihrem Leben - oft fällt beides zusammen.
Deutsche Drogenfilme
Berlin Calling - D 2008, Hannes Stöhr
Techno-Berlinfilm zwischen Fiktion und Dokumentation, indem DJ Paul Kalkbrenner in die Rolle des DJ Ickarus den Puls der Zeit auf Vinyl pressen will, während sein Körper dem Strudel des Nachtlebens nicht immer Stand hält. Kalkbrenners gleichnamiges Album war Soundtrack zum Film und feierte international und über die eingeweihte Elektro-Szene hinaus Charterfolge.
Christiane F. - Wir Kinder von Bahnhof Zoo - D 1981, Uli Edel
Verfilmung des biografischen Romans einer drogensüchtigen Jugendlichen, die mit ihrem von Sucht, Obdachlosigkeit und Prostitution gekennzeichneten Leben ein Exempel setzt und auf die Umstände ihres Umfelds aufmerksam macht.
Taxi zum Klo - D 1980, Frank Ropploh, FSK 18
Gewagter Debütfilm über das sorglose Sexualleben der Westberliner Schwulenszene vor AIDS.
Das weiße Rauschen - D 2001, Tobias Amann & Hans Weingartner, mit Daniel Brühl
Biopic-Drogenfilm - Wer älter als 27 wird, hat nichts erlebt
Jim Carroll - In den Straßen von New York - USA 1995, Scott Kalvert
Die Literaturverfilmung von „The Basketball Diaries“ als klassischer Drogen-Coming-of-Age-Film mit einem 21 Jahre jungen Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle des New Yorker Schriftstellers und Punk-Musikers Jim Carroll. Die Abwärtsspirale des jugendlichen Baskettballtalents beginnt, als er Drogen als Ausweg aus dem Schmerz über den Tod seines Freundes entdeckt. Der unvermeidliche Abstieg führt ihn bis zu einem Leben auf der Straße, doch der von den Drogen verdammte Junge schöpft auch künstlerisches Potenzial aus seiner Krise und wurde zu einer bedeutenden Figur in der New Yorker Künstlerszene. Leonardo DiCaprio galt angesichts seiner facettenreichen und bewegenden Interpretation als Oscar-Anwärter. Jim Carroll selbst hat einen Cameo-Auftritt in der Rolle des Frankie Pinewater.
Last Days - USA 2005, Gus Van Sant
Mehr Hommage an Kurt Cobain als tatsächliche Biografie des Indie-Rockstars, zeichnet Autorenfilmer Gus Van Sant ein trübes, atmosphärisch dichtes Porträt der letzten Tage eines Abhängigen.
Walk the Line - USA 2005, James Mangold
Der Musikfilm über Country- und Folk-Legende Johnny Cash (Joaquin Pheonix) zeigt neben seinen Erfolgen auch die privaten Niederlagen, die sein Drogenkonsum mit sich bringt.
Ray - USA 2004, Taylor Hackford
Mit seiner Verkörperung des blinden Sängers Ray Charles wurde Jamie Foxx nicht nur als Gesangstalent, sondern auch als Schauspieler zum Star. Der Blues auf der Bühne wird bald Realität in Rays Leben hinter den Kulissen, als seine Drogenabhängigkeit ihm den Boden unter den Füßen nimmt und er sich selbst ins Abseits drängt.
Atlas - F 2013, Antoin D’Agata
Kunstvoller Dokumentarfilm über das Leben des Regisseurs und Fotographen als Drogensüchtiger im Milieu asiatischer Prostituierter.
weitere Dogen-Biopics:
- Jimi - All is by my Side - GB/Irland 2013, John Ridley über Jimi Hendrix
- Control - GB/USA 2007, Anton Corbijn: Sam Riley als Ian Curtis von Joy Division
- The Doors - USA 1990, Oliver Stone: Val Kilmer als Jim Morrison