2020 wird für Kino- und Serienfans ein schmerzliches Jahr gewesen sein. Monatelang blieben die Kinosäle geschlossen, Hunderte Filme und Serien mussten (mehrfach) verschoben werden, die Coronapandemie änderte die Branche auf einen Schlag. Trotzdem bot uns das Film- und Serienjahr 2020 einige Highlights im Kino oder auf Streaming-Portalen. Die kino.de-Redaktion blickt zurück: Welcher Film und welche Serie bleiben uns 2020 trotz aller Herausforderungen positiv in Erinnerung? Jeder einzelne von uns erzählt von seinen persönlichen Highlights des Jahres 2020.
„Knives Out“ – Andreas Film
Autor-Regisseur Rian Johnson schuf mit „Knives Out“ einen komplexen, turbulenten und abwechslungsreichen Krimi, den ihr selbst gesehen haben solltet, wenn ihr kein Fan des Genres seid. In klassischer Whodunit-Manier orientiert sich Johnson an den Größen des Genres wie Agatha Christie und kann bei der Aufbereitung seines verzwickten Mordfalls auf gefühlt halb Hollywood zurückgreifen. Entsprechend gekonnt übertrumpfen sich Daniel Craig, Jamie Lee Curtis, Chris Evans und Co. in den geschliffenen Dialogen gegenseitig, was nur eine der Stärken von „Knives Out“ ist. Rian Johnson besticht zudem in einem stilsicheren Wechsel zwischen Spannung und Überraschung, was diesen Krimi von gewöhnlichen Vertretern des Genres unterscheidet und auch bei mehrmaliger Sichtung für ein spaßiges Erlebnis sorgt.
„Knives Out“ ist im Handel, auf VoD Portalen und im Abo von Amazon Prime verfügbar.
„Better Call Saul“ Staffel 5 – Andreas Serie
Spätestens mit der aktuellen Staffel 5 beweist „Better Call Saul“ endgültig, dass das Spin-off dem hochgelobten „Breaking Bad“ das Wasser reichen kann. Dialoge und Inszenierung der tragikomischen Serien gehören schon seit Jahren mit zu dem Besten, was euch in Serien geboten wird. „Better Call Saul“ hat jedoch endgültig seine eigene Stimme gefunden, was auch an den überragenden Darbietungen von Bob Odenkirk als Saul Goodman und der stets großartigen und doch noch besser werdenden Rhea Seehorn alias Kim Wexler liegt. Das neueste Highlight ist jedoch Tony Dalton als charmanter, intelligenter Bösewicht Lalo, der „Better Call Saul“ fast alleine in Staffel 6 auf ein neues Niveau hebt.
„Better Call Saul“ ist im Abo von Netflix verfügbar.
„Tenet“ – Annes Film
Auf Christopher Nolan ist wie immer Verlass: In seinem futuristischen Agententhriller erzählt er die Geschichte einer geheimen Eliteeinheit, die es mit einem narzisstischen Antagonisten zu tun bekommt, der als Mittelsmann zur Zukunft fungiert und durch invertierte Objekte einen Algorithmus formen soll, der die Auslöschung der (gegenwärtigen) Menschheit zur Folge hat. Diese fesselnde Story, gepaart mit rasanten Actionsequenzen, machen den Film zu einem visuell ansprechenden Blockbuster, der angenehm intensiv die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen fordert und mit einer ausgezeichneten Besetzung aufwartet. Danach möchte man den Film am liebsten noch mal sehen, um dem Rätsel noch etwas mehr auf die Spur zu kommen, oder sich in einen philosophischen Diskurs zum Thema „Zeit“ stürzen.
„Tenet“ erschien am 17. Dezember 2020 im Handel und auf VoD-Portalen zum Kaufen und Leihen.
„The Last Dance“ – Annes Serie
„The Last Dance“ ist ein absolutes Muss für jeden Basketball-Fan! Die zehnteilige Doku lässt die glorreiche Ära der Chicago Bulls in den 90er Jahren wiederaufleben und hat einige spannende Einblicke hinter die Kulissen zu bieten. Fiebert man erst bei den spektakulären Dunks, Steals und Blocks auf dem Parkett mit, bekommt man abseits des Spielfelds die enormen Spannungen zwischen Spielern und Management zu spüren – schließlich war schnell klar, dass die Saison 97/98 die letzte in dieser Konstellation sein würde. Doch das hinderte Michael Jordan, Coach Jackson und Co. natürlich nicht daran, noch mal alles zu geben und sich den legendären Three-Peat-Repeat zu erkämpfen.
„The Last Dance“ ist im Abo von Netflix verfügbar.
„Hamilton“ – Beatrices Film
Nach fünf Jahren des „Hamilton“-Soundtracks und etlichen YouTube-Clips der Broadway-Show war es endlich soweit. Disney+ schenkte seinen Nutzer*innen eine professionelle Aufnahme des Hit-Musicals – inklusive Spuckaufnahmen von Jonathan Groff.
Zwei Stunden und vierzig Minuten lang wird mit Hilfe von wundervollen Songs, fantastischem Cast und einem simplen, aber doch beeindruckenden Bühnenbild die Geschichte des Gründervaters Alexander Hamilton erzählt. Egal ob Musical- Fan oder nicht, „Hamilton“ ist ein Meisterwerk, dass man gesehen haben muss.
„Hamilton“ steht auf Disney+ als Stream zur Verfügung.
„Schitt‘s Creek“ Staffel 6 – Beatrices Serie
„Schitt’s Creek“ ist hierzulande leider noch nicht bei allen Serien-Fans angekommen, muss aber in jeder Watchlist ganz oben stehen. Spätestens seit die finale Staffel bei den Emmys 2020 abgeräumt und Geschichte geschrieben hat, sollte man Familie Rose und den schrägen Persönlichkeiten aus dem Örtchen Schitt’s Creek eine Chance geben. Viel Zeit ist vergangen, nachdem Johnny, Moira, David und Alexis Rose ihr Vermögen verloren hatten und in das seltsame Kaff Schitt’s Creek ziehen mussten. Ob alle in Staffel 6 ihr Happy End bekommen, müsst ihr selbst herausfinden.
Staffel 1 bis 6 von „Schitt’s Creek“ könnt ihr mit TVNOW Premium streamen.
„Der Unsichtbare“ – Christinas Film
Cecilia (Elisabeth Moss) hat endgültig genug und entflieht der toxischen Beziehung, die sie mit ihrem schwerreichen Freund Adrian (Oliver Jackson-Cohen) führt. Zwei Wochen später wird Cecilia darüber informiert, dass Adrian Selbstmord begangen hat. Kurz darauf geschehen seltsame Vorfälle – Cecilia ist nicht allein. Wird sie verrückt oder ist Adrian als unsichtbarer Begleiter an ihrer Seite? Die Kämpfernatur lässt sich nicht unterkriegen und deckt bei ihren Nachforschungen Erschreckendes auf. Mehr Thriller als Horror und trotz zwei Stunden Spielzeit niemals langweilig.
„Der Unsichtbare“ ist im Handel, auf VoD-Portalen und via Sky Cinema erhältlich.
„Sex Education“ Staffel 2 – Christinas Serie
Otis (Asa Butterfield), Maeve (Emma Mackey) und Eric (Ncuti Gatwa) sind zurück. Die zweite Staffel von „Sex Education“ präsentiert, mal amüsant, mal ernst, den Alltag an der Moordale Secondary School. Schüler Otis bietet an dieser Schule im Geheimen Sexualtherapie an – inspiriert von seiner Mutter und Sexualtherapeutin Jean (Gillian Anderson). Die Serie behandelt Themen wie sexuelle Belästigung, Geschlechtskrankheiten und Drogensucht sowie die Höhen und Tiefen der Selbstfindung; natürlich auch sexuell. LGBTQ-Themen sind in fast jeder Folge vertreten. Eine wirkliche Achterbahn der Gefühle mit einer großartigen Besetzung!
„Sex Education“ seht ihr im Abo von Netflix.
„Jojo Rabbit“ – Dennis Film
Eine Satire über den Zweiten Weltkrieg zu drehen ist oftmals eine heikle Angelegenheit. Bei „Jojo Rabbit“ geht die Rechnung allerdings voll auf. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 10-jährige Jojo (Roman Griffin Davis), der als linientreuer Anhänger der Hitlerjugend mit Begeisterung die Weltanschauung der Nazis vertritt. In der Gestalt von Adolf Hitler (Taika Waititi) hat der Junge zudem einen imaginären Freund, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Eines Tages muss Jojo mit Erschrecken feststellen, dass seine Mutter (Scarlett Johansson) ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) in ihrem Haus versteckt hält. Wie soll er mit dieser neuen Situation umgehen? Soll er weiterhin auf die hetzerischen Parolen seines unsichtbaren Freundes hören oder sind Juden vielleicht doch nicht die Untermenschen, wie es ihm die Propaganda der Nazis all die Jahre weismachen wollte?
Taika Waititi („Thor: Tag der Entscheidung“), der im Film den imaginären Adolf Hitler als absurd-komische Karikatur spielt, war gleichzeitig auch für die Regie und das Drehbuch verantwortlich. Mit anarchischem Humor gelingt es ihm nicht nur, die menschenverachtenden Ansichten und niederträchtigen Motive der Nazis aufzuzeigen, sondern er meistert gleichzeitig auch die schwierige Gratwanderung, seine Geschichte mit der thematisch nötigen Sensibilität und Moral auszustatten. Die tollen Darsteller und die clevere Songauswahl runden das Werk zusätzlich ab und am Ende kommt man kaum drum herum, ein paar Tränchen zu vergießen. Der Film wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung für 6 Preise nominiert, darunter für den Besten Film des Jahres. Taika Waititi wurde am Ende für sein kreatives Drehbuch ausgezeichnet.
„Jojo Rabbit“ ist im Handel, auf VoD Portalen und im Abo von Sky verfügbar.
„Das Damengambit“ – Dennis Serie
In „Das Damengambit“ spielt Anya Taylor-Joy die junge Beth Harmon, die in den 1950er Jahren nach dem Selbstmord ihrer Mutter in einem Waisenhaus in Kentucky aufgewachsen ist. Dort wird sie vom mürrischen Hausmeister in die Kunst des Schachs eingeführt und erweist sich dabei als wahres Naturtalent. Fortan ist sie gleichermaßen fasziniert wie besessen von diesem Spiel und kämpft sich vorrangig gegen männliche Gegner an die Spitze des Landes. Während ihrer beeindruckenden Laufbahn ist jedoch ihre Medikamenten- und Alkoholsucht stets ihr dunkler Begleiter, der ihr bei dem Bestreben, die beste Spielerin der Welt zu werden, immer wieder Steine in den Weg legt.
Neben dem großartigen und facettenreichen Schauspiel von Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy, sorgen die 7 kurzweiligen Episoden nicht nur für jede Menge Spannung und Unterhaltung, sondern skizzieren auch das beeindruckende Porträt einer jungen Frau, die in einer von Männern dominierten Welt unabhängig und erfolgreich ihre Ziele verfolgt, obwohl sie mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Die Romanverfilmung wurde übrigens fast komplett in Berlin und Umgebung gedreht. Die deutsche Hauptstadt diente unter anderem als Kulisse für Paris, Moskau und Las Vegas.
Seit dem Start im Oktober 2020 avancierte „Das Damengambit“ in kürzester Zeit zur meist gestreamten Mini-Serie auf Netflix und sorgte gleichzeitig für einen weltweiten Schach-Boom: Die Anmeldung auf Schach-Online-Plattformen hat sich seit dem Start der Serie verfünffacht und bei eBay sind die Verkäufe von Schachbrettern um 250 % gestiegen. Da bekommt man direkt Lust, das eigene verstaubte Schachbrett mal wieder aus dem Regal hervorzukramen.
„Das Damengambit“ ist im Abo von Neflix verfügbar.
„I’m Thinking of Ending Things“ – Ellas Film
Für den trostlosen Horror in „I’m Thinking of Ending Things“ zeichnet sich Charlie Kaufman („Being John Malkovich“) verantwortlich. Bekannt ist der Regisseur und Drehbuchautor vor allem für Filme wie „Vergiss mein nicht“ und „Synecdoche, New York“, in denen er sich den großen Fragen des Lebens stellt. Auch in seinem neuen Werk „I’m Thinking of Ending Things“ nimmt er Themen wie Vergänglichkeit und Tod auf ungewöhnliche Art und Weise auseinander. Wobei die Ausgangssituation des Filmes nicht besonders scheint: Eine junge Frau trifft das erste Mal auf die Eltern ihres neuen Freundes. Doch die scheinbar normale Fassade bröckelt und die Geschehnisse in dem Haus der Eltern werden immer rätselhafter. Schon bald finden sich das Publikum sowie die Protagonistin (Jessie Buckley, „Wild Rose“) in einem absurden Fiebertraum wieder, der zwar keine Antworten liefert, aber zum Nachdenken anregt.
„I’m Thinking of Ending Things“ ist im Stream von Netflix verfügbar.
„Normal People“ – Ellas Serie
Eine ganz normale Liebe, außergewöhnlich erzählt: Die irische Serie „Normal People“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Sally Rooney und erzählt die komplizierte On-Off-Beziehung zwischen Marianne und Connell. Es ist eine moderne Liebesgeschichte, geprägt von Misskommunikation und Klassenunterschieden, aber auch von viel Leidenschaft, gegenseitigen Respekt und gemeinsamen Erwachsenwerden. Die Serie besticht aber nicht nur mit einer herausragend geschriebenen Geschichte, vor allem die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Daisy Edgar-Jones und Paul Mescal macht „Normal People“ zu etwas ganz besonderem. Der einfachen Prämisse von Boy-meets-Girl haucht die einfühlsame Erzählweise von Lenny Abrahamson („Room“) und Hettie Macdonald („Doctor Who“) Leben ein – und zeigt somit, dass es keinen komplizierten Aufhänger braucht, um eine sehenswerte Serie zu schaffen.
„Normal People“ könnt ihr beim Amazon Channel STARZPLAY im Abo schauen.
„Sound of Metal“ – Helenas Film
Das eindringliche Indie-Drama erzählt von einem Musiker, der sein Gehör verliert und nach und nach schmerzhaft Abschied von seinem bisherigen Leben nehmen muss. Mit großartigen schauspielerischen Leistungen, allen voran von Riz Ahmed, sowie einem noch großartigeren Sounddesign, das die Welt der Gehörlosen näher bringt.
„Sound of Metal“ ist im Abo von Amazon Prime zu streamen.
„Alice in Borderland“ – Helenas Serie
„Alice in Borderland“ ist nicht nur für Anime-Fans sehenswert, denn die Geschichte um eine Parallelwelt, in der die Spieler in kranken Wettkämpfen ums Überleben kämpfen, packt von der ersten bis zur letzten Minute.
„Alice in Borderland“ erschien im Abo von Netflix.
„The Old Guard“ – Kristinas Film
2020 habe ich ausgesprochen wenige Filme gesehen und andernfalls hätte es „The Old Guard“ vielleicht auch nicht auf Platz 1 geschafft. Trotzdem hat mich die gelungene Comic-Verfilmung mit Charlize Theron sehr überzeugt und keinen Moment gelangweilt. Eine Söldnergruppe aus Unsterblichen kämpft für das Gute in der Welt, wobei ihre Einsätze in den Krisengebieten dieser Welt nicht ohne Ambivalenz sind. Als die Wirtschaft sich für das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit interessiert, wird es gefährlich für die Gruppe. Das Ende ist überraschend und eine Fortsetzung dürfte es sicherlich geben.
„The Old Guard“ ist im Abo von Netflix zu sehen.
„Ragnarök“ – Kristinas Serie
Eine hervorragende Coming-of-Age-Serie aus Dänemark, die Nordische Mythologie und die aktuell fortschreitende Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt verbindet. Eine zweite Staffel ist zu Recht bestellt. Im Städtchen Edda, das mit dem Abschmelzen der Gletscher zu kämpfen hat, lernen wir die Brüder Magne und Laurits kennen. Nach einer flüchtigen Begegnung gehen mit Magne seltsame Dinge vor, die ihm mehr und mehr die Augen öffnen. Auch über die mächtige Familie Jutul entdeckt er die Wahrheit, denn sie sind nicht menschlich, sondern gehören der Gattung der Riesen an, die es noch nie gut mit der Menschheit meinten. Auch wenn in den letzten Jahren viele Produktionen von Marvel bis „Vikings“ die alten Götter auferstehen ließen, ist das, meiner Meinung nach, in keinem Fall so authentisch und überzeugend gelungen wie in dieser Netflix-Serie.
„Ragnarök“ ist im Abo von Netflix zu streamen.
„Der schwarze Diamant“ – Mareks Film
Adam Sandler ist ein guter Schauspieler, wenn er denn möchte. Abseits seiner oftmals infantil plumpen Komödien kommt immer wieder mal ein Edelstein zum Vorschein, mit dem man nicht gerechnet hätte. Damit wären wir schon beim Thema. „Der schwarze Diamant“ ist ein fiebriges Drama über einen Schmuckhändler, dessen Gier völlig außer Kontrolle gerät. Da ich mich für keines der zentralen Themen edle Klunker, Rapmusik und Basketball interessiere, von der Geschichte aber dennoch gepackt war, ist „Der schwarze Diamant“ mein Film des Jahres.
„Der schwarze Diamant“ könnt ihr im Abo von Netflix sehen.
„Pastewka“ Staffel 10 – Mareks Serie
Die letzte Staffel von „Pastewka“ vereint die unbeschwerte Sketchparade der Anfänge mit den überraschend dramatischen Episoden späterer Jahre und ist somit ein würdiger Abschluss einer der gelungensten deutschen Serien überhaupt. Die Hoffnung auf ein Comeback der tollen Figuren um Anne, Kimberly Jolante und Regine stirbt zuletzt und wer „Pastewka“ noch nicht kennen sollte, der kann sich in insgesamt 97 Folgen viele schöne Stunden auf der heimischen Couch machen.
„Pastewka“ seht ihr im Abo von Amazon Prime.
„Die Farbe aus dem All“ – Miras Film
In „Die Farbe aus dem All“ entdeckt Nicolas Cage als Lama-Farmer mit seiner Familie einen mysteriösen Meteoriten mit seltsamer Färbung im Garten. Die außerirdische Farbe erobert im Laufe des Films die Pflanzen, die Tiere und schließlich die Familie. Der Horrorfilm bietet stimmungsvollen Grusel, der in blutigen Monsterhorror umschlägt. Eine Mischung, die nicht jedem gefallen wird. Der Film basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft, dessen Erzählungen als unverfilmbar gelten. Regisseur Richard Stanley („Dust Devil“) hat es immerhin versucht.
„Die Farbe aus dem All“ ist im Handel und auf VoD-Portalen erhältlich.
„Lovecraft Country“ – Miras Serie
„Lovecraft Country“ erzählt die Geschichte von dem jungen Afroamerikaner Atticus, der den Vater sucht. Eine Aufgabe, die nicht gerade leicht ist, denn er muss sich nicht nur übernatürlichen Bedrohungen stellen, sondern auch dem ganz alltäglichen Rassismus in den 1950er-Jahren. Die Serie nutzt übernatürlichen Grusel, um den Zuschauer*innen den unangenehmen und realen Horror von Diskriminierung und Benachteiligung aufzuzeigen. „Lovecraft Country“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Matt Ruff und wurde unter anderem von Jordan Peele produziert, der für seinen gesellschaftskritischen Horrorfilm „Get Out“ hochgelobt wurde.
„Lovecraft Country“ seht ihr im Abo von Sky.
„Borat 2“ – Ninos Film
Das Kinojahr 2020 konnte sich leider nicht entfalten, doch zumindest hatten Streamingdienste einige Filme parat, die uns überrascht haben. „Borat 2 Subsequent Moviefilm“ war einer davon. Vorweg: Natürlich war der erste „Borat“-Film sicherlich frecher, Witze gingen deutlich unter die Gürtellinie und die Figur Borat erlangte zu Recht Kultstatus. Doch der Zeitgeist hat sich geändert und das spiegelte sich teilweise in „Borat 2“ auch wieder. Neben Sasha Baron Cohens Performance, der dieses Mal in zwei Rollen schlüpfte, dürfen wir in diesem Teil auch die bulgarische Schauspielerin Marija Bakalow kennenlernen, die Tutar spielt, die Tochter von Borat. Ob gemeinsam oder getrennt, sorgt das Vater-Tochter-Gespann für diverse Lacher und treten hier und da ordentlich ins Fettnäpfchen. Trotz der erneut spontanen und unsinnigen Aufnahmen werden auch ernste Themen wie das Coronavirus oder die Trump-Regierung verarbeitet. Die Rudy Giuliani-Szene war dementsprechend auch das Highlight des Films. „Borat 2“ wirkt zwar nicht weltbewegend, aber das könnte auch etwas mit der fehlenden Kinoausstrahlung zu tun haben. Die Fortsetzung schafft es trotzdem, Pointen gut rüber zu bringen und Missstände in den USA durch die satirischen Einlagen darzustellen. Für das schwermütige Jahr 2020 kommt „Borat 2“ genau richtig.
„Borat 2“ ist im Abo von Amazon Prime zu streamen.
„Unorthodox“ – Ninos Serie
Was mir besonders an „Unorthodox“ gefällt, ist die Herangehensweise uns zwei völlig verschiedene Welten parallel zu präsentieren. Die Figur Esty erleben wir dabei in der Vergangenheit und in der Gegenwart, wodurch wir ihre Charakterentwicklung erst bis zur letzten Folge völlig nachvollziehen können. Als Zuschauer*in werden wir Zeuge davon, wie die junge Esty sich aus einer streng-religiösen Gemeinschaft befreit und nach Berlin kommt, wo sie zum ersten Mal nicht nur unabhängig, sondern frei nach ihrem Verlangen leben kann. Genau dieses Freiheitsgefühl wird aber nicht durch unnötige klischeehafte Szenen dargestellt, viel mehr spürt man regelrecht die Momente, in denen Esty sich von ihrer alten Welt schrittweise loslöst. Das ist auch dank der Schauspielerin Shira Haas nur möglich, die den Wandel ihrer Figur perfekt auf den Punkt bringt. Jeder Satz und jeder Blick von Haas sagt unglaublich viel aus und macht aus „Unorthodox“ eine kompakte, spannende und gefühlvolle Serie, die uns einen Einblick in eine ganz eigene und besondere Geschichte gewährt. Hier stehen vor allem Charaktere, Handlung und Setting im Vordergrund. Wem das zusagt, sollte sich die Netflix-Serie unbedingt anschauen.
„Unorthodox“ seht ihr im Abo von Netflix.
„The Gentlemen“ – Philipps Film
Nach seinem jüngsten Ausflug ins Disney-Zauberland mit der Realverfilmung von „Aladdin“ hat Regisseur Guy Ritchie eine 180-Grad-Wendung hingelegt und sich auf seine Anfänge besonnen: britische Gangsterkomödien mit derber Sprache, coolen wie abgehalfterten Charakteren und raffinierten Wendungen. Genau das vereint auch „The Gentlemen“. Eine simple, aber eben auch spannende und nicht zu durchschauende Story, herausragende Schauspielleistungen (Hugh Grant geradezu meisterlich) und das nötige „Coolness“-Gefühl. Ein Guy Ritchie in seiner besten Form und einem seiner besten Filme.
„The Gentlemen“ ist im Handal und auf VoD-Portalen verfügbar.
„The Crown“ Staffel 4 – Philipps Serie
Serien können im Verlauf abrutschen, Staffeln enttäuschen, denn es ist mit Sicherheit nicht einfach, ein starkes Niveau dauerhaft zu halten. „The Crown“ hat nun schon im vierten Lauf bewiesen, dass es die Macher um Peter Morgan verstehen, den Anspruch fortzusetzen. Das gelingt ihnen dank toller Drehbücher und herausragender Darsteller fast mit Leichtigkeit erneut. Wenn auch der gesamte Hauptcast einen sehr guten Job macht – Charles-Darsteller Josh O’Connor spielt in jeder Szene wundervoll – sticht in Staffel 4 vor allem Gillian Anderson als Margaret Thatcher eindeutig hervor. Eine fantastische Darbietung.
„The Crown“ seht ihr im Abo von Netflix.
„Le sel des larmes“ – Susans Film
Der junge Student Luc reist nach Paris und trifft dort zufällig auf die schüchterne Djemila – das darauffolgende Liebesabenteuer markiert die erste seiner drei Bekanntschaften, von denen der französische Regisseur Philippe Garrel in „Le sel des larmes“ erzählt. Luc will und kann sich nicht festlegen, er ist umtriebig und stürzt nicht nur das Publikum durch seine Feigheit in ein moralisches Dilemma, sondern auch sich selbst ins nächste kurzweilige Abenteuer. Spätestens wenn Luc mit einer weiteren Angebeteten im Club eine wunderbare Choreografie jugendlicher Energie und Sorglosigkeit tanzt, kann man sich dem soghaften Charme von Garrels leichtfüßigem Spätwerk kaum mehr entziehen. Den etwas aus der Zeit gefallenen Film, dessen Spielwiese sich vom aufregenden ersten Kennenlernen bis hin zur bitteren Enttäuschung unerfüllter Liebe erstreckt, möchte ich nicht nur, aber vor allem Liebhaber*innen des französischen Kinos ans Herz legen.
„Le sel des larmes“ ist leider nicht im Handel oder auf VoD-Portalen zu sehen.
„Euphoria“ Special - Episode 1: Trouble Don’t Last Always – Susans Serie
Ein für Rue paradiesischer Traum nimmt mit einer Rückkehr in ihre Drogensucht und Depression sein jähes Ende. In der ersten Folge des zweiteiligen Specials beweist Showrunner, Drehbuchautor und Regisseur Sam Levinson, dass er auch das kleine Setting meisterhaft beherrscht: Wo die Serie anfangs noch mit schillernder Ästhetik und bildgewaltigen Episoden beeindruckte, fällt dieses Konstrukt nun regelrecht in sich zusammen, ähnlich wie auch Rue selbst, die sich längst aufgegeben hat und mit ihrem Gesprächspartner Ali in einem Diner grundlegendste menschliche Sinnfragen verhandelt und Antworten auf moralische Dilemmata und Schuldfragen sucht. Wenn die vollkommen apathische Hauptfigur am Ende der Episode in Alis Truck auf dem Weg ins Nirgendwo sitzt, speist sich allein aus ihrer leblosen Mimik eine der wohl tragischsten wie eindrücklichsten Szenen, die ich seit Langem gesehen habe. Und so bleibt am Ende nur, auch für Rue zu hoffen: Trouble Don’t Last Always.
„Euphoria“ seht ihr im Abo von Sky.
„Emma“ – Teresas Film
In einem schwierigen Jahr wie 2020 zählen die positiven Momente. Die Jane-Austen-Verfilmung „Emma“ mit Anja Taylor-Joy und Johnny Flynn in den Hauptrollen zählt zweifellos in diese Kategorie. Opulent umgesetzt stehen nicht nur Witz und Liebe im Vordergrund, sondern auch der Schutz der liebsten Menschen im direkten Umfeld. Emma, die selbst als Kupplerin auftritt, doch nicht nach der Liebe sucht, um ihren alten Vater zu unterstützen – Bill Nighy in seiner wohl witzigsten Rolle – muss feststellen, dass es im Leben um die einfachen Dinge geht und Anstand und Fürsorge wichtiger sind als Titel und Hochnäsigkeit.
„Emma“ ist im Handel und auf VoD-Portalen verfügbar.
„Zoey’s Extraordinary Playlist“ – Teresas Serie
Die Prämisse klingt im ersten Moment abstrus, doch die Umsetzung ist herzallerliebst: Zoey Clarke (Jane Levy) hat von Musik keine Ahnung, kennt sich stattdessen als IT-Expertin mit technischen Dingen aus. Während ihr Vater (Peter Gallagher) langsam an einer Nervenkrankheit stirbt, will sie herausfinden, ob ihr ein ähnliches Schicksal blüht. Bei einem MRT-Termin mit Klängen von R.E.M. kommt es zum Erdbeben und sie hat fortan eine magische Gabe: Sie kann die Gedanken von ihren Mitmenschen erkennen – indem diese ihr Songs mit großen Choreographien vorsingen. Das geschieht jedoch alles in ihrem Kopf und nur ihr musikaffiner Nachbar Mo (Alex Newell) weiß zunächst darüber Bescheid.
Sowohl auf ihrer Arbeit als auch in der Familie entstehen die skurrilsten wie schönsten Momente, wenn der Marketing-Chef Simon (John Clarence Stewart) eine todtraurige Nummer singt, ihr bester Freund Max (Skylar Astin) darüber trällert, ob er in sie verliebt ist oder sie mit ihrem sterbenden Vater besser kommunizieren kann. Eine musikalische Dramedy-Serie, die sich nicht davor scheut, schwierige Gefühle anzusprechen und zugleich mit Witz, Charme, fantastischen Sänger*innen, einer charmanten Lauren Graham („Gilmore Girls“) als Zoeys Chefin und Dauerohrwürmern aufwartet.
„Zoey’s Extraordinary Playlist“ seht ihr im Abo von Sky.