Wer hätte das gedacht: Art der Clown reibt Arthur Fleck mächtig Salz in die Wunde: In den USA schlägt „Terrifier 3“ „Joker: Folie à Deux“ im Kinoduell deutlich.
Hätte man Anfang des Jahres prophezeit, dass „Terrifier 3“ im direkten Kinoduell gegen „Joker: Folie à Deux“ gewinnen würde, alle hätten einen ausgelacht und sich an die Stirn getippt. Klar, beide Filme wurden von der jeweiligen Fangemeinde herbeigesehnt und beiden im Vorfeld das Zeug attestiert, zum Kinohit werden zu können. Doch niemand hätte die zwei grundverschiedenen Filme ernsthaft auch nur ansatzweise auf eine Stufe gestellt: Auf der einen Seite die große, 200 Millionen US-Dollar teure Fortsetzung zu einem weltweiten Milliardenhit. Auf der anderen Seite ein kleiner Independent-Slasher mit einem Budget von unter 5 Millionen US-Dollar, für das man weder Joaquin Phoenix noch Lady Gaga bekommen hätte.
Und doch: Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Zugegeben, ein wenig Hilfe gab es dann doch in Form des Publikums, das offenbar so gar keine Lust auf die „Joker“-Fortsetzung zu haben scheint. Schon das Startergebnis fiel in den USA mit 37,8 Millionen US-Dollar enttäuschend aus. Laut Deadline kamen am zweiten Wochenende gerade einmal weitere 7,05 Millionen US-Dollar hinzu, andere berichten gar von weniger als 6,8 Millionen US-Dollar (via The Hollywood Reporter) – ein historischer Absturz um 81 Prozent (!), der Film belegt nach nur einer Woche nur noch Platz 4 in den Vereinigten Staaten. Damit ist die Leinwand-Performance offiziell noch schlechter als beim riesigen Marvel-Flop „The Marvels“. Es ist tatsächlich der absolute Negativrekord für einen Comic-Film schlechthin.
Vorhang auf für Art den Clown, denn die mittlerweile ikonische Horrorgestalt metzelt sich dank eines relativ konkurrenzlosen Umfelds mit verhältnismäßig sagenhaften 18,3 Millionen US-Dollar an die US-Kinospitze. Damit sind nicht nur die Produktionskosten wieder vollständig reingeholt, Regisseur und Schöpfer Damien Leone konnte schon jetzt das gesamte weltweite Einspielergebnis von „Terrifier 2“ toppen. Irre! Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Splatterfilm in den US-Kinos als Unrated läuft, also keine Altersfreigabe besitzt und damit – auf dem Papier – nur von Erwachsenen gesehen werden darf. Was sich zunächst nach nicht allzu viel anhört, verglichen mit den gängigen Hollywood-Zahlen, ist in Wahrheit ein Sieg für den Independent-Horror. Denn man darf nicht vergessen, dass die „Terrifier“-Filme in Sachen Produktionswert mehr mit einem „Blair Witch Project“ und einem „Paranormal Activity“ als mit einem „Scream“ oder der jüngeren „Halloween“-Trilogie gemein haben.
Und: Dem Publikum hat die weihnachtliche Schlachtplatte wohl gemundet. Es bewertete „Terrifier 3“ mit einem CinemaScore B, was gerade für Horrorfilme eine ausgezeichnete Wertung darstellt. Auf Rotten Tomatoes feiert ihn das Publikum mit unfassbaren 92 %. Zum Vergleich: „Terrifier 2“ hat „nur“ 80 %. Dem ein oder anderen Filmfan dürfte es bei der Vorstellung jedoch etwas flau im Magen geworden sein. So wie den unglücklichen Seelen im Videoclip:
Das hat es seit 18 Jahren nicht mehr gegeben: Ausnahmeregelung für „Terrifier 3“ in Frankreich
Ausgerechnet in Frankreich, wo die Co-Produktionsfirma The Coven beheimatet ist, wurden dem Horrorfilm im Vorfeld zum Kinostart mächtig große Steine in den Weg gelegt (via Allociné): Dort hat die Commission de Classification des Oeuvres Cinematographiques den Film für unter 18-Jährige verboten. Das war zuletzt vor 18 Jahren bei „Saw III“ der Fall. Und trotzdem gelang es „Terrifier 3“, direkt zum Start die Kinospitze in Frankreich zu erklimmen, wie Daily Pop berichtet:
„‚Terrifier 3‘ übernimmt am Starttag in Frankreich die Führung noch vor ‚Der wilde Roboter‘. Der Film verzeichnete 45.000 Besucher*innen bei gerade einmal 126 Kopien. Eine bemerkenswerte Leistung für einen Film, der für Jugendliche unter 18 Jahren verboten ist!“
Hierzulande muss sich das geneigte Publikum noch bis zum 31. Oktober 2024 gedulden, bis es Art dem Clown beim Santa spielen zusehen kann. Und bis dahin könnt ihr mit „Der Clown“ einen Geheimtipp von „Spider-Man“-Regisseur Jon Watts über Amazon streamen.
Horrorklassiker nur über Emojis erkennen? Klingt schwierig, ist aber tatsächlich recht einfach, wenn man ein waschechter Horrorfan ist. Wie sieht es bei euch aus? Testet euer Wissen: