16 Jahre liegen zwischen dem ersten „Fake“-Trailer und dem fertigen Slasher-Film „Thanksgiving“ von Eli Roth.
Vor 16 Jahren erschien der erste Trailer zu „Thanksgiving“, damals jedoch nur als nettes Beiwerk für das „Grindhouse“-Double-Feature von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino und ihren Filmen „Planet Terror“ und „Death Proof“. Fünf Trailer wurden damals extra produziert zu Filmen, die es eigentlich nicht geben sollte. Nun erwartet uns mit „Thanksgiving“ von Eli Roth der bereits dritte Film, der es tatsächlich auf die Kinoleinwand geschafft hat. Ab sofort könnt ihr den Slasher-Film endlich im Streamingangebot von Netflix nachholen.
Warum sich das einschalten lohnt, erfahrt ihr in unserer spoilerfreien Kritik. Zur Einstimmung könnt ihr euch beim ebenso recht spoilerfreien Teaser-Trailer einen ersten Eindruck verschaffen:
Darum geht es: In der Kleinstadt Plymouth in Massachusetts kommen die Familien zusammen, um gemeinsam Thanksgiving zu feiern. Doch während sich die einen die Bäuche vollschlagen, herrscht im lokalen Großwarengeschäft rege Aufruhr, denn anlässlich des Black Friday öffnen um Punkt Mitternacht die Tore für große Rabatte. Als sich jedoch eine Gruppe Jugendlicher rund um Jessica (Nell Verlaque), Tochter des Ladeninhabers (Rick Hoffmann), kurz vor Mitternacht Zutritt verschafft, nimmt dieser Black Friday schnell eine blutige Wendung.
Ein Jahr später beginnt kurz vor dem besinnlichen Thanksgiving-Fest eine Mordreihe in Plymouth. Ein Serienmörder in der Maske von John Carver, dem ersten Gouverneur von Plymouth, treibt sein Unwesen in der Stadt. Er hat es auf Personen abgesehen, die ein Jahr zuvor für das Massaker (vermeintlich) verantwortlich waren. Der „John Carver“-Täter will eine Erntedankfest-Tischgarnitur mit seinen Opfern auffüllen. Auch Jessica und ihre Freunde stehen nun auf der Abschussliste und hoffen, dass der Sheriff (Patrick Dempsey) den wahren Täter schnell ausfindig machen kann.
Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen.
„Scream“-Vibes gepaart mit Eli Roths blutiger Handschrift
Schon in den ersten Minuten von „Thanksgiving“ darf sich das horroraffine Publikum auf Hommagen auf die großen Horror-Legenden rund um Wes Craven („Scream“) und John Carpenter („Halloween“) freuen. Besonders im weiteren Verlauf bemerkt man die Liebe zum Slasher-Genre bei jedem Kill und jeder Verfolgungsjagd.
Gepaart mit Eli Roths unverkennbarer blutiger Handschrift – man denke hier an aufgeschlitzte Fersen in „Hostel“ – wird uns mit „Thanksgiving“ ein Slasher präsentiert, der zu keiner Minute langweilt. Stattdessen setzt Roth auf Tempo und Überraschungen und tappt nicht in die Falle, die seine Charaktere von einem zum nächsten Augenblick plötzlich dumme Entscheidungen im Angesicht mit dem „John Carver“-Täter ausüben lassen.
Besonders „Final Girl“ Nell Verlaque (Basketball-Serie „The Big Shot“) überzeugt in ihrer ersten großen Hollywood-Hauptrolle dank ihrer sympathischen wie durchsetzungsfähigen Art. Wie einst aus Neve Campbell dank „Scream“ über Nacht einen Star wurde, könnte Nell Verlaque nun ein ähnlicher Pfad blühen. Zu wünschen wäre es ihr.
Ein Horrorfilm zum Lachen und Rätseln
Was bei „Thanksgiving“ am meisten überzeugt, sind die denkwürdigen Kills. Mit Filmblut wie auch praktischen und visuellen Effekten wird nicht gegeizt, sodass auch der B-Movie-Charme des einstigen Fake-Trailers im fertigen Film nicht verloren geht. Allein das „Black Friday Massaker“ in den ersten 15 Minuten des Films kann für Zartbesaitete eventuell schon zu viel des Guten sein. Getreu dem Motto: Wer einen günstigen neuen Fernseher will, geht hier buchstäblich über Leichen. Die Todesszenen sind dabei so fantastisch überspitzt, dass man aus dem Lachen nicht herauskommt – wie damals bei „Scream“ oder „The Faculty“. Hier kommen also hartgesottene Horrorfans voll auf ihre Kosten.
Zudem dürfen sich die Zuschauer*innen auf ein Whodunnit-Rätsel freuen, das bis zur Auflösung zum Miträtseln einlädt. Die Autorin dieser Zeilen, die sonst den Killer in Slasherfilmen sofort korrekt entlarvt, tappte hier bis zur letzten Sekunde auf der falschen Fährte – und war davon nur noch mehr beeindruckt.
Fazit: Erwartet uns die Geburtsstunde eines neuen Horror-Franchise?
Mit „Thanksgiving“ hat sich Eli Roth einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Endlich hat auch der Thanksgiving-Feiertag im November einen ikonischen Horrorfilm spendiert bekommen und so die vermeintlich horrorfreie Zeit nach dem 1. November thematisch gefüllt. Der Regisseur gab in unserem Interview bereits zu Protokoll, dass „Thanksgiving“ die Geburtsstunde eines neuen Horrorfranchise markieren könnte. Und wir sagen: Ja, bitte mehr davon!
Der Slasherfilm „Thanksgiving“ schafft, was schon lange keinem Film mehr gelang: Er bietet kurzweilige und lustige Horror-Unterhaltung. Die hohe FSK-18-Wertung ist absolut gerechtfertigt, alles andere hätte nur den Spaß geschmälert. Die Nahaufnahmen von Verletzungen sind zum Glück stets mit einer gewissen Distanz zu betrachten und das Kunstblut ist stets zu erkennen, sodass auch Zartbesaitete ihren Spaß mit dem Film haben werden. Für Horrorfans steht fest: Falls ihr „Thanksgiving“ im Kino verpasst habt, solltet ihr ihm nun auf Netflix eine Chance geben. Eli Roth liefert nicht nur den besten Film seiner Karriere ab, sondern auch den besten Horrorfilm des Jahres 2023.
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