Mit „Thanksgiving“ kehrt Eli Roth ins Horrorgenre zurück. Im Interview erklärt er, wieso die Erwartungshaltung des Publikums damit auf den Kopf gestellt wird.
Als Regisseur ist Eli Roth eine durchaus kontroverse Figur: Direkt mit seinem Debüt „Cabin Fever“ konnte er eine Menge Aufmerksamkeit generieren und sich als neue Hoffnung im Horrorgenre positionieren. Peter Jackson soll so begeistert davon gewesen sein, dass er den Film noch während der laufenden Dreharbeiten zu „Der Herr Ringe: Die Rückkehr des Königs“ gleich zweimal für die gesamte Crew und die Besetzung vorführen ließ und Roth ans Set einlud (via Mental Floss).
Der Durchbruch gelang dem Filmemacher dann mit seinem nächsten Film, der gemeinsam mit James Wans „Saw – Wessen Blut wird fließen?“ das sogenannte Torture-Porn-Genre aus der Taufe heben und auf Jahre hinaus die maßgebliche Richtung im Horrorbereich definieren sollte: „Hostel“. Die Geschichte über US-amerikanische Rucksacktouristen, die in der Slowakei gemeinsam mit anderen entführt und der reichen Gesellschaft zur Befriedigung ihrer sadistischen und niederen Instinkte dienen sollen, traf den Nerv der Zeit Mitte der 2000er-Jahre und avancierte zum Erfolg.
Seither hat Roth allerdings eher als Schauspieler etwa als Sergeant Donny Donowitz in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und in „Aftershock“ von sich reden gemacht. Dass es etwas stiller um ihn als Regisseur geworden ist, könnte auch damit zusammenhängen, dass er in den vergangenen Jahren versucht hat, abseits des Horrorgenres Fuß zu fassen mit Filmen wie „Death Wish“ mit Bruce Willis, den ihr über Amazon streamen könnt, und „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ mit Jack Black und Cate Blanchett.
Doch das könnte sich schon sehr bald ändern: Mit dem Slasherfilm „Thanksgiving“ kehrt der 51-Jährige nach 10 geschlagenen Jahren ins Horrorgenre zurück. Die ersten Trailer zeigen schon ganz gut, in welche Richtung es gehen wird: in die blutige. Allerdings betonte Roth im Gespräch mit Gamesradar, dass Fans nicht mit dem gleichen Geschmacklos-Level rechnen sollten, für das er zu Beginn seiner Karriere berühmt-berüchtigt war:
„Wissen Sie, ich war der Kerl, der etwas Anstößiges und Ausbeuterisches gemacht hat, nur um zu schockieren. Also wollte ich einen Film machen, bei dem alle ihren Spaß haben. Der Trick bestand für mich darin, mir etwas einfallen zu lassen: ‚Was ist ebenfalls schockierend – nur auf eine andere Art und Weise?‘ Ich will nicht, dass jemand denkt, mein Werk sei politisch korrekt, denn das ist es ganz sicher nicht. Aber wie kann ich die Leute überraschen und auf eine Weise geschmacklos und anstößig sein, mit der sie nicht gerechnet haben? Ich glaube, uns ist es gelungen.“
Den Trailer zu „Thanksgiving“ könnt ihr euch im Video ansehen.
„Thanksgiving“: Vom Fake-Trailer zum Horrorfilm
Fans wissen: „Thanksgiving“ fing wie auch „Machete“ als reiner Fake-Trailer für das Grindhouse-Doppel von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez an. Allerdings ist es ein riesiger Unterschied, ob man einen kurzen Trailer oder gleich einen abendfüllenden Film inszeniert. Für Roth bestand die Herausforderung darin, den Trailer nicht einfach nur aufzublasen, sondern eine richtige Geschichte um die Idee zu spinnen. Um das zu ermöglichen, nutzte er einen kreativen Ansatz:
„Wir sagten uns: ‚Lasst uns so tun, als wäre ‚Thanksgiving‘ ein Film aus dem Jahr 1980, der so anstößig war, dass alle Kopien davon zerstört und alle Drehbücher verbrannt wurden. Der Regisseur ist verschwunden, die Crewmitglieder änderten ihre Namen. Eine Person hat den Trailer gerettet und ihn in die dunkelsten Ecken von 4chan hochgeladen – und jetzt ist er draußen. Das hier ist also ein Reboot von 2023.‘ Sobald wir uns das gesagt hatten, waren wir befreit.“
Befreit, um einen Slasher zu kreieren, der eine potenzielle neue Horrorikone mit sich bringt. „Thanksgiving“ startet hierzulande am 16. November 2023 in den Kinos.
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