Leonardo DiCaprios erste ernst zunehmende Rolle spielte er 1993 in "Gilbert Grape" und wurde prompt für den Oscar nominiert. Das Publikum nahm den jungen DiCaprio damals noch nicht wirklich wahr. Dann der Durchbruch mit seiner ersten Titelrolle in Baz Luhrmans knalliger Shakespeare-Interpretation "Romeo und Julia". Gefolgt von dem grandiosen "Titanic"-Erfolg. Nun versucht er seinem Image zu entkommen. Kleine Rollen, wie zum Beispiel in Woody Allens "Celebrity" haben nichts gebracht. Doch das soll nun "The Beach" ändern.
Darin spielt er eigentlich wieder den netten Jungen von nebenan, der er schon in "Titanic" war, jedoch ist er diesmal ein netter Junge der raus will, der ein anderes Leben sucht und dafür auch nicht davor zurückschreckt sein Leben zu riskieren. Der junge Richard ist ein Naivling, er sucht das große Glück der Welt, den endlosen Spaß. Er weiß nicht genau wie dieses Glück überhaupt aussieht, aber die Mythen und seine Fantasien von Thailand lassen ihn glauben, dass er es in dieser Welt, jenseits den klaren Strukturen der Gesellschaft, mit der er aufgewachsen ist, finden wird. Er glaubt seinen Traum später, nachdem er den Strand gefunden und das Mädchen seiner Träume bekommen hat, erreicht zu haben. Und erkennt so nicht, dass er gefangen in einem Alptraum ist.
"Trainspotting"-Regisseur Danny Boyle erzählt in seinem ersten abhängigen Hollywood-Film mit viel Sarkasmus und in Hochglanzbildern, die fast so düster wie die Nacht sind, obwohl die ganze Zeit die strahlende Sonne scheint, die Geschichte eines Aussteigers, der erkennt, dass es nicht mehr möglich ist von der Gesellschaft unabhängig zu sein ohne zu verwildern.
Der Film basiert auf dem Kultroman von Alex Garland. Jedoch war der Roman den Produzenten zu hart, so wurde das letzte Drittel zu Gunsten eines Hollywoodgerechten Happy Ends, leider, entschärft. Das Blutbad findet nun nicht mehr statt.
So kehrt Richard nun am Ende in sein Leben zurück, bereit sich mit der Anpassung abzufinden. Jedoch wird er nie, die ihm gezeigte Schönheit der Natur vergessen, aber auch nicht deren unbarmherzige Härte. An diesem inkonsequenten Finale krankt der Film, denn die Natur schlägt dadurch am Ende nicht zurück, sondern verpasst den Aussteigern nur einen Denkzettel.
Kritisiert wird hier dann nur noch am Rande. Momente in denen die Verlogenheit der selbsternannten Inselbevölkerung klar wird, werden nicht vertieft. Szenen wie zum Beispiel die, wenn Richard in der Stadt für alle möglichen Leute Tampons und Batterien besorgen soll machen klar, dass die Aussteiger nur die Verantwortung, die man als Mitglied der Gesellschaft tragen muss, nicht mehr auf sich nehmen wollen. Die Annehmlichkeiten jedoch, die diese mit sich bringt wollen sie nicht missen. Zum Tragen kommt dieses Thema leider nicht weiter.
Der Zuschauer muss sich seine eigenen Gedanken machen. Als düsteres Abenteuerkino gelingt es dem Film treffsicher zu überzeugen, als Gesellschaftssatire ist er einfach zu zahm. Trotzdem, für DiCaprio ist der Film ein künstlerischer Erfolg, auch wenn seine von Drogen getränkten Irrungen durch den Dschungel wie eine Mischung aus Marlon Brando und Rambo wirken, so kann er doch schauspielerisch überzeugen und ist perfekt gegen den Strich besetzt. Dass seine 20 Millionen Dollar Gage die Hälfte des gesamten Filmbudgets verschlang wird dabei nebensächlich.
Knackst das Repertoire des Films aber, wenn man an die vielen kleinen Skandale rund um die Produktion denkt, doch merklich an. Schließlich wurde für "The Beach" einer der schönsten Strände der Welt von der Filmcrew durch künstlerische Eingriffe zerstört, warum es auch von Umweltschützern auf der ganzen Welt große Schelte gab, die sogar zum Boykott des Films aufriefen. "The Beach" mag ein gelungener Film sein, aber so gut, dass es gerechtfertigt ist dafür ein wunderschönes Fleckchen Erde zu verwüsten, ist er bei weitem nicht.
Fazit: Gelungener Film. Aber dennoch: Was die gesellschaftskritische Buchvorlage weitaus deutlicher hervorzubringen vermag, weiß dieser Film nur in Unterströmungen anzudeuten.