An den US-Kinos ist die Neuauflage von „The Crow“ gescheitert. Die Schuld daran sieht Regisseur Rupert Sanders offenbar auch bei den Fans des 1994er-Films.
Bei Filmemacher Rupert Sanders kommt man nicht umhin, zu glauben, dass die Kontroverse bei seinen Projekten stets eingepreist ist: Bei seinem Filmdebüt „Snow White and the Huntsman“ war es eine Affäre hinter den Kulissen mit Hauptdarstellerin Kristen Stewart, bei „Ghost in the Shell“ die Whitewashing-Vorwürfe in Bezug auf Hauptdarstellerin Scarlett Johansson und bei „The Crow“ schlicht und ergreifend die Tatsache, dass es Sanders wagt, einen für Fans unantastbaren Film neu aufzulegen.
„The Crow“ von 1994 mag zwar die Verfilmung von Comic-Zeichner James O’Barrs Graphic Novel sein, doch erst aus dem distinktiven Stil von Alex Proyas, der Wahl der begleitenden Songs (unter anderem von The Cure, Nine Inch Nails und Stone Temple Pilots) und nicht zuletzt der fesselnden Darbietung von Hauptdarsteller Brandon Lee als Racheengel Eric Draven erwuchs ein Kultfilm. Unsterblich wurde dieser Film aber erst durch Lees tragischen Tod am Set. Sanders und sein Team hätten für ihren Film aus einem reichhaltigen Fundus an Geschichten schöpfen können. Dennoch entschieden sie sich für eine Neuverfilmung des originalen Comics mit Eric Draven als Avatar für die Krähe. Dass nicht wenige in der Neuinterpretation also ein Remake sehen, kommt nicht von ungefähr.
Gerade bei „The Crow“, als klar war, dass die düster-melancholische Rachemär um Eric Draven und Shelly Webster neu verfilmt werden soll, wurde bereits mit einer heftigen Abwehrhaltung der Fangemeinde gerechnet. Dennoch zeigt sich Regisseur Sanders gegenüber Entertainment Weekly überrascht von der regelrechten Welle an Hasskommentaren in den sozialen Netzwerken:
„Ich glaube, viele Leute sind online sehr aktiv und weniger aktiv im wahren Leben. Geht raus und tut etwas und habt weniger Zeit, mit Steinen zu werfen.“
Offenbar sieht sich der britische Filmemacher als Opfer einer regelrechten Treibjagd beinharter Fans der 1994er-Verfilmung, die seine Neuinterpretation kategorisch ablehnten. Eine vermeintliche Falschvorstellung, mit der er aufzuräumen versucht:
„Ich glaube, es wäre großartig, wüssten die Leute, dass es sich um eine Neuinterpretation handelt, die sich stark vom Original unterscheidet; und dass das Original noch immer da ist. Ich habe nicht etwa die Videokassette von irgendjemandem überspielt. Man kann sich den Film noch immer ansehen. Und ich hoffe, dass dieser Film bei den Leuten Anklang findet, die den Film als Teenager*innen geliebt haben. Das hier ist meine Version der Vorlage. Es ist meine Adaption von James [O’Barrs] Graphic Novel, die ich geliebt habe.“
Definitiv unterscheidet sich Sanders‘ Neuauflage von „The Crow“ zumindest optisch stark von der 1994er-Fassung, wie auch der Trailer zeigt:
„The Crow“: Alex Proyas macht sich über die 2024er-Fassung lustig
Genau 30 Jahre nach der ersten Verfilmung von Alex Proyas gelingt es der Neuinterpretation von Rupert Sanders nicht, die Aufmerksamkeit zumindest des US-Publikums auf sich zu ziehen. Am Startwochenende konnte der Film gerade einmal 4,6 Millionen US-Dollar einspielen: ein Kassenflop. Und das, obwohl die Neuverfilmung mit Bill Skarsgård als Eric Draven und FKA Twigs als Shelly Webster tiefer – oder überhaupt – in die tragische Romanze der beiden Liebenden eintaucht. Darin unterscheiden sich beide Filme grundlegend. Das ließ Proyas nicht unkommentiert:
„Ich hielt das Remake für eine zynische Geldbeschaffungsmasche. So wie es scheint, gibt es [aber] nicht viel Geld zu holen.“
Hierzulande startet „The Crow“ am 12. September 2024 in den Kinos.
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