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The Favourite: Im grotesken Historiendrama von Regie-Hoffnung Giorgos Lanthimos kämpfen Emma Stone, Rachel Weisz und Olivia Colman um den britischen Thron im 18. Jahrhundert.

Handlung und Hintergrund

Anfang des 18. Jahrhunderts befindet sich England im Krieg mit Frankreich. Das Volk darbt. Am Hof von Queen Anne (Olivia Colman) stehen Enten- und Hummerrennen und Essensschlachten auf der Tagesordnung. Anne, die nach dreizehn Fehlgeburten körperlich und geistig gebrochen ist, überlässt die Regierungsgeschäfte ihrer Freundin und persönlichen Beraterin, der Herzogin Sarah Churchill (Rachel Weisz). Durch die Ankunft von Sarahs Cousine Abigail (Emma Stone) wird die alte Beziehung durcheinandergebracht.

Abigail, die ihren Adelstitel verloren hat, hofft, durch eine Anstellung am Hof bald wieder in der Rangordnung aufsteigen zu können. Zuerst muss sie undankbare Dienstmädchenarbeiten erledigen. Bald gelingt es ihr jedoch, eine besondere Beziehung zu Queen Anne aufzubauen. Dabei hilft es durchaus, dass Abigail über die neuesten Skandale und Gerüchte informiert ist. Zwischen Abigail und Sarah beginnt ein erbitterter Kampf um die schwindende Macht der Königin.

„The Favourite - Intrigen und Irrsinn“ — Hintergründe

Mit Meisterwerken wie „The Lobster“ und „The Killing of a Sacred Deer“ dürfte Regisseur Giorgos Lanthimos inzwischen mehr als bewiesen haben, dass er zu einer der wichtigsten neuen Stimmen des internationalen Kinos zählt. Seine Werke zeichnen sich dabei immer durch ihre groteske Perspektive aus, die Alltägliches für die Leinwand verzerrt. Mit dem Historienepos, Kostümfilm und Sittenbild „The Favourite - Intrigen und Irrsinn“ schlägt Lanthimos nun einen zurückhaltenderen Ton an — zumal der historische Stoff selbst grotesk genug ist.

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Im Mittelpunkt der Abrechnung mit Adel, Dekadenz und Weltfremdheit steht die Dreiecksbeziehung dreier Frauen, die von der Créme Hollywoods verkörpert wird — allen voran Oscarpreisträgerin Emma Stone („Battle of the Sexes“) als Dienerin Abigail. Ihr gegenüber steht mit Rachel Weisz („Vor uns das Meer“) ebenfalls eine Oscarpreisträgerin, die als Herzogin Sarah Churchill ein intimes Verhältnis zu Queen Anne pflegt, gespielt von der Golden-Globe-Gewinnerin Olivia Colman („Mord im Orient Express“).

„The Favourite - Intrigen und Irrsinn“ — Auszeichnungen

„The Favourite - Intrigen und Irrsinn“ wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Bei den British Independent Film Awards 2018 konnte das Meisterwerk gleich zehn Preise abräumen, darunter in so wichtigen Kategorien wie bester Film, beste Regie, beste Haupt- sowie beste Nebendarstellerin. Auch das Drehbuch wurde prämiert und — für einen Historienfilm nicht ganz unwichtig — auch Kostümdesign und Make-up.

Auch bei der Oscarverleihung 2019 ist „The Favourite“ einer der großen Favoriten mit zehn Nominierungen. Die Historien-Groteske darf sich Hoffnungen auf Preise in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin (Olivia Colman), Beste Kamera, Bester Schnitt, Bestes Kostümbild sowie Bestes Produktdesign machen. Darüber hinaus sind sowohl Emma Stone und Rachel Weisz in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für einen Oscar nominiert.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Giorgos Lanthimos
Produzent
  • Deborah Davis,
  • Tony McNamara,
  • Daniel Battsek,
  • Rose Garnett,
  • Ken Kao,
  • Andrew Lowe,
  • Josh Rosenbaum,
  • Ceci Dempsey,
  • Ed Guiney,
  • Lee Magiday
Darsteller
  • Olivia Colman,
  • Emma Stone,
  • Rachel Weisz,
  • Mark Gatiss,
  • Joe Alwyn,
  • Nicholas Hoult,
  • Edward Aczel,
  • Carolyn Saint-Pé
Drehbuch
  • Deborah Davis,
  • Tony McNamara
Kamera
  • Robbie Ryan
Schnitt
  • Yorgos Mavropsaridis
Casting
  • Dixie Chassay

Kritikerrezensionen

    1. Yorgos Lanthimos‘ neues Meisterwerk erzählt von den Intrigen am Hof der Königin Anne. Als diese an einer neuen Vertrauten Gefallen findet, sieht die erste Kammerzofe Lady Sarah ihren Einfluss auf die Herrscherin in Gefahr.

      England, frühes 18. Jahrhundert. Das Land befindet sich im Krieg mit Frankreich. Königin Anne versteht sich nicht so recht auf Politik, deswegen hört sie auch auf den Rat von Lady Sarah Churchill, ihrer engsten Vertrauten. Lady Sarah spricht für die Königin, sie entscheidet für sie - und zieht damit den Groll vor allem ihrer politischen Gegner auf sich. Als die Cousine von Lady Sarah, Abigail, als Dienerin am Hof der Königin ihre Stellung antritt, findet sie nach und nach Zugang zu Anne - und je mehr Abigails Stern bei der Königin zu steigen beginnt, desto mehr sinkt der von Lady Sarah. Politik ist ein Kreisen um Macht und um sich selbst - eine Wahrheit, die nicht das Heute diktiert, sondern sich durch die gesamte Geschichte zieht - das beweist THE FAVOURITE - INTRIGEN UND IRRSINN, der meisterhafte neue Film von Yorgos Lanthimos. Mit einem Drehbuch, das vor Koketterie und ironischer Schärfe nur so sprüht, dem richtigen Maß an Überzeichnung und Übertreibung und einem sehr genauen Auge für menschliche Schwächen und Sehnsüchte bildet der Film eine Zeit ab, in der Dekadenz und persönliche Eitelkeiten den Alltag des Hofes mehr denn je bestimmten. Die Kamera von Robbie Ryan zeigt die Menschen wie durch ein Brennglas, oftmals ähnlich einem Blick durch ein Schlüsselloch, die starke Untersicht der Kamera erhöht die Figuren und lässt sie größer und herrschaftlicher wirken. Der Film zeigt ein bewegendes zwischenmenschliches Drama, ein politisches Machtspiel, meistens eher männlich definiert, in der jetzt Frauen perfekt die Strippen ziehen. Rachel Weisz als berechnende und überlegen handelnde Lady Sarah und Emma Stone als zunächst von Naivität und später von berechnender Rache beherrschte Abigail sind zwei wunderbare Gegenspielerinnen, die um die Gunst einer Herrscherin kämpfen, die neben ihrer körperlichen Gebrechen auch unter der Last ihrer Herrschaft zusammenbricht. Olivia Colmans phänomenales Spiel zeigt Anne in all ihrer Unsicherheit und lässt doch keinen Zweifel daran, dass ihr größter Wunsch nicht ehrliche Zuneigung, sondern loyaler Gehorsam ist. Die an vielen Stellen verfremdet wirkende musikalische Untermalung unterstützt geschickt das permanente Gefühl der Verunsicherung. THE FAVOURITE - INTRIGEN UND IRRSINN ist ein köstlich unterhaltsamer, ironisch beißender und entlarvender Blick auf eine Gesellschaft von Damals, die der von heute gar nicht so entfernt scheint.

      Jurybegründung:

      Die Filme des griechischen Filmemachers Yorgos Lanthomis sind bisher nicht gerade bekannt für leichte Zugänglichkeit oder allzu viel Zugeständnisse an den Mainstream. Doch der Mitbegründer und Mastermind der Neuen Griechischen Welle kann auch anders und bringt mit THE FAVOURITE seinen ersten historischen Kostümfilm auf die Leinwand. Wobei der Ergebnis immer noch meilenweit vom herkömmlichen Einerlei historischer Stoffe im Kino entfernt ist und damit auch für ein Publikum geeignet ist, das sonst eher nicht an historischen Stoffen interessiert ist.

      Wundervoll lakonisch und beiläufig erzählt der Film von der englischen Königin Anne Stuart (brillant gespielt von Olivia Colman) zu Beginn des 18. Jahrhunderts, deren Land sich in einem zermürbenden Krieg mit Frankreich befindet. Doch die Königin ist viel zu sehr mit ihren gesundheitlichen Problemen beschäftigt, um vom Weltgeschehen allzu viel mitzubekommen. Stattdessen hat ihre Vertraute Lady Sarah (Rachel Weisz) die Zügel des Staates fest in der Hand - bis eines Tages ihre entfernte Verwandte Abigail (Emma Stone) bei Hofe auftaucht und der machtbewussten Vertrauten der Königin damit eine machtvolle Konkurrenz erwächst.

      So vergleichsweise zugänglich THE FAVOURITE im Vergleich zu Lanthimos‘ vorherigen Filmen auch sein mag - vom ersten Moment sind Künstlichkeit und die Manierismen, die typisch sind für das Schaffen des Filmemachers, deutlich spürbar. Doch genau diese extrem gekünstelte (man könnte auch sagen kunstvolle) Art des Filmemachens, der gesamten Inszenierung und der Dialoge scheint wie gemacht für die Zeit, in der THE FAVOURITE spielt. Wobei sich der Film gleichzeitig herzlich wenig um ein bruchloses Zeitkolorit schert, sondern vor allem auf der Dialogebene immer wieder Anklänge an die krude Gegenwart durchschimmern lässt. Vielleicht fühlt man sich auch gerade deshalb in manchen Momenten an das abgehobene Agieren gegenwärtiger Eliten und Machtcliquen erinnert, wenn Lanthimos vom Hofstaat erzählt.

      Auch seitens der exzellenten Kameraarbeit und der im Film vermittelten fluiden Geschlechterbilder zeigt sich THE FAVOURITE auf bestechende Weise hochmodern und unterläuft die Erwartungen an einem an der Geschichte orientierten Film immer wieder mit Verfremdungseffekten auf erfrischende und mitunter rotzfreche Art und Weise, die den Begriff des barocken Welttheaters mit ganz neuem, fast schon anarchischen Geist erfüllt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. The Favourite - Intrigen und Irrsinn: Im grotesken Historiendrama von Regie-Hoffnung Giorgos Lanthimos kämpfen Emma Stone, Rachel Weisz und Olivia Colman um den britischen Thron im 18. Jahrhundert.

      Pralle Sittenkomödie über Ränkespiele im außer Kontrolle geratenen Hof der Queen Anne im frühen 18. Jahrhundert.

      Langsam hat sich Yorgos Lanthimos herangetastet an diesen einen Film, der dem 1974 geborenen Grieche das stetig enger gewordene Korsett des Agent provocateurs endlich abstreifen und seine singuläre Handschrift in den Dienst eines Mainstreamfilms stellen lässt - eines Mainstreamfilms wohlgemerkt, wie ihn sich Peter Greenaway in seinen besten Tagen ausgedacht hätte, der ambitioniert und bissig und ein bisschen pervers ist, aber eben auch packend und intellektuell wie emotional befriedigend. Nun kann man auch Lanthimos‘ bisherige Arbeiten nach eigenem Drehbuch als Satiren bezeichnen, als absurde und grausame Komödien über eine absurde und grausame Welt, in denen den Figuren der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

      Anders als bei „The Lobster“ und „Killing of a Sacred Deer“, die beiden unmittelbaren, ebenfalls in englischer Sprache entstandenen Vorgänger, die am Wettbewerb in Cannes teilnahmen und Lanthimos als Jungmeister des unangepassten Springteufelkinos empfahlen, ist „The Favourite“ eher eine in der Realität geerdete Sittenkomödie, deren Look an „Barry Lyndon“ erinnert, deren Wahnsinn an Ken Russell und Richard Lester denken lässt und die eine Geschichte erzählt, die „Alles über Eva“ ins frühe siebzehnte Jahrhundert verlegt: Unterteilt in einzelne Kapitel mit so wunderbaren Titeln wie „Dieser Matsch stinkt“ oder „Ich habe geträumt, ich hätte dir die Augen ausgestochen“, breiten Lanthimos und sein Drehbuchautor Tony McNamara die tragische Geschichte von Königin Anne aus, deren Körper nach 17 Fehlgeburten und tobender Gicht dahingerafft ist und die auch geistig eher auf Durchzug schaltet. Eine besonders lächerliche Gestalt unter vielen lächerlichen Gestalten, brillant gespielt von der umwerfenden Olivia Colman (Queen Elizabeth II in der dritten Staffel von „The Crown“), um deren Gunst ein erbitterter Machtkampf ausbricht zwischen Annes langjähriger Freundin und rechter Hand, Lady Marlborough, von der es heißt, dass sie das politische Ruder des Landes in Händen halte, und der gerade an den Hof gekommenen Dienerin Abigail, der jedes Mittel Recht ist, um sich nach oben zu kämpfen. Rachel Weisz spielt ihre Lady Marlborough mit herber Dominanz, oftmals gewandet in Männerkleidern und dreizackigem Hut, während Emma Stones Abigail durchaus weiß, dass ein treuer Blick mit ihren Rehaugen ein Machtinstrument erster Güte ist.

      Lanthimos hat sichtliche Freude an den Intrigen und Ränkespielen, die an Niedertracht und Gemeinheit zunehmen, und macht kein Hehl aus seiner Verachtung für den dekadenten Adel, dem er bei seinem obszönen Treiben oftmals in unattraktiven Fischaugenaufnahmen zusieht. Dabei fühlt sich „The Favourite“ den historischen Eckdaten verpflichtet und ist auch prächtig ausgestattet, aber ein muffiger Historienfilm ist er zu keinem Moment. Lanthimos‘ Umgang erinnert an Sofia Coppolas „Marie Antoinette“, aber seine Erzählung ist zwingender und konsequenter. Zwei Tanzszenen mit auffällig modernen Moves zählen zu den Highlights in diesem aberwitzigen Meisterwerk, der einem das Lachen im Hals ersticken lässt. Ein viel tragischeres und traurigeres letztes Bild als hier kann man sich kaum vorstellen. ts.
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