Eieiei, was ist nur mit M. Night Shyamalan los? Der Drehbuchautor / Regisseur, der mit The Sixth Sense zurecht berühmt wurde und auch danach mal mal mehr, mal weniger gelungene, immer aber hochwertige Experimente in Sachen gruseliges Genrekino lieferte (Signs, The Village) hat hier etwas abgeliefert, dass wie der dritte Beitrag zu Roberto Rodriguez und Quentin Tarantinos Grindhouse-Projekt wirkt. Weniger trashig, auch relativ brutal (zumindest für Shyamalan) und ein großer Spaß. Wenn auch ein unfreiwilliger.
Mit dem kuriosen Märchen Lady in the Water hatte Shyamalan zuletzt schon einen Flop hingelegt. Doch während dieser Film noch durch seine Eigenwilligkeit, großartigen Darsteller und vor allem die von Shyamalan gewohnte, erstklassige Kamera- und Regiearbeit (wenn auch mit bewusster Experimentierfreude) bestach, sind ihm auch diese Qualitäten bei The Happening abhanden gekommen.
Mit Tak Fujimoto hat Shyamalan schon The Sixth Sense und Signs in beste Bilder gepackt. Hier hat man eine 08/15-Filmerei, mit der beide schlicht enttäuschen. Noch schwerer wiegt Shyamalans neuer Hauptdarsteller, Mark Wahlberg. Wie hölzern sorgenvoll der in die Kamera schaut es ist eine Gaudi. Auch die hübsche Zooey Deschanel (Per Anhalter durch die Galaxis) bekommt nicht mehr zu tun, als mit großen Augen teilweise verwirrt bis planlos dreinzuschauen, womit sie bisweilen als eine Parodie auf die nervtötende Mammi aus Kubricks Shining erscheint.
Das alles mag aber schlicht seinen Hauptgrund darin haben, dass Shyamalan ein rudimentäres Drehbuch abgeliefert hat, dass aus lauter Einzelteilen und Behauptungen besteht. Wieso mag Julian Alma eigentlich nicht? Die Beziehungskrise zwischen ihr und Elliot ist fast ein Hohn bloß weil sie Elliot mal betrogen hat, indem sie heimlich mit einem anderen Nachtisch gegessen hat? Das kann, mag und soll natürlich Hinweis für ein tieferes Problem in der Ehe sein. Bloß, dass dies nie thematisiert wird (einzelne hingeworfene Dialogfetzen ausgenommen). Derlei Unfertiges gibt es eine Menge mehr und wer die erste Drehbuchfassung, die noch unter dem Titel The Green Effect durchs Internet geisterte, gelesen hat, versteht, was Shyamalan wollte, tatsächlich auch wenigstens in Einzelpunkten hätte liefern wollen. Aber weil nun alles rausgefallen ist, bleibt es sinnloser Mumpitz, wie der Unsinn mit dem Stimmungsring, der nun nichts mehr bedeutet.
Auf den berühmten Shyamalanschen Twist am Ende wartet man auch vergebens. Die Pflanzen wenden sich gegen die Menschen. Keine dumme Idee, wissenschaftlich nicht so weit hergeholt und vor allem als Umkehrung der üblichen apokalyptischen Kinovisionen mit ihren Vulkanausbrüchen und Flutwellen gewitzt. Selbst das süße Nichts an Handlung und Figurenzeichnung hätte man darüber verzeihen können. So aber fragt man sich: Warum das ganze, warum nur in Amerika? Was war denn jetzt mit den verschwundenen Bienen, von denen Elliot zunächst noch seine Schüler (und Publikum) heiß machen wollte? Egal. Selbst ein bisschen was Esoterisches hätte man gerne in Kauf genommen.
Dafür wird nun alles verbal end- und ziellos durchgehechelt, man darf dabei zusehen, wie Menschen vor Wind davonrennen (!), wie Alma Sätze sagt wie: Schau mal, da hält jemand während vor ihr und Elliot gerade ein Auto hält oder wie Elliot die kleine Gruppe stoppt, weil vor ihnen auf der Wiese plötzlich ein Auto steht, und anschließend: Schau mal, da sind Häuser. Genau dahinter. Für jeden seit langem sichtbar. Solche Huddeleien, die an die Simpsons gemahnen, finden sich oft.
Übrigens: die netten Brutalitäten, mit denen sich die Menschen dank des Nerventoxins originell ins Jenseits befördern, hieß es, wurden in der deutschen Fassung geschnitten und man merkt es auch.
Der Schwarm meets Hitchcocks Vögel so etwas schwebte Shyamalan wohl vor. Letztendlich ist ihm aber nur eine Parodie oder aber überzogene Originalversion eines schlechten TV-Films zum Öko-Horror der 70er gelungen.
Aber vielleicht wollte Shyamalan genau das, vielleicht hat er Selbstironie gelernt und ein (bewusst) handwerklich und inhaltlich verschludertes B-Movie der Marke Blob produziert. Beziehungsweise eine Hommage daran. So gesehen macht The Happening dann schon wieder echten Spaß.
Fazit: In nahezu allen Aspekten kurios dürftige, verzettelte Bio-Weltuntergangsvision mit origineller Ausgangsidee von Großmeister Shyamalan, die als trashiges B-Movie funktionieren würde