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„Justice League“-Filmkritik: Ist es ein Snyder oder ist es ein Whedon?

„Justice League“-Filmkritik: Ist es ein Snyder oder ist es ein Whedon?

Nach den goldenen Jahren mit Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie hat man bei Warner kein herausragendes Händchen bei den Verfilmungen der DC Comics bewiesen – erst mit „Wonder Woman“ konnte das Studio wieder einen Erfolg auf ganzer Linie in die Kinos bringen. Kann die „Justice League“ das geplagte Studio in der Siegerspur halten?

Dem Kinostart der „Justice League“ ging eine bewegte Produktionsgeschichte und eine ungewöhnlich ängstliche Marketingkampagne voraus. Zuerst räumte „Man of Steel„- und „Batman v Superman: Dawn of Justice“-Regisseur Zack Snyder nach dem tragischen Verlust seiner Tochter den Regiestuhl während der Post-Produktion, um bei seiner Familie sein zu können. Joss Whedon, verdienter Superhelden-Teamup-Regisseur der beiden ersten „Avengers“-Filme, eilte zur Rettung der Gerechtigkeitsliga, schrieb und drehte 15-20% des Films nach und stand der Finalisierung bei. Das Marketing für die komplettierte „Justice League“ war denn auch von einem sonderbaren Mangel an Selbstbewusstsein geprägt, so dass lange vor Kinostart etliche Trailer und Szenenschnipsel viel zu viel vom Film zeigten – wie ein Pokerspieler, der den Druck wegen seines Bluffs nicht mehr aushält und alle Karten zur Unzeit auf den Tisch knallt. Soviel Vorsicht tat nicht not: Die „Justice League“ macht Spaß. Sie hat aber auch etliche Schwächen.

Weltrettung ohne Superman – allein, wie?

Mit seinen im DC-Vergleich schlanken 120 Minuten Laufzeit ist die Handlung von „Justice League“ schnell erzählt – Spoiler folgen: Die Erde ist nach Supermans Tod zu einem noch hoffnungsloseren Ort geworden als in „Batman v Superman: Dawn of Justice“. Batman erkennt das häufiger werdende Aufkommen von Para-Dämonen als Vorbote einer weit größeren Gefahr, der er sich alleine nicht gewachsen sieht. Die Gefahr kommt in der Form von Steppenwolf daher, der die Erde durch die Verschmelzung dreier „Mutterboxen“ zu einem höllenartigen Ebenbild seiner Heimatwelt transformieren will. Eine Rückblende – verdächtig ähnlich derjenigen auf den ersten Ringkrieg gegen Sauron in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Erstling – lehrt uns, dass Steppenwolf dieses Unterfangen schon einmal fast vollenden konnte. Nur eine Allianz aus Altlantern, Amazonen und Menschen gebot ihm damals Einhalt und versteckte die Mutterboxen sicher in ihrem jeweiligen Reich.

Batman kontaktiert Wonder Woman, um die (in seinen Augen von ihm verschuldete) Lücke, die der Tod von Superman im Beschützer-Portfolio der Menschheit hinterließ, mit einem Trio von potentiellen Helden zu schließen: dem aufgedrehten Barry Allen/The Flash, dem grüblerischen Victor Stone/Cyborg und dem verwegenen Arthur Curry/Aquaman. Als „Justice League“ wollen sie dem allzu erfolgreichen Treiben Steppenwolfs auch ohne Superman Einhalt gebieten. Doch Batman dämmert: „Wir sind nicht genug.“ Also überredet er seine Mitstreiter, die letzte beschützte Mutterbox zur Reanimation von Superman zu verwenden.

Ein Prolog, noch ein Prolog…und noch einer

So weit, so rezepttreu: Wenn der Weltuntergang naht, müssen sich die größten Hoffnungsträger zusammenraufen, Einzelgänger oder nicht. Joss Whedon hatte das Rezept mit seinen „Avengers“ schnörkellos definiert, wusste allerdings Solo-Filme jedes Teammitglieds hinter sich und konnte daher ohne Umschweife in den dramaturgischen Konflikt springen. „Justice League“ kommt da erzählerisch weitaus erratischer, episodischer daher – zwei Drittel des Films bestehen aus einer vogelwilden Aneinanderreihung von Prologen, die in Snyder-typisch apokalyptischer Ästhetik den Kampf aller Kämpfe prophezeien wollen. Leider ist der halbgare CGI-Bösewicht Steppenwolf ganz und gar nicht der angemessene Gegner für diesen Kampf. Warum „Justice League“ trotzdem Spaß macht, liegt an der Interaktion seiner Helden.

DCs Beste – Eine Liga von Freunden

Joss Whedons Steckenpferde sind irrwitzige Dialoge und Sympathie erzeugende Helden. Auch wenn im Nachhinein kaum auszumachen ist, wie tief sich Whedon noch in „Justice League“ einmischen konnte, dürfte es diesen Qualitäten geschuldet sein, warum die Snydersche Gravitas nicht ins Leere läuft. Die Handlungsstränge der einzelnen Helden sind verständlicherweise nicht besonders komplex (und in Cyborgs Fall auch arg vernachlässigt), doch die schrittweise Teambildung zu einer Liga von Freunden ist komisch und teilweise rührend. Afflecks Batman lernt ein wenig Demut und sogar Selbstironie, Gal Gadot macht mit ihrer Wonder Woman souverän da weiter, wo sie in ihrem Debüt aufgehört hat, und das Trio an Neuzugängen macht Lust auf deren kommende Solo-Filme. Auch Henry Cavill hat endlich die richtige Form für seinen Superman gefunden. Mit Ezra Millers Flash verfolgt Warner offensichtlich den gleichen Ansatz wie Marvel bei seiner Einbindung des aufgeregt plappernden Spider-Man in die Avengers – auch wenn Flash vielleicht einen humoristischen Gang zurückschalten sollte in künftigen Filmen. Ob die hier etwas an den Rand gedrängten Figuren Cyborg und Aquaman genug Zugkraft für eigene Filme haben, wird sich zeigen, in der gemeinsamen Justice League harmonisieren sie gut.

Fazit: „Justice League“ ist ein Snyder und ein Whedon geworden, und die Unterschiedlichkeit der beiden Filmemacher trifft hier nicht immer günstig aufeinander. Das erste Kino-Treffen der Heldenelite von DC Comics gerät dadurch zu einem unentschlossenen Film mit einem unwürdigen CGI-Bösewicht. Gerettet wird „Justice League“ größtenteils durch die sympathischen Darsteller, die nach der erfolgreichen Teambildung auf eine stimmigere Fortführung des Kino-Universums von Warner und DC Comics hoffen lassen.     

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