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The Man Who Killed Don Quixote: Der ehemals ambitionierte und ivon der Kunst beseelte Regisseur Toby dreht einen Werbefilm. Er erinnert sich an seinen ersten Film über Don Quixote und beschließt, spontan seinen damaligen Hauptdarsteller zu besuchen. Als er im spanischen Dorf ankommt, trifft er ihn. Er hält sich für Don Quixote und ihn für seinen Begleiter Sancho Pansa. Tony lässt sich ein auf dieses Spiel und erlebt ein irrwitziges Abenteuer.

Handlung und Hintergrund

Der junge Werbefilmer Toby (Adam Driver) ist in Spanien gestrandet. Eigentlich soll er bloß die Werbung für eine Wodka-Marke drehen. Nebenbei amüsiert er sich aber vor allem mit Jacqui (Olga Kurylenko), der Frau des Produzenten (Stellan Skarsgård). Der wiederum steht im Dienst des russischen Oligarchen Alexei (Jordi Mollà), der ein ausgedehntes Schloss bewohnt und seinem Luxus mit rauschenden Kostümfesten frönt. Für Toby gibt es wenig zu tun. Doch alles ändert sich, als er zufällig eine alte DVD erhält.

Bei dem Film handelt es sich um einen illegalen Mitschnitt seiner ersten Arbeit aus dem Studium. Vor zehn Jahren hat Toby einen Kurzfilm über Don Quijote gedreht. Als er sein erstes Werk erneut schaut, ist Toby gerührt von der Begeisterung, die er damals hatte. Kurzentschlossen kehrt er in das Dorf zurück, das ihm als Set diente. Dort trifft er auf den Schuhmacher (Jonathan Pryce), der den Quijote spielte — und sich heute tatsächlich für den Ritter hält. Auch der Rest des Dorfes hat sich völlig verändert. Vor allem das schöne Dorfmädchen Angelica (Joana Ribeiro), die damals Quijotes Angebetete Dulicinela spielte. Seither ist sie in der Burg des Oligarchen gefangen.

Im Trailer zu „The Man Who Killed Don Quixote“ beginnt die verrückte Verwechslung:

„The Man Who Killed Don Quixote“ — Kinostart

Lange musste das Publikum auf die Vollendung des bisher ehrgeizigsten Projekts von Terry Gilliam warten. Im Jahr 2018 feierte die Tragikomödie endlich ihre Premiere auf dem Filmfestival von Cannes — nach fast 30 Jahren Entwicklungszeit. Der Kinostart in Deutschland von „The Man Who Killed Don Quixote“ ist der 27. September 2018.

„The Man Who Killed Don Quixote“ — Film und Roman

Schon Cervantes weltberühmter Roman Don Quijote ist ein ständiges Spiel mit Fiktion und Metafiktion. Von dem „Monty Python“-Mitbegründer Terry Gilliam wird die Selbstreferentialität nun noch einmal ordentlich weitergedreht. Hält sich im Roman ein armer Edelmann für einen Ritter, der gegen Drachen/Windmühlen kämpft, hält sich im Film ein Schuster für Don Quijote, seitdem er für einen Kurzfilm in die Rolle geschlüpft ist. Das Szenario verspricht eine behutsame Modernisierung des Stoffes. Wer die bisherigen Filme von Terry Gilliam („12 Monkeys“, „Brazil“) kennt, wird sich außerdem auf ein schräges Abenteuer freuen, das mit wahnwitzigen Bild-Ideen und Szenarien aufwarten kann.

Die irrwitzige Geschichte der Don-Quijote-Verfilmung

Um diese Bildgewalt zu erschaffen, hat Gilliam im Fall von „The Man Who Killed Don Quixote“ eine echte Odyssee unternommen. Fast 30 Jahre befand sich der Film in der Produktionshölle, bevor er auf den Filmfestspielen von Cannes 2018 seine Weltpremiere feierte. Die Idee hatte Gilliam bereits Anfang der 90er-Jahre. Einen Geldgeber fand er in Hollywood jedoch nicht. Erst zu Beginn der Nullerjahre war genug Geld zusammen, um die Dreharbeiten zu beginnen. Dann schlitterte der Film in eine Katastrophe nach der anderen.

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Zuerst wurde das Set vom Starkregen zerstört. Gilliam hatte damals noch Jean Rochefort („Das Mädchen und der Künstler“) und Johnny Depp („Alice im Wunderland“) für die Hauptrollen vorgesehen. Doch nach einem Bandscheibenvorfall konnte Rochefort nicht mehr aufs Pferd steigen und die Rechte gingen an die Filmversicherung über. Es dauerte wieder ein Jahrzehnt, bis Gilliam das Geld zusammen hatte, um die Rechte zurückzukaufen. Über das Debakel in Spanien ist übrigens sogar die Dokumentation „Verloren in La Mancha“ entstanden.

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Doch damit nicht genug: Als Gilliam die Rechte zurückkaufen konnte, war die nächste Katastrophe bereits geschehen — Jean Rochefort starb am 9. Oktober 2017. Und Johnny Depp wollte nicht mehr in die Figur des jugendlichen Sancho Panza passen. Als es so aussah, als könne sich das Projekt zu einer Lebensaufgabe entwickeln wie Orson Welles´ unvollendeter Don Quijote-Film, fand Terry Gilliam die perfekte Besetzung für „The Man Who Killed Don Quixote“: Mit Jonathan Pryce („Die Frau in Gold“) und Adam Driver („Star Wars: Die letzten Jedi“) in den Hauptrollen konnten die Dreharbeiten erneut beginnen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Terry Gilliam
Produzent
  • Jeremy Thomas,
  • Giorgia Lo Savio,
  • Alessandra Lo Savio,
  • Peter Watson,
  • Mariela Besuievski,
  • Amy Gilliam,
  • Gerardo Herrero,
  • Jeremy Thomas,
  • Gregoire Melin
Darsteller
  • Jonathan Pryce,
  • Adam Driver,
  • Olga Kurylenko,
  • Stellan Skarsgård,
  • Joana Ribeiro,
  • Óscar Jaenada,
  • Jason Watkins,
  • Sergi Lopez,
  • Jordi Mollà
Drehbuch
  • Terry Gilliam,
  • Tony Grisoni
Musik
  • Roque Baños
Kamera
  • Nicola Pecorini
Schnitt
  • Teresa Font,
  • Lesley Walker
Casting
  • Camilla-Valentine Isola,
  • Irene Lamb

Kritikerrezensionen

    1. THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE von Terry Gilliam erzählt die irrwitzig komische Geschichte eines erfolgreichen Filmemachers, der dem Hauptdarsteller seines ersten Filmes wiederbegegnet - und feststellen muss, dass dieser seine Rolle von damals nie abgelegt hat.

      Toby ist ein erfolgreicher Werbefilmer. Er ist arrogant, überheblich und von dem Leben permanent genervt. Als junger Filmemacher war Toby jedoch von der Leidenschaft getrieben, Kunst zu schaffen. Für seinen ersten Film reiste Toby nach Spanien in ein entlegenes Bergdorf, um die Geschichte von Don Quixote zu verfilmen. Als er durch Zufall noch einmal einen Blick auf sein Erstlingswerk wirft, beschließt Tony, das Dorf von damals noch einmal zu besuchen. Dass ihm sein einstiger Hauptdarsteller über den Weg läuft, ist eine wirkliche Überraschung. Und dass dieser sich mittlerweile für den „echten“ Don Quixote hält, eine absolute Herausforderung. Über 20 Jahre hat es gedauert, bis Terry Gilliam THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE dem wartenden Publikum präsentieren konnte. Probleme mit der Finanzierung, den Locations, dem Team und den gesamten äußeren Umständen hinderten Gilliam daran, den Film damals so zu drehen, wie er ihn drehen wollte. Von Beginn an spielt der Film selbstreflexiv mit seiner Entstehung, öffnet mehr und mehr Meta-Ebenen, lässt die Figur des Toby, den Adam Driver mit übermäßig großer Lust an der Unlust spielt, zu einem Alter Ego für Terry Gilliam selbst werden, welcher sich aber auch in der wahnwitzig agierenden Figur des Don Quixote wiederfindet. Jonathan Pryce sprüht als der Held, der gegen Windmühlen kämpft, vor Witz, Charisma und fast schon kindlicher Spielfreude. Die gemeinsame Reise der Beiden wird zu einer Odyssee, bei der Fiktion und Realität mehr und mehr miteinander verschwimmen. Ausstattung, Kostüm und die handgearbeiteten Spezialeffekte erschaffen eine märchenhafte Welt, unterstützt von dem gleichzeitig spielerisch verträumten und auch epischen Score von Roque Baños und einer Kamera, die grandiose Bilder auf die Leinwand zaubert. Die Dialoge sind pointiert und zeugen von eben jenem trockenen Aberwitz, der Gilliams Filme seit jeher auszeichnet. THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ist ein opulenter, kluger und verspielter Film über den Kampf gegen Windmühlen. Und die nicht enden wollende Liebe zum Film an sich.

      Jurybegründung:

      Nach einhelliger Meinung der Jury ist Terry Gilliam mit THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ein fesselndes Stück Kino gelungen, das in seiner dichten Atmosphäre und mit seinen vielschichtigen Bezugsebenen lange nachwirkt. Grundlage seiner furiosen Erzählung ist das literarische Cervantes-Motiv des Don Quixote, der mit seinem Knappen Sancho Panza dem Rittertum nacheifert, während ihm zunehmend Realität und Fantasie verschwimmt. Auf der inhaltlichen Ebene gelingt es dem Film meisterhaft, mit den Motiven dieser klassischen Literaturvorlage so klug, frei und ungehemmt zu spielen, als würde eine erfahrene Jazzcombo lustvoll einen Brubeck-Standard improvisieren. Dazu gesellt sich auf verschiedenen Ebenen ein starker selbstironischer Bezug nicht nur zum Gilliamschen Werk, sondern auch zur über 20 Jahre währenden Entstehungsgeschichte des Films. Wie fatal ein erster Versuch zur Umsetzung des Stoffes kolossal gescheitert war, hatte Terry Gilliam 2001 im Dokumentarfilm LOST IN LA MANCHA bereits thematisiert. THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ist nun die finale Aufarbeitung dieser dramatischen Erfahrung. Hatte Cervantes seinen „Don Quixote“ außerdem einst als Parodie auf seinerzeit erfolgreiche Ritter-Schundromane verfasst, so darf Gilliams Version zweifellos auch als Reflexion auf den heutigen Kampf zwischen Kreativität und Kommerz gesehen werden, der vor allem in der Filmbranche, aber auch grundsätzlich in unserer Gesellschaft tobt. Gilliam-Kenner werden sich zudem über viele Verweise auf frühere Werke freuen: Von DIE RITTER DER KOKUSNUSS über KÖNIG DER FISCHER bis hin zu FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS reichen die werkimmanenten Verknüpfungen. Der größte Anteil der visuellen und dramaturgischen Feinarbeit am Konstrukt des Films nehmen aber Verquickung und Verzahnung von unterschiedlichen Realitäts- und Wahnebenen ein, die so schwung- und kunstvoll ausfallen, dass der Film staunen lässt. Trump, Islam, Russland, Hollywood, Terrorismus - der Film birst vor Metaebenen und Anspielungen.
      Doch bei aller Komplexität der Erzählstruktur, die niemals den Geist seiner klassischen Vorlage verrät, und bei aller Ernsthaftigkeit der genannten Anliegen: Wie in allen seinen Filmen zuvor gelingt es Terry Gilliam auch hier wieder, mit absurder Komik den Ton stets heiter zu halten. Großen Anteil daran halten sicherlich auch die beiden Hauptdarsteller Jonathan Pryce und Adam Driver, die exakt jene Balance perfekt beherrschen. Enorme Schauwerte halten schließlich auch Kostüm, Maske und Ausstattung bereit, die ebenso detailverliebt den Sog des Films unterstützen wie die herausragende Musik. Ein wahrhaft opulenter Film über Ritter in einer Zeit, in der die sprichwörtliche Ritterlichkeit vor die Hunde geht.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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