„The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ beruht auf einer wahren Geschichte, die am Ende kurz erklärt wird. Ein Detail haben jedoch nur besonders aufmerksame Fans bemerkt.
Guy Ritchies starbesetzte Action-Spionage-Komödie „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ stürmt gerade die Filmcharts bei Prime Video. Die blutige und waghalsige Mission der britischen Geheimtruppe beruht auf realen historischen Ereignissen während des Zweiten Weltkrieges, nimmt sich jedoch einige inhaltliche und inszenatorische Freiheiten. Aus gutem Grund erinnert der Spionage-Film an James Bond, schließlich sollen einige der in „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ gezeigten Personen und Ereignisse als Inspiration für die berühmte Agentenfigur gedient haben. Bereits vor dem Abspann deutet ein Detail auf James Bond hin, das allerdings nur wenige bemerkt haben dürften.
Was wirklich hinter „Operation Postmaster“ und wie viel wahre Geschichte hinter der Fiktion von „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ steckt, erklären wir euch im Folgenden genauer. Das geht natürlich nicht ohne kleinere inhaltliche Spoiler zu dem Kriegsfilm.
Falls ihr nicht wisst, wovon die Rede ist, verschafft euch der Trailer einen ersten Eindruck von „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“:
War Henry Cavills Charakter wirklich die Inspiration für James Bond?
Hellhörige Fans werden sicherlich darüber gestolpert sein, dass einer der für die SOE arbeitenden Agenten in der Kontrollbasis Ian Fleming (gespielt von Freddie Fox) heißt. Dabei handelt es sich tatsächlich um den Autor der berühmten Spionagereihe rund um James Bond alias Agent 007. Ian Fleming diente im Zweiten Weltkrieg nicht nur für die britische Marine, sondern war selbst eng verbunden mit der Arbeit der SOE und „Operation Postmaster“.
Ian Fleming operierte also nicht nur selbst in geheimer Mission, die von ihm erdachte berühmte Spionagefigur soll unter anderem von Gus March-Phillipps inspiriert worden sein, wie auch die Einblendungen vor dem Abspann zur Geschichte von Major March-Phillipps erklären. Passenderweise wird Henry Cavill, der die Figur in „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ spielt, seit Längerem als heißer Kandidat für die Rolle von James Bond gehandelt. Eine weitere interessante Parallele zu James Bond: Cary Elwes spielt in „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ einen Offizier namens „M“. So heißt auch der Boss von Bond in diversen Filmen und Büchern. Fakt und Fiktion gehen im neuen Guy-Ritchie-Film also auf äußert interessante Weise Hand in Hand.
Die wahre Geschichte hinter „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“
Guy Ritchies Actionkracher zeigt eine stark fiktionalisierte Version der realen „Operation Postmaster“. Die Handlung des Films basiert lose auf Tatsachenberichten und dem deutlich geschichtstreueren Sachbuch von Damien Lewis mit dem Titel „Churchill’s Secret Warriors: The Explosive True Story of the Special Forces Desperadoes of WWII“ (hier bei Amazon erhältlich).
Tatsächlich fand eine solche geheime Spionagemission der Special Operations Executive (SOE) statt. Wie die Einblendungen am Ende des Films zeigen, gab es die Hauptcharaktere des Films rund um Major Gustavus „Gus“ March-Phillipps (gespielt von Henry Cavill) wirklich. Wie Drehbuchautor Arash Amel gegenüber der Los Angeles Times verriet, ist die Geschichte und ihre grundlegenden Elemente in „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ wahr, jedoch wurden einige Merkmale und Details zugunsten einer actionreicheren und blutigeren Inszenierung und zulasten historischer Genauigkeit modifiziert.
So wurde „Operation Postmaster“ tatsächlich von Major March-Phillipps und Geoffrey Appleyard (gespielt von Alex Pettyfer) angeführt und fand tatsächlich im Januar 1942 auf der Insel von Fernando Po statt. Allerdings wurde die Truppe für die waghalsige Mission nicht neu zusammengestellt, sondern existierte bereits als 62. Kommandoeinheit, auch bekannt als Small Scale Raiding Force (SSRF). Die fünf Männer aus „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ gehörten tatsächlich zum Team, dieses bestand allerdings anders als im Film aus 55 Personen. Außerdem gibt es keine Aufzeichnungen darüber, dass March-Phillipps jemals im Gefängnis gesessen hat, wie zu Anfang des Films dargestellt.
Marjorie Stewart (Eiza González) arbeitete übrigens wirklich für die Spezialeinheit, war allerdings anders als im Film nicht direkt an „Operation Postmaster“ beteiligt. Wie die Einblendungen der echten Vorbilder für die Charaktere aus „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ vor dem Abspann verraten, lernte sie durch ihren Dienst bei der SOE jedoch tatsächlich Major Gus March-Phillipps kennen, der kurze Zeit nach ihrer Hochzeit bereits 1942 verstarb.
Haben sie das Schiff wirklich gestohlen?
Wenig überraschend ist, dass Guy Ritchies Verfilmung deutlich blutiger ausfällt als die realen historischen Ereignisse. Die Geheimtruppe konnte während diverser Missionen zwar eine Menge Nazi-Tode für sich verbuchen, „Operation Postmaster“ lief allerdings verhältnismäßig blut- und schussfrei ab. Wie Amel gegenüber USA Today erklärte, sei beispielsweise während der Befreiungsmission von Geoffrey Appleyard in Wirklichkeit nicht ein einziger Schuss gefallen:
„Was passierte, war noch komischer: Ein Nazi wurde ohnmächtig. Ein paar von ihnen waren in der Dusche. Der Kommandant hatte ein Haarnetz auf. Und die haben alle sofort aufgegeben, als sie diese vier oder fünf Typen gesehen haben.“
Laut The Wrap gab es auch bei der finalen Mission auf Fernando Po deutlich weniger Blutvergießen und Spektakel als im Film. Das Schiff Duchessa d’Aosta wurde zwar tatsächlich gestohlen und der britischen Flotte übergeben, allerdings war das auch von Anfang an der Plan. Im Gegensatz zum Film sollte die Duchessa nie in die Luft gejagt werden. Entsprechend etwas besser durchgeplant und unbemerkt lief die tatsächliche Mission ab. Die Geheimtruppe stieß auf wenig Gegenwehr auf den Schiffen, weil nur wenige Männer an Bord waren. Außerdem gab es keine Versuche, sie beim Verlassen des Hafens aufzuhalten. Wie The Wrap berichtet, wurden die Explosionen für Luftangriffe gehalten und demzufolge in die Luft gefeuert. Entsprechend still und unentdeckt konnte die 62. Einheit die Mission in unter 30 Minuten erfolgreich abschließen. Die beiden Partys als Ablenkungsmanöver gab es übrigens wirklich.
Gab es das „Ministry of Ungentlemanly Warfare“ tatsächlich?
Zum Ende des Films besucht Premierminister Winston Churchill (Rory Kinnear) seine Geheimtruppe im Gefängnis und lobt inoffiziell den erfolgreichen Ausgang der Mission. Dabei lässt er beiläufig den Filmtitel fallen, indem er erwähnt, es sei vielleicht an der Zeit für ein „Ministerium für außergewöhnliche Kriegsführung“. Da es sich bei besagter Mission um einen nicht lizenzierten, streng geheimen Auftrag von Winston Churchill persönlich handelte (wie die Einblendungen am Filmanfang erklären, wurden die Geheimakten dazu erst 2016 veröffentlicht), gab es offiziell natürlich nie ein „Ministry of Ungentlemanly Warfare“. Die von Churchill ins Leben gerufene Spezialeinheit SOE erhielt aufgrund ihrer radikalen Methoden der unkonventionellen Kriegsführung allerdings eine Menge (häufig abwertend gemeinter) Spitznamen. Darunter soll auch der Name, den Guy Ritchie schließlich zum Filmtitel machte, gewesen sein.
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