Wer „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ in vollen Zügen genießen möchte, sollte bei Amazon Prime Video lieber zum Originalton greifen.
Guy Ritchies „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ erobert derzeit die Prime-Video-Charts in Deutschland. Falls auch ihr euch Amazons neue Action-Komödie zu Gemüte führen wollt, solltet ihr allerdings genau überlegen, in welcher Sprache ihr den Stream startet – die deutsche Synchronfassung bringt nämlich so einige Patzer mit sich. Im Trailer ist davon glücklicherweise noch nichts zu hören:
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Deutsche Synchro raubt „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ die Authentizität
Für gewöhnlich stehen Synchronfassungen dem Originalton heutzutage in nichts mehr nach. Bei „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ ist das allerdings anders. In dem komödiantisch-blutigen Action-Kracher widmet sich eine Spezialeinheit zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs der Vernichtung deutscher U-Boote. Dementsprechend springt das Werk von Regisseur Guy Ritchie in mehreren Sprachen hin und her – vornehmlich Deutsch und Englisch, aber beispielsweise auch Schwedisch und Spanisch.
Nicht-englische Passagen werden – sofern sie für die Handlung relevant sind – in der Originalfassung mit englischen Untertiteln versehen. So lässt sich dem Geschehen folgen, ohne Authentizität einzubüßen. In der deutschen Fassung werden hingegen nahezu alle Konversationen auch auditiv übersetzt, was in manchen Situationen für Stirnrunzeln sorgt.
Eine dieser Situation findet sich direkt zu Beginn von „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“, als sich einige deutsche Matrosen dem als Fischerboot getarnten Schiff von Anders Lassen (Alan Ritchson) und Gus March-Phillipps (Henry Cavill) nähern. Während der deutsche Captain (Tim Seyfi) je nach Vokabular zwischen Deutsch und Englisch wechselt, spricht er in der Synchro ausschließlich Deutsch.
Damit lasst ihr euch zum einen Seyfis herrlich gespielten deutschen Akzent entgehen. Zum anderen raubt es dem Film schon zu Beginn etwas Glaubwürdigkeit. Denn theoretisch müssten Lassen und March-Phillipps so auch jene Befehle verstehen, die der Nazi-Captain in deutscher Sprache formuliert – was sie im Original eben nicht tun und deshalb ins Lächerliche ziehen.
Eine ähnlich surreale Szene ergibt sich, als die Bande auf La Palma Geoffrey Appleyard (Alex Pettyfer) befreit. Ahnungslos erzählt ein Nazi vor seinen Verbündeten einen Witz auf Deutsch, woraufhin sich March-Phillipps bemerkbar macht, indem er übertrieben darüber lacht. Der Clou: Im Originalton versteht er den Nazi gar nicht und will lediglich die Situation sprengen (im wahrsten Sinne des Wortes). Diese Art von Humor geht durch die deutsche Fassung verloren.
Verwirrung bei Amazon-Hit: Til Schweiger synchronisiert sich nicht selbst
Ebenfalls zu bemängeln ist, dass in der deutschen Fassung die Wichtigkeit von Marjorie Stewart (Eiza González) untergraben wird. Da sie als Tochter einer jüdischen deutschen Mutter der deutschen Sprache mächtig ist, übersetzt sie Heron (Babs Olusanmokun) in einer Szene wichtige Dokumente der Nationalsozialisten. Die Informationen morst der wiederum an M (Cary Elwes). Hätte Heron selbst Deutsch gesprochen, wäre Marjorie an dieser Stelle überflüssig gewesen.
Ihre sprachliche Kompetenz wird im Übrigen auch von Heinrich Luhr (Til Schweiger) auf die Probe gestellt: Sein deutsches Worträtsel inmitten eines englischen Gesprächs meistert sie mit Bravour. In der deutschen Synchro wirkt das nur halb so beeindruckend, da die gesamte Konversation auf Deutsch geführt wird.
Schließlich werden ihr ihre Fähigkeiten zum Verhängnis, als Marjorie als Ablenkungsmanöver für Luhr „Morität von Mackie Messer“ aufführt – zum Teil auf Deutsch. Zumindest glaubt sie das. Statt „jeder weiß“ singt sie allerdings jiddisch „yeder veyst“, wobei eigentlich nahezu kein Unterschied hörbar ist. Im Original helfen an dieser Stelle jedoch die Untertitel weiter, die es im Deutschen nicht gibt.
Wer schon einmal einen Film mit Til Schweiger gesehen hat, dürfte sich darüber hinaus über seine Stimme wundern. Zwar spricht er im Original selbst, synchronisiert sich aber nicht. Stattdessen ist im Deutschen die Stimme von Synchronsprecher Johannes Berenz zu hören.
„The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ erklärt Titel am Ende – aber nicht auf Deutsch
Schlussendlich geht der deutschen Synchro noch der Bezug zum Filmtitel verloren. Am Ende ehrt Premierminister Winston Churchill (Rory Kinnear) March-Phillipps‘ Truppe und spricht dabei vom „Ministry of Ungentlemanly Warfare“. In der Synchro hören wir hingegen die Worte „Ministerium für außergewöhnliche Kriegsführung“. Zu Deutsch bedeutet „ungentlemanly“ aber eigentlich so viel wie „unhöflich“ oder „unfein“.
Wenn ihr über all diese Kritikpunkte hinwegsehen könnt, steht euch der Action-Kracher ab sofort bei Prime Video auf Deutsch zur Verfügung. Wer den Film hingegen so genießen möchte, wie Guy Ritchie ihn vorgesehen hat, sollte auf den Originalton zurückgreifen. Sprache und Untertitel könnt ihr bei Amazon ganz einfach in den Einstellungen ändern, sobald der Titel läuft.
Im Action-Genre kennt ihr euch aus wie Henry Cavills March-Phillipps mit absurden Nazi-Mord-Tiraden? Dann sollte dieses Quiz für euch ein Leichtes sein: