Auch wenn die meisten Filme immer noch von Männern stammen, hat sich die Zahl von Produktionen aus weiblicher Hand in den letzten Jahren erhöht. Deshalb stellen wir euch hier eine Reihe von älteren und neueren Filmen vor, die von Regisseurinnen aus den unterschiedlichsten Ländern stammen und sich definitiv lohnen.
„The Power of the Dog“ (2021)
„The Power of the Dog“ von Jane Campion ist der große Oscar-Favorit 2022. Ganze zwölf Mal ist der Western nominiert, unter anderem für die beste Regie und für den besten Film. Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung zwischen dem Rancher Phil Burbank, gespielt von Benedict Cumberbatch („Doctor Strange“), und dem jungen, schüchternen Peter Gordon (Kodi Smit-McPhee). Dieser zieht auf die Ranch, nachdem seine Mutter (Kirsten Dunst) Phils Bruder (Jesse Plemons) heiratet. Zu Beginn quält und mobbt Phil den Jungen, doch irgendwann entwickelt er Zuneigung und Verständnis.
Jane Campion inszeniert den ambivalenten Rancher Phil, der selbst nach seinem Platz in der Welt sucht, mit viel Feingefühl. Statt beeindruckender Landschaftsbilder, für die das Western-Genre bekannt ist, stehen in der Verfilmung von Thomas Savages Roman „Die Gewalt der Hunde“ die Emotionen der verschiedenen Figuren im Mittelpunkt. Die neuseeländische Regisseurin macht schon seit den 1980er-Jahren Filme und erlangte mit dem Drama „Das Piano“ 1993 ihren bisher größten Erfolg. Vor „The Power of the Dog“ war sie zuletzt für die beeindruckende Serie „Top of the Lake“ mit Elisabeth Moss („The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“) verantwortlich. Ihr findet den Film im Netflix-Abo.
„Booksmart“ (2019)
Die Coming-of-Age-Komödie „Booksmart“ ist so etwas wie der Zwilling von „Superbad“ mit Michael Cera („Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“) und Jonah Hill („Don’t Look Up“). Diesmal stehen allerdings zwei weibliche Protagonistinnen im Mittelpunkt. Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) haben während ihrer Schulzeit auf jegliche Form von Partys verzichtet, um sich eine gute Karriere zu sichern. Am Tag vor dem Schulabschluss erfahren sie aber, dass ihre Klassenkamerad*innen trotz Partys von den Eliteuniversitäten angenommen wurden. Also versuchen die beiden in einer Nacht, die verpassten letzten Jahre nachzuholen.
Die Idee von „Booksmart“ mag man in ähnlicher Form schon mal gesehen haben, doch die weibliche Perspektive macht aus dem Film ein originelles Erlebnis, das mit einem tollen Humor und einem fantastischen Soundtrack überzeugt. Außerdem unterwandert der Film geschickt die gängigen Stereotypen der populären Schüler*innen und sorgt für ein friedliches Gemeinschaftsgefühl. „Booksmart“ ist der Debütfilm von Olivia Wilde, die eigentlich vor allem als Schauspielerin bekannt ist. Die 37-Jährige hat unter anderem in „O.C., California“, „Her“ und zuletzt in „Ghostbusters: Legacy“ mitgespielt. Ihr findet den Film im Netflix-Abo und im MGM-Channel bei Amazon.
„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (2019)
Der französische Film „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ stammt von Céline Sciamma und erzählt eine berührende, lesbische Liebesgeschichte im 18. Jahrhundert. Die Malerin Marianne (Noémie Merlant) wird von einer Gräfin beauftragt, das Hochzeitsporträt ihrer Tochter Héloïse (Adèle Haenel) anzufertigen. Doch Héloïse weigert sich, gemalt zu werden, wohl wissend, dass mit der Fertigstellung ihre Unabhängigkeit endet. Doch je mehr Zeit die beiden Frauen miteinander verbringen, desto näher kommen sie einander.
„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ präsentiert mit wunderschönen Bildern eine intensive Liebe, die nicht sein darf. Die Tragik der Beziehung ist von Anfang an unausweichlich und trotzdem schafft es der Film, die Zuschauer*innen mit einer Gefühlswucht zu überwältigen, die einen noch lange nach dem Film mitnimmt. Schon mit ihren letzten beiden Filmen „Tomboy“ und „Mädchenbande“ hat Céline Sciamma queer-feministische Themen behandelt und war mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ für zahlreiche Preise nominiert. Ihr findet den Film im MUBI-Channel bei Amazon.
„Nomadland“ (2020)
In „Nomadland“ reist Frances McDormand als Fern, die sich nach dem Tod ihres Mannes von ihrem bisherigen Leben verabschiedet, nur mit ihrem Van durch die USA. Fortan lebt sie als moderne Nomadin und lernt auf ihrer Reise durch die Staaten die verschiedensten Leute kennen, die ebenfalls kein konventionelles, modernes Leben führen. „Nomadland“ ist eine semi-fiktionale Erzählung des Sachbuchs „Nomaden der Arbeit: Überleben in den USA im 21. Jahrhundert“ von Jessica Bruder. Das moderne Roadmovie erzählt weniger eine klassische Geschichte und mehr ein eindringliches Figurenporträt inmitten beeindruckter Landschaftspanoramen.
Die chinesische Regisseurin Chloé Zhao wurde für „Nomadland“ 2021 mit drei Oscars bedacht, unter anderem in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“. Zuletzt war sie für den Marvel-Film „Eternals“ verantwortlich, mit dem sie versuchte, ihre ganz eigene Ästhetik ins Marvel Cinematic Universe zu bringen. Ihr findet den Film bei Disney+ im Abo.
„A Girl Walks Home Alone At Night“ (2014)
„A Girl Walks Home Alone At Night“ ist ein Vampirfilm, wie ihr ihn so noch nicht gesehen habt. In der fiktiven iranischen Stadt Bad City muss sich der junge Arash (Arash Marandi) um seinen drogenabhängigen Vater kümmern und begegnet irgendwann einer mysteriösen jungen Frau (Sheila Vand), die mit einem Skateboard und Blutdurst durch die nächtliche Stadt zieht.
„A Girl Walks Home Alone At Night“ ist ein visuell-faszinierender Horrorfilm, der als Schwarzweiß-Film daherkommt und sich jeglicher räumlicher und zeitlicher Einordnung verweigert. So wirkt Arash wie 50er-Jahre-Ikone James Dean in „…denn sie wissen nicht, was sie tun“, obwohl der Film nicht in den USA spielt. Die iranisch-amerikanische Regisseurin Ana Lily Amirpour hat mit ihrem Debütfilm einen Vampirstreifen geschaffen, der einen feministischen Blick auf die bekannten Genrekonventionen wirft und so ein einzigartiges Filmerlebnis schafft. Ihr könnt den Film bei Amazon oder einem anderen Streaming-Anbieter leihen oder kaufen.
„Little Women“ (2019)
Greta Gerwig, die schon mit „Ladybird“ Zuschauer*innen und Kritiker*innen verzauberte, hat es mit „Little Women“ geschafft, dem bekannten Romanklassiker von Louisa May Alcott ein neues und originelles Gewand zu verpassen. Der Film dreht sich um die vier Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen), die in den USA des 19. Jahrhunderts versuchen, ihr Glück in der Liebe und im Leben zu finden. Zuschauer*innen bekommen hier aber kein trockenes Historiendrama, sondern einen emotionalen und auch lustigen Coming-of-Age-Film, der zeigt, dass Rechte von Frauen damals wie heute aktuell sind.
Gerwig verleiht der Geschichte der March-Schwestern einen besonderen Kniff. Denn der Film wird nicht chronologisch, sondern zeitlich versetzt erzählt, sodass die Schicksale der Figuren noch enger miteinander verwoben sind. Trotzdem ist „Little Women“ dank einer klaren Farbkomposition aber keineswegs kompliziert und überzeugt mit authentischen, ehrlichen weiblichen Figuren und einem cleveren Ende. Greta Gerwig war vor allem als Schauspielerin aktiv, bevor sie mit ihrem Debütfilm „Ladybird“ den Schritt hinter die Kamera wagte und nun zu den populärsten US-amerikanischen Regisseurinnen zählt. Ihr könnt den Film bei Amazon oder einem anderen Streaming-Anbieter leihen oder kaufen.
„Candyman“ (2021)
1992 hat Bernard Rose mit „Candyman’s Fluch“ einen der wenigen Horrorfilme gemacht, in denen das Leben von Schwarzen Menschen thematisiert wird. Die US-amerikanische Regisseurin Nia DaCosta ist mit „Candyman“ noch einen Schritt weitergegangen. Ihre Mischung aus Fortsetzung und Reboot muss sich vor dem ersten Film und der Kurzgeschichte „Das Verbotene“ von Clive Barker, auf der die Filme basieren, keineswegs verstecken und denkt die Thematik konsequent weiter.
Im Mittelpunkt steht erneut der Candyman, ein übernatürlicher Killer, der immer dann auftaucht, wenn man seinen Namen dreimal in einen Spiegel sagt. Diesmal wird der Künstler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II) in den Candyman-Fluch hineingezogen und muss erkennen, dass er eine besondere Verbindung zu dem Killer hat. DaCosta („Little Woods“) hat mit „Candyman“ einen visuell-spannenden Horrorfilm inszeniert, der die Schicksale von People of Color dezidiert in den Fokus rückt und Zuschauer*innen nachdenklich zurücklässt. Ihr findet den Film im WOW-Abo.
„The Virgin Suicides“ (1999)
Der Coming-of-Age-Fim „The Virgin Suicides“ erzählt die Geschichte von den fünf Lisbon-Schwestern, die in einem Vorort von Chicago in den 1970er-Jahren eine anhaltende Faszination auf eine Gruppe männlicher Freunde ausüben. Lux (Kirsten Dunst), Mary (A.J. Cook), Cecilia (Hanna Hall), Therese (Leslie Hayman) und Bonnie (Chelse Swain) werden von ihren religiösen Eltern in ihrem Alltag eingeschränkt, versuchen haben trotzdem ein normales Teenagerleben zu führen.
Sofia Coppola, Tochter von „Der Pate“-Regisseur Francis Ford Coppola, hat mit ihrem Debütfilm „The Virgin Suicides“ den gleichnamigen Roman von Jeffrey Eugenides meisterhaft verfilmt. Obwohl der Film aus der Sicht der Nachbarjungen erzählt wird, liegt der Fokus auf die Erfahrungen von jungen Teenagerinnen, die trotz der düsteren Thematik mit einer warmen Leichtigkeit und Nostalgie inszeniert sind. Mit „Marie Antoinette“, „The Bling Ring“ und „Die Verführten“ hat Coppola noch eine Reihe weiterer Filme geschaffen, in denen die weibliche Perspektive eine wichtige Rolle spielt. Ihr könnt den Film bei Amazon oder einem anderen Streaming-Anbieter leihen oder kaufen.
„Promising Young Woman“ (2020)
„Promising Young Woman“ ist ein bittersüßer Thriller von Emerald Fennell. Im Mittelpunkt steht Cassie (Carey Mulligan), die nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin auf einen Rachefeldzug geht. Dazu lockt sie vermeintlich hilfsbereite Männer aus Bars an und geht mit ihnen nach Hause, nur um ihnen ihre eigenen niederträchtigen Absichten vor Augen zu führen.
Die britische Filmemacherin Emerald Fennell beweist mit ihrem Debütfilm ein unglaubliches Feingefühl für die sensiblen Themen von Missbrauch und Vergewaltigung. „Promising Young Woman“ überzeugt mit einprägsamen Figuren, wunderschönen Szenenbilder und einem tollen Soundtrack. Dafür wurde sie 2021 auch mit einem Oscar in der Kategorie „Bestes Originaldrehbuch“ belohnt. Ihr findet den Film im WOW-Abo.
„American Psycho“ (2000)
Christian Bales („The Dark Knight“) Darstellung des Serienkillers Patrick Bateman zählt sicherlich zu seinen ikonischsten Rollen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Bret Easton Ellis erzählt „American Psycho“ die Geschichte eines reichen New Yorker Bankers, der ein Doppelleben als Mörder führt, der wahllos andere Menschen umbringt und sich immer mehr in seinen Gewaltfantasien verliert.
Mit „American Psycho“ ist die kanadische Regisseurin Mary Harron für einen der bekanntesten Horrorfilme verantwortlich, der die Grenze zwischen Horror und schwarzer Komödie verschwimmen lässt. Besonders beeindruckend ist natürlich Christian Bales Performance, der es schafft, das Abdriften in den mörderischen Wahnsinn wie kein Zweiter darzustellen. Harrons Inszenierung dieser Figur tut ihr Übriges, um für ein bedrückendes Filmerlebnis zu sorgen. Ihr findet den Film im Lionsgate-Channel bei Amazon.