Das Sterben ist eine dreckige Sache. Das macht der Western des dänischen Regisseurs Kristian Levring ("The Intended", "Wen du fürchtest") unmissverständlich klar, wenn Mads Mikkelsen ("James Bond 007 - Casino Royale", "Hannibal") mordend den Tod seiner Frau und seines Sohnes rächt. "The Salvation" ist ein reinrassiger Rachewestern mit einem überschaubaren, auf das Wesentliche reduzierten Plot. Ein typischer Vertreter des Spätwesterns, also jener Unterart des Genres, die in den 1960er Jahren entstand und zu der Filme wie Sam Peckinpahs "The Wild Bunch" zählen. Sie hören auf, den Wilden Westen zu glorifizieren, und zeigen eine entzauberte, dreckige Welt, in der die größte Gefahr für die Menschen nicht mehr von der Wildnis ausgeht, sondern von der Zivilisation, die sie selbst hierher gebracht haben. Dem dänische Einwanderer Jon widerfährt in "The Salvation" ein großes Unrecht, das er nur mittels Waffengewalt aus der Welt schaffen kann. Nicht nur wegen dem großartigen, stoisch-melancholischen Spiel von Mads Mikkelsen ist Levrings Film ein gelungener Vertreter seiner Art.
Man merkt "The Salvation" deutlich an, dass Kristian Levring das Genre ganz offensichtlich liebt. Sicherlich wird die Handlung von Actionszenen im weitesten Sinne vorangetrieben, von Mord und Rache, Schießereien und Verfolgungsjagden. Aber Levring nimmt sich auch Zeit, die Landschaft gebührlich in Szene zu setzen, und er nimmt seine Figuren sehr ernst. Wenn Jon von den Bewohnern von Black Creek im Stich gelassen wird, ist das eine deutliche Parallele zu Fred Zinnemanns Klassiker "High Noon".
"The Salvation" ist ein harter, stellenweise bedrückende Western. Die Figurenkonstellation ist klassisch: Es gibt den moralisch legitimierten Helden und den übermächtigen Antagonisten, gegen den der Held sich zur Wehr setzen muss. Rache und Gerechtigkeit liegen sehr nahe beisammen in diesem Film, allein das ist verstörend. Hinzu kommt, dass die Gewalt nie Spektakel ist, sondern dreckig und hässlich inszeniert.
Mit Mads Mikkelsen, Eva Green ("James Bond 007 - Casino Royale", "Sin City 2: A Dame to Kill For") und Jonathan Pryce ("Brazil", "Fluch der Karibik") ist der Film hochkarätig besetzt, und obwohl er aus Dänemark kommt und in Südafrika gedreht wurde, wirkt er wie ein amerikanischer Western. Für Regisseur Kristian Levring eine Selbstverständlichkeit: "Die Geschichte des Wilden Westens ist auch unsere Geschichte", erklärt der Regisseur und weist damit auf eine Tatsache hin, die man oft vergisst: Auch die Cowboys, die amerikanischsten aller Archetypen, waren englische, irische oder eben dänische Einwanderer. Zwei von ihnen die beiden von Mads Mikkelsen und Mikael Persbrandt gespielten Brüder Jon und Peter bescheren uns jetzt wieder einen absolut sehenswerten Western, wie sie heute viel zu selten sind.
Fazit: "The Salvation" ist ein atmosphärischer, stellenweise bedrückender Rachewestern mit einem großartigen Mads Mikkelsen in der Hauptrolle.