In einem Interview sprach Marvel-Star Jessica Alba über die Vorbildfunktion der beliebten Marvel-Filme. Diese seien ihr „noch immer zu weiß“.
Auch wenn die Einnahmen jüngster Superheld*innenfilme des Marvel Cinematic Universe (MCU) zuletzt massive Einbrüche ab der zweiten Woche zu verbuchen haben – „Thor: Love and Thunder“ und „Black Widow“ brachen um 68 Prozent ein, während „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ einen Einbruch um 67 Prozent erlitt –, ist das MCU noch immer das erfolgreichste Kino-Franchise überhaupt.
Erfolg bedeutet Reichweite und Reichweite bedeutet Verantwortung. Um es also mit Onkel Bens Worten zu sagen: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“. Anders gesagt: Die Filme des MCU haben die Möglichkeit, eine Vorbildfunktion einzunehmen und das Milliardenpublikum auf aller Welt nicht nur zu unterhalten, sondern auch anzuleiten, Werte zu vermitteln.
Und einen dieser Werte vermisst Jessica Alba im MCU: Diversität. Die 41-Jährige weiß, wovon sie spricht. Als Tochter eines mexikanischstämmigen US-Amerikaners und einer Kanadierin mit dänischen und französischen Wurzeln hatte sie zu Beginn ihrer Karriere Schwierigkeiten in Hollywood, an Hauptrollen zu kommen. Offenbar galt sie aufgrund ihres Aussehens als „exotisch“. Klingt erst einmal nicht sonderlich auffällig als Begriff, jedoch wird mit dem Adjektiv impliziert, dass es einen „normalen Standard“ gibt in Bezug auf das Aussehen. Und das wiederum ist rassistisch.
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Nicht zuletzt dank der Streamingdienste wurde eine Plattform geschaffen, um internationalen Produktionen jenseits von Hollywood mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und auf diese Weise einen Zugang zu anderen Kulturen zu gewähren. Dennoch nicht genug, wie Alba gegenüber Glamour UK wissen lässt. Vor allem beim Platzhirsch der Industrie, Marvel Studios, sei noch viel Luft nach oben:
„Selbst wenn man sich die Marvel-Filme anschaut – das sind die größten Treiber für Fantasie und das, was in der Unterhaltungsbranche aktuell passiert, weil sie die ganze Familie erreichen –, sind sie noch immer ziemlich weiß. Ich würde sagen, ich war damals eine der wenigen… Und das war noch bevor Marvel an Disney verkauft wurde. Aber es ist noch immer… so ziemlich mehr vom Gleichen.“
Bevor man ihr jetzt das Wort im Mund umzudrehen versucht: Alba behauptet nicht, dass es keinerlei Diversität gibt. Black Panther, Shang-Chi, Ms. Marvel und auch Echo sind nur einige, die man sofort nennen kann. Vielmehr meint die Schauspielerin, dass noch immer nicht das volle Potenzial in dieser Hinsicht ausgeschöpft wird. Dazu muss man sich nur die Hauptfigur der jüngsten Filme aus der Marvel Phase 4 anschauen: In fünf der sechs Filme war diese kaukasischer Herkunft. Das ist es, was Alba meint. Und auch in vier der nächsten fünf Filme wird die Hauptfigur weiß sein, wie ihr unserem Video entnehmen könnt.
Jessica Alba war Teil der Fantastic Four
Als Alba 2005 und 2007 in den beiden „Fantastic Four“-Filmen als Dr. Susan Storm alias Invisible Woman zu sehen war, gab es das MCU noch nicht einmal. „Iron Man“ sollte erst ein Jahr nach dem zweiten Teil in den Kinos laufen. Schon da bestand die Konkurrenz aus zumeist kaukasischstämmigen Superheld*innen. Geändert hat sich das bis heute nur marginal. Natürlich könnte man als Comic-Purist*in das Argument zücken, dass sich die Macher*innen doch lediglich an der jeweiligen Vorlage orientieren würden. Allerdings hat Marvel Studios durchaus Geschlecht und Herkunft gewisser Charaktere im MCU verändert. Mar-Vell (Annette Bening) in „Captain Marvel“ etwa.
Den Vogel schoss das Studio mit „Doctor Strange“ ab: Beim Ältesten wurde nicht nur das Geschlecht, sondern auch die Herkunft geändert. Dabei wäre die Rolle eine Möglichkeit gewesen, mehr Diversität ins Spiel zu bringen. Stattdessen wurde die Figur mit Tilda Swinton besetzt. Marvel Studios wurde dafür heftig kritisiert. Kevin Feige, Marvel Studios‘ Präsident und COO von Marvel Entertainment, gestand später, dass sie mit dieser Entscheidung einen Fehler gemacht hatten. Für Alba geht es bei der Forderung nach mehr Diversität aber nicht um den Selbstzweck:
„Ich denke, dass es für die jüngeren Menschen, die unsere zukünftigen Führungskräfte sein werden, wichtig ist, die Welt auf dem Bildschirm oder in Geschichten zu sehen, in den Träumen, die wir als Unterhalter*innen erschaffen; sie spiegeln die Welt wider, in der sie leben.“
Und um das Ganze nun zu verdauen, gibt es ein Marvel-Quiz für euch: