Das Kinojahr 2018 neigt sich dem Ende. Anlass genug für die kino.de-Redaktion, ihre ganz persönliche Liste über die Lieblingsfilme des Jahres bekannt zu geben. In unserer Bilderstrecke präsentieren wir euch die Top 3 jedes Redakteurs.
Philipp: „Molly’s Game“
Wenn der persönliche Lieblingsdrehbuchautor sein Regie-Debüt gibt, mischt sich die Vorfreude auf das Projekt mit einer nicht zu unterschätzenden Portion Skepsis: Kann das funktionieren? Mit „Molly’s Game“ bewies Aaron Sorkin 2018 endlich und längst überfällig, dass er seine brillanten Skripte auch mit seinen eigenen Vorstellungen umsetzen kann. Getragen von einer fantastisch spielenden Jessica Chastain und einem emotional-ausbrüchigen Idris Elba zeigt „Molly’s Game“, dass Biopics auch wahnsinnig unterhaltsam inszeniert sein können. Die DVD & Blu-ray des Films erhaltet ihr u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Under the Silver Lake“
- Platz 3: „Score: A Film Music Documentary“
Susan: „Call Me By Your Name“
Nackte Füße, dicht behangene Aprikosenbäume, 80er-Jahre-Hits und eine Sommerliebe in Norditalien, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt – Luca Guadagnino hat mit „Call Me By Your Name“ wohl einen der schönsten Filme der letzten Jahre auf die Kinoleinwand gebracht. Die sich nur langsam anbahnende Liebschaft zwischen dem amerikanischen Doktoranden Oliver (Armie Hammer) und dem jungen Schüler Elio (Timothée Chalamet) strotzt vor Sinnlichkeit, Geheimniskrämerei und unendlicher Erleichterung, wenn die ersten Unsicherheiten einmal ausgeräumt sind. Ein einzigartiger Liebes- und Sommerfilm, der durch mehrfache Kinobesuche konserviert werden wollte (erst fünf stellten mich zufrieden) und seitdem meine konstante Verehrung genießt. Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Den Film gibt es u.a. bei Amazon.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
Dennis: Für mich ist der beste Film des Jahres bereits im Januar gestartet, wo er kurz darauf mit 7 Nominierungen auch als Favorit bei den Oscars ins Rennen ging. Erzählt wird die Geschichte von Mildred Hayes (Frances McDormand), die nach dem Mord an ihrer Tochter verbittert darauf wartet, dass der Fall endlich aufgeklärt wird. Da sich der Mörder nicht ausfindig machen lässt und die Polizei in ihren Augen weiter untätig bleibt, will sie mit drei großen Werbetafeln wieder auf den Fall aufmerksam machen. Damit bringt sie allerdings eine ganze Kleinstadt gegen sich auf. Die eigentliche Stärke des Films, nämlich das herausragende Drehbuch, das auf unkonventionelle Weise den tragischen Plot mit schwarzhumorigen Elementen füttert, ist bei der Vergabe der Oscars leider leer ausgegangen. Dafür gab es aber verdienterweise Auszeichnungen für Frances McDormand und Sam Rockwell, die hier zusammen mit dem ebenfalls nominierten Woody Harrelson großartige Darstellungen abliefern.
- Platz 2: „Lady Bird“
- Platz 3: „Wind River“
Marek: Regisseur Martin McDonagh wandelt in seinem erst dritten Langspielfilm erstaunlich sicher auf den Pfaden der Coen-Brüder und schafft es, eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren, der im Filmjahr 2018 niemand das Wasser reichen kann. Das Rachedrama um eine Mutter, die den gewaltsamen Tod ihrer Tochter nicht zu den Akten einer bräsigen Kleinstadt legen mag, ist eindringlich gespielt und wartet mit einem Finale auf, dass zu Diskussionen einlädt. Frances McDormand darf sich völlig zu Recht über ihren Oscar freuen, ebenso wie Sam Rockwell, dessen ambivalenter Film-Charakter der heimliche Star des Films ist.
- Platz 2: „Der Dolmetscher“
- Platz 3: „Sauerkrautkoma“
Andreas: „Three Billboards“ war dieses Jahr ein emotionales Kraftpaket sondergleichen. Die drei Darsteller spielen sich in der Tragikomödie gegenseitig an die Wand. Regisseur McDonagh gelingt es nicht nur gekonnt, diese drei Charakterdarsteller perfekt einzusetzen, er erschuf einen fesselnden, stets ausgewogener Mix aus kaum zu ertragendem Drama und mitreißender, absurder Komödie. „Three Billboards“ ist eine Liebeserklärung an die Vielschichtigkeit des Menschen und eine ermutigende Erinnerung, verloren geglaubte Menschen niemals aufzugeben. Und dass Liebe und Mitgefühl ein besserer Weg als Hass sind, ist eine Botschaft, die wir derzeit nicht oft genug hören können. Den Film erhaltet ihr u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Avengers: Infinity War“
- Platz 3: „Hereditary“
„BlacKkKlansman“
Kristina: Erzählt wird eine wahre, allerdings an etlichen Stellen dramaturgisch verfälschte Geschichte aus den 1970er Jahren, die uns vor allem eines über die aktuelle politische Lage lehrt: Rassisten sind Idioten, über die wir wunderbar lachen können. Allerdings hindert sie das nicht, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden und das Schicksal dieser Welt mitzubestimmen. Was wiederum gar nicht witzig ist.
- Platz 2: „Hereditary“
- Platz 3: „The Strangers 2: Opfernacht“
Theresa: „BlacKkKlansman“ von Spike Lee traut sich, politisch zu sein, und setzt sich damit von der Masse diesjähriger Filme ab. Aber er hat auch Witz und ist spannend, was ihn wiederum von anderen politischen Filmen unterscheidet. Tatsächlich ist es die Mischung dieser drei Aspekte, die ihn außergewöhnlich macht. Der Ku-Klux-Klan wird als Ansammlung von Idioten dargestellt, was ihn aber keinesfalls verharmlost, sondern bloß zeigt, dass Dummköpfe ungemein gefährlich sein können. Auch schlägt die Komik immer wieder in bitteren Ernst um, sodass einem das Lachen buchstäblich im Halse stecken bleibt. Ein Film, der unterhält und zum Nachdenken anregt — besser kann es kaum werden. Den Film findet ihr u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Widows“
- Platz 3: „Der seidene Faden“
Johannes: „Climax“
LSD und Psychotherapie — Gaspar Noé exorziert den Kulturbürger zur Musik von Aphex Twin und Rollin‘ & Scratchin‘ von Daft Punk. „Climax“ bannt pure Lebenskraft auf der Leinwand: haltlos, roh, mörderisch, geil — „Climax“ ist das Störsignal in deinem Gehirn. Danke für dieses Meisterwerk! DVD & Blu-ray könnt ihr u.a. bei Amazon vorbestellen.
- Platz 2: „Suspiria“
- Platz 3: „The Untamed“
Sebastian: „Wind River“
Als der Wildhüter Cory Lambert (Jeremy Renner) in der Einöde eines Reservats die barfüßige Leiche einer 18-jährigen Indianerin findet, ist die örtliche Polizei gezwungen, das FBI einzuschalten. Es ist jedoch nur die in Las Vegas stationierte Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) verfügbar, die auf das winterliche Wetter und die Mentalität der Menschen vor Ort nicht vorbereitet ist. Den bitterkalten und äußerst lebensfeindlichen Schauplatz des Films fand ich genau so beeindruckend wie die Eleganz, mit der die sozialen Missstände des Reservats mit dem Krimiplot verwoben sind. Eindrucksvoll fand ich ebenfalls, dass Gewalt hier mal wieder als etwas wirklich dreckiges und brutales gezeigt wird, und wie es dem Film trotz all seiner Tragik und Brutalität gelingt, in seinem Kern menschlich und zutiefst bewegend zu sein. Den Film findet ihr u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Spider-Man: A New Universe“
- Platz 3: „In den Gängen“
Teresa: „Hereditary - Das Vermächtnis“
Die besten Horrorfilme schaffen es, sich binnen Minuten im Kopf festzusetzen und sich von dort nicht mehr fortzubewegen. „Hereditary – Das Vermächtnis“ hat dies mit verstörender Bravour gemeistert, und dass, obwohl Regisseur Ari Aster hier seinen Debütfilm ablegt. Man merkt jedoch schnell, dass die minutiöse Planung von Kamerafahrten, Details für Miniaturen und eine Soundkulisse, die noch Monate später nur durch ein Schnalzen mit der Zunge ein Unwohlsein auslöst, von langer Hand geplant waren. Als i-Tüpfelchen liefert Toni Collette als geplagte Mutter eine Oscar-reife Performance ab. Diesen Film gibt es u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Avengers: Infinity War“
- Platz 3: „A Star is Born“
Helena: „Durch die Wand“
Der Dokumentarfilm über zwei Freikletterer, die eine unmögliche Wand bezwingen, hat alles, was einen guten Unterhaltungsfilm ausmacht: sympathische Hauptfiguren, spannende Twists und berührende Momente zum Lachen und Mitfühlen. Was „Durch die Wand“ besonders macht, sind jedoch weder die spektakulären Aufnahmen noch die spannende Geschichte, es ist vielmehr die Frage, welcher innere Teufel die Sportler bis zum Äußersten treibt. Ist es der persönliche Ehrgeiz, einen Rekord aufstellen zu wollen? Ist es die Liebe zum Sport, die alle anderen Bedürfnisse in den Schatten stellt? Gerade weil der Film weder wertet noch kommentiert, beginnt man seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Wir bewundern Sportler für ihre übermenschlichen Leistungen — das jahrelange Training, die vernachlässigten Beziehungen und körperlichen Rückschläge, um das alles beneiden wir sie nicht. „Durch die Wand“ zeigt, welche Bessenssenheit und eiserne Beharrlichkeit hinter jeder großen Tat steckt. Den Film findet ihr u.a. bei Amazon als DVD & Blu-ray.
- Platz 2: „Isle of Dogs“
- Platz 3: „A Beautiful Day“
Daniel: „Avengers: Infinity War“
Der achtzehnte Blockbuster des Marvel Cinematic Universe ist für mich der Film des Jahres: top-besetztes, überbordendes Actionkino, das comichafter nicht sein könnte. Dutzende Superhelden, quer durch‘s Universum verstreut, bieten einem Bösewicht die Stirn, der sie eher als leichte Irritation bei der Durchführung seines psychopathischen Plans zu sehen scheint. Und dieses Ende! Was „Das Imperium schlägt zurück“ für die Star-Wars-Reihe war, ist „Avengers: Infinity War“ für das MCU. Ganz gleich, wie das Endspiel der Heldentruppe 2019 ausgeht: Die Kinoversion des Infinity War hat die Messlatte für Blockbuster-Action höher denn je gelegt. Den Film erhaltet ihr u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Isle of Dogs“
- Platz 3: „Three Billboards“
Peer: „Black Panther“
Selten kommt man aus dem Kino und denkt, dass ein Film Teil von etwas Größerem ist. „Black Panther“ verschafft nicht nur afrikanischen Kulturen (und der Erfahrung von Kolonialismus und Sklaverei) eine im Blockbusterkino nie dagewesene Sichtbarkeit, sondern katapultierte sich damit auch noch in die Top 10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. In einigen Jahren werden wir wissen, ob 2018 einen Wendepunkt für Hollywood markierte, mehr Diversität auch in dieser Budgetgröße zuzulassen. Weitere Pluspunkte: Ein zumindest nicht unterfordernder Grundkonflikt, starke weibliche Identifikationsfiguren, differenzierte Charaktere, der cool futuristische Style. Das Superheldengenre kehrt zu seinen Wurzeln zurück – indem es den Marginalisierten eine Stimme gibt. Diesen Film gibt es u.a. bei Amazon.
- Platz 2: „Der Hauptmann“
- Platz 3: „Sorry to Bother You“