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Tideland: Nach dem Drogentod der Mutter reist die zehnjährige Jeliza-Rose mit ihrem Vater Noah, einem heroinabhängigen Rockmusiker, in die Prärie, wo er in einer Einöde in einer klapprigen Hütte groß wurde. Während Jeliza-Rose die Umgegend zu erforschen beginnt, nimmt auch der Vater Abschied von seinem irdischen Dasein. Völlig auf sich allein gestellt, mit der langsam verwesenden Leiche des Vaters als ständiges Mahnmal...

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Handlung und Hintergrund

Nach dem Drogentod der Mutter reist die zehnjährige Jeliza-Rose mit ihrem Vater, einem heroinabhängigen Rockmusiker, in die Prärie, wo er in einer Einöde in einer klapprigen Hütte groß wurde. Während Jeliza-Rose die Umgegend zu erforschen beginnt, nimmt auch der Vater Abschied von seinem irdischen Dasein. Völlig auf sich allein gestellt, mit der langsam verwesenden Leiche des Vaters als ständiges Mahnmal, zieht sich das einsame Mädchen mehr und mehr zurück in eine morbide Fantasiewelt, in der sie neue Freunde findet.

Die kleine Jeliza-Rose hat’s nicht leicht mit ihren lebensuntüchtigen, drogenkranken Hippie-Erzeugern und flüchtet deshalb vor der Realität gerne in eine bizarre Fantasiewelt zu ihren Freundinnen, den abgetrennten Barbiepuppenköpfen. Als ihre Mutter das Zeitliche segnet, zieht Jeliza-Rose mit dem Daddy auf eine heruntergekommene Farm, wo sie in einer exzentrischen Nachbarin und deren halbverrückten, jüngeren Bruder zur Abwechslung zwei menschliche Freunde findet. Gemeinsam verwandelt man den Hof in ein kleines Paradies.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Terry Gilliam
Produzent
  • Peter Watson,
  • Jeremy Thomas,
  • Gabriella Martinelli
Darsteller
  • Jodelle Ferland,
  • Janet McTeer,
  • Brendan Fletcher,
  • Jeff Bridges,
  • Jennifer Tilly,
  • Adlon Adair,
  • Wendy Anderson,
  • Sally Crooks
Drehbuch
  • Terry Gilliam
Musik
  • Jeff Danna,
  • Mychael Danna
Kamera
  • Nicola Pecorini
Schnitt
  • Lesley Walker

Kritikerrezensionen

    1. Mitten in der endlosen Steppe muss sich Jeliza-Rose nach dem Tod ihres Vaters allein zurechtfinden. In einer Region, die nur als Durchfahrtsland genutzt wird, beginnt sie ihrer Phantasie in der Einsamkeit freien Lauf zu lassen. Glühwürmchen bekommen Namen, Eichhörnchen beginnen zu sprechen und Haie schwimmen durch die Felder.

      Terry Gilliam hat neben „Brothers Grimm“ mit „Tideland“ ein viel persönlicheres und gleichermaßen poetischeres Werk geschaffen. Verkantete und unruhige Bilder gehen einher mit in goldenes Sonnenlicht getauchten, atemberaubenden Landschaften. Klassische Motive des Horrorfilms dürfen hier natürlich nicht fehlen. Tote Bäume und skurrile Artefakte künden bald Unheil an. Als Jeliza-Rose mit ihrem Vater in das verfallene Landhaus der Oma zieht, wird das schmuddelige Interieur visuell zu einer Hochglanzoptik ästhetisiert, begleitet von einem fülligen und doch immer jeden Moment akzentuierenden Soundtrack. Es ist bemerkenswert, wie hier jeder Augenblick perfekt Inszeniert ist und sich in das Gehirn einbrennt.

      Mit vielen Details wird eine immer wieder aufs Neue überraschende Geschichte erzählt. Ein modernes „Alice im Wunderland“ für Erwachsene, das dennoch von kindlicher Phantasie nur so strotzt. Nur selten ist die Handlung eines Films so bizarr und unberechenbar wie in Tideland. Es wird lediglich soviel Vorahnung auf Ereignisse erzeugt, dass diese für einen Suspense reicht und ein verstörendes Umfeld um Jeliza-Rose erzeugt. Ihr kindlicher Freund Dickens vertreibt sich schließlich die Zeit mit gefährlichem Spielzeug, Dickens Schwester Dell lebt selbst in einer wahnsinnigen Scheinwelt und Jeliza-Roses Eltern waren Junkies und sind jetzt tot.

      „Tideland“ wirft die Frage auf, in welchem Maße Phantasiewelten uns bedrohen können und verführt uns gleichzeitig durch seine märchenhafte Erzählung. Gilliam stellt eine hässliche Welt schön dar. Der Junkie-Daddy ist eigentlich ein sympathischer Rocker-Cowboy, den wir und auch Jeliza-Rose lieben (müssen). Dickens wird von Jeliza-Rose nicht als körperlicher und seelischer Krüppel gesehen, sondern als gleichaltriges Kind. Und die Hexenfigur Dell kann zwar Furcht einflößen, dennoch sucht Jeliza-Rose ihren Respekt und bewundert sie. Was eine raue und harte Milieustudie sein könnte, ist ein in Gold getauchtes Märchen. Das ist es, was an „Tideland“ verstörend wirken kann. Der Film behandelt sein Sujet nicht unreflektiert, aber er codiert es in psychologisch bedeutungsschwangere Bilder. So wird Omas altes Landhaus bald mit weißer Farbe übertüncht, unter der dennoch der alte Dreck hervortritt. Jeliza-Roses Vater weist bald erschreckende Ähnlichkeit zu den Puppenköpfen auf und zahlreiche präparierte Tiere in Dell’s Haus erinnern immer mehr an „Psycho“. Die entvölkerte Steppe zwingt uns zudem die Identifikation mit Jeliza-Rose auf – sie ist noch die „Normalste“ in einem Irrenhaus.

      Jodelle Ferlands authentisches Schauspiel kontrastiert zudem die oft bewusst überzogenen Darstellungen ihrer Mitspieler. Der Tod von Jeliza-Roses Mutter wird anfangs gar ins groteske übersteigert: Jeliza-Rose, die eben noch in Mutters Armen lag, stellt sachlich folgerichtig fest, dass sie jetzt alle Schokoriegel für sich haben kann. Der Humor von „Tideland“ entsteht somit gleichermaßen durch Skurrilität und Trockenheit, wodurch die Atmosphäre des Films ebenso gelockert, aber nie gebrochen wird. Terry Gilliam präsentiert mit „Tideland“ vielleicht seinen perfektesten Film und zeigt sich in Hochform.

      Fazit: Beeindruckend inszeniertes Märchen für Erwachsene. Terry Gilliam ist wieder da.
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