Mit „Totally Killer“ hat Amazon eine erfrischende Horrorkomödie im 80er-Setting veröffentlicht, die durch einen genialen Kniff fortgesetzt werden kann.
Alljährlich nutzen Filmschaffende, egal ob aus Hollywood oder aus dem Independent-Bereich, die Nacht der Geister, um neue Horrorfilme auf das geneigte Publikum loszulassen. Stets darum bemüht, einen potenziellen neuen Halloween- und Horror-Klassiker zu erschaffen. Nicht allen Freddy-Krueger-, Ghostface- und Jason-Voorhees-Verschnitten ist es vergönnt, mehr als einmal zuzustechen: zu groß ist die Konkurrenz und nicht selten zu uninspiriert die Horrorgestalten.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgte dagegen Regisseurin Nahnatchka Khan („Always Be My Maybe“) mit ihrer erfrischenden Horrorkomödie „Totally Killer“, den ihr mit einem Prime-Abo ab sofort ohne zusätzliche Kosten auf Amazon streamen könnt. Zugegeben, der Killer in diesem Film ist mit seiner Max-Headroom-Gedächtnismaske und der Wahl seines Mordwerkzeugs nicht gerade erinnerungswürdig. Man könnte sogar sagen, recht langweilig. Denn er geht generisch vor, trifft Entscheidungen, die seine Killer-Intelligenz in Frage stellen und hat ein Motiv, das den Verdacht im Grunde viel zu leicht auf ihn lenken würde, wäre da nicht die Inszenierung, die dem Publikum diese Information bis zum entscheidenden Moment vorenthält.
Doch es ist der fantastische, weil im Grunde so einfache Storykniff des Zeitreisens, der diese Horrorkomödie glänzen lässt: Ganz so wie im Kultklassiker „Zurück in die Zukunft“, der hier liebevoll zitiert wird, wird die Hauptfigur, Kiernan Shipka („Chilling Adventures of Sabrina“) als Teenie Jamie Hughes, in die Vergangenheit ins Jahr 1987 zurückversetzt. Just in dem Augenblick, als der Sweet-Sixteen-Killer sie töten will. Mit dem Wissen um die grausamen Morde – und die Opfer – vor 35 Jahren, setzt sie daraufhin alles daran, diese ungeschehen und den Killer dingfest zu machen. Aber mit einer Sache konnte sie dabei nicht rechnen – mit den Achtzigern.
„Zurück in die Zukunft“ war dabei nicht der einzige Kultfilm aus diesem prägenden Jahrzehnt, wie Filmemacherin Khan im Interview mit /Film verrät. So ist wahrscheinlich auch der Name Hughes ein Verweis auf einen der wichtigsten Filmschaffenden der Hollywood-Achtziger:
„Ich denke, für das 80er-Element waren all diese John-Hughes-Teenie-Filme definitiv [Einflüsse], so wie ‚L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn‘, ‚Breakfast Club – Der Frühstücksclub‘, ‚Pretty in Pink‘. ‚Heathers‘ war auch einer davon. Diese Art Mädchengruppe in unserem Film in den 80er-Jahren. Und dann ist ‚Scream‘ natürlich auch ein großer Berührungspunkt, der das Genre vermischt und die Gratwanderung vollführt hat, von der wir sprachen. Es ist witzig, auch in unserem Film haben wir die Tatsache versucht, zu berücksichtigen, dass Kiernan [Shipka] aus dem Jahr 2023 all diese Bezüge hat, als sie ins Jahr 1987 zurückreist. ‚Zurück in die Zukunft‘ war da bereits seit 1985 veröffentlicht.“
Falls ihr noch ein paar Horrortipps für euren Filmabend an Halloween benötigt, wir hätten da welche im Video.
„Totally Killer 2“: Zeitreise in die Zukunft?
– Achtung: Es folgt ein Spoiler zu „Totally Killer“! –
Eines steht fest: „Totally Killer“ kommt beim Publikum ganz offensichtlich gut an: Auf der Bewertungsseite Rotten Tomatoes gibt es hierfür 85 Prozent bei den Kritiken und 83 Prozent vom Publikum. Auf der Filmdatenbank IMDb gibt es hingegen gute 6,8/10 Punkte. Das schreit doch geradezu nach einer Fortsetzung. Und wie Khan wissen lässt, gibt es einen entscheidenden Hinweis im Film, der einem weiteren Film den Weg bereiten könnte:
„Unser Kameramann [Judd Overton] hat immer wieder darauf hingewiesen – sogar während der Dreharbeiten: ‚Weißt du, am Ende des Films gibt es immer noch eine Zeitmaschine in den 80er-Jahren.‘ Ohne etwas zu verraten, lassen wir unseren Film also offen. Denn es gibt noch immer eine Zeitmaschine, die sich im Jahr 1987 befindet, also ist alles möglich. Sicherlich Zeitreisen, aber die Tür ist offen.“
Wir erinnern uns: Jamie Hughes reist mit einem zur Zeitmaschine umfunktionierten Fotoautomaten in der Zeit zurück, kehrt aber am Ende mit dem Fahrgeschäft Quantum Drop in ihre Zeit zurück. Der Fotoautomat verbleibt also im Jahr 1987. Jemand könnte also mit dieser Maschine entweder in die Zukunft reisen und morden oder noch etwas weiter zurück und verhindern, dass Jamie Hughes den Sweet-Sixteen-Killer jemals aufhält – vorausgesetzt, die Person ist technisch begabt und kann diese reparieren. Aber selbst wenn das nicht gelingen sollte, ist da noch die Zeitmaschine, mit der Nachahmungstäter Chris Dubasage (Jonathan Potts) in die Vergangenheit gereist ist, um den Mythos und sein Gewerbe zu schützen. Die Möglichkeiten sind also vielfältig. Es braucht nur einen kreativen Ansatz. Und daran sollte es den Verantwortlichen nach „Totally Killer“ nicht mangeln.
Als wahre Horror-Geeks erkennt ihr mit Sicherheit jede dieser Gestalten allein an ihrer Kleidung, oder? Testet euer Wissen: