Die Welt hat ein Müllproblem. Jeden Tag produziert der Mensch Unmengen davon und belastet damit die Erde. Leidtragende sind Pflanzen, Tiere und letzten Endes auch der Mensch. Der Schauspieler Jeremy Irons nimmt den Zuschauer in dem Dokumentarfilm von Candida Brady mit auf die Erkundung eines erschreckenden globalen Phänomens: der Übermüllung unserer Erde, deren Belastung durch unverrottbare Plastikabfälle oder auch toxische Chemikalien noch zugenommen hat. Irons reist quer über den Erdball, zu Plätzen, die im Grunde wunderschön sind und doch Gefahr laufen, im Abfall zu ersticken. Ob Deponien, Verbrennungsöfen, Vergiftungen durch Gase und Schadstoffe - all diese vielfältigen Probleme und ihre ökologischen Auswirkungen auf Flora und Fauna werden aufgezeigt, unterlegt mit vielen Fakten und Hintergrundinformationen und gänzlich unpathetisch. Irons fungiert hier als Sprachrohr für die Öffentlichkeit, befragt Wissenschaftler und engagierte Umweltaktivisten, die nicht nur Probleme, sondern auch Lösungsmöglichkeiten und Auswege aufzeigen. So vermittelt der Film auch konstruktive Ansätze, die ultimative Katastrophe noch zu verhindern. Bevor die Erde im Müll versinkt. Ein wichtiger und lehrreicher Film über ein globales Thema, das uns alle angeht.
Jurybegründung:
Diese Dokumentation führt eindrücklich vor Augen, welche Ausmaße das Problem der globalen Müllproduktion erreicht hat. Zu der düster atmosphärischen Musik von Vangelis reist Jeremy Irons um die Welt, und besucht Orte, an denen deren Konsequenzen besonders verheerend zu Tage treten. So etwa eine riesige illegale Müllhalde im Libanon, von der aus ein großer Teil des Mittelmeers verschmutzt wird. Um die Folgen von Dioxinvergiftungen deutlich zu machen, die eine unvermeidliche Folge der weltweiten Verbreitung von Plastik ist, reiste er nach Vietnam, wo auch heute noch viele Kinder mit grauenhaften Missbildungen zur Welt kommen, die auf die Entlaubungsaktion durch die amerikanischen Truppen im Vietnamkrieg durch das dioxinhaltige Agent Orange zurückzuführen sind. Dies sind die brutalsten Bilder des Films, der sorgfältig recherchiert ist und Umweltsünden an solch unterschiedlichen Orten wie Indonesien, Frankreich und Island aufzeigt, aber auch Lösungsansätze wie die nachhaltige Müllverarbeitung in San Franzisco anbietet. Dabei springt die Regisseurin Candida Brady ein wenig episodenhaft zwischen den verschiedenen Aspekten des Problems hin und her. So wird vieles angerissen, aber kaum tiefer analysiert. Umso wichtiger ist die Rolle von Jeremy Irons, dessen Präsenz und Erzählstimme (deren Wirkung in der deutsch synchronisierten Fassung allerdings weitestgehend verloren geht) die dramaturgisch eher disparaten Teile verbindet. So ist dies auch ein Reisefilm, in dem immer wieder Irons im Lokalkolorit gezeigt wird, wie er auf die zum Teil apokalyptisch erscheinenden Müllmassen reagiert und wie er Betroffene, Fachleute und Aktivisten befragt. WEGGEWORFEN ist ein wichtiger Film, der deutlich macht, wie schleichend diese globale Gefahr sich verbreitet, und welche Ausmaße sie erreicht hat. So sind die winzigen Plastikteile, die aus dem Meer gefischt werden, letztendlich fataler als die riesigen stinkenden Müllberge, weil durch sie das ?-kosystem noch radikaler verändert wird und keine Lösung für die Überproduktion an Plastik erkennbar ist. Dennoch ist dies kein pessimistischer Film - er will aufklären und Alternativen zur im mehrfachen Sinne des Wortes herrschenden Wegwerfgesellschaft aufzeigen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)