Als straßenschlauer „Tatort“-Kommissar Yalcin Gümer spielte sich der Hamburger Fahri Yardim in den vergangenen drei Jahren in die A-Liga deutscher Fernsehstars. „2016 könnte Yardim das ‚Tatort‘-Revier dann komplett übernehmen“, schrieb der „Spiegel“ bereits nach Folge zwei.
(Das Interview erscheint exklusiv im The Red Bulletin Magazin.)
The Red Bulletin: Herr Yardim, die klassische Einstiegsfrage an einen „Tatort-Kommissar - also wo waren Sie letzten Sonntag zwischen 20:15 und 21:45 Uhr?
Fahri Yardim (zieht sein Smartphone aus der Hosentasche und scrollt durch den Kalender): Ich habe mir das Basketballspiel Alba Berlin gegen Bamberg angesehen. Mein Kumpel Lucca Staiger spielt bei Bamberg. Nach der Partie waren wir gemeinsam italienisch essen.
„Sonntag um 20.15 Uhr spürst du die Luft knistern, weil du weißt, dass Millionen Menschen gerade das Gleiche erleben wie du.“
Die „Tatort“-Krimireihe stammt aus dem Jahr 1970. Trotzdem sehen regelmäßig mehr als zehn Millionen Menschen zu. Nur Fußball-WM-Spiele schaffen ähnliche Quoten. Was macht diese Serie so erfolgreich?
Der „Tatort“ ist eine Konstante in wilden Zeiten. Gleichzeitig bleibt er modern, weil er Deutschland zeitgemäß erzählt. Sonntag um 20.15 Uhr spürst du die Luft knistern, weil du weißt, dass Millionen Menschen gerade das Gleiche erleben wie du. Außerdem kann man über jede „Tatort“-Folge wunderbar streiten. Ist es nicht großartig, wenn Twitter während der Sendung explodiert? Ich stehe drauf, mir die Postings durchzulesen. Das hat pseudo-masochistische Züge.
„Leidenschaft ist Tils Erfolgsgeheimnis.“
Ist es Ihnen unangenehm, wenn Sie bessere Kritiken bekommen als der eigentliche Star der Serie?
Gestört haben mich die positiven Kritiken nicht, das wäre kokett. Aber ich lasse mich davon nicht blenden: Meine Rolle ist als Ausgleich zu Tils impulsivem Kommissar angelegt. Wer das übersieht, hat nicht verstanden, wie wir als Team funktionieren.
„Wir wollten einen großen deutschen Actionfilm machen.“
Es fällt trotzdem auf, dass gerade Herr Schweiger immer wieder hart kritisiert wird. Woran liegt das?
Til macht, was er für richtig hält – egal was andere von ihm denken. Dadurch wird er angreifbar. Er ist ein Nullopportunist in einer Welt, in der es viele Opportunisten gibt.
Ist das sein Erfolgsgeheimnis?
Leidenschaft ist Tils Erfolgsgeheimnis.
„Das Leben wartet dort, wo du Kontrolle aufgibst.“
Diesen Monat kommt Ihr Ermittlerduo mit einem „Tatort“-Film in die Kinos. Was kann ich als Zuseher erwarten, was ich nicht schon im Fernsehen gesehen habe?
Wir wollten einen großen deutschen Actionfilm machen. Ein Projekt, von dem andere nur reden. Wir haben in Hamburg, Istanbul und Moskau gedreht. Es ist eine Reise durch fantastische Städte, von der jede ihre ganz eigene Stimmung in den Film bringt. Für eine Szene sind wir in Moskau um vier Uhr morgens mit einem Mähdrescher auf den Roten Platz gefahren. Das war wahrscheinlich der absurdeste Moment meiner Schauspielkarriere.
Den Sie, wie Ihre restlichen Dreharbeiten, beinahe nicht erlebt hätten. Sie wollten eigentlich Lehrer werden.
Stimmt. Ich habe Deutsch und Erziehungswissenschaften studiert. Ich war knapp davor, fertig zu werden, als ich mein Studium schmiss. Es war ein dummer Moment, um aufzuhören. Und genau deshalb war er perfekt. Das Leben wartet dort, wo du Kontrolle aufgibst. Ich war als Kind relativ ängstlich. Aber ich blieb immer neugierig. Irgendwann erkannte ich, dass Angst auch ein Kompass sein kann. Ein Hinweis auf ein Defizit und somit eine Chance. Wenn du dich deinen Ängsten stellst, kannst du deine Persönlichkeit erweitern. Angst ist nützlich, in wirklich gefährlichen Situationen. Aber wir unterwerfen uns zu oft diffusen Ängsten, zum Beispiel auch im Beruf.
„Wenn du dich deinen Ängsten stellst, kannst du deine Persönlichkeit erweitern.“
Nachdem Sie Ihr Studium geschmissen hatten, spielten Sie Nebenrollen in Ethno-Komödien wie „Kebab Connection“ oder dem Gangsterfilm „Chiko“. Kann man von den Gagen solcher Jobs die Miete bezahlen?
Nicht lange. Geld verheißt Sicherheit. Aber es korrumpiert auch deine Lebendigkeit. Ich breche lieber eine Lanze für die Unsicherheit, als jedem zu empfehlen, den sicheren Pfad zu gehen.
„Gerade Männer wenden viel Kraft auf, um eine falsche Fassade aufrecht zu halten.“
Was habe ich davon?
Schwächen anzuerkennen ist eine herrliche Emanzipation. Wer eine Schwäche akzeptiert, verbraucht keine Energie mehr, um sie zu verbergen. Gerade Männer wenden viel Kraft auf, um eine falsche Fassade aufrecht zu halten. Dabei sind die Personen dahinter meist viel interessanter.
Welche Schwäche Fahri Yardim zuletzt verheimlicht hat, lesen Sie in der kompletten Geschichte in der aktuellen Ausgabe des „The Red Bulletin“, die am 9. Februar, und auf www.redbulletin.com.
Aktuell ist Fahri Yardim als „Tatort“-Kommissar Yalcin Gümer in „Tschiller: Off Duty“ im Kino zu sehen.
Copyright Text: The Red Bulletin, Andreas Rottenschlager
Copyright Bilder: © Christoph Voy