Tuvalu: Surreal-verträumtes Drama im Stil der Filme von Jeunet und Caro, in dem ein junger Mann um den Fortbestand eines alten Schwimmbades und die Liebe seines Lebens kämpft.
Schon mit seinen Kurzfilmen und Werbespots gab Veit Helmer eine Kostprobe seines Könnens. Sein erster langer Spielfilm ist ein fantastischer Trip in die nostalgische Welt eines alten Schwimmbades, wo surreale Bilder und dramatische Liebesgeschichte eine außergewöhnliche Allianz eingehen.
Schon die Entstehungsgeschichte ist filmreif. Die Idee, einen Spielfilm über ein Schwimmbad zu drehen, kam Veit Helmer bereits 1987, als er das Bismarck-Bad in Hamburg besuchte. Schon in den nächsten Tagen entstanden erste Entwürfe eines Drehbuches, dann folgte das Studium an der HFF München mit sechs Kurzfilmen, 1995 griff der Jungregisseur die Idee wieder auf und arbeitete mit Michaela Beck drei Jahre am Drehbuch. Die Finanzierung gestaltete sich schwierig - ein Debutfilm ohne deutsche Schauspieler und quasi ohne Dialoge verschreckt Verleiher. Buena Vista International, Filmboard Berlin-Brandenburg, FFA und zwei Rundfunkanstalten stemmten dann das 1,75 Mio schwere bzw. leichte Projekt, Unterstützung kam auch von den Geyer-Werken. Die einjährige Suche nach einem Hallenbad mit morbidem Charme führte in Sofia zum Erfolg. Ende Juni 1998 fiel die erste Klappe für die 70tägigen Dreharbeiten. Das Resultat ist ein märchenhafter Film, dessen Figuren kaum reden, dafür aber handeln und gestikulieren. In einem baufälligen Hallenbad treffen sich die skurillsten Typen unter den Augen eines jungen Bademeisters, der seinem blinden Vater per Tonband ein Bad voll planschender Gäste vorgaukelt, sich in eine attraktive Eva verliebt, mit seinem Bruder bis aufs Messer streitet, den offiziellen Bad-Inspektor hinters Licht führt und, wenn am Ende alles zusammenstürzt, mit der Geliebten auf einem mit einer Dampfmaschine versehenem Motorboot der Trauminsel „Tuvalu“ entgegentuckert. Helmer weckt Assoziationen an die Stummfilmzeit und an „
Delicatessen“ von Jeunet & Carot. Wie schon in „Surprise“ tüftelt er an Maschinen herum, die um die Wette rotieren und rattern, und ständig repariert werden. Mit „Tuvalu“ gelang ihm ein kleines Wunderwerk mit großem Schauwert, das wieder Sehen und Hören lehrt, auf Gefühle und Gesten setzt. Und die Schauspieler mit ihren unverbrauchten und ausdrucksstarken Gesichtern, die für einen Bruchteil der normalen Gage arbeiteten, sind eine Offenbarung. Nicht umsonst wurden über 1100 Mimen zu Probeaufnahmen eingeladen. Dazu ein Sounddesign und eine Kamera vom Feinsten, aufwendige Modelltrickaufnahmen, koloriertes Schwarz-Weiß-Material, das sollte die Zuschauer reizen. Nicht umsonst wurde „Tuvalu“ schon mit Preisen überschüttet: u.a. „Bester Filmschnitt“ in Lünen, Eastman-Förderpreis und Preis für die Beste Ausstattung in Hof, Publikumspreise in Kiev und Lünen. mk.