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Ummah - Unter Freunden: Mit einem Bauchschuss überlebt V-Mann Daniel seinen Undercover-Einsatz im Neonazi-Milieu denkbar knapp. Frustriert will er den Dienst quittieren, seine skrupellosen Vorgesetzten schicken ihn aber nach Berlin-Neukölln, wo er in einer Bruchbude monatelang untertauchen und dabei Verletzung sowie Zweifel kurieren soll. Der deprimierte Drogenabhängige lernt Elektrohändler Abbas und seinen Kumpel Jamal kennen, die ihn gastfreundschaftlich...

Handlung und Hintergrund

Mit einem Bauchschuss überlebt V-Mann Daniel seinen Undercover-Einsatz im Neonazi-Milieu denkbar knapp. Frustriert will er den Dienst quittieren, seine skrupellosen Vorgesetzten schicken ihn aber nach Berlin-Neukölln, wo er in einer Bruchbude monatelang untertauchen und dabei Verletzung sowie Zweifel kurieren soll. Der deprimierte Drogenabhängige lernt Elektrohändler Abbas und seinen Kumpel Jamal kennen, die ihn gastfreundschaftlich in ihr familiäres Netz aufnehmen. Als Daniel ganz aussteigen will, schlägt der Verfassungsschutz zurück.

Mit einem Bauchschuss überlebt V-Mann Daniel seinen Undercover-Einsatz im Neonazi-Milieu denkbar knapp. Frustriert will er den Dienst quittieren, seine Vorgesetzten schicken ihn aber nach Berlin-Neukölln, wo er in einer Bruchbude monatelang untertauchen und dabei Verletzung sowie Zweifel kurieren soll. Der deprimierte Drogenabhängige lernt Elektrohändler Abbas und seinen Kumpel Jamal kennen, die ihn gastfreundschaftlich in ihr familiäres Netz aufnehmen. Als Daniel ganz aussteigen will, schlägt der Verfassungsschutz zurück.

Ein V-Mann aus dem Neonazi-Umfeld taucht ausgerechnet in Neukölln unter und findet dort neue Freunde. Beachtliches Spielfilmdebüt, das Versatzstücke des Verschwörungsthriller mit Einblicken in den Neuköllner Kiez verbindet.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Cüneyt Kaya
Produzent
  • Sarah Blaßkiewitz,
  • Angélique Kommer,
  • Anatol Nitschke,
  • Hans Weingartner
Darsteller
  • Frederick Lau,
  • Kida Khodr Ramadan,
  • Burak Yigit,
  • Mona Pirzad,
  • Sami Nasser,
  • Robert Schupp,
  • Eray Egilmez,
  • Tamer Arslan,
  • Cetin Ipekkaya,
  • Eleonore Weisgerber,
  • Anneke Kim Sarnau,
  • Christian Kahrmann,
  • Ugur Polat,
  • Ugur Polat
Drehbuch
  • Cüneyt Kaya
Musik
  • Frank Schreiber,
  • Paul Wollstadt
Kamera
  • Sebastian Bäumler
Schnitt
  • Cüneyt Kaya,
  • Laylah Naïmi
Ton
  • Paul Wollstadt

Kritikerrezensionen

    1. Das Culture-Clash-Drama "Ummah – Unter Freunden" will mit einer bewegenden Geschichte Berührungsängste gegenüber Muslimen in Deutschland überwinden helfen. Das Spielfilmdebüt des deutsch-türkischen Regisseurs Cüneyt Kaya ("Home from Home", Co-Regie bei "Die Summe meiner einzelnen Teile") ist in doppelter Hinsicht mutig und optimistisch. Zum einen schlägt die Geschichte einen kühnen Bogen zwischen einem V-Mann des rechtsradikalen Milieus und einer Gruppe arabischer Berliner Bürger. Zum anderen wurde die No-Budget-Produktion ohne Filmfördergelder und Unterstützung von Fernsehanstalten verwirklicht. Vermutlich auch deswegen verfügt der engagierte Film über eine so deutliche eigene Handschrift.

      Es ist ein ziemlicher Spagat, den Daniel Klemm in Neukölln hinlegt. Sein Rücken ziert das in der Skin-Szene verwendete Tattoo „Schwarze Sonne". Der Film lässt es zwar offen, ob er die Ideologie der rechten Szene teilte, aber den Umgang mit Türken und anderen Muslimen ist Daniel eindeutig nicht gewöhnt. Da klopft Dina (Mona Pirzad), eine junge afghanische Nachbarin, an seine Tür, um ihn mit einem Kuchen willkommen zu heißen. Daniel reagiert irritiert und schließt ihr die Tür vor der Nase zu.

      Holprig verläuft auch das Kennenlernen von Abbas und Daniel. Hier spielt der Film ironisch mit Vorurteilen in den Köpfen der Zuschauer, um sie genüsslich zu widerlegen. Die unbeschwerte Offenheit der muslimischen Gemeinschaft – übersetzt Ummah - schenkt Daniel Geborgenheit. Aber der Film thematisiert auch Konflikte, etwa die häufigen Polizeikontrollen, denen die Neuköllner allein wegen ihres Aussehens ausgesetzt sind. Außerdem betont er, welche Meinungsvielfalt in dieser Bevölkerungsgruppe herrscht.

      Frederick Lau spielt Daniel als unbeholfenen Underdog, dem die seelische Not Falten auf die Stirn zeichnet. Wie er kann man sich der natürlichen Freundlichkeit von Abbas und seinen Leuten nicht verschließen. Die Geschichte könnte dabei auch gut auf den trotz aktueller Bezüge unglaubwürdigen Plot mit dem bösen Verfassungsschutz verzichten, der nur dazu dient, die Spannung zu schüren.

      Fazit: Mit herzlichen, sympathischen Charakteren zeichnet "Ummah – Unter Freunden" ein sehenswertes Porträt einer arabisch-muslimischen Kiezgemeinschaft in Berlin, das Vorurteile abbauen hilft.
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      1. Kurztext

        Daniel arbeitet schon seit mehreren Jahren für den Verfassungsschutz. Die stetigen Einsätze als verdeckter Ermittler haben den jungen Mann zermürbt. Eines Tages kommt es zu einer Schießerei, bei der Verdächtige sterben und nach der Daniel sich nur noch wünscht, abzutauchen ins „ganz normale Leben“. Wenigstens für eine kurze Zeit. Von seinem Chef wird er in Berlin Neukölln untergebracht. Nach und nach lebt sich Daniel im Kiez ein und wird von der größtenteils türkisch-arabischen Nachbarschaft freundschaftlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Doch auch wenn Daniel neue Freunde findet und sich ein kleines Zuhause schafft, holt ihn eines Tages seine Vergangenheit und die Erwartungen seines Arbeitgebers ein. Aus der Perspektive Daniels wird dem Zuschauer in Cüneyt Kayas Film die türkisch-arabische Kultur näher gebracht. Diese ist mit solch wunderbar skurrilen und doch zutiefst authentischen Charakteren bestückt, dass man in jeder Szene die Wärme und Freundschaft spürt. Die größte Wandlung durchlebt sicherlich Daniel, intensiv und grandios von Frederik Lau verkörpert, der vom außen stehenden Beobachter und Fremden zu einem Teil der Gruppe wird und in der Gemeinschaft eine Familie findet. Für die ist er bereit zu kämpfen. Bis zum bitteren Ende. Kaya erzählt geradlinig und konsequent und scheut auch nicht vor typischen Culture-Clash-Situationen zurück. Doch nicht eine Sekunde macht der Film sich über die Figuren lustig, denn gegenseitiger Respekt und Freundschaft bestimmen die Handlung. Ein wichtiger Debütfilm mit positiver Botschaft für das Miteinander der Kulturen.

        Gutachten

        In Cüneyt Kayas Kinodebüt kommt es knüppeldick: Ein Geheimdienstaussteiger nimmt eine Auszeit, und obwohl er eigentlich nur seine Ruhe möchte, lässt er sich darauf ein, seine neue, ihm vollkommen fremde Nachbarschaft in Berlin Neukölln kennen und schätzen zu lernen. Doch dann holt seine Vergangenheit ihn ein.

        Dieses Kinodebüt zeichnet sich vor allem durch die hervorragende Führung und Leistung des Hauptdarstellers Frederik Lau aus. Sein Spiel ist in allen Momenten derart nuancenreich, überzeugend und mitreißend, dass man ihm nur zu gerne durch sein neues Leben folgt. Ihm ist es auch zu verdanken, dass man der Geschichte die eine oder andere Drehbuchschwäche verzeiht, vor allem im Bezug auf die Rolle des Geheimdienstes, der immer wieder nah an Karikaturniveau herangeführt wird. Kaya hat Neukölln hervorragend beobachtet, alle Haupt- und auch die Nebenfiguren des Kiezes zu einer Lebenswelt verdichtet, die auch für Außenstehende glaubhaft erscheint. Immer wieder ertappt sich der Zuschauer bei der Überprüfung eigener Vorurteile, immer wieder bricht das intelligente Drehbuch mit Erwartungshaltungen.

        Der Bewertungsausschuss hat sehr lange und intensiv über die Rolle des Geheimdienstes diskutiert, in wie weit dieser Gegenpol grob vereinfacht dargestellt werden musste, um die Geschichte nicht zu sehr vom Kern abweichen zu lassen, oder ob eine bessere Differenzierung von Davids Gegenpol dem Fluss und der Glaubwürdigkeit der Geschichte gut getan hätte. Der Einsatz von Stereotypen ist legitim, die Schwarz-weiß-Zeichnung hier jedoch sehr grob ausgefallen, zumal das sehr dick aufgesetzte Ende wie ein politisches Statement wirkt und damit vom Kern des Films ablenkt.

        Da aber die positiven Aspekte der Inszenierung überwogen, vor allem die Darstellung der archaischen Welt, das differenzierte Porträt des Miteinanders in Neukölln und auch der ein oder andere selbstironische Blick auf diese in Teilen noch immer in sich geschlossenen Gesellschaft, hat sich doch eine Mehrheit für die Erteilung des höchsten Prädikates entschieden. Cüneyt Kaja ist ein überraschendes und auch überraschend starkes Debüt gelungen, dass neugierig macht auf die weitere Karriere dieses begabten Drehbuchautors und Regisseurs.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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