Un amour de jeunesse: Romanze um eine junge Frau, die nach mehreren Jahren und Liebschaften feststellt, dass sie immer noch ihren ersten Freund, den sie mit 15 Jahren kennengelernt hat, liebt.
Persönlich gefärbte Geschichte einer großen Jugendliebe und das Überleben nach Enttäuschung und Trennung.
Mit ihren 30 Jahren kann Mia Hansen-Love schon auf drei Filme zurückblicken, die ihren Ruf als französische Arthaus-Regisseurin festigen: „Tout est pardonné“ (2007), Le Pére de mes enfants (2009), „Un amour de jeunesse“ (2011), eine nicht geplante Trilogie über das Überleben nach Verlust oder Trennung, das Vergehen von Zeit, der Stärke von Empfindungen, das Alleinsein nach Schicksalsschlägen, aber auch über die Beharrlichkeit, sich selbst zu finden und ein Stück Freiheit zu gewinnen.
Wie in ihrem ersten Film, führt sie auch in ihrer neuen intimen Chronik die Mischung aus feiner Narration, Reife und intensiver Exploration von Gefühlen fort. In drei Kapiteln erzählt sie von einer 15Jährigen, die sich 1999 in einen 19-Jährigen verliebt, eine Besitz ergreifende Passion. Für sie heißt Liebe totale Aufgabe, für ihn gegenseitige Freiheit. Als er von Paris nach Südamerika aufbricht und die Briefe immer seltener werden, bricht eine Welt für die Enttäuschte zusammen. Es folgt ein Sprung ins Jahr 2003: der Freund hat sich gar nicht mehr gemeldet, ihre Eltern sind geschieden, sie studiert inzwischen Architektur, kehrt aber in kleinen Trippelschritten ins Leben zurück dank ihres Professors, der ihr emotionale Stabilität bietet. Bald sind sie ein Paar. Vier Jahre später trifft die junge Frau den Weitgereisten wieder, wird seine Geliebte und muss sich entscheiden zwischen fataler Illusion und wahrer Geborgenheit.
Hansen-Love zeichnet sensibel eine Love-Story voller Hoffnung, Schmerz und Fragilität, entlarvt Widersprüche, die der menschlichen Existenz Sinn geben. Dabei macht sie auch vor Pathos und Kitsch nicht Halt. Da rauschen die Bäume, zittert das Gras, umschmeicheln Sonnenstrahlen das zärtliche Paar auf einer Lichtung. Unklar bleibt der Grund dieser Obsession, denn neben heißem Sex wird sich heftigst um Kleinigkeiten gezankt, auch die neue Beziehung bleibt im Ausdruck vage, lässt Platz für Interpretationen. Der Mix aus psychologischer und analytischer Tiefenforschung ist manchmal anstrengend und die Leidensfähigkeit des Zuschauers ist vielleicht nicht so groß wie die der unglücklichen Heldin. In einer Szene verlässt das ungleiche Paar diskutierend ein Kino. Er kritisiert den Liebesfilm als typisch französisch, zu prätentiös und zu Dialoglastig, sie begeistert sich an der Gefühlstiefe. Zwei Ansichten, die auch das deutsche Publikum spalten könnten. mk.