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Fakten und Hintergründe zum Film "Defiance - Unbeugsam"

Fakten und Hintergründe zum Film "Defiance - Unbeugsam"

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Über die Produktion

„Mag sein, dass man uns wie Tiere jagt. Aber wir lassen uns nicht zum Tier erniedrigen. Wir haben uns dafür entschieden, frei zu leben, als Menschen, so lange es uns möglich ist. Jeder Tag, den wir in Freiheit leben, ist wie ein Sieg. Und sollten wir bei dem Versuch zu leben dennoch sterben, so sterben wir wenigstens als Menschen.“

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(Tuvia Bielski, DEFIANCE)

Im Sommer 1941 befand sich Hitlers Armee auf dem Vormarsch. Nicht mehr lange, und Europa würde sich dieser überwältigenden Macht geschlagen geben müssen. Für viele Millionen Menschen würde es den sicheren Tod bedeuten. Für die Bielski-Brüder – drei junge jüdische Bauernsöhne aus einer abgelegenen Gegend Weißrusslands – bedeutete es allerdings etwas anderes: einen Ruf zu den Waffen, den sie nicht verweigerten und der nicht nur ihren Mut auf eine harte Probe stellen sollte, sondern auch ihre Beziehung als Brüder und ihre Bereitschaft, sich gegen das Böse aufzulehnen, das sie umgab. Denn sie führten Hunderte ihrer Glaubensgenossen in einen verzweifelten Überlebenskampf, der schier aussichtslos schien.

Edward Zwick, von der Kritik gefeierter Regisseur von Filmen wie GLORY und BLOOD DIAMOND, hat diese einzigartige, unbekannte Geschichte für die Leinwand aufbereitet: als bewegendes Action-Drama über das komplizierte Wesen von Rache und Erlösung, über die Stärke der Gemeinschaft und den Willen zum Überleben, selbst dann, wenn alle Hoffnung verloren scheint.

Die Filmemacher ließen größte Sorgfalt walten, um eine Geschichte wiederaufleben zu lassen, die für sich genommen schon bemerkenswert genug ist. Fast noch entscheidender ist aber, dass sie damit eine aufregende Realität beleuchten, die im Kino bislang so gut wie ignoriert wurde: den mutigen Widerstand jener Juden, die nicht kampflos untergehen wollten. Ähnliches hatte Zwick mit seinem Oscar®-prämierten Film GLORY geleistet, als er darin ein unbekanntes Kapitel des US-Bürgerkriegs über ein ausschließlich aus Schwarzen bestehendes Regiment aufschlug.

„Die herkömmliche Ikonographie des Holocaust“, sagt Edward Zwick, „zeigt Juden als Opfer. Für mich war es wichtig, dieses Bild vielschichtiger zu zeichnen – zu verdeutlichen, dass es einen Unterschied gab zwischen Passivität und Ohnmacht, dass der Impuls zum Widerstand immer vorhanden war. DEFIANCE handelt von denen, die zurückschlagen konnten, aber er handelt auch vom ewigen Konflikt zwischen Rachedurst und dem Wunsch, Leben zu retten. Er erzählt eine Geschichte, die uns veranlasst zu fragen: Was hätte ich unter diesen Umständen getan? So wird der Film für jeden Zuschauer zu einer sehr persönlichen Erfahrung.“

Produktion: Die Geschichte

Die Geschichte der Bielski-Brüder und jener Siedlung, die sie in den dunklen, winterlichen Wäldern Weißrusslands gründeten, ist eine der faszinierendsten Episoden der jüngeren Geschichte – und trotzdem nahezu unbekannt. Erstmals sprach sie sich, wenn auch nur kurz, gegen Kriegsende im Jahr 1944 herum. Damals bot sich der nicht-jüdischen örtlichen Bevölkerung plötzlich ein überraschender, beinahe surrealer Anblick, als mehr als 1200 Juden aus den tiefen Wäldern heraus traten. Zunächst glaubten die Bewohner, es handelte sich um Geister. Denn wie hätte es diesen vergleichsweise wenigen Juden gelingen sollen zu überleben, wo doch viele Tausende von ihnen in die Konzentrationslager geschickt worden waren?

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Bruchstückhaft verbreitete sich die Geschichte, durchsetzt von Gerüchten und Gerede. In Zeiten, als der Antisemitismus zunahm, wuchsen die Bielski-Brüder auf dem elterlichen Bauernhof in Stankevich auf – einer Gegend, die heute zu Weißrussland gehört, vor dem Zweiten Weltkrieg aber unter sowjetischer Herrschaft stand. Die Brüder waren athletische, charismatische Burschen, und sie galten als rauflustige Rebellen mit einer gesunden Abneigung gegen jede Autorität. Nachdem die Nazis im Juni 1941 einmarschiert und das Land mit massiven Angriffen aus der Luft und zu Boden besiegt hatten, erkannte man schnell, dass die Bielski-Brüder potentielle Unruhestifter waren. Sowohl die SS als auch die örtliche Polizei nahmen sie ins Visier.

Innerhalb kürzester Zeit ereigneten sich mehrere Tragödien: Die Eltern der Bielski-Brüder und zahlreiche Verwandte, darunter Tuvias kleine Tochter und seine Frau, starben bei Massenexekutionen von mehr als 4000 Juden im Ghetto von Novogrudok. Die Brüder konnten ihre nackte Haut retten, indem sie in den nahe gelegenen Wald flüchteten – ein riesiges, dicht bewachsenes Areal, das sie seit ihrer Kindheit kannten. Dort versteckten sie sich vor ihren Verfolgern und bildeten eine Partisanengruppe, die entschlossen gegen die Nazi-Besatzer und ihre Kollaborateure kämpfte. Was als reiner Überlebenskampf und Rachefeldzug begann, entwickelte sich jedoch schnell zu etwas, das die ursprüngliche Zielsetzung bei weitem übertraf: zur Aufgabe, so viele Juden wie möglich zu retten, junge und alte, reiche und arme. Unter Tuvias Führung wurde diese Mission erfolgreicher als in ihren kühnsten Träumen.

Nach einer Weile wagten es die Bielskis sogar, in die Ghettos zurückzukehren. Sie verhalfen den Juden, die dort hilflos auf ihre Deportation und den sicheren Tod im Konzentrationslager warteten, zur Flucht. Nachdem sie monatelang von einer Sekunde zur anderen ihre Sachen packen mussten, um sich andernorts in Sicherheit zu bringen, errichteten sie schließlich eine Siedlung im Wald von Naliboki, lebten in Erdbunkern (sogenannten Ziemlankas) und bauten dort ein Krankenhaus, eine Mühle, eine Metallwerkstatt, eine Bäckerei, ein Badehaus, ja sogar ein Theater und eine Synagoge. Trotz des Grauens, das sie umgab, nannten die Bewohner ihre Siedlung „Jerusalem im Wald“, weil es darin so vital und betriebsam zuging.

Die Kunde von ihrem Triumph breitete sich aus, und die Zahl der Bewohner nahm ständig zu. Schließlich lebten Flüchtlinge aus allen Lebensbereichen im Wald: Ärzte und Anwälte, Bauern und Zimmerleute, Frauen und Männer, und alle arbeiteten und kämpften gleichberechtigt nebeneinander. Obwohl die Not immer größer wurde – sie litten an Hunger und ansteckenden Krankheiten, wurden von feindlichen Patrouillen und interner Zwietracht bedroht –, versuchten sie, ein weitgehend normales Leben zu führen und sich ihre Hoffnung und ihre Menschlichkeit zu bewahren. Kinder gingen zur Schule, Paare verliebten sich und heirateten, Junge und Alte leisteten im Rahmen des Möglichen ihren Beitrag. Auf diesem Wege entstand eine verschworene Gemeinschaft.

Unterdessen setzten die Nazis hohe Kopfgelder auf die Brüder aus. Damit wollten sie verhindern, dass ihr fast schon legendärer Ruf weiter zu jenen drang, die sich verzweifelt an jede Hoffnung klammerten. Dennoch: Die Siedlung im Wald prosperierte. Unentbehrlich dafür waren die Kämpfer, eine behelfsmäßige Partisanen-Truppe, die die Gemeinschaft schonungslos verteidigte und feindliche Dörfer plünderte, um an Lebensmittel, Vorräte und Waffen zu gelangen, ohne die sie verloren gewesen wären. Dabei gingen sie ebenso extrem und todbringend wie effektiv zur Sache. Die Bielski-Gruppe – unter den Partisanen, die sich im Naliboki-Wald versteckten, als „Bielski Otriade“ bekannt – entwickelte sich nicht nur zur größten jüdischen Partisanen-Gruppe in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Sie fügte den Deutschen auch größere Verluste zu und rettete mehr Juden als jede andere Gruppe. Schätzungen zufolge gab es mehr als 20000 Juden, die sich in ganz Osteuropa in Partisanengruppen organisierten, und obwohl etliche Gruppierungen in den Wäldern überlebten, darunter die Zhukov- und Zorin-Otriaden, waren diese deutlich kleiner als die Bielski-Otriade.

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Als der Krieg endete, wäre die Geschichte der Bielski-Brüder beinahe für immer in Vergessenheit geraten. Tuvia und Zus emigrierten zunächst nach Israel, später nach New York. Dort arbeiteten sie als Taxi- und LKW-Fahrer und führten das unauffällige Leben von Durchschnittsamerikanern. Nur zögerlich sprachen sie über die Vergangenheit, selbst mit ihren Kindern – dafür begannen andere Überlebende von jenen Menschen zu berichten, die sie gerettet hatten. „Ohne die Bielskis“, sagte Sulia Rubin im Jahr 2000 zu einem Journalisten der New York Times, „hätte ich nicht überlebt. Waren Sie vollkommen? Nein, alle Menschen machen Fehler. Aber sie gehören zu mir, sie sind meine Familie, ich liebe sie.“

Erst nach Tuvias Tod im Jahr 1987 beschäftigten sich Forscher mit der Geschichte. Die wohl bekannteste ist Dr. Nechama Tec, emeritierte Soziologie-Professorin an der University of Connecticut, die 1993 das preisgekrönte Buch „Defiance: The Bielski Partisans“ veröffentlichte. Ihre Interviews mit den Überlebenden boten erstmals einen wirklichen Einblick in ihre bemerkenswerten Erfahrungen. Die Los Angeles Times nannte Tecs Buch „eines der erhebendsten, inspirierendsten Kapitel in der Holocaust-Chronik von Tod und Verzweiflung.“

Nachdem der Drehbuchautor Clayton Frohman Tecs Buch gelesen hatte, erschien es ihm unbegreiflich, wieso diese Geschichte eines erbitterten, mutigen jüdischen Widerstands nicht bekannter war. Die Menschen hatten zwar vom erfolglosen Aufstand im Warschauer Ghetto gehört oder von nicht-jüdischen Rettern wie Oskar Schindler. Doch Informationen über jüdischen Widerstand gab es so gut wie keine.

„Ich bin jüdisch erzogen worden, habe viel über den Holocaust gelesen, und mein Vater kämpfte als US-Soldat im Zweiten Weltkrieg. Deshalb war ich der Meinung, dass ich die meisten interessanten Geschichten aus jener Zeit schon kannte. Aber ich hatte noch nie etwas von den Bielskis gehört“, erinnert sich Frohman. „Ich wusste sofort, dass dies eine Geschichte ist, die unbedingt erzählt werden muss, weil sie von Menschen handelt, die sich nicht unterwarfen, sondern zurückschlugen. Mein Leben lang hatte ich nur von Juden gehört, die Opfer waren: hilflos, resigniert, verdammt. Irgendwie war das ganz im Sinne der Nazis – dass wir Juden nur als Opfer sehen. Und um ein Haar hätten sie damit Erfolg gehabt. Für mich ist dieser Film so wichtig, weil er einen Teil der ganz großen Geschichte erzählt, der beinahe für immer verloren gewesen wäre.“

Als sie gemeinsam ein Spiel der Dodgers besuchten, gab Frohman Nechama Tecs Buch an seinen Freund Edward Zwick weiter. „Als Regisseur gelingt es Ed, sensibles mit epischem Kino zu verbinden, tiefgründige Charakterstudien mit der großen Spannung von lebensgefährlichen Ereignissen zu verknüpfen. Für uns bot sich mit diesem Film die Chance, jene Art von epischem Action-Drama zu drehen, die heute kaum noch gemacht wird.“

Zwick genügte eine einzige Lektüre, um Frohmans Leidenschaft für die Geschichte nachzuvollziehen. Er nahm sich vor, alles in seiner Macht stehende zu tun, um diese Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Somit begann eine Zusammenarbeit, die länger als zehn Jahre währen sollte, ehe der fertige Film den Weg ins Kino fand. „Eines der größten menschlichen Bedürfnisse besteht doch darin, Zeugnis abzulegen und Erinnerung lebendig zu halten“, sagt Zwick. „Mit DEFIANCE wollte ich einen opulenten, aufregenden Unterhaltungsfilm drehen, fühlte mich aber auch denjenigen gegenüber verpflichtet, die diese Geschichte erlebt hatten. Es ist ja nicht nur eine aufregende Story. Aus ihr ergeben sich viele Fragen, und sie regt den Zuschauer zum Nachdenken darüber an, wie er selbst in jenen Tagen verhalten hätte. Außerdem hilft sie zu begreifen, welche Bedeutung diese Geschichte heute noch hat. Leider ist es so, dass wir auch gegenwärtig noch, zum Beispiel in Bosnien oder Darfur, Zeugen grausamer Völkermorde werden.“

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Produktion: Das Drehbuch

Es erwies sich als langwieriger, äußerst kniffliger Prozess, aus der wahren Geschichte der Bielski-Partisanen eine Filmhandlung zu destillieren. Eine Drehbuchversion nach der nächsten wurde verworfen. „Das Schreiben dieses Films“, sagt Clayton Frohman, „war für mich auch ein Akt des Glaubens. Ich hätte nie gedacht, dass wir tatsächlich eines Tages in Vilnius, wo mein Großvater geboren wurde, mit einer großartigen Besetzung diesen Film drehen würden. Für mich ging dadurch ein lebenslanger Traum in Erfüllung.“

Eine der größten Herausforderungen bei dem Versuch, die Geschichte nachzuerzählen, bestand darin, drei Jahre, die geprägt waren von beklemmenden Kämpfen, Rivalität unter Geschwistern und physischem Elend, auf einen Zwei-Stunden-Film zu verdichten. Obwohl es um wahre Ereignisse geht, sagt Edward Zwick, habe er nie die Absicht gehabt, eine Art Dokumentarfilm zu drehen. „Für mich handelt es sich um die Geschichte von leidenschaftlichen Menschen, die sich unter den fürchterlichsten Umständen ihre Humanität bewahren. Aber das Publikum soll nicht nur mit den Figuren mitfühlen, ich will, dass es vor lauter Spannung nicht mehr still sitzt, ein Gefühl, wie es nur im Kino erzeugt werden kann. Um das zu erreichen, mussten wir die Handlung aber nicht mal künstlich aufpeppen, denn die wahre Geschichte enthielt ja bereits alle aufregenden Zutaten.“

Edward Zwick wollte auf keinen Fall die von den Partisanen verübte Gewalt herunterspielen. „Die Bielskis waren keine Heiligen“, sagt Zwick. „Sie waren unvollkommene Helden, aber gerade das macht sie so authentisch und so faszinierend. Tief in ihrem Innersten entdeckten sie unerwartete, großartige Qualitäten. Während ihre Gemeinschaft wuchs und wuchs, mussten sie Führungsqualitäten entwickeln, Verantwortung übernehmen und das Beste aus sich herausholen. Sie mussten sich mit einer Reihe von schwierigen moralischen Fragen auseinandersetzen, die der Film dramatisch umsetzt, Fragen wie: Muss man selbst zum Monster werden, um Monster bekämpfen zu können? Muss man erst seine Menschlichkeit opfern, um die Menschheit zu retten?“

Andere Dinge, mit denen sich die Menschen im Wald beschäftigten, waren intimerer Natur. „Selbst in schlimmen Zeiten, und hier insbesondere im Krieg, bleiben Liebe und Sehnsucht bestehen. Menschen, die alles verloren haben, brauchen erst recht Trost und Beistand“, sagt Zwick. „Wer geliebte Menschen verloren hat, klammert sich in seiner Not an andere. Und so bildete sich in der Siedlung das Konzept der „Wald-Ehefrau“ und des „Wald-Ehemann“ heraus – das waren Beziehungen, die die Paare ebenso unter praktischen wie emotionalen Gesichtspunkten eingingen. Viele wussten ja nicht, was aus ihren Männern und Frauen geworden war, oder ob sie überhaupt noch lebten. Es war nur allzu menschlich, dass man sich unter diesen Umständen näher kam“, sagt Zwick. „Gut lässt das an der Beziehung zwischen Zus und Bella erkennen.“

Für Zwick war es wichtig, auf unverfälscht realistische Weise zu schildern, wie es ist, gejagt zu werden. „Der Zuschauer soll nachempfinden können, wie sich so eine Situation angefühlt hat“, sagt er. „Wie Menschen, die an die Zivilisation gewöhnt waren, plötzlich in Schmutz und Elend leben mussten, Kälte und Hunger ertrugen, ständig Angst hatten und sich verstecken mussten – und die auf diese Weise ihre ursprüngliche, primitive Natur entdeckten.“

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Die Tatsache, dass so viele Menschen unter enormem Druck Format zeigten und unvermutete Reserven an Mitgefühl und Mut in sich entdeckten, wird im Drehbuch deutlich unterstrichen. Zwick ist überzeugt, dass die wichtigste Figur des Films kein einzelner Charakter ist, sondern jene Gemeinschaft, die die Flüchtlinge bildeten. „Jeder für sich besaß seine Stärken, doch erst als Gruppe wurden Tuvia, Zus und Asael unbesiegbar“, sagt Zwick. „Die Gemeinschaft ist wie eine Figur, die mit der Zeit ihren Willen äußert und eine Identität annimmt. Zwischen den individuellen Bedürfnissen und dem Überleben der Gruppe als Ganzes entwickelt sich eine faszinierende Dynamik.“

Produzent Pieter Jan Brugge, der für THE INSIDER eine Oscar®-Nominierung erhielt und mit Zwick zuvor an GLORY gearbeitet hatte, sieht in der Thematik Parallelen zum amerikanischen Western. „Die Geschichte enthält Elemente, die an alte John-Ford-Filme erinnern – diese Vorstellung, dass man nicht nur ein raubeiniges, auf sich selbst gestelltes Individuum ist, sondern wie wichtig es ist, in welcher Beziehung man zu den anderen und der Gemeinschaft steht“, erläutert er. „Ich bin überzeugt, dass diese Geschichte heute noch große Aktualität besitzt, denn wir möchten doch alle Teil von etwas Größerem sein.“

Brugge war von Zwicks und Frohmans Drehbuch sehr angetan. „Es las sich spannend, versprach Größe und Format, war aber gleichzeitig sehr intim und bewegend. Eine vielschichtige Geschichte, wie man sie heute nur noch selten findet.“

Er spürte auch, dass Edward Zwick sich dem Material verpflichtet fühlte wie bei keinem seiner Filme vorher. „Ich glaube, dies ist in vielerlei Hinsicht Eds persönlichster Film“, sagt Brugge. „Und das gefiel mir. Denn ich bin überzeugt, dass man als Produzent nur dann einen guten Job machen kann, wenn der Regisseur eine klare Vision hat und ein tiefes persönliches Bedürfnis verspürt, eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Bei Ed traf beides zu.“

Produktion: Die Besetzung

Die Bielskis waren in vielerlei Hinsicht typische Brüder: Sie mochten sich und rivalisierten miteinander, sie waren unzertrennlich und trotzdem extrem selbständig. Edward Zwick hegte die Hoffnung, dass unter den Schauspielern, die er für diese Rollen engagiert hatte, eine ähnliche Dynamik aufkommen würde.

„Tatsächlich entwickelten Daniel und Liev hinter der Kamera eine liebevolle, von gespielter Konkurrenz und Frotzeleien geprägte Beziehung, die ihre gemeinsamen Szenen mit unerwartetem Humor und Gefühl anreicherte“, sagt Zwick. „Daniel und Jamie kamen sich ebenfalls sehr nahe. Dabei nahm Daniel gewissermaßen die Rolle des großen Bruders ein, der Ratschläge erteilt – vor und hinter der Kamera.“

Nachdem Craig für die Rolle des Tuvia zugesagt hatte, jenes Bruders, der die Führung der Wald-Gemeinschaft übernahm, kam die Arbeit an DEFIANCE so richtig in Gang. Craig, mit seiner ungeschminkten 007-Darstellung weltberühmt geworden, hatte sich davor mit einer Reihe von intensiven Leistungen in Filmen wie LAYER CAKE und MÜNCHEN einen Namen gemacht. Es war diese Bandbreite, die Zwick auf Daniel Craig aufmerksam werden ließ.

„Daniel ist ein bescheidener Mensch“, sagt der Regisseur, „aber gleichzeitig eine sehr starke Persönlichkeit. Er kann sich wunderbar selbst auf den Arm nehmen, und gleichzeitig strahlt er eine große Kraft aus. Er ist ein nachdenklicher Mensch, aber er lässt sich nicht schnell in die Karten gucken. Und außerdem hat er einen beeindruckenden Körper. Alle, die Tuvia Bielski kannten, bestätigen, dass er stark und charismatisch war. Obwohl Daniel jetzt ein großer Filmstar ist, weiß ich, dass er immer und in erster Linie ein mutiger, neugieriger Schauspieler sein wird.“

Daniel Craig gelang es, eine Figur zu erschaffen, die zupackt und tatkräftig ist und diese Taten gleichzeitig in Frage stellt. Mickey Bielski, Tuvias Sohn, beschreibt seinen Vater folgendermaßen: „Er war ein widersprüchlicher Mann. Für mich war er jemand, der schrecklich stark und dabei voller Güte war. Beides machte ihn aus, und manchmal hatte ich den Eindruck, dass diese Eigenschaften sich bekämpften.“

Für Craig ist Tuvia ein Held wider Willen – ein Mann, den die Umstände zwingen, über sich hinaus zu wachsen –, der nichtsdestotrotz auch stellvertretend für jene Menschen steht, die den Krieg nicht überlebten. „Tuvias Fähigkeit zu handeln und seine Bereitschaft, für andere gewaltige Risiken einzugehen, haben mich fasziniert“, sagt er. „Andererseits glaube ich, dass er sich nicht sonderlich von den meisten seiner Zeitgenossen unterschied. Nur, dass er Erfolg hatte und überlebte und wir deshalb seine Geschichte heute erzählen können.“

Tuvias Entscheidung, andere Menschen zu retten und auf Rache zu verzichten, hat Craig stark beeindruckt. „Sich zu sagen ‘Okay, es muss etwas getan werden, und ich bin derjenige, der es tun wird‘, das finde ich unglaublich. Er steckte so voller Leben und war von der Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielte, dermaßen betroffen, dass er einen Weg finden musste, daran etwas zu ändern. Das war auch die größte Herausforderung beim Spielen. Denn für Tuvia“, sagt Craig, „bestand die Motivation irgendwann nicht mehr darin, gegen die Nazis zu kämpfen, sondern eine Familie und eine Gemeinschaft zu gründen. Das motivierte alle bei ihrem Kampf ums Überleben. Für mich ist es das überragende Thema des Films.“

Obwohl Craigs Bewunderung für Tuvia deutlich wird, scheute er sich nicht, dessen zwiespältige Natur und seine Schwächen darzustellen, insbesondere seine Neigung, mit eiserner Faust zu regieren. „Im Lager benahm er sich im Grunde wie ein Diktator“, sagt Craig. „Doch die von ihm aufgestellten Regeln und Gesetze haben vermutlich dafür gesorgt, dass so viele überlebten. Daraus ergeben sich natürlich viele interessante Fragen. Seine Art, die Dinge anzugehen, war sehr aggressiv, und manches von dem, was er tat, ist unverzeihlich. Andererseits ist es unter den damaligen Umständen zumindest nachvollziehbar.“

Tuvia besitzt freilich auch eine sanfte, zärtliche Seite, die sich in der Beziehung zu seiner „Wald-Ehefrau“ Lilka offenbart. Zwischen beiden entsteht zunächst ein fragiles Vertrauensverhältnis. „Tuvia ist mit Sicherheit nicht auf der Suche nach Liebe“, erklärt Craig die Tatsache, dass sich Tuvia gegen jede Form von Intimität sperrt. „Als Lilka in sein Leben tritt, ist er völlig verunsichert, und das macht es in meinen Augen noch romantischer. Im wahren Leben blieben Tuvia und Lilka bis an ihr Lebensende zusammen, was ich bemerkenswert finde. Ich glaube, in einer solchen Situation ist dein Partner mehr als nur Freund oder Liebhaber – er ist jemand, der dir hilft, deine Menschlichkeit zu bewahren und deinen Überlebensinstinkt zu steigern.“

Während Tuvias Stärke und Zuverlässigkeit ihn zum geborenen Anführer machten, erwiesen sich das Charisma und die Sprunghaftigkeit seines jüngeren Bruders Zus als perfekte Grundlage für dessen Kämpfernatur. Zwick sieht in Zus‘ Entwicklung vom rachsüchtigen hin zum pflichtbewussten Mann eines der Hauptthemen von DEFIANCE. „Manchmal erkennen die Menschen ihr wahres Ich erst unter den fürchterlichsten Umständen. Zus gehört dazu, auf ihn wirkt die schreckliche Erfahrung geradezu befreiend“, sagt Zwick. „Anstatt Schmerz und Wut zu unterdrücken, verwirklicht er sich durch Gewaltausübung – und Liev Schreiber spielt diese Wandlung ungeheuer emotional.“

Schreiber hat als Theaterschauspieler bereits einen Tony Award gewonnen und auf der Leinwand ein Rollenspektrum absolviert, das von der Literaturverfilmung LIEBE IN ZEITEN DER CHOLERA bis hin zur Comic-Adaption X-MEN ORIGINS: WOLVERINE reicht. Um sich Zus zu nähern, ging er den massiven Unterschieden zwischen Zus und Tuvia auf den Grund. „Zus ist jemand, der ständig kämpfen will“, sagt Schreiber. „Zunächst glaubt er, dass es nichts Wichtigeres gibt, als andere für den Tod seiner Familie und das Leid, das er ertragen musste, bezahlen zu lassen.“

Letztlich ist es Zus‘ übermächtiger Wunsch zu kämpfen, der die Trennung von seinen Brüdern besiegelt und ihn in ein russisches Partisanen-Camp überlaufen lässt. Obwohl er dort die Chance erhält, seine Rache gegen die Deutschen auszuleben, stößt Zus auch auf überraschend viele Vorurteile. „Diese Erfahrung verstört Zus sehr“, sagt Schreiber. „Langsam beginnt er zu begreifen, dass er dort zu Hause ist, wo seine Brüder sind, und dass er zu seiner Familie gehört.“

Mit seinen schwer zu kontrollierenden Launen und seiner Neigung zu impulsiver Gewalt mag Zus kontrovers erscheinen. Liev Schreiber hütet sich jedoch davor, diese Figur aus heutiger Perspektive zu beurteilen. „Der Krieg kennt keine Moral“, sagt er, „und mit dieser Tatsache wurden nicht nur die Partisanen konfrontiert. Auch Zus wurde damit konfrontiert, Tuvia ebenfalls, und die Alliierten mit Sicherheit auch. Die Schrecken und Trauer, die diese Menschen bei ihrem Überlebenskampf durchlitten, sind für immer genau so ein Teil ihrer Geschichte wie ihr Heldentum.“

Ein willkommener Ausgleich zu der Intensität seiner Rolle war die enge Kameradschaft, die Schreiber und die anderen Schauspieler jenseits der Kamera entwickelten. „Daniel ging sehr spielerisch an die Sache heran, und wir haben viel geprobt“, erinnert er sich. „Ich mag es, wenn man ein Team von Leuten ist, die gemeinsam Ideen entwickeln. Im Lauf der Arbeit nahm Zus‘ Charakter immer mehr Gestalt an, und das war für mich sehr befriedigend.“

Jamie Bell, der junge britische Schauspieler, der mit seiner beeindruckenden Leistung in der Titelrolle von BILLY ELLIOT über Nacht berühmt wurde, spielt Asael, den dritten Bielski-Bruder. Zuletzt konnte man Bell in zwei sehr unterschiedlichen Rollen sehen: in der verschrobenen Independent-Produktion HALLEM FOE und im Science-Fiction-Thriller JUMPER. „Tuvia und Zus geraten ständig aneinander, und Asael steht immer zwischen den Fronten, wie es in Familien häufig vorkommt“, sagt er. „Mir gefiel, dass Asael seine Familie zusammenhalten will, dass er Loyalität schätzt und dass er sich entwickelt: vom Mann in der Mitte zur eigenständigen Persönlichkeit.“

Asael ist es auch, der Tuvia hilft, die Last der Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen. „Asael bewundert seinen Bruder, so wie es jüngere Brüder häufig tun, doch wenn er merkt, dass Tuvia schwächelt, bringt er den Mut auf, zu ihm zu gehen und zu sagen: ‘Gib jetzt nicht auf! Du darfst dich nicht vom Weg abbringen lassen. Werde der, der du werden wolltest.“

Bell erinnert sich, wie sehr es ihrem Spiel half, dass sich die Darsteller auf Anhieb verstanden. „Es war faszinierend, wie schnell Liev, Daniel und ich diese brüderliche Dynamik entwickelten. Auch an Tagen, an denen wir nur am Set abhingen, benahm sich Daniel mir gegenüber wie ein großer Bruder. Mir fiel es leicht, zu ihm aufzublicken. Er ist ein fantastischer Schauspieler, scheinbar unbeeindruckt von seinem schnellen Ruhm, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere alles im Griff hat. Und das Beste: Filmemachen ist seine absolute Leidenschaft!“

Ähnlich unverhofft wie seine Brüder findet auch Asael eine „Wald-Ehefrau“. „Was ich an Asael interessant finde, ist, dass er zunächst sehr naiv wirkt und sich in Gegenwart von Frauen eher unwohl fühlt – umso rührender ist es, dass er im Verlauf des Films sogar heiratet“, sagt Bell.

Teil eines Ensembles zu sein, das mit jedem Tag am Set immer enger zusammenwuchs, war für Bell eine befriedigende Erfahrung. Dieses Gemeinschaftsgefühl galt nicht nur für die Hauptdarsteller, sondern auch für die Litauer, die kleinere Rollen spielten oder die Statisterie bildeten. „Jeder einzelne von uns wollte sein Bestes geben und arbeitete unglaublich hart“, sagt Bell. „Man hatte manchmal das Gefühl, Teil der echten Bielski Otriade zu sein.“

Dennoch gab es, sagt Bell, natürlich einen entscheidenden Unterschied: „Wenn ich abends zurück ins Hotel fuhr und mir ein heißes Bad gönnte, musste ich immer daran denken, dass diesen Menschen so etwas nicht vergönnt war. Tagein, tagaus lebten sie im Wald, in eisiger Kälte und im Regen, im tiefsten Schnee und im Schlamm. Sie waren gezwungen dort zu leben, und jeder Moment war aufs Überleben konzentriert. Verglichen damit waren die Unannehmlichkeiten während der Dreharbeiten geradezu lächerlich.“

Produktion: Leben im Wald

Für die Bielskis beginnt im Wald ein unberechenbares, gefährliches Leben, das aber auch überraschend positive Dinge für sie bereithält. Während die Siedlung wächst und neben Kämpfern auch Lehrer, Ärzte, Kinder und alte Menschen dazu stoßen, stehen die Brüder plötzlich an der Spitze einer vielschichtigen Gemeinschaft, die nicht nur permanent bedroht ist, sondern vor Vitalität strotzt.

Wie viele andere Männer im Wald, begegnen auch alle drei Bielski-Brüder einer Frau, die großen Einfluss auf ihr Leben nimmt. Für Zwick war die Besetzung dieser „Wald-Ehefrauen“ ebenso entscheidend wie die Besetzung der Brüder. Um Tuvias lebenslange Gemahlin Lilka zu spielen – eine gebildete Frau, die Musik studiert hatte, aber im Lager eine extrem unabhängige, wilde Seite an sich entdeckt –, wählte Edward Zwick die junge Newcomerin Alexa Davalos, die zuletzt in Robert Bentons ZAUBER DER LIEBE und in DIE CHRONIKEN VON RIDDICK zu sehen war.

„Die Liebesgeschichte zwischen Tuvia und Lilka“, sagt Zwick, „ist eher unkonventionell. Denn sie sind überzeugt, dass ihre Aufgaben und Pflichten Vorrang haben vor den Gefühlen, die sie womöglich füreinander hegen. Die Szenen zwischen Daniel und Alexa sind dennoch wunderschön, gerade weil er sich ihr zunächst widersetzt, um dann schließlich seiner Sehnsucht nach Nähe nachzugeben.“

Alexa Davalos war von Lilkas großer innerer Stärke beeindruckt. „Ich glaube, es ist ihre Fähigkeit, für das einzustehen, was richtig ist, die Tuvia anzieht“, sagte sie. „Sie kämpft für ihre Überzeugungen, und diese Eigenschaft war bei Frauen damals eher selten. Außerdem ist es etwas, das sie und Tuvia teilen.“ Davalos glaubt, dass Szenen wie die, in der Lilka und Tuvia gemeinsam in seinem Strohbett liegen, abseits der sie umgebenden Gewalt und Angst, den Film so menschlich machen und ihn weit über das Niveau einer simplen Kriegs-Story heben. „Daniel und ich haben viel darüber gesprochen, wie wir diese Beziehung spielen sollen“, erinnert sie sich. „Und dann sind wir einfach ins kalte Wasser gesprungen. Daniel kann sich wunderbar öffnen. Ich glaube, es sind Momente wie diese – die auch im wirklichen Leben passieren –, die dem Film seine Lebensfreude geben. Im Grunde ist DEFIANCE kein Film über Tod und Sterben, vielmehr handelt er vom Überleben und davon, das Leben möglichst in vollen Zügen auszukosten.“

Ein weiterer bemerkenswerter Nachwuchsstar im Ensemble von DEFIANCE ist Mia Wasikowska. Sie spielt die Rolle des Stadtmädchens Chaya, das Asaels Herz erobert, als sich die beiden tagelang in einem engen Wurzelkeller verstecken. Um sich auf ihre Rolle vorzubereiten, beschäftigte sich Wasikowska – eine australische Schauspielerin, die als gestörte junge Gymnastikturnerin in der HBO-Serie „In Treatment“ eine aufsehenerregende Vorstellung gab – mit der jüdischen Kultur Osteuropas, las Bücher, schaute Filme. „Die Arbeit an diesem Film“, sagt sie, „hat mir so viel beigebracht. Er hat mir wirklich die Augen geöffnet.“

Neben Chaya versteckt sich auch Bella im Wurzelkeller, eine junge Frau, die sich in Zus verliebt und seinen Sinnes- und Perspektivenwandel entscheidend beeinflusst. Für die Rolle der Bella wählte Zwick die dänische Schauspielerin Iben Hjelje, die vielen aus dem Hollywoodfilm HIGH FIDELITY mit John Cusack in Erinnerung ist. Die Geschichte von DEFIANCE fesselte Hjelje auf Anhieb: „Was ich mit am interessantesten fand, war, dass die Geschichte ausnahmslos unter freiem Himmel spielt“, sagt sie. „Man macht sich so seine Gedanken darüber, wie schwierig es gewesen sein muss, in den Wäldern zu überleben, und trotzdem hatte es bestimmt auch etwas sehr Stimulierendes. Ich glaube, damals dachten alle, dass es besser ist, in Freiheit und unter freiem Himmel zu sterben, wenn man schon sterben muss… und sie wussten, dass diese Gefahr bestand.“

Lebendig wird die Siedlung auch durch ein bunt gemischtes Ensemble von Nebenfiguren. Zwei der interessantesten sind Shimon Haretz und Isaac Malbin, Intellektuelle, die sich einen endlosen Disput über die Kluft zwischen religiösem und weltlichem Leben liefern, ein Streitgespräch, das sie nicht einmal dann unterbrechen, wenn um sie herum Kämpfe toben.

Shimon, ein tief religiöser Mann, der früher Tuvias Lehrer war, verkörpert gewissermaßen eines der Hauptthemen des Films: die Beantwortung der Frage, welchen Platz Gott in einer Welt voller Leid und Zerstörung einnimmt. In dieser Rolle ist Allan Corduner zu sehen, der preisgekrönte britische Bühnen- und Filmschauspieler, der u.a. in Mike Leighs TOPSY-TURVY zu sehen war. Die Rolle hatte für Corduner besondere Bedeutung, denn sein Großvater starb in Auschwitz. „Ereignisse wie diese gab es viele, auch wenn nicht davon berichtet wurde“, sagt Corduner. „Solcher Widerstand war keine einmalige Sache, um so wichtiger ist, dass die Geschichte erzählt wird. Das Drehbuch ist eindrucksvoll, ohne sentimental zu sein, das gefiel mir gut. Vieles bleibt ungesagt, dadurch bekommt die Geschichte etwas Allgemeingültiges.“

Nachdem er Zwick kennengelernt hatte, wusste Corduner endgültig, dass er an dem Projekt mitwirken wollte. „Ich dachte, hier haben wir mal einen Regisseur voller Energie, Intellekt, Leidenschaft und Gefühl, und er versteckt es nicht einmal. Ich malte mir aus, was für eine aufregende Erfahrung es sein würde, mit ihm zu arbeiten“, erinnert sich der Schauspieler.

Was ihm zusagte, war auch die Verbindung zwischen Shimon und Tuvia. „Die beiden haben ein paar sehr tiefgründige Momente miteinander“, sagt Corduner. „Der Film zeigt das auf unsentimentale, manchmal sogar komische Weise. Trotzdem ist es sehr bewegend, diese beiden Männer dabei zu beobachten, wie sich näher kommen und gegenseitig Trost spenden.“

Untrennbar mit der Figur des Shimon verbunden ist sein Freund Isaac Malbin, der von Mark Feuerstein („The West Wing“ und WAS FRAUEN WOLLEN) gespielt wird. „Shimon und Malbin sind wie Estragon und Wladimir in Beckets ‘Warten auf Godot‘. Sie repräsentieren die Dialektik des intellektuellen jüdischen Lebens: brillante Geister, die die dramatischen Schrecknisse der laufenden Ereignisse zu begreifen versuchen. Ihr Verhältnis hat etwas von den typischen Beziehungen in jüdischen Familien, wo streiten, zanken und diskutieren ein Ausdruck von Liebe ist. In gewisser Weise halten sie sich mit ihren Diskussionen gegenseitig am Leben. Was ihnen zu schaffen macht, ist, dass sie in jener Welt, die sie verlassen mussten, wichtige Mitglieder der Gesellschaft waren; dort waren sie Denker, die anderen behilflich sein konnten, das Universum zu verstehen. Im Wald lässt sich damit jedoch wenig anfangen. Hier sind Männer gefragt, die etwas bauen oder mit Waffen umgehen können. Deshalb müssen sie sich umorientieren, sie müssen lernen, mit ihren Händen zu arbeiten, zu kämpfen, eben all das zu tun, was zum Überleben nötig ist.“

Produktion: Das Lager im Wald

Edward Zwick wusste von Anfang an, dass DEFIANCE eine komplexe, aufwendige Produktion erforderte, um die schreckliche historische Epoche in ihrem ganzen Ausmaß und mit der nötigen Subtilität darstellen zu können; von der Konzeption der Actionsequenzen über den Entwurf der Kulissen und Kostüme bis hin zu den eigentlichen Aufnahmen würde der Dreh epische Ausmaße annehmen. Einzig und allein die Tatsache, dass alle – Regisseur, Produzent, Stars, Nebendarsteller, das Team – gewillt waren, eine ungeheure gemeinschaftliche Anstrengung zu erbringen, machte den Film möglich. Zwick umgab sich mit einem außerordentlich versierten Team von Technikern und Künstlern, mit vielen von ihnen hatte er zuvor schon gearbeitet. Darunter der Oscar®-nominierte Kameramann Eduardo Serra, Szenenbildner Dan Weil und die Oscar®-prämierte Kostümbildnerin Jenny Beavan.

„Ed engagierte fast das gesamte Team, mit dem er bereits an BLOOD DIAMOND gearbeitet hatte, darunter Dan Weil und Eduardo Serra, beides außergewöhnlich begabte Künstler“, sagt Produzent Pieter Jan Brugge. „Der starke Eindruck, den der Film hinterlässt, ist nicht nur den Schauspielerleistungen zu verdanken, sondern auch der schieren Menge an Details – etwa die Vielschichtigkeit der Figuren, die ihren Kostümen, den Requisiten und dem Szenenbild zu verdanken sind. Das macht es dem Zuschauer leicht, eine Welt zu erleben, die er nie zuvor gesehen und von der er auch noch nie etwas gehört hat.“

Die vordringlichste Frage lautete: Wo soll der Film gedreht werden? Da Weißrussland aktuell eine Diktatur ist, kam ein Dreh am Originalschauplatz nicht in Frage. Eine umfangreiche Suche in den umliegenden osteuropäischen Ländern führte Zwick und sein Kreativteam nach Vilnius in Litauen. Dort entdeckten sie nicht nur ursprüngliche Landschaften, sondern fanden auch eine kleine, aber produktive Filmszene vor.

„Die litauischen Wälder sind absolut phantastisch“, sagt Brugge. „Nachdem wir sie inspiziert hatten, wussten wird, dass wir keine Gegend finden würden, die sich besser für den Film eignen würde. Es war natürlich enorm hilfreich, dass unser Drehort weniger als eine Stunde von der Stadt entfernt lag.“

Diese Stadt enthüllte viele bewegende Erinnerungen an das, was die Juden von Vilnius erleiden mussten, als die Wehrmacht im Juni 1941 einmarschierte, umgehend 21.000 Juden tötete und die Übrigen in zwei gefängnisartige Ghettos im alten jüdischen Viertel pferchte. 1943 wurde das Ghetto aufgelöst, die wenigen Überlebenden wurden in Konzentrationslager in Estland und Polen verschleppt, oder sie wurden ermordet und in den nahe gelegenen Wäldern in Massengräbern verscharrt. Von geschätzten 60.000 Juden, die es ursprünglich in Vilnius gab, leben heute nur noch wenige dort. Die waren allerdings begeistert von den Dreharbeiten; einige von denen, die damals in die Wälder geflüchtet waren, besuchten das Set und waren erstaunt, wie authentisch alles wirkte. Manche arbeiteten sogar als Statisten mit.

„Wir fanden es sehr bewegend, an einem Ort zu drehen, an dem Ereignisse passiert sind, wie sie auch im Film vorkommen“, sagt Zwick. „Man glaubt unweigerlich, die Geister der Vergangenheit zu spüren. Die Vergangenheit ist überall präsent, deshalb möchte man ihr gerecht werden. Man möchte ihren Geist heraufbeschwören und ihn am Leben halten, indem man eine Geschichte gestaltet, die auch noch künftigen Generationen erzählt wird.“

Von seinem Kameramann Eduardo Serra, der für die Kostümfilme DAS MÄDCHEN MIT DEM PERLENOHRRING und DIE FLÜGEL DER TAUBE mit Oscar®-Nominierungen geehrt wurde, erwartete Zwick, dass er mit seinen Bildern eine sinnliche Direktheit schuf, weniger eine exakte historische Nachbildung. „Wir wollten, dass der Zuschauer das Gefühl hat, die Dinge passieren genau in dem Moment, in dem er sie sieht. Wir wollten, dass die Bilder weder zu verstaubt noch zu modern und aufdringlich wirken, denn das hätte von der Geschichte abgelenkt“, erläutert Zwick. „Die tiefstehende Sonne des Nordens sorgte auf natürliche Weise für blasse Farben, die die Dunkelheit der Wälder noch betonten, das feuchte Moos, den verdeckten Himmel, und wie es sich angefühlt haben muss, monatelang an diesem Ort zu leben.“

Viele Stunden verbrachte man in russischen Foto-Archiven, wo unzählige bewegende Aufnahmen von Partisanen lagern, denen es gelungen war, ihre Erlebnisse zu dokumentieren. „Es gibt so viele provokante Fotografien, nicht nur aus Weißrussland, auch aus Litauen, der Ukraine, Polen. Eine echte Schatztruhe“, erinnert sich Zwick.

Obwohl ihnen modern wirkende Action-Szenen vorschwebten, widerstanden Serra und Zwick der Versuchung zu übertrieben kunstvollen Kamerabewegungen; schließlich sollten die Geschichte und die Figuren im Vordergrund stehen. „Manchmal muss man der Geschichte aus dem Weg gehen und dafür sorgen, dass sie sich quasi von selbst erzählt“, sagt Zwick. „Das Leben der Menschen, von denen wir erzählten, ließ uns demütig werden und verstärkte unseren Wunsch, sie mit unserem Film ernsthaft zu würdigen.“

Mit ähnlichen Intentionen ging Szenenbildner Dan Weil ans Werk, zu dessen bemerkenswerten Arbeiten Filme wie SYRIANA und DIE BOURNE IDENTITÄT gehören. Weil baute die Waldsiedlung weitgehend in Handarbeit auf, Nagel für Nagel, so wie es die Bielski Otriade Jahrzehnte zuvor getan hatte – er ging dabei so weit, auch die Erdhütten, die sogenannten Ziemlankas, auszuheben, in denen die Dorfbewohner auf Strohmatten schliefen.

„Dan hackte buchstäblich Holz und baute die Dinge genau so auf, wie es wohl damals im Wald geschehen ist“, erinnert sich Brugge. „Das Team sollte ungefiltert spüren, wie es für diejenigen gewesen sein musste, die das alles durchlebt hatten.“

Kostümbildnerin Jenny Beavan – die bereits acht Mal für den Oscar® nominiert wurde und ihn einmal, für den Merchant-Ivory-Klassiker ZIMMER MIT AUSSICHT, erhielt – sah sich vor eine ähnliche Herausforderung gestellt: Sie musste die Figuren anhand von Kleidung charakterisieren, die häufig aus nicht mehr als Lumpen bestand. „Jenny ist es trotz des geringen Budgets gelungen, jede Figur so einzukleiden, dass man ahnt, welches Leben sie führte, bevor sie in den Wald floh. Und sie verdeutlicht mit Hilfe der Kleidung auch, wie diese Menschen sich an ihre neuen Lebensbedingungen anpassten.“

Für die Schauspieler waren es einhellig Beavans Kostüme, die entscheidend dabei halfen, sich zu vergegenwärtigen, was ihre Figuren durchlitten hatten. „Jenny ist eine wahre Künstlerin“, sagt Alexa Davalos, „die weiß, dass sie dem Schauspieler eine zweite Haut verpasst. Ihre Kostüme fühlen sich einfach stimmig an, bis zur letzten Manschette. An Lilkas Kleidung kann man gut erkennen, dass sie an etwas festhält, das sie früher einmal war – obwohl sie jetzt Männerkleidung trägt, ein Jackett, Hosen und breite Gürtel. Jennys Kostüme waren für uns wirklich ein Geschenk.“

Die Dreharbeiten fanden nahezu ausschließlich im Freien statt, weshalb sie manchmal in echte Mühsal ausarteten, angefangen mit dem eisigen Wind, der von der Ostsee her wehte, über die feuchte Kälte und den Schnee im litauischen Tiefland. Doch das Team beschwerte sich praktisch nie. Statt dessen sprachen sie immer wieder über das bemerkenswerte Durchhaltevermögen ihrer historischen Vorbilder, und dass eine winzige Vorstellung dessen, was sie bei ihrem Überlebenskamp durchgemacht hatten, genügte, um sie immer wieder zu motivieren.

„Unsere Strapazen“, sagt Brugge, „lassen sich nicht mal ansatzweise mit den Strapazen vergleichen, die diese Menschen über viele Jahre erduldeten, als sie auf der Flucht in den Wäldern lebten. Aber wir konnten nachvollziehen, wie es damals gewesen sein muss, und das macht einen bescheiden.“

Produktion: Die Musik

Der letzte Farbtupfer, mit dem die Welt von DEFIANCE vollendet wurde, war die Musik. „Wenn ich übers Filmemachen nachdenke“, sagt Edward Zwick, „denke ich oft in musikalischen Begriffen. Ein Film besteht für mich aus Passagen, die allegro, andante oder adagio sind. Das Erzählen von Geschichten besitzt einen eigenen Rhythmus, schließlich will man dem Zuschauer genug Zeit geben, um bestimmte Momente zu erleben und auszukosten, bevor es weiter geht.“

Diese Musikalität spiegelt sich in dem ebenso schlichten wie berührenden Soundtrack von James Newton Howard, der nach BLOOD DIAMOND erneut mit Zwick zusammenarbeitete. Howard and Zwick beschlossen, den jungen Geiger Joshua Bell für die bewegenden, eindringlichen Violinsoli zu engagieren, mit denen sie auch den vielen ermordeten europäischen Künstlern Tribut zollen wollten. „Mir schwebte eine Filmmusik vor“, sagt Zwick, „die nicht nur historisch, sondern auch auf der Gefühlsebene stimmig ist. Der Klang der Violine ist aus der jüdischen Kultur Osteuropas nicht wegzudenken; es ist der Klang von all dem, was verloren ging. Deshalb stellten wir diesen Klang ins Zentrum und schmückten ihn dann aus.“

Zwick und Howard machten sich bereits frühzeitig Gedanken über die Filmmusik. „Es war unglaublich schön zu beobachten, wie James die musikalischen Themen entwickelte. Und atemberaubend, wie die Filmmusik heranreifte“, sagt der Regisseur. „James arbeitet unaufhörlich und ist unglaublich selbstkritisch. Die Melodien strömen nur so aus ihm heraus, aber er ist nie mit sich zufrieden. Ich glaube, wir haben genauso viel schöne Musik wieder verworfen, wie wir für den endgültigen Soundtrack behalten haben.“

Die Geschichte des Films berührte Howard, ähnlich wie Zwick, auf einer persönlichen Ebene. „Es hat mir viel Freude gemacht, diese Filmmusik zu schreiben, es war eine bewegende und auch eine bedeutsame Erfahrung für mich. Mein Vater war Jude. Darum glaube ich, dass der jüdische Teil meiner Seele sich in dieser Musik ausdrücken konnte“, sagt er.

Es machte James Newton Howard Freude, mit seiner Filmmusik die Vielseitigkeit der Violine herausarbeiten zu können. „Die Geige kann die ganze Palette menschlicher Emotionen ausdrücken. Sie kann fröhlich und übermütig klingen oder so, als würde sie klagen und weinen. Sie kann Sehnsucht und Trauer vermitteln, Gefühle, die in diesem Film natürlich stark vertreten sind“, sagt er. „Die Violine klingt per se schon sehr gefühlvoll, deshalb war es notwendig, die Musik im Zaum zu halten, damit sie nicht zu sentimental ausfällt. Meine Herangehensweise war minimalistisch, die Melodien des Soundtracks fußen auf einfachen Harmonien.“

Howard bereitete es besonders viel Freude, mit dem renommierten Geiger Joshua Bell zu arbeiten, der auch für den Soundtrack des Oscar®-gekrönten Films DIE ROTE VIOLINE die Solo-Partien eingespielt hatte. „Ich nehme selten Filmmusiken auf“, sagt Bell, „doch diese Geschichte war einfach zu interessant. Meine Familie hat jüdische Wurzeln – tatsächlich lebte meine Großmutter nicht weit von dort, wo die Geschichte spielt. Um so mehr wunderte ich mich, dass ich noch nie davon gehört hatte. Diese Geschichte hat mir die Augen geöffnet. Und als man mir schließlich Passagen von James Newton Howards Musik zukommen ließ, fand ich sie so wunderbar, dass ich mein Glück kaum fassen konnte, dass man mir diese Zusammenarbeit angeboten hatte.“

Bell teilt die Ansicht, dass die Geige den Figuren in DEFIANCE hinsichtlich ihrer Kraft und Leidenschaft entspricht. „Die Geige spielt eine bedeutende Rolle in der jüdischen Kultur in diesem Teil Europas, und ihr Klang trifft mitten ins Herz“, sagt er. „James und ich haben intensiv an der musikalischen Balance gefeilt – wir wollten unbedingt den richtigen Ton treffen: ausdrucksstark, aber nicht melodramatisch.“ Für Howard war es ungeheuer bewegend zu erleben, wie präzise Bell dies gelang. „Er ist einer unserer größten lebenden Geiger. Ich finde, dass durch seine Interpretation die Musik tausendmal besser klingt“, sagt der Komponist.

Nachdem die Filmmusik fertig eingespielt war, musste sie in den Film eingefügt werden, und auch dabei waltete das Prinzip Subtilität. „James Newton Howard handhabt seine Musik wie ein Skalpell, nicht wie ein Schwert“, sagt Cutter Steven Rosenblum. „Genau das brauchten wir für diesen Film. Ed und ich fanden die Musik so großartig, dass wir sie viel verschwenderischer eingesetzt hätten, wenn da nicht James gewesen wäre, der uns immer wieder bremste. Ihm war klar, dass der Film seinen eigenen Rhythmus besitzt, dem sich die Musik anpassen muss.“

Produktion: Die neue Bielski-Generation

Während der Arbeit an seinem Film stand Edward Zwick in engem Kontakt mit der weitläufigen Bielski-Familie – vor allem mit den Kindern von Tuvia und Zus, für die der Film die Chance bot, das Vermächtnis ihrer Eltern für künftige Generationen zu bewahren.

Ihr Leben lang haben sich die Bielskis darum bemüht, dass die Geschichte ihrer Eltern publik wird. Sie erinnern sich, dass sie als Kinder und Jugendliche hartnäckig bohren mussten, um auch nur die winzigste Information darüber zu erfahren, was in der Familie vor ihrer Geburt geschah. Mickey Bielski, Tuvias ältester Sohn, weiß noch, dass es Fremde waren, von denen er die unglaublichen Geheimnisse aus der Vergangenheit seines Vaters erfuhr. „Lange bevor mein Vater es tat, hatten mir andere Überlebende bereits davon berichtet“, sagt er. „Es passierte, dass jemand aus heiterem Himmel etwas Dramatisches erzählte, etwa ‘Dein Vater hat mir das Leben gerettet‘, und ich hatte keine Ahnung, wovon die Rede war. Andererseits stachelte es meine Neugierde an.“

Tuvia Bielski fiel es schwer, ähnlich wie vielen anderen Holocaust-Überlebenden, über die Vergangenheit zu sprechen. Statt dessen konzentrierte er sich darauf, seinen Kindern in den USA eine bessere Zukunft zu ermöglichen. „Ich glaube, meine Eltern wollten einfach ganz normale Leute sein“, sagt Mickey, „die sich um ihre Familie kümmern. Trotzdem wurde uns irgendwann klar, dass sie eine sehr spezielle Vergangenheit hatten.“

Ihre Kinder waren es auch, die den Eltern Mut machten, sich weiter zu öffnen. Leicht fiel es ihnen jedoch nie. Robert Bielski, einer von Tuvias Söhnen, erinnert sich: „Meinen Vater nahm es sehr mit, wenn er von der Vergangenheit erzählte. Mit zunehmendem Alter wurde es immer schlimmer. Deshalb war es schwierig, die vollständige Geschichte von ihm zu erfahren. Normalerweise legte er schwungvoll los, doch dann regte es ihn so sehr auf, dass er nicht weiter erzählen konnte.“

Doch das Interesse der Kinder zeigte Wirkung. „Nachdem sie begriffen hatten, wie wichtig es für uns war“, erinnert sich Ruth Bielski, Tuvias Tochter, „fingen sie an, ihre Geschichte zu erzählen. Wir waren beeindruckt – und ich bin es heute noch!“

Zvi Bielski, einer von Zus‘ Söhnen, erinnert sich, dass sein Vater etwas gesprächiger war als dessen wortkarger älterer Bruder. „Er betonte stets, dass sie an den Nazis Rache genommen hatten. Darauf war er sehr stolz – aber am meisten machte ihn stolz, wie viele Menschenleben sie gerettet hatten. Das wahre Vermächtnis der Bielskis sind die vielen Menschen, die heute auf der Erde weilen – und die sonst vermutlich nie gelebt hätten.“

Dass ein Film in Planung war, fanden die Bielski-Kinder natürlich aufregend – weniger, weil er von ihren Eltern handeln würde, sondern weil es bedeutete, dass ihre bemerkenswerte Geschichte nicht mit ihren Erinnerungen sterben würde. „Mein Vater ahnte“, sagt Ruth Bielski, „dass die Geschichte nicht zu seinen Lebzeiten erzählt werden würde. Natürlich ist es traurig, dass er nicht mehr da ist, aber ich bin überzeugt, dass dieser Film seinen Erinnerungen gerecht wird und sie ehrt. Nun tragen wir die Verantwortung, die Geschichte an unsere Nachkommen weiter zu reichen – in der Hoffnung, dass diese das gleiche tun werden. Ich bin sicher, dass dieser Film dabei mithelfen wird.“

Als Edward Zwick die Familie zum ersten Mal in New York traf, erinnert sich Robert Bielski, schienen sich all ihre Hoffnungen endlich zu erfüllen. „Er beschrieb uns, wie er sich den Film vorstellte“, sagt er. „Wir hatten den Eindruck, dass er genau richtig lag – dass er spürte, um was es in der Geschichte eigentlich ging und wer die Brüder wirklich waren. Außerdem hatte er begriffen, wie ungeheuerlich die Tatsache ist, dass so viele Juden überlebt hatten – diese monumentale Vorstellung, dass da plötzlich 1.200 Menschen aus den Wäldern heraus traten, auf die fünf weitere Generationen folgen sollten…“

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